Naturbezüge, Ruhe und Bewegung realisieren

Spielplätze für Kinder unter drei Jahren Naturbezüge, Ruhe und Bewegung realisieren

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Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz (GALK)
1 Ein Steg in der Kita Eisenbahnstraße. Grafik: Markus Lüsse

Mit Inkrafttreten des "Gesetzes zur zusätzlichen Förderung von Kindern unter drei Jahren in Tageseinrichtungen und in Kindertagespflege" am 21. Februar 2013 gilt der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für alle Kinder in Deutschland ab dem vollendeten ersten Lebensjahr.

Hinterlegt mit Finanzmitteln in Höhe von 580,5 Millionen Euro für Investitionen aus dem Investitionsprogramm "Kinderbetreuungsfinanzierung" 2013 bis 2014 hat der Bund zusätzliche Mittel zur Errichtung weiterer 30000 Betreuungsplätze zur Verfügung gestellt. Ab 2015 sollen dauerhaft jährlich 75 Millionen Euro für die Kosten des laufenden Betriebes seitens des Bundes bereitstehen (vgl. Website BMFSFJ 17.12.2014). Von Inkrafttreten des Gesetzes bis heute unternehmen Länder und Kommunen enorme Anstrengungen, um diesen Anspruch zu erfüllen. So ist auch in die Krippen- und Kitalandschaft der Stadt Bremerhaven (rund 114000 Einwohner) erheblich Bewegung gekommen.

Zwischen 2,2 und 2,4 Millionen Euro pro Krippe mit 40 Plätzen investiert die Stadt in jeden neuen Standort. Im Dezember vergangenen Jahres fehlten zwar von den gesetzlich geforderten 960 Plätzen noch 160, doch gab es zu der Zeit 52 freie Plätze im Stadtgebiet. Für dieses und die kommenden Jahre wird der Bedarf jedoch erfahrungsgemäß stetig steigen und daher weitere Neu- oder Umbauten notwendig machen. Verbunden mit der Schaffung neuer Krippenstandorte ist in der Regel ein ausreichend großes Außengelände notwendig.

Die am 8. Juni 2012 in Kraft getretenen Richtlinien für den Betrieb von Tageseinrichtungen für Kinder im Land Bremen schreiben eine barrierefrei erreichbare Außenfläche mit zehn Quadratmeter pro Kind vor. Sie besagen außerdem, "bei fehlenden Flächen kann für ein- oder zweigruppige Tageseinrichtungen ausnahmsweise auf ein eigenes Außengelände verzichtet werden, wenn durch ein großzügiges Raumangebot und durch in der Nähe der Tageseinrichtung befindliche Grünanlagen oder Spielplätze vergleichbare Zwecke erreicht werden können." (RiBTK v. 8.6.2012, S. 282 bis 283).

Für Bremerhaven stand dieser Sachverhalt nie zur Diskussion. Sämtliche Kindertagesstätten erhalten jeweils ein ausreichend großes Außengelände. Trotz der Vielzahl der erforderlichen Neubauten und der laut Richtlinien geforderten Standortbedingungen "Tageseinrichtungen sollen weder an stark befahrenen, unübersichtlichen und besonders lärmintensiven Straßen liegen, noch in der Nähe von Anlagen, in denen gesundheitsgefährdende Gase, Dämpfe, Dauerlärm, störende Gerüche und Stäube entstehen", gestaltete sich die Suche in Bremerhaven nach geeigneten Flächen, die sich zudem im Eigentum der Kommune befanden, relativ unproblematisch.

Bei der bedarfsgerechten Standortfindung erwies sich der Vorrat an stadteigenen, freien Grundstücken, auch monetär als überaus wertvoll. Ohne ausreichende Flächenverfügbarkeit würde der Bau neuer Kitas durch den notwendigerweise erforderlichen Kauf geeigneter Grundstücke nicht nur erheblich teurer, auch die geforderten Qualitätsstandards könnten auf der Strecke bleiben.

Wohin das führen kann, zeigen beispielsweise die Städte Hamburg und Berlin, jeweils Zentren ihrer Metropolregion, die mit einer so genannten nachhaltigen Innen- und Nachverdichtung und explodierenden Boden- und Immobilienpreisen zu kämpfen haben. In diesen Großstädten ist die Kita ohne Außengelände seit Jahren nicht nur möglich, sondern häufig die einzige Chance und Voraussetzung für die Genehmigung deren Betriebs.

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Entwürfe: Makus Lüsse, Gartenbauamt Bremerhaven
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Entwürfe: Makus Lüsse, Gartenbauamt Bremerhaven

Die negativen Konsequenzen für den pädagogischen Alltag und die in den Einrichtungen betreuten Kleinen wären Thema eines gesonderten Beitrags. Für alle bis heute erstellten Kita-Neubauten der Stadt Bremerhaven erhielt das Gartenbauamt den Auftrag für die Planung und den Bau der Außenanlagen. Das Amt steht seit Jahrzehnten an dieser Stelle als fachlich kompetenter Dienstleister zur Verfügung. Die Behörde besitzt die umfassende Kompetenz auf den Feldern der Beteiligung (ausgebildete Moderatorinnen). In der kindgerechten individuellen und nachhaltigen Planung unter Berücksichtigung der unterhalterischen Belange und ist langjähriges Mitglied im Arbeitskreis "Spielen in der Stadt" der Gartenamtsleiterkonferenz (GALK).

Wo die Betreiber der Kitas bereits frühzeitig feststanden, wurden diese im Rahmen einer umfangreichen Beteiligung in die Planungen einbezogen. Die grundsätzlichen "Eckpfeiler" für die zukünftigen Freiflächen wurden durch das städtische Amt für Jugend, Familie und Frauen gesetzt. Die veranschlagten Kosten waren ein Kompromiss zwischen planerischem Wunsch und finanziellen Zwängen, der eine Obergrenze pro Außenanlage inklusive Stellplätze, Einfriedung und Mülleinhausung in Höhe von 200000 Euro vorgab. Wo ausschreibungsbedingt dieser Wert weit unterschritten wurde, konnte noch ein solides Gartenhaus finanziert werden.

Die Projektsteuerung für das jeweilige Neubauprojekt lag bei dem städtischen Immobilienbetrieb Seestadt Immobilien, der die Grundstücksbereitstellung, Erschließung und den Hochbau organisierte. Das mit den Beteiligten erfolgte Setzen von Standards half die Abstimmung und spätere Umsetzung im Detail zu vereinfachen und die Qualität zu sichern. Hierbei wurden u. a. Abtrittroste, Schließrichtungen und Mechaniken von Außentoren, Oberflächenbeläge und Zaunhöhen festgelegt.

Keinesfalls geriet dabei der Wunsch nach der individuellen Note einer jeden Anlage durch immer wiederkehrende Gestaltungselemente, die den Eindruck einer Einheits-Kita erzeugen würden, unter die Räder. Der vom Gartenbauamt bei jedem Projekt erhobene Anspruch auf eine individuell auf die Bedarfe der Nutzerinnen und Betreiberinnen zugeschnittenen sowie auf die Eigenart der städtebaulichen Lage bezogenen Gestaltung wurde an jedem Standort realisiert.

Neben diesem Anspruch spielen die für einen gut funktionierenden Aufenthaltsraum erforderlichen Kriterien wie Naturbezug, Ruhe- und Bewegung, Sonne und Schatten, unterschiedliche Bodenbeläge, räumliche Distanzen, Barrierefreiheit, Sicherheit und das Anbieten von positiven Reizen für eine optimale frühkindliche Entwicklung eine entscheidende Rolle. Der neue, besondere Planungs-Aspekt war der so genannte U3-Bezug. Alles musste sich an den Bedürfnissen der Altersgruppe unter drei Jahren orientieren.

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2 Gräserversteck mit weichen, rauschenden Pflanzen. Foto: Markus Lüsse
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3 Stele mit einer integrierten Murmelbahn. Foto: Markus Lüsse
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4 Stele in Form eines Segelschiffs. Foto: Markus Lüsse
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5 Spielband Kita Eisenbahnstraße. Foto: Studio B
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6 Der Stangenwald in hellen Farben und Gräseroptik.

Die vier hier vorgestellten vom Gartenbauamt Bremerhaven in den Jahren 2012 bis 2014 hergestellten Krippen-Außenflächen sind sich in ihrer Grundstruktur und inhaltlichen Konzeption ähnlich, unterscheiden sich jedoch in ihren gemeinsam mit den Beteiligten gesetzten Themen "Düne", "Wiese", "Wald" und "Entdecker", die sich gestalterisch auch von innen nach außen ziehen. Die thematischen Bezüge werden insbesondere durch die Bepflanzung, die Auswahl der Spielgeräte mit themenbezogenen Applikationen, individuellen und durch Bodenmodellierung hergestellt.

An das Gelände für eine Krippe werden komplexe Ansprüche gestellt. So sind die Anforderungen der 0-3-jährigen Kleinkinder gemäß ihren Entwicklungsphasen sehr unterschiedlich und die der Betreuer ebenso zu berücksichtigen. Besonderes Augenmerk muss auf eine sichere Gestaltung gelegt werden. Denn in dem Alter der unter Dreijährigen besteht noch keine Gefahreneinschätzung. Zudem wird das Gelände von Babys, die ausschließlich getragen werden oder in einem Kinderwagen liegen, anders wahrgenommen als von Kindern, die gerade laufen lernen oder ihre Welt bereits durch Klettern, Springen oder Fahren erkunden. Für jede Entwicklungsstufe und jeden Aktionsradius muss das Gelände Anreize, Erfahrungsmöglichkeiten und Sicherheit bieten.

Alle Außenanlagen sind von ihrer Textur klar und übersichtlich gegliedert. Die Zonierung des Geländes erfolgt über Bewegungsbereiche, bewegungsarme Aufenthaltsareale, aktive und passive Sandspielzonen sowie der naturnahen Insel und bespielbaren Pflanzbereiche. Umgesetzt wurde dies über die Grundstruktur des hier so bezeichneten "Spielbandes". Dieses gliedert unterschiedliche Bereiche vom aktiven Gerätespielbereich bis hin zum ruhigen Buddelbereich. Die Vernetzung der Aufenthaltsbereiche fördert die Kommunikation und die Möglichkeit der psycho-sozialen Kontaktaufnahme. Kinder haben auf den Flächen die Möglichkeit und den Platz sowohl in der Gruppe zu spielen als auch allein für sich das Gelände zu erleben. Jedes Spielband ist individuell in Räume aufgeteilt. Bei der Krippe mit dem Thema "Düne" wird das Spielband beispielsweise von einem Steg unterbrochen, der vom Gebäude bis zum Endpunkt des Gartens führt. Den zentralen Mittelpunkt der Außenanlagen bildet eine lange Bande aus Sandsteinblöcken und Bänken, an denen Laufen, Hochziehen und Klettern ermöglicht wird und der gleichzeitig den Betreuerinnen einen adäquaten Aufenthaltsbereich bietet. Ein weiterer Bereich in dieser Anlage sind Rasenflächen mit Hügelmodellierung, ein großzügiges Dünen-Gräserversteck, eine große Sandfläche mit "Entengezeter"-Nestschaukel und Spielschiff, Pflanzungen, Bänken und einem weiteren Sandspiel- und Sandbereich mit Schaukel und Entennetz. Holzstelen mit geschnitzten und bemalten Meerestieren und Symbolen, wie z.B. Muscheln und Schiffe unterstreichen den thematischen Bezug. Rasenflächen, eine Naturzone und Randbereiche als Streifzonen ermöglichen Verstecken, Riechen und Erkunden. Naturnah wurde in diesen Krippen die Pflanzung ganz gezielt auf den U3 Bereich abgestimmt. Was die Auswahl der Pflanzen und damit teilweise auch das Erleben von Früchten sehr stark einschränkte. Trotzdem wurde auf sinnliche Aspekte wie Riechen, Sehen sowie Fühlen besonderer Wert gelegt.

Bei der Krippe mit dem Thema "Wiese" laden unterschiedliche Bodenbeläge auf der Terrasse zu besonderen sensomotorischen Erfahrungen ein. Maulwurfsähnliche bunte Hügel aus gebundenem Fallschutzbelag wurden in die Pflasterflächen integriert und bilden somit einen visuellen Bezug zum Thema. Auch hier gliedert das Spielband in verschiedene Räume. Rasenzonen die durch den Baumbestand beschattet sind, werden durch Mauerblöcke vom Sand- und Bewegungsbereich gegliedert. Der zentrale Mittelpunkt ist die Achse, die sich aus dem Gebäude herausentwickelt. Auch bei dieser Planung wurden die Spielgeräte individuell zu dem Thema "Wiese" geplant und auf das Alter U-3 abgestimmt. Vertikale Elemente wie Holzstangen in Gräseroptik und die Ansiedelung von einzelnen Pflanzen, die an eine Streuobstwiese erinnern schaffen eine freundliche Atmosphäre.

Alle Außenflächen verfügen über eine großzügige gepflasterte Terrasse, die eine Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten bietet. Durch die Zugänglichkeit aus jedem Gruppenraum ist die Terrasse sowohl Sammelpunkt wie auch ungehinderter Querungsraum. Der Blickkontakt von drinnen nach draußen ist somit ungehindert möglich. Damit lässt sich die räumliche Situation für die Kleinen besser einordnen. Die geschwungene Terrasse ist ein sicherer Ausgangspunkt. Von hier aus können sich die Kinder den Raum aneignen. Auf den gepflasterten Flächen können Kinder mit ihren Fahrzeugen fahren, die Welt der Erwachsenen imitieren, krabbeln und laufen lernen. Hier kann bei gutem Wetter gegessen werden oder es können Gruppenangebote stattfinden. Im Planungsprozess wurde frühzeitig die Auswahl der Materialien festgelegt und bei jeder der vier Krippen auf eine besondere Ebenmäßigkeit im Bereich der Wegedecken geachtet. Hier war der Ansatz, Wegedecken umzusetzen, die nicht zu rau und klein gegliedert, aber auch nicht zu glatt sind.

Zunehmend wichtig ist die gezielte Beschattung auf dem Außengelände. Idealerweise gab es schon Bestandsbäume, unter denen die Ruhebereiche wie auch Buddelbereiche angelegt wurden. Die besonders exponierten Lagen wurden zusätzlich mit großen Sonnenschirmen (4 x 6 Meter) geschützt. Des Weiteren wurden auch Gehölze gepflanzt, damit sie zukünftig optimale Schattenspender werden.

Grundlage jeder Planung sind besonders die entwicklungspsychologischen Ansätze, wobei das Erleben von Natur eine elementare Rolle spielt. So muss das Außengelände einer Krippe sensomotorische Anreize bieten. Gerade im urbanen Umfeld der Stadt Bremerhaven, in denen Verkehr, enge Wohnverhältnisse, kleine Gärten, und nur wenig Natur den Lebensraum der Kinder bestimmen, erleben Kleinkinder deutliche Einbußen ihrer Bewegungsmöglichkeiten und Naturerfahrungen. Um einen Mangel am Erleben und Entwickeln ihrer psychischen und emotionalen Fähigkeiten auszugleichen, ist es notwendig in der Planung von Krippen-Außenflächen sinnvolle und kindgerechte Spiel- und Erfahrungsräume zur Verfügung zu stellen. Dies war eine besondere Herausforderung für die Planung. Der natürliche Bewegungsdrang der Kleinkinder soll gefördert werden. Dies erfolgte nicht nur durch altersgemäße und individuell auf die Themen zugeschnittene Spielgeräte, sondern auch durch Bodenmodellierung, Bodenbeläge, Streifzonen, Bepflanzung und unterschiedlich gegliederte Bereiche. Die Außengelände sind eine Kombination aus Spiel- und Bewegungslandschaft, aus Rückzug- und Ruhezonen. Für Kleinkinder ist diese Kombination sehr wichtig. Daher laden die geplanten Gelände zu aktivem Spiel, zu Eigeninitiative und Erkundung ohne ständige Anleitung durch die Betreuer ein.

Spielflächen im U3-Bereich müssen selbsterklärend sein, da Kleinkinder erst ab einem Alter von etwa 18 Monaten einfachen Aufforderungen Folge leisten können. Sie bieten neben den aktiven Anreizen auch Raum für ruhige Besinnung und Platz zum verarbeiten aller Sinneseindrücke. Auf den Rasenflächen toben, auf Sitzblöcken und Spielgeräten klettern, schaukeln, rutschen, stehen, sich hochziehen und springen. Rückzugsmöglichkeiten geben die Spielhäuser, Buddelbereiche, Gräserverstecke, Streifzonen, Sitzblöcke oder auch die Entdeckerkisten. Wichtig für Kleinkinder ist die Atmosphäre eines Raumes oder Platzes. Eine freundliche einladende Atmosphäre wurde durch die ansprechende Ästhetik geschaffen. Hierbei spielte die Auswahl der Farben eine große Rolle. So wurde beispielsweise der Stangenwald möglichst hell und dadurch einladend gestaltet. Beim Thema Entdecker befinden sich auf dem Gelände freundliche Holzwichtel in unterschiedlichen Größen. Beim Thema Wiese wurde auf eine themenbezogene Pflanzenauswahl Wert gelegt. Die ansprechende und phantasievolle Gestaltung in Verbindung mit Offenheit und Überschaubarkeit vermittelt Wohlbefinden und Sicherheit. Auch die Unfallkasse Hessen benennt diese Notwendigkeit deutlich mit "Grundbedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit" (S. 5 in Außengelände für Krippenkinder).

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7 Spielbereich Kita Batteriestraße. Foto: Studio B
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8 Bewegung und Spaß
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9 Kinder entdecken.
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10 Gebäude und Außenbereich im Einklang. Foto: Irene Jatzkowski

Dies ist besonders im U3-Bereich elementar. Kleinkinder müssen ihre BetreuerInnen in Sichtweite haben, um sich rückzuversichern und aus dieser Sicherheit herauszuwagen. Sie benötigen einen verlässlichen Anlaufpunkt. Kinder erleben ihre Umwelt mit allen Sinnen. Sie brauchen Abwechslung, Perspektivwechsel und einen interessanten Außenraum, den sie mit allen Sinnen erleben können, ohne durch ein Zuviel an Reizen überfordert zu werden. Hier gilt: "weniger ist mehr". Die eingesetzten Klangspiele, Zerrspiegel, Entdeckerkisten, Maltafeln, in Robinenstelen gefräste Murmelbahn, in Stämme eingefräste Mulden zum Ablegen von Steinen, Laub und Gras, themenbezogenen Holzfiguren, kleinen Gucklöchern in Holzstelen, die an Spechtlöcher erinnern und bunte Guckfenster sprechen die Sinne an und motivieren die Kinder zum Erleben, Experimentieren, Staunen und Einbringen ihrer Kreativität und Schaffenskraft. Unterschiedliche Bodenbeläge wie Stein, Holz, Kunststoff, Sand, Rasen, Gräser und andere Pflanzungen und Bodenmodelierungen, die sich mal hart, mal weich oder elastisch anfühlen, lassen vielfältige sensomotorische Erfahrungen zu. Zudem erfahren die Kinder durch das Experimentieren mit den unterschiedlichen Materialien und Modellierungen (Sand durch die Hand rieseln lassen, mit dem Rutscheauto über Stein oder Kunststoffbelag fahren) Kontinuität und Veränderung.

Bei der Umsetzung der Planung wurde dem Aspekt der Naturerfahrung und der bespielbaren Wildnis besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Die Freiräume bieten den Kindern unerschöpfliche Möglichkeiten von Naturerlebnissen. Natur animiert durch ihre Vielfalt, durch ihren stetigen Wandel und ihre natürliche Lebendigkeit. Sie steht für Kontinuität und Veränderung. Gräser, Stauden, niedrige Gehölze, Sand, markante Solitärgehölze, Wasser, Erde, Laub, Steine, Licht und Schatten bieten den Kindern viele Erfahrungsmöglichkeiten. Kräuterschnupperbeete, Streifzonen als bespielbare Wildnis, ein Gräserversteck sowie symbolisierte Naturbestandteile wie der nachgeahmte Bachlauf als blaues Kunststoffband, ein Stangenwald, Gräserstangen und themenbezogene Tiersymbole aus Holz wurden in den Krippengeländen eingesetzt und erfreuen sich großer Beliebtheit. Der Einsatz von weichen hohen Gräsern hat sich bewährt, in denen Kinder spielen oder sich verstecken können. Die angewandten Gräser sind robust, weich, rauschen und bewegen sich im Wind. Auch diese wurden in der Planungsphase auf U3 Tauglichkeit hin überprüft und erprobt.

Allen Außenanlagen gleich ist der Einsatz individuell geplanter Spielgeräte. Hier wurde im Besonderen auf die Nutzergruppe U-3 geachtet. Geräte für Ü-3 Kinder wurden nicht einfach herunterskaliert, sondern in Austausch mit den Fachfirmen als Spielgeräte für Krippenkinder entwickelt. Um eine möglichst große Ideen- und Gestaltungsvielfalt zu erzielen, wurde in der Planungsphase der Kinderkrippen ein kleiner Wettbewerb speziell für die Spielgeräte ausgelobt. Dies begünstigte auch den Kostenrahmen, so dass individuell gebaute Spielgeräte im Vergleich zur Katalogware wirtschaftlich vergleichbar waren. Individuelle Planung im Gerätebereich kann deutlich stärker auf die Nutzergruppen und die örtlichen Begebenheiten eingehen.

Im U-3 Bereich ist eine der wesentlichen Planungsmaßgaben die Sicherheitanforderung der DIN EN-1176 und der Gesetzlichen Unfallkasse, GUV. Frühzeitig sollte in der Planungsphase die Unfallkasse beteiligt werden, damit es im Rahmen der Fertigstellung nicht zu Diskussionen über die Unfallsicherheit kommt. Da sich die Normung nicht im Detail auf den Krippenbereich bezieht, muss hier darüber hinaus auf fachliche Erfahrung aus der Entwicklungspsychologie zurückgegriffen werden. Da oft ausschließlich der Sicherheitsaspekt berücksichtigt wird, führt dies in der Planung der Außenanlagen oft zu Orten, die wenig Bewegungsanreize bieten und Kinder in ihrer motorischen Entwicklung wenig anregen oder sogar behindern. Dies wiederum führt zu einem Mangel an Lernerfahrungen, was im Folgenden das Unfallrisiko noch erhöht. Da sich die Kinder im Krippenbereich nicht ohne Aufsicht auf dem Außengelände aufhalten dürfen, sollte der Nutzer auch in puncto Sicherheit an der Planung beteiligt und mit einbezogen werden.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass Kinder nicht durch präsentierte formalisierte Vorgaben lernen, sondern durch sinnliche Erlebnisse. Dies zu fördern und altersgemäß bereitzustellen, ist die Herausforderung in der Spielraumplanung.

Dipl.-Ing. Thomas Reinicke
Autor

Landschaftsarchitekt, technischer Amtsleiter des Gartenbauamts Bremerhaven

Dipl.-Ing. Markus Lüsse
Autor

Landschaftsarchitekt im Gartenbauamt Bremerhaven

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