Städte ohne Spielräume?

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Kommentar Freiraumplanung
Heiner Baumgarten, Foto: igs hamburg 2013,

"Innenverdichtung vor Außenentwicklung" - das ist für viele Städte heute das Leitbild für die Stadtentwicklung. Ziel ist, den Landschafts- und Flächenverbrauch deutlich zu reduzieren und gleichzeitig innerhalb der Stadt qualitativ gut ausgestattete Freiräume zu gestalten und nachhaltig zu pflegen - sicher auch nach der Überzeugung "Weniger ist Mehr". Für die Freiräume in der Stadt hieße das: weniger Flächenangebot für die Erholung in der Stadt, dafür aber besser ausgestattet und gepflegt. Gleichzeitig erhofft man sich in einigen Städten Einsparungen bei den Pflegekosten für die Freiräume, insbesondere für das öffentliche Grün. Aus meiner Sicht ein geplanter Irrtum! Denn der Trend zur Freizeitaktivität im Freiraum/Park führt zu intensiverer Nutzung und damit zu höherem Unterhaltungsaufwand und höheren Kosten pro Flächeneinheit.

Im Zusammenhang mit der Innenverdichtung ist in einigen Städten zu beobachten, dass Spielplätze in den Stadtquartieren bebaut werden. Hintergrund ist dann nicht nur das Ziel Innenverdichtung, sondern häufig auch der Wandel in der Sozialstruktur im Quartier - das Quartier "altert", es fehlen die Kinder, die den Spielplatz nutzen. Aktuell werden solche Flächen auch für die Schaffung von Wohnraum für Flüchtlinge oder Asylsuchende begehrt. Bei beiden Hintergründen bleibt aber die langfristige Betrachtung einer Stadtteilentwicklung auf der Strecke und auch die Vorstellung, nur Kinder bräuchten Spielplätze und geschützte Räume für ihre Aktivitäten, ist längst überholt. Spielplätze sind heute soziale öffentliche Räume, die sich mit der Entwicklung des Stadtteils in ihrer Struktur und in ihrem Angebot verändern und anpassen müssen. Am deutlichsten wird dies in Stadtteilen, die innerhalb weniger Jahre entstanden sind: den überwiegend jungen Familien folgt eine Phase mit einer starken Gruppe Jugendlicher, danach nimmt die junge Generation im Stadtteil ab und die "Middle-Ages" dominieren bis die ältere Generation den Stadtteil prägt. Auch wenn dies nicht als Schablone genommen und gedacht werden darf, so zeigt dieses Muster doch, dass die verschiedenen Phasen des Stadtteils unterschiedliche Bedürfnisse an die Funktionen von Freiräumen haben. Ehemals geplante und planrechtlich gesicherte Spielplätze sollten immer der jeweiligen Entwicklungsphase des Stadtteils angepasst werden (können) und nicht als sozialer Gemeinschaftsraum für Jung und Alt aufgegeben werden.

Städte müssen ihre Spielräume für attraktive, generationengerechte Spielräume intensiver und konsequenter nutzen, statt sie sich unter aktuellem Druck selbst zu nehmen. Grünflächenämter und Sozialämter sind hier besonders gefordert.

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 Heiner Baumgarten
Autor

Ehemals GALK-Präsident und Vorsitzender vom GALK-Arbeitskreis Stadtplanung

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