Licht-Kunst

Technische Installation und Orientierung im Park

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Lichtdesign Beleuchtungsplanung
Der Mond ist aufgegangen. Zauberhafte Geschichten erzählen beleuchtete Skulpturen in der Dämmerung. Foto: Guth, Koblenz

Lichtquellen verändern die Raumwahrnehmung - das gilt auch für den Freiraum, für den öffentlichen und den privaten Park. Und sie betreffen sowohl die Kunst als auch die Wegebeleuchtung und die Hervorhebung von besonderen architektonischen Elementen im Gelände. Vor allem Gartenschau-Parks dienen Lichtkünstlern, Garten- und Landschaftsarchitekten, Designern und Produzenten von Leuchten als Experimentierfläche.

Schon in den Fünfziger Jahren hat sich die Kunst im Park Ausdruck mit Licht verschafft. Einer ihrer bekanntesten Vertreter, Otto Piene, späterer Mitbegründer der Künstlergruppe ZERO in Düsseldorf, gilt als Wegbereiter von lichtkinetischen Arbeiten, von Luft- und Lichtskulpturen. Eindrucksvoll startete er damit auf der Kasseler documenta 1959. Bekannt wurde er mit der "Kassel Flower", einer von innen beleuchteten farbigen Skulptur im Bundesgartenschau-Park von 1977. In den 80er Jahren begannen die ersten Versuche mit farbigem Laser im Freiraum - der Laserscape von Horst H. Baumann auf der Kasseler BUGA war ab 1979 die erste permanente Laser-Skulptur weltweit. Von da an experimentierte man mit Laser auch auf Veranstaltungen in öffentlichen Grünanlagen. Einen Höhepunkt erlebten die Magdeburger 1999 während der Bundesgartenschau mit der Elbauennacht, einer spektakulären Licht-, Laser- und Feuerwerksshow.

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Effizienz oder Lichtausbeute bedeutet: erzeugter Lichtstrom pro hineingesteckter elektrischer Leistung
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Lichtkunst verzauberte 2011 auch die Koblenzer Innenstadt. An Mauern und Fassaden konnte man temporäre Kunst entdecken. Foto: Jennifer Braun, Lichtstroeme

Der Park als Bühne

Heute dienen historische Bauten im Park-Gelände als Reflektionsfläche für Lichtinszenierungen, die sich bis in den Freiraum ausdehnen können. Man kann dies als Weiterentwicklung der "Son et Lumière" Veranstaltungen sehen, die in Frankreich (Chambord) seit 1952 auf ähnliche Weise der Illumination von Schlössern dienten. Ein eindrucksvolles innovatives Beispiel für Lichtkunst lieferte 2011 die Veranstaltung "Lichtströme" auf der Festung Ehrenbreitstein zur BUGA Koblenz mit ortspezifischen Installationen unter dem Titel "Von blauen Blumen". In zeitgenössischer Form setzten sich die Arbeiten verschiedener Künstler mit den Ideen- und Bildwelten der Romantik auseinander. Zitate, großformatige Darstellungen von Insekten und abstrakte Zeichnungen überzogen die felsigen Außenmauern der Feste Ehrenbreitstein. Während der zehn Ausstellungstage sahen 70.000 Besucher die Nachtverwandlung des Parks und erschlossen sich neue sinnaktive Dimensionen "ihrer" Festung. 2012 illuminierte "Lichtstroeme" weitere Plätze, Grünanlagen und Gebäude in Koblenz: Der Ausstellungstitel "Kunstformen der Natur" entstand in Anlehnung an den Titel einer Sammlung von Lithographien, die der deutsche Zoologe und Zeichner Ernst Haeckel 1904 publizierte. Sie gelten bis heute als Meilensteine in der Geschichte der naturalistischen Illustration und spiegeln in ihrer Rezensionsgeschichte das Spannungsfeld von Kunst und Wissenschaft. Das Publikum staunte fasziniert, wie sie so überdimensional und farbig, in der Illusion auch 3D bewegt erscheinend auf den Außenmauern des Schlosses und in den Kronen der Platanen zu sehen waren. Die Veranstaltung wird jährlich fortgesetzt.

Der Park in seiner alltäglichen Beleuchtung

Bernard Tschumi, Schweizer Architekt hat 1983 einmal zur Beleuchtung des Parc de la Villette in Paris geäußert: "Das Wichtigste ist es, vielfältige Stimmungen zu kreieren, angefangen von einer höchst mysteriösen bis hin zu einer völlig öffentlichen (...) inspiriert von einer speziellen, kinematographischen Atmosphäre." Sicher könnte dieses Zitat auch heute noch von einem künstlerisch ambitionierten Planer stammen. 2014 sind Lichtkonzepte jedoch vornehmlich der Nachhaltigkeit und dem Ressourcenschutz verpflichtet. Und innerstädtisch meist einem Mehrgenerationenpark, der unterschiedlichste Nutzungen zu unterschiedlichsten Zeiten anbietet. In den letzten Jahren wurde zum Beispiel im Mannheimer Luisenpark (BUGA Mannheim 1975) vor allem in Solarleuchten investiert. 2014 hat man 228 Leuchtkörper zusätzlich mit einem Bewegungsmelder ausgestattet. So werden pro Jahr insgesamt 94,7 Tonnen an CO Mengen eingespart. Die Kernidee eines neuen Lichtkonzepts für den Stadtpark in Dessau-Rosslau beruht auf einer Hell-Dunkel-Zonierung für die Sicherheit seiner Besucher. Durch starke Hell-Dunkel-Kontraste sollen auch bei Nacht Teile des Parks "angstfrei" zu passieren sein. Das Beleuchtungsfeld reagiert als Ganzes. Die Anwesenheit von Menschen wird durch Bewegungssensoren im gesamten Gebiet der "Hellzonen" erfasst und zentral ausgewertet. Durch die zentrale Steuerung des Beleuchtungsfeldes können komplexe Reaktionsweisen des Lichtfelds erzeugt werden. Dabei erhellen die im Ruhezustand recht schwach leuchtenden Lampen in Abhängigkeit von der Anzahl der Menschen und der Intensität der Bewegungen den Park.

reddot design award 2012 für eine Leuchte zur Gartenschau

Einen innovativen Weg ging man für den Wilhelmsburger Inselpark (igs 2013) mit dem Lichtkonzept von Ulrike Brandi. Lichtverteilung, Lichtfarbe, Leuchtentypen - alles neu: Das Besondere an dem Konzept und seine Erarbeitung war, dass die Lichtfarbe (LED) mit Hilfe von unterschiedlichen Nutzergruppen bei einer gemeinsamen abendlichen Begehung mit Kommunalpolitikern, einem Bürgerbeteiligungsgremium, mit Journalisten, Planern, Naturschützern und Biologen getestet wurden. Das Ziel der Beleuchtung war nicht, besonders helle Wege zu schaffen, sondern sie so auszurichten, dass die Umgebung der Wege für die Nutzer immer erkennbar blieb. Damit konnte wirkungsvoll das subjektive Sicherheitsgefühl verbessert werden: hier konnte kein "Lichttunnel" entstehen, der die Umgebung dunkel wirken ließ. Orientiert hat man sich an der Helligkeit bei Vollmond. Eine Verdichtung der Wegeleuchten betont nun Kreuzungspunkte und Brücken, - die Lichtintensität steigt hier an und gibt vor allem abendlichen Besuchern eine gute Orientierung. Dezentes Licht in der Raumtiefe erweckt die Umgebung zum Leben und bietet überraschende Abwechslung auf dem Weg - finden auch Jogger nach der Arbeit. Im ersten Hauptthema ging es um das Licht und Schattenspiel, mit zum Teil farbigen Schatten und hohen Lichtpunkten, im zweiten Thema des Konzeptes war an der Wasserkante und den Stufen dahin ein Orientierungslicht mit niedrigen Lichtpunkten gefragt. Es akzentuiert und wahrt eine Intimität des Ortes. In der Eingangssituation ist das Licht eher feierlich - fällt von hohen Leuchten und betont helle Flächen als Raumkanten. Es begleitet die Baumkronen bis hin zum funktionalen Wegelicht.

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Wie markant Gebäude im Gelände leuchten können, zeigt hier eindrucksvoll die Aussichtsplattform auf dem Festungsgelände in Koblenz. Foto: Guth, Koblenz

An Plätzen gibt es gleichmäßig hohe Lichtpunkte und hohe Beleuchtungsstärken. Eigens für den mit der igs entstehenden Hamburger Inselpark wurde vom Büro Stephan Lenzen, dem Generalplaner der Gartenschau zusammen mit der Firma Schréder eine Leuchte entwickelt: "Denn wir wollten bewusst keine volle Ausleuchtung des Parks nach Vorschrift, sondern eine intensivere Beleuchtung zu wichtigen Punkten und das Auge lieber an die Dunkelheit gewöhnen", beschreibt Philipp Haggeney vom Büro Lenzen die Entwicklung. Form und Aussage der LED Leuchte "Be Tween" ist auf das Wesentliche reduziert. Ihre Flexibilität verdankt sie verschiedenen Modulen, die zwischen den Säulen angebracht sind. Zum Beispiel können an einer Leuchte Anstrahlmodule und Module zur Straßenbeleuchtung beliebig kombiniert werden. Ein Poller rundet das Angebot dieser Leuchtenfamilie ab. Und natürlich passt sie sich dem Gestaltungskatalog anderer Ausstattungselemente bis hin zum Papierkorb im Park an. 2012 gewann "Be Tween" den reddot design award 2012.

Innovative Konzepte für Stölln zur BUGA 2015 Havelregion

Da sich zur kommenden Bundesgartenschau in der Havelregion viele Flächen in der Nähe von Naturschutzgebieten befinden, werden "insektenfreundliche" Lampensysteme mit LED verwendet. Einer der fünf Standorte der Gartenschau ist Stölln, der zu einem der dunkelsten Gebiete in Europa zählt und damit gerade im Zeitalter der Lichtverschmutzung schon etwas Besonderes und Darstellenswertes ist.

Die Region ist zum "Sternepark Westhavelland" gekürt worden. An diesem BUGA Standort werden Leuchtmittel eingesetzt, die möglichst keine Lichtabstrahlung nach oben haben, so dass die natürliche sternenreiche Nachtlandschaft erlebbar ist. Wieder anderen Herausforderungen sieht sich das Gelände der Internationalen Gartenschau in Berlin 2017 gegenüber, die Teile des Wuhletals und Kienbergs um die Gärten der Welt zu einem neuen großen Grünzug in Marzahn-Hellersdorf entstehen lässt. Auf dem 102 Meter hohen Kienberg entsteht mit dem begehbaren Wolkenhain ein Aussichtsbauwerk, das der Parklandschaft weithin sichtbar eine neue Silhouette verleiht. Sicherlich trägt seine Ausleuchtung und Strahlkraft dazu bei. Licht lässt den Park, seine natürlichen und seine künstlerischen Inhalte stets anders erfahren, Licht lenkt Besucher und belebt seine Sinne. Der Londoner Architekt David Chipperfield hat es gut formuliert: Licht ist das schönste aller Materialien. Es verbindet uns mit der natürlichen Welt, und da diese Welt immer künstlicher wird, gewinnt die Reinheit des Lichtes umso mehr an Bedeutung.

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M. A. Sibylle Eßer
Autorin

Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH (DBG)

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