Ein Gespräch mit Pflanzplanerin Hanne Roth zum Experimentieren

"Verschiedene Rosentypen nebeneinander pflanzen"

von:
IGA Berlin 2017 Internationale Gartenausstellungen
Ob für die Stiftung Schloss Dyck, auf Landes- wie Bundesgartenschauen oder der IGA Berlin 2017 – die Freie Garten- und Landschaftsarchitektin Hanne Roth aus Ingolstadt plant und betreut seit 1994 Pflanzungen und Ausstellungsbeiträge für das öffentliche wie das private Grün. www.hanne-roth.de Foto: DBG/Graf Luckner

Wir trafen die Planerin und Freie Landschaftsarchitektin Hanne Roth, inmitten ihres Rosenareals auf der IGA Berlin 2017, das im September immer noch eine sehenswerte Nachblüte bot. Sie war gern zu einem Interview bereit, in dem sie ein Resümee der Anlage zieht und von ihrer Erfahrung mit Züchtungen ab dem Jahr 2000 berichtet, Fragen von Sibylle Eßer, Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH.

Wie die Blütenblätter einer Rose sind die sechs Pflanzflächen um einen Platz herum angelegt. Wie hat sich die Anlage bis jetzt bewährt?

Wie ich beobachten kann gut. Die Besucher haben ausreichend Möglichkeit, sich zwischen und innerhalb der Blütenblätter zu bewegen. Auch wenn ich zugebe, dass die Vogelperspektive aus dem Wäldchen nicht wirklich ausreichend ist, um das System zu erkennen. Wenn man um die Anordnung weiß, sieht man sie natürlich. Man müsste höher hinaus. Die Wege innerhalb der Blütenblätter sind manchmal dem Besucheransturm nicht gewachsen. Zu viele Menschen wollen die Rosen genau betrachten, ihrem eventuellen Duft auf die Spur kommen.

Wie musste die Erde vor der Pflanzung aufbereitet werden?

Gerne hätte ich etwas lehmigeren Boden gehabt, angereichert mit Pferdemist. Beides habe ich nicht bekommen. So hat man mit Perliten und Komposterde gearbeitet. Es funktioniert, aber doch nur mit besonderem Einsatz. Wir müssen ständig den pH-Wert im Visier behalten.

Sie haben nur Rosenzüchtungen ab dem Jahr 2000 eingesetzt. Wie kamen Sie auf die Idee?

Nun ja, es gibt ja unheimlich viele neue Züchtungen, die beim Endverbraucher nicht richtig ankommen, im wahrsten Sinne des Wortes. Nichts gegen Gloria Dei, aber die kennen nun wirklich alle Rosenbegeisterten zur Genüge. Aber kennt man den "Weg der Sinne", "Garden of Roses", "Kurfürstin Sophie", "Arabia", "Jazz", "Rote Hannover", "Hansestadt Rostock", "Sweet Pretty", "Deseo", oder "Alissar Princess of Phoenicia"? "Inspiration", "Roma" oder "Lady Emma Hamilton"? Immerhin sind ja diese Sorten zum Teil auch schon 16 Jahre auf dem Markt. Und die neuen Züchtungen gehen besonders auf Mehrfach-Resistenzen ein, wir brauchen gesunde Rosen! Und dann gibt es verschiedene Richtungen: die einfachen Schalenblüten, die zum Teil ein wahres Wunderwerk sind, und für Bienen und Schmetterlinge wahre Genussmeilen darstellen. Die anderen üppig, pompös, stark gefüllt und duftend. Auch wunderschön. Und das Schöne: man kann sie zusammenpflanzen!

Welche Farbkompositionen sind besonders gut in der Hauptblühphase im Juni aufgegangen? Und welche werden remontierend zusammen spielen?

Das ist so einzeln gar nicht zu sagen. Es gibt ja auch immer Übergangsphasen, dann die Stauden dazu. Jedenfalls konnte man von Anfang an den Farbverlauf erkennen. Und alle Rosen haben einen zweiten Flor geschoben, der sicher nicht ganz so intensiv war, wie der erste. Danach haben wir den Rückschnitt veranlasst, damit die Pflanzen auch Hagebutten ausbilden können.

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Foto: DBG/Graf Luckner
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Foto: DBG/Graf Luckner

Welche Erfahrungen haben Sie mit der Beeteinfassung Bloombux (anstelle von Buxus) gemacht?

Der Bloombux konnte von den Baumschulen nicht geliefert werden. Und ein Ersatz für Buxus ist diese Azalea definitiv nicht, auch wenn es im ersten Moment so wirken mag.

Empfehlen Sie die zwischen gesetzten Staudeninseln auch für das Öffentliche Grün?

Ja, unbedingt! Zum einen kann man wunderbare Kompositionen schaffen, mit besonderen Geranium-Sorten zum Beispiel. Nicht nur Blau geht, auch Magenta funktioniert und Veronicastrum und Gräser ergänzen das Beet auch in einer Zeit nach der Rosenblüte.

Welchen Rat geben Sie aus heutiger Sicht Kollegen, die neue Rosenzüchtungen aus diesem Areal pflanzen wollen? Gibt es auch pflegeleichte darunter, die nur wenige Pflegegänge erforderlich machen?

Ja klar. Eigentlich sollte ein Rückschnitt der Blüten ausreichend sein, um dann einen zweiten Flor zu erhalten. Wenn die Blätter gesund sind, kein Problem. Ich persönlich bin kein Freund von Spritzmitteln, auch nicht vorbeugend. Lieber den Boden aufpeppen, mit Steinmehl oder anderen organischen Substraten, dass die Pflanzen gestärkt wachsen können. Und dann empfiehlt sich eine Kombination mit Stauden, die die Rosen nicht verdrängen, das ist optimal. Hierfür eignen sich "Sweet Pretty", eine meiner besonderen Lieblinge, "Roma", "Garden of Roses", "Pomponella", "Sangershäuser Jubiläumsrose", auch "Charisma" und "Piano", beide Edelrosen, aber genial im Aussehen, Blütenfülle und Habitus. Im Weiteren gefallen mir die Sorten "Roseninsel", "Botticelli" und "Chippendale" sehr gut, "Jazz" und "Hansestadt Rostock", die Bienenweide Sorten, "Stadt Rom" natürlich, "Westzeit" und "Simply". Bestimmt habe ich noch tolle Sorten vergessen…, aber man muss es auch einfach ausprobieren. Man muss sich auch trauen, völlig verschiedene Rosentypen nebeneinander zu pflanzen. Es kann nichts schiefgehen.

Um den Blick der Besucher auch mal nach oben zu lenken und die Gesamtanlage erfassen zu lassen, haben Sie Rambler an einigen Parkbäumen angesetzt. Haben die neuen Sorten funktioniert?

Ja, schwierig. Ich gebe zu, dass hier meine Vorstellungen einzig von "Appleblossom" erfüllt wurden. Alle anderen haben nicht richtig Fuß gefasst, obwohl sie alle besondere Behandlung erfahren haben. Vielleicht hätten sie noch mehr Wasser und Dünger gebraucht, um richtig los zu legen. Aber ein Robinienwäldchen, voll mit Rosenblüten… das wär schon noch ein Traum.

Wo gab es Informationen zu den Rosen?

Im gärtnerischen Infozentrum i-Punkt Grün mit speziellen Vorträgen, Pflanz- und Pflegehinweisen. Und in Zukunft auch im Besucherzentrum. Die IGA Berlin 2017 hat einen Flyer mit allen verwendeten Rosensorten gedruckt.

Die Randgestaltung mit aufrecht wachsenden Gräsern wie Calamagrostis "Karl Förster" und Panicum virgatum "Northwind" machen diesen Rosengarten zu einem ungewöhnlichen gärtnerischen Experiment. Haben Sie Reaktionen von den Besuchern erhalten?

Ja. Es wird von Besuchern wie von Fachleuten sehr positiv wahrgenommen. So anders, so locker, so leicht wirkt das, sagen sie. Nicht so streng. Tatsächlich reden ganz viele Menschen darüber, es fällt auf, dass die Ordnung in diesem Rosengarten anders ist.

Was ist für sie in die private Welt integrierbar?

Fast alles! Das ist ja ein wesentlicher Motor für mich, den Menschen Pflanzungen zu präsentieren, die sie im übertragenen Sinne mit nach Hause nehmen können. Für das Zusammenspiel von Staude, Gras, Zwiebelpflanze und Rose brauche ich keine 100 Quadratmeter. Mit Beispielen aus den einzelnen Abschnitten kann man in jeden Garten das Virus Rose implantieren. Für kleine wie für große Räume.

IGA Berlin 2017 Internationale Gartenausstellungen
Foto: DBG/Graf Luckner

Müssten die Vertikalen wie Allium und Steppenkerze eine Stütze erfahren, oder kann man sie einfach so zwischen den Rosenstöcken wachsen lassen?

Nein keinesfalls. In meiner Vorstellung gibt es keine Stützen. Entweder darf eine Pflanze umfallen, gehört also mit zur Idee, oder sie bleibt eben stehen. Allium und Steppenkerzen waren Teil der Einfassung, und dürfen stehen bis zum Umfallen. Erst wenn sie liegen, können sie weggenommen werden, eine Kunst der Pflege, die nicht ganz einfach umzusetzen ist. Denn die wenigsten Pflegegärtner können diese Sprache lesen.

Wie sind Sie mit dem Wetter zurecht gekommen: erst zu kalt, dann zu heiß, dann zwischenzeitlich Starkregen in der Senke. Welche professionellen Maßnahmen waren erforderlich, um ein bestmögliches Blühergebnis zu erzielen?

Na ja, wie man sieht in letzter Konsequenz nicht schlecht. Man wünscht sich ja das Wetter immer anders, als es kommt. Zu wenig Wasser vom Himmel ist jedoch besser regulierbar, als zu viel. Darunter leidet natürlich der Blütenflor. Besonders im Juni/Juli mussten wir hinterher sein, dass sich keine Pilzkrankheiten in der Fläche festsetzten. Aber dann waren die abgeblühten, oder besser abgeregneten Blüten alle nachgeschnitten und es konnte sich ein zweiter Flor aufbauen.

Wie wird der Rosengarten der IGA langfristig unter der Pflegeführung der Grün Berlin GmbH erhalten werden? Ist an eine Verkleinerung gedacht, oder bleibt er als Publikumsmagnet erhalten?

Noch war ich nicht in Gespräche eingebunden. Natürlich würde ich den Garten pflegetechnisch weiter begleiten. Es ist vorgesehen, den Garten in der geplanten Form zu erhalten. Wenn man gute Gärtner findet, die auch ein Gefühl für Pflanzen haben, dann habe ich schon Hoffnung. Ein paar Sorten, die sich schwer tun, aus welchen Gründen auch immer, würde ich herausnehmen, und die Flächen eventuell noch mit Stauden ergänzen. Aber im Wesentlichen kann der Beitrag in die nächsten Jahre gehen.

Wir danken für das Gespräch, Frau Roth!

M. A. Sibylle Eßer
Autorin

Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH (DBG)

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