Weltklimakonferenz in Paris
Verbände einig: Grün bremst die Erwärmung der Städte
Schon heute leben rund drei Viertel der Menschen Europas in Städten - Tendenz steigend. Die Luft ist durch höhere CO- und Schwefeldioxid-Gehalte sowie Feinstäube und Emissionen des Straßenverkehrs sowie durch den Ausstoß von Heizungs- und Industrieanlagen belastet. Dazu kommen höhere Durchschnittstemperaturen als im Umland. Globale Prognosen gehen davon aus, dass bis 2050 fast 70 Prozent der dann über neun Milliarden Menschen in Städten leben werden. Umso wichtiger sind für alle stadtplanerischen Visionen, eine Infrastruktur mit lebendigem Grün auszubauen.
Die ELCA, die Europäische Organisation der Landschaftsarchitekten, begrüßt die gesetzten Ziele der Klimakonferenz und hofft, dass es zu einer zukunftsweisenden Übereinkunft zur Erreichung verbesserter Klimaschutzziele kommt. Gemäß dem Motto "Think global, plan regional, act local" betonte der ELCA-Präsident Emmanuel Mony in seinem Schreiben an die Umweltminister der EU-Mitgliedsländer die Notwendigkeit, auch die zentrale Rolle von Städten und Gemeinden im Klimaschutz zu sehen und lokale Anstrengungen anzuerkennen. Mony: "Wir hoffen sehr auf erfolgreiche Verhandlungen und darauf, dass die Staaten verbindliche Regeln vereinbaren, die nachhaltigen Klimaschutz sicher stellen. Wir drängen aber auch darauf, die Grüne Infrastruktur der Kommunen mit Parks und grünen Freiflächen, Straßen- und Alleebäumen sowie die Dach- und Fassadenbegrünung als direkt wirksame Instrumente zur lokalen Klimaverbesserung und damit zur Gesundheit der Menschen vor Ort zu thematisieren."
"Mit BUGA und IGA stoßen wir einen breiten Dialog über den Stellenwert von Grün- und Freiflächen in unseren Städten an. Wir müssen uns darüber austauschen, wie es in Zeiten knapper Kassen gelingen kann, bestehendes Grün zu erhalten und wo möglich neue Grünflächen auf innerstädtischen Brachen zu entwickeln und vorhandenes Grün aufzuwerten", appellierte Jochen Sandner, Geschäftsführer der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft (DBG) angesichts der Weltklimakonferenz in Paris.
Bereits im Sommer 2015 äußerte sich die Gartenamtsleiterkonferenz in einer Stellungnahme zum Grünbuch "Grün in der Stadt": "Der Klimawandel und die damit zusätzlich in der Stadtplanung zu berücksichtigenden Faktoren wirken schon jetzt als Katalysatoren in Planungsprozesse hinein", sagte Stephan Heldmann, Präsidiumsmitglied der Gartenamtsleiterkonferenz. Die in der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie angestrebte Minderung des Flächenverbrauchs in der freien Landschaft auf 30 Hektar pro Tag bis 2020 und die daraus resultierende Erfordernis zur weiteren Nachverdichtung innerhalb der Stadtgebiete erforderten von den planenden und den für den Umweltbereich zuständigen Fachämtern der Kommunen eine enge Zusammenarbeit.
Das Schadenspotenzial des Klimawandels für Natur, Gesellschaft und Wirtschaft wurde jüngst in einer Vulnerabilitätsanalyse - einer umfassenden und deutschlandweiten Studie zur Verwundbarkeit gegenüber dem Klimawandel vorgestellt, das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und Bau zusammen mit dem Umweltbundesamt und dem Deutschen Wetterdienst in Auftrag gegeben worden war. So wird bis zur Mitte des Jahrhunderts die Gefahr von Hochwassern oder Hitzewellen stark zunehmen. Insbesondere die Ballungsgebiete um Berlin, München, im Rhein-Ruhr- und Rhein-Main-Gebiet müssen sich auf vermehrte Hitzewellen einstellen.
Stadtgrün und klimawandelgerechte Stadt
Ist Stadtgrün oder vielmehr eine klimawandelgerechte Stadt angesichts der aktuellen Klimadiskussionen das Modell für eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Parlamentarischen Frühstücks, zu dem der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (bdla), der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) und der Bund deutscher Baumschulen (BdB) Ende November in das Haus der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin lud. Bdla-Präsident Till Rehwaldt informierte Bundestagsabgeordnete über die "Strategie Grüne Infrastruktur", die erstmals EU-weit diskutiert werde. Damit soll "grüne Infrastruktur" als eigenständiges System neben der "grauen Infrastruktur" etabliert werden. Mittel zur Umsetzung dieser Strategie in Deutschland sei der Prozess zur Erstellung des Weißbuches "Grün in der Stadt". Auch im Rahmen der BauGB-Novelle könnten hierfür Weichen neu gestellt werden, so Rehwaldt."Die Stadtplanung muss auf den Klimawandel reagieren und den Fokus verstärkt auf die Sicherung, den Ausbau und die Vernetzung von Grünflächen, die Flächengestaltung und die Pflanzenwahl, die Verzahnung von Grünflächen und gebauter Infrastruktur sowie auf den Ausbau der Dach- und Fassadenbegrünung legen", mahnte auch BGL-Präsident August Forster. Insbesondere Kommunen hätten die Chance, Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausemissionen und zur Verbesserung der klimatischen Verhältnisse in der Stadt zu ergreifen. Eine an den Klimawandel angepasste Gestaltung des urbanen Raums mit ausreichend Grün- und Wasserflächen sei nötiger denn je.