Studierende planen urbane grüne Infrastruktur

Stadt der Zukunft

von:
Forschung und Bildung
1 Neue Bäume braucht die Stadt. Aber welche? Die Lehrveranstaltung „Stadt der Zukunft” im Bachelorstudiengang Landschaftsarchitektur an der Berliner Beuth-Hochschule brachte Studierenden viele neue Ideen. Daraus leitete sich auch eine Bachelorthesis zu verschiedenen für das Stadtklima geeigneten Baumarten und -sorten ab, die in einem kritischen Vergleich die Parameter und Ergebnisse der KLAM-Klimaartenmatrix, GALK-Straßenbaumliste und Projekt Stadtgrün 2021 analysierte sowie eine Umsetzungsevaluation der Berliner Stadtbaumkampagne anhand von mehreren Bezirksdatensätzen vornahm.Ein neu gepflanzter Schnurbaum (Styphnolobium japonica) im New Yorker Stadtteil Queens. Foto: Jörg-Ulrich Forner

Wie sieht die "Stadt der Zukunft" aus, wer lebt wo und wann in ihr und vor allem wie? Diese und ähnliche Fragen stellten sich die Studierenden des 7. Fachsemesters in der gleichnamigen Lehrveranstaltung im Bachelorstudiengang "Landschaftsarchitektur" an der Beuth Hochschule für Technik Berlin im Wintersemester 2019/20: Was passiert, wenn die Bevölkerungsmehrheit in den Städten wohnt und die Verdichtung der Wohnquartiere immer weiter zunimmt? Gelingt das Bewahren von Kulturleistungen und einer lebenswerten Existenz in ländlichen Städten und Gemeinden? Bleibt in modernen städtischen Lebenswelten ausreichend Grün für die Erholung, den Individual- und Breitensport, die gesundheitlichen und demografischen Belange sowie auch die städtische Biodiversität an Flora und Fauna gewahrt?

Welche Freiraumstrukturen sind schon autark, noch nachhaltig und gegenüber sich rhythmisch und dynamisch verändernden Umweltbedingungen langfristig resilient? Wie sieht es mit der Umweltgerechtigkeit in Deutschland und der konnektierten Welt aus? Bieten lokale Wetterextreme mit großen Intervallschwankungen auch Vorteile, die bislang nicht hinreichend wahrgenommen und genutzt werden? Können bereits adaptive Konzepte, partizipative Strategien oder kosten- und pflegeextensive Baulösungen in bundesdeutschen Kommunen gefunden werden oder lassen sich ganzheitliche Ansätze in anderen Kulturen nur noch weltweit finden? Gibt es bereits evidenzbasierte Erfahrungen mit sozialen und auch vegetativen Transformationsprozessen und ihren Rahmenbedingungen andernorts?

Woher kommt die Energie dazu und wie grün wird diese gewonnen? Wie sehen die Vorstellungen der urbanen Zukunft aus Sicht der nachfolgenden Fachgeneration an Planerinnen und Planern konkret oder abstrakt aus? Ist modulares Systemdenken zielführend oder verhindert dies integrative Planungsmethodik, um die angereicherten Fachkenntnisse aus den Köpfen der grünen, blauen und auch weißen Infrastruktur miteinander zu verschmelzen?

Nachdem in den vergangenen Jahren ein verstärkt entwurflicher, freiraumarchitektonischer und gestalterischer Schwerpunkt im Bachelorstudiengang Landschaftsarchitektur an der Beuth-Hochschule gesetzt wurde, war diesmalig bewusst ein holistischer Ansatz gewählt, der die Studierenden zur klaren Artikulation realistischer Visionen zukünftiger urbaner Lebensweisen und programmatischer Freiraumstrukturen animieren sollte.

Auftakt dieses Moduls war der Besuch des gesamten Studienjahrgangs an der Tagung "Grüne Städte für ein nachhaltiges Europa: "Stadt.Plant.Grün" zum Semesterbeginn im Oktober 2019 in Berlin. Die intensive Konfrontation mit aktuellen Theorien, wissenschaftlichen Erkenntnissen und empirischen Erfahrungen bot den Studierenden - und auch Lehrkräften - die gleichzeitige Möglichkeit, direkten Kontakt mit den Referenten aufzunehmen, kritische Fragen zu stellen und in einen fachlichen Diskurs einzusteigen.

Dezidierte Aufgabe der Lehrveranstaltung war die grafische Umsetzung eines individuell und frei gewählten Schwerpunktes zum Thema "Stadt der Zukunft" in Form eines wissenschaftlichen Plakates samt Erläuterungstext. Die mehr als 70 studentischen Ergebnisse wurden nach Ablauf der Bearbeitungszeit in ihren Gruppen, zum Teil am Hochschultag hochschulöffentlich präsentiert und erhielten somit die direkte Aufmerksamkeit der Hochschulleitung, die explizit alle Fachbereiche zur Beteiligung am Gestaltungsprozess für den Umzug der "grünen Studiengänge" in den final umgebauten Flughafen Tegel aufgerufen hatte. Einige der studentischen Visionen können nun auf den öffentlichen Strategietreffen für die Ausbildung im Studiengang "Landschaftsarchitektur" werben.

Aus den vielen bemerkenswerten Arbeiten können an dieser Stelle nur stellvertretend zwei Arbeiten gezeigt werden, die sich inhaltlich durch einen klaren Denkansatz besonders auszeichnen.

Gleichzeitig diente dieses Modul den Studierenden auch zur Verdichtung von im Studium erlernten Planungsmethoden sowie der Synopse der verschiedenen Instrumente wissenschaftlichen Arbeitens. Zudem ließ sich auch ein spannendes und zeitgemäßes Thema für die ebenfalls im 7. Fachsemester im Regelstudium eingeordnete Bachelorarbeit in der großen Bandbreite an zukünftigen Planungsherausforderungen für sich persönlich finden.

Schließlich bietet diese Lehrveranstaltung die Möglichkeit, sich gedanklich auf ein konsekutiv im anschließenden Sommersemester folgendes Masterstudium "Urbanes Pflanzen- und Freiraummanagement" an der gleichen Hochschule einzustellen, wo die behandelten Ansätze dann neben anderen schwerpunktartig vertieft und weiterentwickelt werden können.

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Prof. Dr.-Ing. Jörg-Ulrich Forner
Autor

Beuth Hochschule für Technik Berlin, FG Bautechnik, Bauabwicklung und Projektmanagement

Beuth Hochschule für Technik Berlin

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