Vom Gezi-Park zum Tahrir-Platz

Die Architekturführer Istanbul und Kairo portraitieren die konfliktreichen Megastädte mit kritischem Blick

Blick auf Istanbul und das Goldene Horn mit Atatürk-Brücke und auf die informelle Siedlung Manshiet Nasser in Kairo: wuchernde Städte mit wechselhafter Geschichte. Zwei Kontinente, viele Kulturen, eine Stadt: am Bosporus treffen Welten aufeinander. In dieser rasend wachsenden Megacity kollidieren islamische Tradition, eine sich emanzipierende Gesellschaft und europäische Wertvorstellungen. Die Protestbewegungen um den Gezi-Park vor genau einem Jahr waren ein Ausdruck davon. Der Architekturführer Istanbul stellt nicht nur die berühmten historischen Bauwerke, sondern vor allem auch die der Moderne und aktuelle Projekte vor. Letztere nimmt das Buch kritisch unter die Lupe und lässt auch Akteure der Istanbuler Architekturszene zu Wort kommen - so bekommt man ein differenziertes Bild von der Stadt am Bosporus.

Zwischen islamischer Tradition und moderner Glitzerwelt

Auch in Kairo spiegeln sich gesellschaftlicher Wandel ebenso wie die Spannung zwischen islamischer Tradition und moderner Glitzerwelt - und auch hier geht es nicht konfliktfrei zu. Im arabischen Raum gilt die Stadt am Nil als "Mutter aller Städte" - ein Verweis auf ihre lange Vergangenheit und ihren Modellcharakter. Heute ist sie die größte Stadt der arabischen Welt, und sie wuchert unübersichtlich weiter. Der Architekturführer Kairo navigiert durch die Zeiten des Wandels, von den Resten der antiken Hochkultur über die arabischen Gründungen, die Herrschaft der Osmanen, die französische Transformation in ein "Paris am Nil" bis in die Gegenwart und schließt mit den vorläufigen Auswirkungen des Arabischen Frühlings ab.