Stadtnatur am Flusslauf der Fulda

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Stadtplanung Stadtklima
Verzahnung von Siedlungs- und Landschaftsraum: Fulda-Aue und angrenzendedörflich bis städtisch geprägte Stadtteile. Foto: Rudolf Karpe

Fulda ist mit seinen 24 überwiegend dörflich geprägten Stadtteilen durch das Nebeneinander von Stadt, Dorf und Landschaftsraum geprägt. Diese vielfältige Struktur der Flächennutzungen bedingt sowohl unterschiedliche Qualitäten, aber auch Belastungen der ökologischen Situation der Stadt. Aus historischen Gründen sind die Raumnutzungen ungleichmäßig im Stadtgebiet verteilt: Während in der westlichen Kuppenlandschaft die Landwirtschaft vorherrscht und sich im Norden ausgedehnte Waldflächen erstrecken, konzentrieren sich die bebauten Bereiche im Osten des Stadtgebietes. In der Kernstadt mit ihrer dichten Bebauung bestehen die typischen Umweltbelastungen innerstädtischer Lagen: ein hoher Grad an Bodenversiegelung, Beeinträchtigungen der Fließgewässer durch Einleitungen und Verbau, Schadstoffemissionen, Verlust natürlicher Lebensräume und vieles mehr. Bisher ist mit einem Anteil von rund 18 Prozent der Siedlungsflächenanteil relativ gering. Erwies sich die Bevölkerungsentwicklung in der Vergangenheit noch als stagnierend, sodass im Flächennutzungsplan aus dem Jahr 2014 Bauentwicklungsflächen zurückgenommen wurden, gehen aktuelle Prognosen von steigendem Zuzug und Bevölkerungswachstum aus. Möglichkeiten der Nachverdichtung und des Flächenrecyclings sind auszuloten, doch ist ein weiterer Landschaftsverbrauch durch neue Bauentwicklungsflächen unvermeidbar.

Fuldaaue fungiert als Ausgleichsraum

In vielen Bereichen reicht der Landschaftsraum in die Siedlungsschwerpunkte hinein und führt hier zu Entlastungen der Umweltsituation. Als ein wichtiger naturnaher Ausgleichsraum fungiert die Fuldaaue, die wie ein grünes Band das Stadtgebiet in Nord-Südrichtung quert. Hervorzuheben ist ihre klimatische Bedeutung: Sie versorgt die Kernstadt mit Kaltluft und wirkt in ihrem weiteren Verlauf als überregional bedeutsame Luftleit- und Sammelbahn. Vor allem die in der Aue anzutreffenden Schwemmlandböden in Verbindung mit häufiger auftretenden Hochwässern sind der Grund dafür, dass dieser Landschaftsraum bis heute von Bebauung weitgehend freigehalten und somit in seiner Gesamtheit erhalten werden konnte. Dies bietet die Chance wichtige Funktionen des Naturhaushaltes aber auch der Erholung in diesem Bereich zu fördern und zu bündeln. Schließlich zählt die Fuldaaue zu den wichtigsten Naherholungsgebieten der Stadt und ist mit dem überregionalen Fuldaauenradweg bedeutsam für den Tourismus der gesamten Region. Sie beherbergt verschiedene Schutzgebiete nach Naturschutzrecht (Naturschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiet, FFH-Gebiete) und zahlreiche Biotoptypen wassergeprägter Lebensgemeinschaften wie Auewälder, Röhrichte, Sümpfe oder Feuchtgrünland. Damit ist sie Rückzugsraum für seltene und geschützte Pflanzen- und Tierarten und eine wichtige Vernetzungsstruktur im Rahmen des Biotopverbunds.

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Stadtplanung Stadtklima
Naturschutzgebiet „Fuldatal bei Lüdermünd“ mit ausgedehnten Schilfröhrichten. Foto: Stadt Fulda
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Mit Weidenstecklingen sollen Ufergehölzsäume an der Fulda wiederhergestelltund Lebensräume z. B. für den Biber gefördert werden. Foto: Stadt Fulda

Bewirtschaftungskonzept für Grünlandflächen

Seitens des Naturschutzes wurden in der Vergangenheit verschiedene Maßnahmen zur Erhöhung der Lebensraumvielfalt, wie die Wiederherstellung von Altarmen, Initialpflanzungen zur Entwicklung von Auewald oder Maßnahmen zur Wiedervernässung in Angriff genommen. Die Extensivierung von Grünlandflächen in der Fuldaaue, ein Kernstück des städtischen Naturschutzkonzeptes, führte immer wieder zu Diskussionen mit der Landwirtschaft. Im Zuge einer von der Stadt Fulda durchgeführten Agrarstrukturellen Entwicklungsplanung wurde deutlich, dass Landwirte die stadteigenen Grünlandflächen mit naturschutzrechtlichen Bindungen pflegen (zum Beispiel Kompensations- und Ökokontoflächen) und bei einer sehr späten Mahd das Schnittgut nicht verwerten können.

Um diese Flächen trotz ihrer Nutzungsauflagen sinnvoll in die Betriebsabläufe der jeweiligen Höfe zu integrieren, hat die Stadt Fulda ein Grünlandbewirtschaftungskonzept erstellen lassen. Neben einer Grunddatenerhebung ausgewählter faunistischer Leitarten beinhaltet es Maßnahmen- und Pflegevorschläge zur Erhöhung der Artenvielfalt und Populationsdichte seltener und gefährdeter Arten. Die Nutzungsauflagen werden mit den Bewirtschaftern kommuniziert und im mehrjährigen Turnus einer Erfolgskontrolle unterzogen. Inzwischen ist der Biber im Stadtgebiet heimisch geworden. Hingegen gelang die Wiederansiedlung von Wiesenbrütern bisher nicht. Damit trifft der bundesweite Trend der weitreichenden Bestandsrückgänge von Vogelarten des Offenlandes auch die Stadt Fulda. Dennoch bleibt das Bemühen, durch produktionsintegrierte Naturschutzmaßnahmen zur Grünlandextensivierung geeignete Lebensraumbedingung zu schaffen.

Zusätzlich zur Fulda spielen deren zahlreiche Nebengewässer eine wichtige Rolle für die ökologische Situation der Stadt, insbesondere für den Wasserhaushalt. Während die Bachläufe im westlichen Stadtgebiet noch weitgehend als offene Fließgewässer erhalten werden konnten, sind lange Streckenabschnitte der Bäche innerhalb der Kernstadt verrohrt oder technisch ausgebaut. Für mehrere Bachläufe liegen Fachgutachten zur Revitalisierung der Auenbereiche vor, die schrittweise in solchen Bereichen realisiert werden, in denen städtische Grundstücke für Renaturierungsmaßnahmen zur Verfügung stehen. Als Umsetzungs-Instrumente greift die Stadt vor allem auf Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen oder Förderprogramme zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie zurück. So konnten in der Vergangenheit Verrohrungen sowie Sohlverbau abschnittsweise entfernt und zusätzliche Uferrandstreifen oder Ufergehölze entwickelt werden. Eine wichtige Aufgabe für die Zukunft wird im Rückbau ausgebauter Gewässerabschnitte in der Innenstadtlage liegen.

Ackerbauliche Nutzung im westlichen Stadtgebiet

Das westliche Stadtgebiet wird jedoch nicht nur durch seine kleinen Bachtälchen, sondern durch die bewegte Geländetopografie und die überwiegend ackerbauliche Nutzung geprägt. Die Landwirtschaft ist mit 44 Prozent die größte Flächennutzerin in Fulda. Es herrschen nährstoffreiche Böden vor, die gut für die landwirtschaftliche und vor allem ackerbauliche Nutzung geeignet sind. In Fulda wirtschaften die Höfe in sehr vielfältigen Betriebsformen mit zahlreichen kleineren und mittleren Betrieben. Die Landwirte tragen hauptsächlich zum Erhalt der gewachsenen Kulturlandschaft bei und die Ackerflächen sind - bei entsprechendem Geländerelief und Siedlungsbezug - wichtige Kaltluftproduzenten.

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Renaturierung des Horasbaches, eines Nebengewässers der Fulda Foto: Stadt Fulda

Eine Besonderheit für den Arten- und Biotopschutz stellen in Fulda die Kalkböden an den Hängen mehrerer Hügel im südlichen Stadtgebiet dar (Haimberg, Schulzenberg, Geisküppel). Im Zuge der Bodenbildung haben sich hier Rendzinen entwickelt, die aufgrund der geringen Mächtigkeit der Oberbodenschicht und einer geringen Speicherfähigkeit ein hohes Ausmagerungsvermögen und damit die Voraussetzung für die Entwicklung von Magerrasen oder Kalkbuchenwäldern haben. Aufgrund der teilweise intensiven ackerbaulichen Nutzung können diese Bereiche ihre Funktionen als Standort seltener Lebensräume aktuell nicht überall ausüben. Vielfach sind lediglich kleinflächige Relikte der ursprünglichen Lebensgemeinschaften geblieben. Allerdings konnte mit dem Haimberg bei Mittelrode, dem mit einer Ausdehnung von 66 Hektar größten Naturschutzgebiet in Fulda, ein umfangreiches Refugium verschiedener Biotoptypen auf Kalk-, Sandstein und Basaltstandorten gesichert werden.

Naturgemäßer Waldbau im Norden

Ein weiterer, stadtökologisch bedeutsamer Bereich sind die ausgedehnten Waldflächen mit Schwerpunkt im Norden von Fulda. Sie umfassen 24 Prozent der Gesamtfläche des Stadtgebietes und sorgen für Frischluftproduktion und Luftreinhaltung. Eingeschränkt werden diese positiven Effekte durch die Bundesautobahn A 7 durch Lärm, Schadstoffbelastungen und Zerschneidungseffekte. Ebenfalls negativ für den Naturhaushalt wirkt sich die Tatsache aus, dass Nadelwaldmonokulturen - überwiegend Fichte und Kiefer - gegenwärtig noch vergleichsweise stark im Fuldaer Norden vertreten sind. Durch diese Form der Forstwirtschaft werden einerseits Bodenversauerung und eine allgemeine Artenverarmung gefördert und andererseits der Erlebnis- und Erholungswert für die Bevölkerung gemindert.

Als Besonderheit für das Forstamt Fulda und somit für etwa drei Viertel des Waldes im Gebiet der Stadt Fulda kann jedoch die Bewirtschaftung nach den Grundsätzen des "naturgemäßen Waldbaus" herausgestellt werden. Wenn auch eine Umwandlung der einzelnen Bestände sich erst in langen Zeiträumen bemerkbar macht, sind die Voraussetzungen für den Wald in Fulda günstig. Dies spiegelt sich auch im Vorkommen des Schwarzstorches wider, dessen Population durch gezielte Maßnahmen in der Vergangenheit gefördert wurde und für den das Forstamt Fulda eine Artenpatenschaft übernommen hat. Doch wie vielerorts in Hessen könnten auch die Waldflächen in Fulda künftig von großen Infrastrukturmaßnahmen, wie dem Bau von Windkraftanlagen betroffen sein. Durch seine teils windreichen Kuppenlagen und die Zielsetzung der Hessischen Landesregierung bis zum Jahr 2050 den Endenergieverbrauch von Strom und Wärme zu möglichst 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu decken, stehen diese Areale für eine potenzielle Windenergienutzung im Fokus der Regionalplanung. Noch ist keine abschließende raumplanerische Entscheidung zu möglichen Windkraftanlagen im Stadtgebiet erfolgt. Doch wird sich das Fuldaer Land im Zuge der politisch und gesellschaftlich angestrebten Energiewende verändern.

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Felsformationen im Naturschutzgebiet "Haimberg bei Mittelrode". Foto: Stadt Fulda

Naturgemäßer Waldbau im Norden

Ein weiterer, stadtökologisch bedeutsamer Bereich sind die ausgedehnten Waldflächen mit Schwerpunkt im Norden von Fulda. Sie umfassen 24 Prozent der Gesamtfläche des Stadtgebietes und sorgen für Frischluftproduktion und Luftreinhaltung. Eingeschränkt werden diese positiven Effekte durch die Bundesautobahn A 7 durch Lärm, Schadstoffbelastungen und Zerschneidungseffekte. Ebenfalls negativ für den Naturhaushalt wirkt sich die Tatsache aus, dass Nadelwaldmonokulturen - überwiegend Fichte und Kiefer - gegenwärtig noch vergleichsweise stark im Fuldaer Norden vertreten sind. Durch diese Form der Forstwirtschaft werden einerseits Bodenversauerung und eine allgemeine Artenverarmung gefördert und andererseits der Erlebnis- und Erholungswert für die Bevölkerung gemindert.

Als Besonderheit für das Forstamt Fulda und somit für etwa drei Viertel des Waldes im Gebiet der Stadt Fulda kann jedoch die Bewirtschaftung nach den Grundsätzen des "naturgemäßen Waldbaus" herausgestellt werden. Wenn auch eine Umwandlung der einzelnen Bestände sich erst in langen Zeiträumen bemerkbar macht, sind die Voraussetzungen für den Wald in Fulda günstig. Dies spiegelt sich auch im Vorkommen des Schwarzstorches wider, dessen Population durch gezielte Maßnahmen in der Vergangenheit gefördert wurde und für den das Forstamt Fulda eine Artenpatenschaft übernommen hat. Doch wie vielerorts in Hessen könnten auch die Waldflächen in Fulda künftig von großen Infrastrukturmaßnahmen, wie dem Bau von Windkraftanlagen betroffen sein. Durch seine teils windreichen Kuppenlagen und die Zielsetzung der Hessischen Landesregierung bis zum Jahr 2050 den Endenergieverbrauch von Strom und Wärme zu möglichst 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu decken, stehen diese Areale für eine potenzielle Windenergienutzung im Fokus der Regionalplanung. Noch ist keine abschließende raumplanerische Entscheidung zu möglichen Windkraftanlagen im Stadtgebiet erfolgt. Doch wird sich das Fuldaer Land im Zuge der politisch und gesellschaftlich angestrebten Energiewende verändern.

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