Kommentar

Urban Gardening als neue Stadtkultur?

Freiflächen
Heiner Baumgarten, ehemals GALK-Präsident und Vorsitzender vom GALK-Arbeitskreis Stadtplanung. Foto: igs hamburg

Kaum eine öffentliche Diskussion über die Entwicklung von Grünflächen in der Stadt vergeht, ohne dass die Frage nach Möglichkeiten für Urban Gardening oder Urban Farming gestellt wird. Bekannte Beispiele wie die "Prinzessinnengärten" in Berlin werden zitiert und deren Erfolg als Muster für alle Städte beziehungsweise stadträumliche Situationen interpretiert. Stadt- und Landschaftsplaner werden gefragt "Wo plant ihr Möglichkeiten für Urban Gardening?". Meine Antwort ist dann regelmäßig: "Nirgends!". Noch absurder ist die Vorstellung aus mancher Diskussion, ob Urban Gardening den Aufwand und die Kosten für die öffentliche Grünflächenpflege wirkungsvoll reduzieren könnte. Diese Gedanken verkennen den Ansatz von Urban Gardening vollständig, denn Urban Gardening hat seine Wurzeln nicht nur in einer Überlegung zur Entlastung öffentlicher Aufgaben durch privates Engagement, sondern in sehr vielschichtigen ökologischen und sozialen Zusammenhängen. Ein Motiv kann sein, freie Flächen in dichtbebauten Stadtteilen vor einer Bebauung zu schützen, ein anderes der Wunsch nach Eigenproduktion von gesundem Gemüse, ein weiteres, das Bestreben ein gemeinsames Projekt für eine Nachbarschaft zur Stärkung einer Stadtteilidentität zu schaffen. Sicher gibt es weitere vielschichtige Motive und Anlässe für Urban-Gardening-Projekte; ihnen allen gemein ist aber, dass es Initiativen aus einem Stadtteil, einem Wohnumfeld erfordert, damit solche Projekte erfolgreich verlaufen. Planung kann und sollte hier unterstützend wirken, aber nicht lenkend mit dem Ziel, Kosten bei der Unterhaltung öffentlicher Grünflächen zu sparen. Solche Ansinnen lassen Bürgerengagement in der Regel absterben.

Die vielfältigen kreativen Formen von Urban Gardening auf unterschiedlichsten Flächen (belastete Bahnflächen, auf Tiefgaragen, in Baulücken und in Hinterhöfen oder Gewerbe- und Infrastrukturbrachen) sind und wollen auch kein Ersatz für öffentlich nutzbares Grün sein, sondern eine Ergänzung dazu, die einerseits einen kreativen Umgang und Veränderung zulässt, andererseits die Möglichkeit nach selbst produziertem Gemüse oder den Ort für Kommunikation mit der Nachbarschaft ermöglicht. Genau genommen ist Urban Gardening oder Urban Farming eine weitere Facette zu Kleingärten, Mietergärten, Grabeland oder Interkulturelle Gärten mit dem Trend, Kleinstgärten auch in den verdichteten Stadtteilen als Ausdruck des Bedürfnissen nach Grün und Lebensqualität und einer neuen Garten-Kultur der Stadt zu erleben. Urban Gardening braucht Frei- und Spielräume sich zu entfalten statt Planung und Regularien. Grünflächenämter und Landschaftsplaner sind hier als Berater und Moderater gefragt.

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