BERLIN - LOST places

Teufelsberg von Abhörstation zur angesagten Kunstlocation avanciert

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Berlin Hochschulen
Eine Landmarke aus dem Kalten Krieg. Der Berliner Teufelsberg war jahrzehntelang eine Abhörstation, die weit bis in die Staaten des Warschauer Paktes hineinreichte. Foto: Mechthild Klett

Aus Müll Kunst machen und die Landschaft prägen - das scheint doch eine typische Berliner Geschichte zu sein. Wie dies funktioniert hat - davon machten sich im November Studierende der Berliner Hochschule für Technik ein Bild.

Das Gelände war einmal für den Größenwahnsinn Hitlers gedacht, für die Welthauptstadt Germania. Nun hat es die Anmutung von Kunst und Anarchie. Dazwischen wurde es mit den Trümmern der Stadt gefüllt, die die Nationalsozialisten in Deutschland hinterlassen hatten: Ungeheure 22 Jahre lang luden bis zu 800 Lastzüge täglich bis zu 7000 Kubikmeter Schutt ab. Der künstlich aufgeschüttete Teufelsberg wurde mit 120 Metern zur höchsten Geländeerhebung im damaligen West-Berlin.

Nach Beendigung der Ablagerung im Jahr 1972 wurde die Landschaft mit Sand und Mutterboden gestaltet und mit rund einer Million Bäumen bepflanzt. Gerodelt wurde auch, ein Skihang und eine Rodelbahn machten weiteren Wintersport möglich. Der Spaß dauerte aber nur kurz, denn die dort schon länger ansässigen Amerikaner fühlten sich in ihrer Abhöranlage gestört - zu viel Nebengeräusche?

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Prof. Jörg-Ulrich Forner mit Studierenden der Berliner Hochschule für Technik betrachten den Teufelsberg unter dem Aspekt der Landschaftsgestaltung. Foto: Mechthild Klett

Kalter Krieg und Wiedervereinigung

In den 1950er Jahren übernahm die NSA den Berg, der Ideal für das Abhorchen der DDR bis hinein nach Polen und in die ehemalige Sowjetunion angelegt war und das durch fünf große Antennenkuppeln technisch realisiert wurde - eine von Ferne sichtbare Landmarke.

Nach der deutschen Wiedervereinigung wechselte ihre Funktion. Sie wurde ab 1999 zur zivilen Luftüberwachung des Flugverkehrs genutzt. Berlin - nach der Wende mit einem Schuldenberg von 60 Milliarden Euro konfrontiert, verkaufte den Teufelsberg im Jahr 2003. Planungsarbeiten für die Errichtung eines Hotels mit Tagungszentrum, Luxuswohnungen und Spionagemuseum verloren sich im Sand, der Investor ging pleite. Zuvor hatten Umweltschutzinitiativen erheblichen Widerstand gegen den Bau geleistet. Dies verhinderte jedoch nicht, dass einige Fundamente, ein Keller-Rohbau und das Muster einer Loftwohnung errichtet wurden.

Obwohl die einst angelegte Rodelbahn geschlossen und gesperrt wurde, wird der Berg im Winter von Rodlern und Snowboardern genutzt. Seit 2011 werden -Führungen über das nicht mehr öffentlich zugängliche Gelände angeboten. Es ist seit 2006 im Flächennutzungsplan als Wald ausgewiesen, die damalige Baugenehmigung ist abgelaufen.

Im Herbst 2018 wurde der Teufelsberg aus städtebaulichen und historischen Gründen unter Denkmalschutz gestellt. Die Begehrlichkeiten für das Gelände gingen jedoch weiter, doch sowohl die Planungen für eine Universität als auch eine Veteraneneinrichtung amerikanischer Alliiertenverbände scheiterten. Schließlich gründete sich im Jahr 2013 der Verein Initiative Kultur-DENK-MAL Berliner Teufelsberg g. e. V. Ein auf dem Dach eines Gebäudes des Abhörgeländes aufgemalter QR-Code führt zur Internetseite des "Denkmals Teufelsberg".

Wer einmal oben auf dem Teufelsberg stand und den Blick auf Berlin und auf den Grunewald genossen hat, versteht, dass zahlreiche Filmproduzenten ihn als Location entdeckt haben. Und auch im November beim Besuch der Studierenden gab es Filmaufnahmen. Besonders beeindruckend sind vor dieser Kulisse zahlreiche großflächige Graffiti-Gemälde, die nun die Bauruinen zieren.

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Zahlreiche Grafitti-Künstler haben sich an Innen- und Außenwänden der ehemaligen Abhörstation verewigt. Foto: Mechthild Klett

"Es muss nicht immer ein Luxusressort entstehen, wenn ein Landschaftspunkt zu vergeben ist. Die maroden Gebäude und Bauruinen sprechen ihre eigene markante Formensprache", fasst Prof. Jörg-Ulrich Forner zusammen.

Mechthild Klett

M. A. Mechthild Klett
Autorin

Stadt+Grün, Redaktionsleiterin

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