Ein Erfahrungsbericht zu Aerifizieren, Mahd, Düngen und Bewässern

Sportrasenkonzept Offenburg

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Mahd Naturrasen
Abb. 1: Das Karl-Heitz-Stadion an der Kinzig mit dem Gifizsee im Hintergrund. Foto: Ulrich Marx

Die Sportstadt Offenburg unterhält allein in der Kernstadt eine Gesamtfläche von über 60.000 Quadratmetern Sportrasen, die von sechs Vereinen gepachtet werden. Hinzu kommen Sportrasenanlagen in den Ortsteilen und weitere Vereine. Die Pflege des Sportrasens wird von den Technischen Betrieben der Stadt ausgeführt.

Die Fragestellung zur richtigen Pflege der Sportrasenflächen begann mit einer Debatte über die Anzahl der erforderlichen Mähgänge in 2017. Geregelt und festgelegt wurde die Jahrespflege über ein Leistungsverzeichnis mit 30 Mulchmahd-Schnitten, vier Standard Düngungen, Fünf mal Laub entfernen und einem Arbeitsgang zum Aerifizieren. Das Bewässern war Aufgabe der Vereine. Das Pflegekonzept erfolgte nicht entsprechend den unterschiedlichen Anforderungen der Plätze, sondern die Pflege aller Plätze wurde vielmehr über "einen Kamm geschoren".

Die zumeist einfachen Mutterbodenplätze kamen in die Jahre. Die Verdichtung nahm zu, die Bodenhorizonte wuchsen und die Rasenzusammensetzung veränderte sich. Rasenkrankheiten wie Dollarflecken oder Engerlinge traten besonders im Spätsommer auf. Zu den Schäden kamen die sich verändernden klimatischen Bedingungen hinzu. Sehr lang anhaltende Trockenzeiten und hohe Niederschlagsmengen an wenigen Tagen im Sommer und eine sich verlängernde Vegetations- und Spielzeit bis weit in den Dezember hinein, schwächten zunehmend die Rasenplätze. Die Vereine klagten über eine schlechte Rasenqualität und die Technischen Betriebe sahen sich nicht mehr in der Lage, den Jahrespflegeauftrag aus der Zeit Anfang 2000 wirtschaftlich umzusetzen.

Vor diesem Hintergrund hat die Stadtverwaltung andere Kommunen befragt, wie diese mit den Herausforderungen umgehen und welche Mittel dafür bereitgestellt werden, konnten aber nur wenig Erfahrungsberichte finden. Daher wurde eine zweijährige Testphase zur Optimierung der Rasenflächen an einem ausgewählten Platz gestartet. Mit Unterstützung von einem Rasenspezialisten und Fachbetrieben sollte ein eigens aufgestelltes, umfangreiches Pflegeprogramm getestet werden. Ziel war es, aus den Erkenntnissen ein differenziertes Sportrasenkonzept für Offenburg für die jährliche Beauftragung zu generieren.

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Abb. 2: Karl Heitz Stadion Offenburg, der Rasen wird aerifiziert. Foto: Technische Betriebe Offenburg, Abteilung Stadtgrün, Jens Köninger

Untersucht wurden folgende Fragestellungen:

  • Wieviel Schnitte sind abseits der FLL-Empfehlung (Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V.) tatsächlich erforderlich?
  • Sollte das Mähgut abgeräumt werden oder unterstützt die Mulchmahd mehr als sie schadet?
  • Welche Technik soll zukünftig bereitgestellt werden - Schlegel statt Spindel oder Sichelmäher?
  • Wie kann der zunehmenden Bodenverdichtung noch effektiver entgegengewirkt werden?
  • Wie kann die Bewässerung, die auch heute noch die größte Herausforderung ist, optimiert werden und zu einer Verbesserung der Scherfestigkeit der Rasendecke beitragen?
  • Welcher Dünger bietet ideale Nährstoffbedingungen für den Rasen?

Die Ergebnisse dieser Testphase sind in ein neues Sportrasenkonzept geflossen, das die Pflege differenzierter nach Alter der Anlage sowie nach Bodenaufbau und -zustand und nach Beanspruchung durch die Vereine betrachtet.

Folgende wesentlichen Punkte sind in dem neuen Sportrasenkonzept enthalten:

  • Die Flächen erhalten zu Jahresbeginn einen Tiefschnitt, der unter anderem die Ausbreitung der Lägerrispe (Poa supina) zurückhält.
  • Bei erforderlichen Nachsaaten im Jahr wird darauf geachtet, dass Weidelgras (Lolium perenne) zur Einsaat kommt.
  • Die meisten Anlagen erhalten 50-55 Schnitte im Jahr, wovon die Hälfte der Arbeitsgänge mit Schnittgutaufnahme durchgeführt wird. Bevorzugt kommen Spindelmäher zum Einsatz.
  • Alle Flächen werden mindestens einmal im Jahr vertikutiert und mit teils gebrochenem Quarzsand besandet.
  • Abgestorbene Pflanzenteile und Rasenfilz werden circa sechs mal im Jahr durch Striegeln und vier mal im Jahr durch Abkehren der Flächen beseitigt.
  • Die Düngungen werden jedes Jahr mit den Boden- und Wachstumsverhältnissen abgestimmt. Im zeitigen Frühjahr wird reiner Stickstoff gedüngt. Die späteren Düngergaben werden teils mit Phosphor und Kalium ergänzt.
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Abb. 3: Gelegentliches Überprüfen des Rasenprofils. Foto: Technische Betriebe Offenburg, Abteilung Stadtgrün, Jens Köninger

Weitere Maßnahmen wie das Aerifizieren, das Aufbrechen verdichteter Bodenhorizonte, und das Egalisieren der Flächen nach intensiven Spielphasen stehen im Programm. Eine Schlüsselaufgabe in der Pflege ist die richtige Bewässerung. Beregnet werden die Flächen durch die Platzwarte der Vereine im Intervallverfahren. Optimaler Beregnungszeitpunkt sind die frühen Morgenstunden. Auch in der Technik und Koordination der Pflege wurden Veränderungen eingeführt. Ein ausgebildeter Greenkeeper betreut heute übergreifend und in Ergänzung zur Arbeit der Platzwarte alle Sportrasenflächen und erkennt frühzeitig Probleme und Handlungsbedarf.

Einige Herausforderungen um die klimatischen und altersbedingten Veränderungen bleiben für die Sportrasenflächen und eine gute Bespielbarkeit bestehen. Sie müssen in Abständen erneut auf den Prüfstand gestellt werden, denn das Sportrasenkonzept gestaltet sich dynamisch. Gezeigt hat sich jedoch schon nach kurzer Zeit, dass die Anlagen durch eine angepasste Pflege länger betrieben und besser bespielt werden können und dass daraus die Zufriedenheit der Vereine wächst.

Im Rahmen der geplanten Offenburger Landesgartenschau 2032 wird das Karl-Heitz-Stadion mit allen Trainingsanlagen an den Südrand der Stadt verlegt. Die Stadt Offenburg nutzt damit das Potenzial, einen neuen Sportpark zu entwickeln, der vereinsgebundene und öffentliche Sportanlagen in einem großen Park vereinen wird. Herzstück des Sportparks Süd werden neben dem neuen Stadion circa 20.000 Quadratmeter neue Sportrasenflächen, die teilweise bis 2027 gebaut werden sollen und dann gilt es, diese mit der richtigen Pflege zu versehen und zu entwickeln.

 Katrin Helmchen
Autorin

Landschaftsarchitektin

Stadt Offenburg

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