Freiwachsende Heckenpflanzungen bieten hohe Gestaltungsqualität

Unterschätzte Alleskönner

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Abb. 1: Der abwechslungsreiche Gehölzmantel strukturiert den Gartenraum und die unterschiedlichen Wuchsformen, Texturen und Blattformen steigern die Erlebnisqualität. Ein schöner starker Kontrast dazu ist die feine Rasentextur und die geschnittene Hecke. Als Blickziel vor der Gartenlaube bezaubert Parrotia persicamit einer intensiven Herbstfärbung und einem schönen Wuchsform. (Planung: Planungsbüro Rau - Weimar) Foto: LINDENLAUB GmbH

Freiwachsende Hecken stellen im Gegensatz zu geschnittenen Hecken höhere Ansprüche an die Pflanzenkenntnisse der Planenden. Prof. Dr. Wolfgang Borchardt fasst es auch zusammen als "Die Kunst der freien Hecke". Aber dennoch lohnt der Aufwand sich mit Hecken tiefergehend auseinander zu setzen, denn sie bieten mehr Gestaltungsqualität und lassen sich den Nutzungsansprüchen besser anpassen. Doch wie nähert sich der Planende dem Thema am besten?

Planungsansätze zur richtigen Zusammenstellung

Einen wichtigen Grundstein dazu legt die etwas verjährte, aber dennoch sehr zu empfehlende FLL von 1999 "Leitfaden für die Planung und Ausführung und Pflege von funktionsgerechten Gehölzpflanzungen im besiedelten Bereich" mit praktikablen Anleitungen zu dem Pflanzungstyp "Heckenartige Pflanzungen". Um das dynamische Wachstum und die Konkurrenz in einer Hecke planerisch besser abschätzen zu können, werden Gehölze in verschiedene Funktionskategorien unterteilt. Die FLL-Richtlinie unterscheidet zwischen den wesentlichen Funktionsträgern, wie Führendes Gehölz (F), Mantelgehölz (M), Begleitgehölz (B) und Dienendes Gehölz (D).

Die Zuordnung der Arten zu den Funktionsgruppen ist nicht absolut, sondern abhängig von der Vergemeinschaftung und den Anforderungen. Eine Liste im Anhang gibt einen guten Anhaltspunkt. Die Führenden Gehölze bilden das Grundgerüst der Pflanzung, sie müssen besonders langlebig sein und sollten größer gepflanzt werden, um der Konkurrenz voraus zu sein. Mantelgehölze haben ähnliche Eigenschaften wie führende Gehölze, sollten sich jedoch in der Pflanz- und Endhöhe unterordnen. Sie sind eher in den Rändern der Hecken anzuordnen.

Begleitende Gehölze sorgen für einen schnellen Bestandsschluss und bilden in der Altersphase eine dauerhafte untere Schicht; daher müssen sie sehr langlebig und schattenverträglich sein. Dienende Gehölze erfüllen Ihre Aufgabe des schnellen Aufwuchses nur in der Anfangsphase. Danach können und sollten Sie durch Lichtmangel und Konkurrenzdruck der Nachbarn absterben. Alternativ können auch Stauden oder Ansaaten mehrjähriger Kräuter die Funktion übernehmen.

Ursprünglich sollte statt der in Abbildung 3 vorgestellten Pflanzung eine Bodendeckerpflanzung aus Cotoneaster dammeri, Lonicera pileata und Hypericum calcynium gepflanzt werden. Der Überzeugungsprozess zu einer dreireihigen gemischten Heckenpflanzung ging einfach vonstatten, da die Vorteile wie Gestaltungsqualität, Sichtschutz und psychologischer Lärmschutz überwiegen.

Preislich bewegen sich die Pflanzungen auf ähnlichem Niveau, da die höhere Lieferqualität durch einen größeren Pflanzabstand und der dadurch geringeren Stückzahl ausgeglichen wird. Die modulare Planung spart Zeit und die Wiederholung der Führenden Gehölze schafft einen angenehmen Rhythmus für das Auge. Das größte Wagnis der positiven Entwicklung besteht in der Pflege, da lediglich Grundkenntnisse im Strauchschnitt vorliegen.

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Abb. 2: Als außergewöhnlicher Aspektbildner starten die Zierkirschen im Frühling und ordnen sich im Sommer (s. Abb. 1 r. im Bild) gestalterisch unter. Foto: LINDENLAUB GmbH

Technische und gestalterische Funktionen einer Hecke

Als gestalterisches Element lenken Hecken die Blicke, bilden Räume und sind ein starker Gegenspieler zu Gebäuden. Durch die jahreszeitliche Dynamik und die Möglichkeiten der unterschiedlichen Zierwerte, wie Blüte, Früchte, Rinde, Texturkontraste, Laub oder Tierbesuch, können Räume gezielt aufgewertet und akzentuiert werden. Dornige, mit Stacheln besetzte oder sparrige Sträucher trennen Räume wirksam und lassen die Raumkanten undurchdringlich erscheinen.

Zusätzlich erfüllen Hecken wichtige technische Funktionen, wie den Sicht- und Blendschutz, Erosionsschutz, Lärmschutz, die Beschattung und weitere Schutzfunktionen. Der Lärmschutz ist zwar meist eher psychologischer Natur, wenn die Lärmquelle optisch verdeckt wird und dadurch der Lärm als geringer wahrgenommen wird (Gaida und Grothe 2000).

Darüber hinaus sind auch die ökologischen, kleinklimatischen und lufthygienischen Funktionen nicht zu unterschätzen. Der Temperaturausgleich, die Stadtdurchlüftung, die Erhöhung der Luftfeuchtigkeit, CO2-Bindung und Schadstofffilterung sind Funktionen, die in Zeiten des Klimawandels und des zunehmenden Hitzeinseleffektes äußerst wertvoll in der grünen Infrastruktur der Städte sind.

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Abb. 3: Die Entwicklungsstadien einer individuell entwickelten modularen dreireihigen Wallbepflanzung nach dem FLL-Leitfaden, l.: Pflanzschema mit prognostiziertem Zuwachsraum, r.: Profil und Höhenentwicklung. Foto: LINDENLAUB GmbH
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Abb. 4: Die Heckenpflanzung wird die Funktionsräume später klar voneinander abgrenzen können und bietet Schutz. Es ist an die Vorstellungskraft der Bauherren und Pflegenden zu appellieren, den Pflanzen Zeit zu geben und nicht vorzeitig zur Schere zur greifen. Foto: LINDENLAUB GmbH

Der ökologische Vielkönner/Das ökologische Funktionswunder

Aus ökologischer Sicht sind Hecken ein wichtiger Bestandteil des Lebensraumangebotes für Insekten, Vögel und Kleinsäugetiere. Biodiverse Hecken sind nicht nur aus funktionaler Sicht krankheits- und schädlingsresistenter sondern auch im Nahrungs- und Lebensraumangebot vielfältiger. Durch den vielschichtigen Aufbau finden eine Vielzahl von Pflanzen und damit auch Tiere ihren passenden Platz.

Für die Insekten können Hecken ein ganzjähriger Nektar- und Pollenspender sein. Insbesondere nach der Blütezeit der heimischen Linde reduziert sich das Angebot enorm. In Hecken können hier der Buddleja davidii, Hibiscus oder ein Teil der sommerblühenden Hydrangea mit vielen fertilen Blüten Nektar und Pollen anbieten. Weniger bekannt sind Aralia elata und Heptacodium miconioides, die im September und Oktober mit weißen Blüten locken.

Bei den Kleinsträuchern blühen Caryopteris, Perovskia oder, wenn es geschützter ist, Vitex agnus-castus (Mönchspfeffer). Allerdings sind die ab Juli blühenden Gehölze meist nicht heimische Vertreter, die daher nicht immer kritiklos verwendet werden können. Doch insbesondere an städtischen Standorten mit erhöhten Standortherausforderungen können die genannten Gehölze die Blütentracht gut verlängern.

Ziele von Heckenpflanzungen

Als oberstes Ziel bei der Anlage von Strauchpflanzungen steht die schnelle Funktionserfüllung. Dies steht meist im Widerspruch zum verfügbaren Budget und der Langlebigkeit der Pflanzungen. Bei einer hohen Individuenzahl kann die Funktion schnell erfüllt werden, jedoch wirkt sich der enge Stand nachteilig auf die langfristige Standfestigkeit aus und im Alter werden kostspielige Schnittmaßnahmen notwendig.

Häufig ist dies zu sehen bei dem recht willkürlichen Kauf von saisonalen Gehölzen in Baumärkten. Zum schnellen Bodenschluss in kritischen Situationen kann mit kurzlebigen Arten als "Lückenbüßer" gearbeitet werden, die dann nach und nach absterben, beispielsweise Rotklee zum sofortigen Erosionsschutz oder dienende Gehölze zum schnellen Bodenschluss. Wichtig ist an dieser Stelle die Kommunikation zu den Bauherren, um Verständnis für den vermeintlichen Verlust von einigen Arten zu schaffen.

Um die Sicherheit bei Grünanlagen zu fördern, muss das richtige Maß zwischen öffentlicher Einsehbarkeit und Sichtschutz gefunden werden. In Parks sollten Wege mit Sichtbeziehungen zu häufig begangenen Wegen offengehalten werden oder in ausreichendem Abstand zu Gehölzpflanzungen verlaufen. Direkt am Weg eigenen sich niedrigere Gehölzpflanzungen, schirmförmige Gehölze oder Alleen.

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Abb. 5: Ein angenehmer Rhythmus von rotlaubigen Solitärgehölzen vor einer sommergrünen Hinterpflanzung als „Leinwand“. Durch die vielschichtigen Gehölze entsteht ein gut strukturierter und vielfältiger Sichtschutz. Die lineare Bank aus hellem Beton setzt sich optisch gut ab und lädt zum Verweilen und Betrachten ein. (Planung: W&R WITTIG & RIETIG GmbH - Weimar) Foto: LINDENLAUB GmbH
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Abb. 6: Kahlfüßige Gehölze, wie Cotinus coggygria oder Malus Hybride ’Evereste‘ sind entsprechend mit Stauden zu unterpflanzen für den vollständigen Bodenschluss. Foto: LINDENLAUB GmbH

Die Kombination von Stauden, Sträuchern und Gräsern

Das Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und ländlichen Raum hat Staudenhecken als Vorbild genommen und zu einer ganzjährigen raumbegrenzenden gemischten Stauden- und Gehölzhecke entwickelt (s. Abb. 8). Ziel ist kein ganzjähriger Sichtschutz, aber dennoch eine ausreichende Raumbildung und ökologische Vielfalt. Zudem bieten die Hecken den Vorteil, dass sie von beiden Seiten ansehnlich sind und nur einen geringen Platzbedarf von circa 1,5 bis 2 Meter Breite benötigen, wodurch sie sich ideal als nachbarschaftliche Grenze eignen.

In der Praxis fordert die Beschaffung der gelisteten Pflanzen heraus, da teilweise wenig verwendete Sorten wie Viburnum dentatum 'Blue Muffin', Spiraea thunbergii 'Fujino Pink' oder Cornus stolonifera 'Cardinal' gefragt waren. Hier sind ein ausreichender Vorlauf und Kommunikation über Alternativen mit den Baumschulen notwendig. Vorgeschlagen sind für ein Modul á 10 Meter jeweils nur ein bis zwei Stück pro Staude. Um mehr Struktur durch Wiederholung und Rhythmus zu bekommen, kann gerade bei kürzeren Hecken die Auswahl reduziert werden.

Für frühe Blühaspekte zwischen den sommergrünen Gehölzen können verwildernde und dauerhafte Geophyten wie Narcissus triandus 'Thalia', Crocus chrysanthus zum Beispiel 'Cream Beauty', Scilla sibirica, Camassia leichtlinii oder Hycinthoides hispanica, unter anderem ergänzt werden.

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Abb. 7: Der Rotgelbe Weichkäfer (Rhagonycha fulva) auf einem Pulverholz (Frangula alnus), der die längste Blütezeit (Mai bis Ende August) aller heimischen Gehölze besitzt und kontinuierlich Früchte und Blüten ansetzt. Foto: LINDENLAUB GmbH
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Abb. 8: Nach einer Frühjahrspflanzung ist auch die gemischte Stauden-Gehölz-Hecke noch lückig. Im Laufe des Jahres wird sich das Bild zügig schließen und mit Leben durch Insekten und Bienen gefüllt werden. Foto: LINDENLAUB GmbH

Häufige Probleme bei etablierten Pflanzungen

Obwohl Hecken häufig verwendet werden und viele Einsatzmöglichkeiten haben, wird Ihnen in der fachlichen Diskussion weniger Aufmerksamkeit als Baum- und Staudenpflanzungen geschenkt. In einer Studie von May im Jahr 2021 wurden 14 heckenartige Pflanzungen in öffentlichen Parks der Stadt Dresden untersucht und mit einem Kriterienkatalog bewertet.

Die Pflanzungen bestehen zum größten Teil aus führenden Gehölzen, obwohl diese nach der FLL den geringsten Anteil ausmachen sollten, um zu starken Konkurrenzdruck zu vermeiden. Auffällig war, dass ein ausreichender Wuchsraum nur in einer der 14 Pflanzungen vorzufinden war. Teilweise führten angrenzende Wege zu einem vertikalen Rückschnitt, der das Gesamtbild der Hecke bestimmt. Insbesondere das Fehlen der dienenden Gehölze oder Begleitgehölze führt dazu, dass der Gehölzmantel nicht geschlossen ist und es kommt vermehrt zu Aufwuchs.

Begleitgehölze wurden in allen 14 Pflanzungen nicht gestalterisch eingesetzt, dies führt in der Anwachsphase zu einem langsameren Bodenschluss. Ebenso besteht die Gefahr, dass andere Strukturelemente zu dicht gepflanzt werden.

Insgesamt fasst die Studie von May ausgehend von der Häufigkeit des Auftretens und der Folgenschwere die folgenden Probleme bei Heckenpflanzungen zusammen:

  • "kein geschlossener Gehölzmantel,
  • kein ausreichender Zuwachsraum,
  • zu enger Pflanzabstand,
  • fehlende Begleitgehölze,
  • vermehrt Aufwuchs im Randbereich und in den Pflanzungslücken,
  • fehlender Erhaltungsschnitt" (May 2021).

Mehr Planungs- und Pflegestrategie

Etablierte Pflanzungen bieten die schöne Möglichkeit aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und für zukünftige Pflanzungen zu verbessern. Eine strukturierte Heransgehensweise an die Planung einer freien Hecke schafft Sicherheit und Vertrauen.

Es hat sich bewährt die führenden Gehölze zuerst auszustellen oder zu planen und vom Großen ins Kleine zu arbeiten. Zur nachhaltigen Erhaltung der Hecke sollte die planerische Absicht schriftlich festgehalten werden, um auch noch in der Unterhaltungspflege die Ziele verfolgen zu können. Denn Hecken sind nach der Entwicklungspflege bei weitem noch nicht ausgereift.

Literatur
  • FLL (1999): Leitfaden für die Planung, Ausführung und Pflege von funktionsgerechten Gehölzpflanzungen im besiedelten Bereich. Aus der Arbeit des Arbeitskreises "Gehölzpflanzungen". Unter Mitarbeit von Peter Brahe. Vollständig neu bearb. Aufl. Bonn: Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau.
  • Gaida, Wolfgang; Grothe, Helmut (2000): Gehölze. Handbuch für Planung und Ausführung. Berlin: Patzer Verlag.
  • May, Kristin (2021): Funktionsgerechte Strauchpflanzungen in der Stadt: Entwicklung eines Leitfadens durch Untersuchung öffentlicher Freiräume in Dresden, Masterarbeit, Institut für Landschaftsarchitektur, TU Dresden, unveröffentlicht.
M. Eng. Vanessa Bornemann
Autorin

Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Universität Dresden, Institut Landschaftsarchitektur, Lehrgebiet Pflanzenverwendung

Technische Universität Dresden
 Christiane Jäger
Autorin

LINDENLAUB GmbH Garten- und Landschaftsbau

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