Naturtöne für die Gartenarchitektur

Wärmespeichernde Ziegelmauern schützen empfindliche Pflanzen

von:
Fassade
Durch die Nische wirkt die dunkelbraune Ziegelmauer aufgelockert und interessant. Sie dient sowohl als Rankgerüst für die Kletterpflanzen sowie als Hintergrund für die Kübelpflanze. Foto: Andrea Christmann

Ziegel, auch Tonziegel genannt, sind ein Naturprodukt und bestehen ausschließlich aus Ton, Sand und Wasser. Ziegel werden bei hohen Temperaturen gebrannt, was sie sehr hart und beständig macht. Ziegel gibt es in den Farben gelb und rot. Diese von der Natur vorgegebenen natürlichen Farben, hängen davon ab, aus welcher Erdschicht der Ton gewonnen wird. So stammt der Rote Ton aus den oberen Schichten und der sogenannte Blauton (daraus entsteht die gelbe Farbe) aus der unteren Schicht. Die Farbe der Ziegel hängt in erster Linie von den im Ton enthaltenen Mineralien ab. Ein hoher Eisengehalt führt zu hell- bis dunkelroten (braunen) Farbtönen, diese sind auch abhängig von der Brenntemperatur und Brennatmosphäre durch die Oxidation des Eisens. Ein hoher Kalkgehalt und geringer Eisengehalt führt zu gelben Farbtönen. Eine breite Farbpalette lässt sich durch Glasuren erreichen, die vor dem Brennen aufgetragen werden.

Ziegel werden bei 1100 bis 1300 Grad Celsius gebrannt, wodurch sie ihre besonderen Eigenschaften bekommen. Durch die hohen Temperaturen schließen sich die Poren des Materials - die Ziegel nehmen weniger Wasser auf. Der homogene Baustoff weist dadurch eine hohe Stabilität auf und ist widerstandsfähig gegenüber eindringender Feuchtigkeit.

SUG-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Gärtner Grünpflege (m/w/d) Darmstadt, Darmstadt  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen
Fassade
Die Wärme speichernde Ziegelmauer eignet sich hervorragend als Wind- und kältegeschützter Hintergrund für das Birnenspalier. Foto: Andrea Christmann
Fassade
Am Mauerwerksverband der Trockenmauer wechseln sich Läufer- und Binderschicht ab. Dieser Verband wird Blockverband genannt. Die Mauerstärke entspricht mindestens einer Ziegellänge. Foto: Andrea Christmann

Eigenschaft und Funktion

Verputztes Ziegelmauerwerk hat eine lange Tradition und eine große Verbreitung. Dies liegt auch daran, dass die beiden mineralischen Baustoffe Putz und Ziegel sich gut ergänzen. Ziegel können sowohl für die Verblendung von Fassaden als auch zu einem freistehenden Mauerwerk verwendet werden. Das äußere Erscheinungsbild einer Ziegelmauer wird im Wesentlichen durch den Mauerwerksverband und die gliedernden Fugen bestimmt. Ziegel können in einem Mauerwerk so angeordnet werden, dass sowohl eine geordnete als auch lebhafte Ansichtsfläche entsteht.

Mauern aus Ziegelstein haben gegenüber Betonmauern viele Vorteile: das Material ist besser zu transportieren, bei der Errichtung ist keine Schalung erforderlich. Darüber hinaus speichert eine Mauer aus Ziegelsteinen Wärme. An sonnigen, aber kühlen Tagen kann es davor warm werden. Dieser Wärmespeicher ist sehr willkommen für kälteempfindliche Pflanzen, wie zum Beispiel Weintrauben, Feigen und Pfirsiche. An geschützten, südexponierten Ziegelmauern kann man die süßen Früchte an Holzspalieren oder waagerecht gespannten Drähten ziehen. Zudem erzeugen die warmen Rottöne der Ziegelsteine stets eine angenehm wohlige Atmosphäre im Garten.

Erscheinungsbild

Ziegelmauern sind in ihrer Gestalt äußerst vielfältig, ganz gleich ob es sich um eine niedrige Trockenmauer handelt, eine hohe rechtwinklige oder eine geschwungene Wandscheibe handelt. Mit Ziegelmauern lassen sich ganz unterschiedliche Stimmungen im Garten erzeugen und ihre vertikalen Flächen zum Beranken von Pflanzen nutzen. Ziegelmauern dürfen nicht massiv und erdrückend wirken. Ihr Erscheinungsbild lässt sich verändern, indem man den Mauerwerksverband aufgelockert gestaltet oder die Wand von blühenden Kletterpflanzen beranken lässt. Dabei sollte - je nach Zustand der Mauer ein Teil der Ansichtsfläche sichtbar bleiben. Mit entscheidend für die Gestalt einer Ziegelmauer sind insbesondere deren Proportion sowie die Farben der Steine. So genügt beispielsweise für einen Sitzplatz eine 1,50 Meter hohe Mauer, um sich ausreichend vor Blicken geschützt zu fühlen. Durch die Mauer wird ebenso der Lärm von denen am Grundstück vorbeifahrenden Autos deutlich reduziert.

Fassade
Dieser Mauerwerksverband wird als Blockrand bezeichnet. Hierbei wechseln sich Binder- und Läuferschichten horizontal Reihe zu Reihe regelmäßig ab. Foto: Andrea Christmann
Fassade
Alte Mauern versprühen einen besonderen Charme. Die alte Ziegelmauern zeigt ein unregelmäßiges Fugenbild. Bei diesem Wilden Verband werden die Binder in beliebiger Folge zwischen den Läufern verlegt. Foto: Andrea Christmann

Werden erhöhte Anforderungen an das Erscheinungsbild einer Ziegelmauer gestellt, muss dies rechtzeitig vor dem Bau vereinbart werden. Musterflächen sind einen sinnvolle Methode, um das Erscheinungsbild des fertigen Mauerwerkes durch Architekten und Bauherrn gemeinsam zu beurteilen. Als Musterfläche sollte ein Teil der geplanten Ziegelwand auf der Baustelle gemauert werden. Dabei sollte eine Mindestgröße von einem Quadratmeter eingehalten werden. Die Mauerziegel (einfarbig und glatt oder mit Oberflächenstruktur) sollten so ausgewählt werden, dass sie die durchschnittliche Qualität einer Lieferung präsentieren. Die Beurteilung der Ansichtsfläche der Ziegelmauer darf nicht aus unmittelbarer Nähe erfolgen, sondern hierbei muss ein angemessener Abstand gewählt werden. Maßgebend für deren Optik ist nicht die Beschaffenheit der einzelnen Steine und Fugen sondern das Gesamtbild des Mauerabschnittes.

Ziegel mit Format

Das gebräuchlichste Format eines Ziegelsteins für den Bau einer Ziegelmauer heißt Normalformat (NF) und hat die Maße 24 x 11,5 x 7,1 Zentimeter (Länge x Breite x Höhe). Die Fugenbreite des Mauermörtels beträgt ein Zentimeter. Daraus ergeben sich die jeweiligen Wandstärken. Die Ziegel werden beim Errichten einer Mauer gemischt versetzt, das heißt, sie werden nicht direkt übereinander gelegt. Damit können die auftretenden Druck- und Zugspannungen abgeführt werden. Wichtig ist die richtige Anbindung der Wände miteinander (Verzahnung) und die Einhaltung der Wandstärke zu beachten. Während bei der Läuferschicht die Steine hintereinander liegen, befinden sich die Steine bei der Binderschicht nebeneinander. Sofern höherer Druck aufgenommen werden soll, wird die Rollschicht (ursprünglich für Mauer- und Brüstungsanschlüsse erforderlich) angewendet. Die Steine werden hochkant seitlich aneinander vermauert. Durch die großen Stoßfugen vergrößert sich auch die Haftfestigkeit der Steine untereinander. Zudem ist die Druckverteilung besser als bei flachliegenden Steinen.

Konstruktionen

Ein zweischaliges Mauerwerk ist in der Gartenarchitektur weit verbreitet, denn es bietet vielfältige gestalterische Möglichkeiten. Es besteht aus einer tragenden Betonmauer und einer mindestens zehn Zentimeter dicken Verblendschale aus Ziegelsteinen. Das Verblendmauerwerk hat häufig keine tragende, sondern vor allem dekorative Funktion. Durch die zahlreichen Steinformate und -farben sowie dessen Oberflächenbearbeitung lässt sich die Wirkung einer Ziegelmauer individuell beeinflussen. Verglichen mit einer massiven Mauer sind der Materialverbrauch und der Arbeitsaufwand für eine zweischalige Wand erheblich reduziert. Ein zweischaliges Mauerwerk besteht aus einem Mauerkern aus bewehrtem Beton (B25), der die statischen Erfordernisse erfüllt sowie der Vorsatzschale aus Ziegelstein, die die gewünschte Optik bringt. Die Ziegelsteinwand wird mit Edelstahlankern, die in den Mauerwerksfugen eingebunden sind, an der tragenden Betonwand verankert. Um Ausblühungen des Fugenmaterials und in Folge dessen unschöne Flecken auf der Steinfläche zu vermeiden, muss ein Abstand von zwei bis drei Zentimeter zwischen den beiden Mauerschalen eingehalten werden. Zum Verfugen ist Kalktrassmörtel besonders gut geeignet, da er über längere Zeit verarbeitet werden kann und auf Dauer stets ein Minimum an Elastizität behält. Für eine dauerhafte und pflegeleichte Lösung ist eine fachgerechte Ausführung stets die Voraussetzung.

Fassade
Eine markante Grundstücksgrenze bildet die Ziegelmauer mit Pfeilern. Diese tragende Wand wurde im Binderverband erstellt, um eine ausreichende Lastenableitung durch die Verzahnung zu gewährleisten. Foto: Andrea Christmann
Fassade
Aufgrund der vertikal angeordneten Ziegel ist die Mauer entlang des Grundstücks einzigartig in ihrer Erscheinung. Foto: Andrea Christmann

Mauerwerksverbände

Bei der Errichtung einer Ziegelmauer werden die Steine Schicht für Schicht jeweils längs (Läufer) und einmal quer (Binder) gemischt. Die Mauerwerksschichten werden entsprechend als Läufer- oder Binderschicht bezeichnet. Je nachdem, wie Binder und Läufer aufeinander folgen und die Fugen übereinander stehen, werden die Verbände einer Ziegelmauer unterschiedlich benannt.

Mauerwerksverbände dienen nicht nur der Stabilität (Lastenabtragung) einer Ziegelmauer, sie sind ebenso ein wesentlicher Gestaltungsfaktor, der die jeweilige Mauer charakterisiert. Während Läufer-, Binder-, Blick- und Kreuzverband so ausgebildet sind, dass ihr Mauergefüge Lasten und Kräfte über den gesamten Wandquerschnitt gleichmäßig verteilt, bilden Zierverbände (Verblendverbände) vor einer tragenden Wand (Stahlbeton) eine schmückende Schale. Eine weitere Möglichkeit der Gestaltung eines Mauerwerksverbandes besteht darin, die Ziegelsteine nicht als Binder und Läufer zu versetzen, sondern in verschiedener Weise hochkant oder über Eck in die Mauer einzubinden.

Beim Flämischen Verband etwa befinden sich in jeder Steinschicht ein Läuferziegel und ein Binderziegel. Beim Schlesischen Verband besteht jede Steinschicht aus zwei Läufern zwischen den Bindern. Beim Holländischen Verband dagegen folgt auf jede Binderschicht eine Läufer-Binder-Schicht. Die Verbände beziehen sich aber nicht nur auf ein spezielles Muster, sie sorgen ebenso für die erforderliche und langfristige Haltbarkeit einer Ziegelmauer. Der gotische Verband zeigt in jeder Schicht regelmäßig wechselnde Läufer und Binder (Köpfe). Die Binder liegen jeweils auf der Läufermitte. Der Wilde Verband zeigt ein unregelmäßiges Fugenbild. In jeder Schicht werden die Binder in beliebiger Folge zwischen den Läufern verlegt. Allerdings dürfen - aus Stabilitätsgründen - nicht mehr als fünf Läufer hintereinander gemauert werden. Die Binder sollten hierbei nur auf den Läufern liegen. Außerdem müssen zusammenhängende, senkrecht aufsteigende Blöcke vermieden werden. Sind in einer Binderschicht sämtliche Steine hochkant gestellt, so heißt diese Rollschicht. Diese werden als Zierelemente im Mauerwerk oder als Abschluss (Krone) einer Ziegelmauer verwendet.

Fassade

Mauerkrone

Damit Regenwasser nicht in das Mauerwerk eindringen kann, müssen Ziegelmauern eine solide Abdeckung haben. Damit werden ebenso Frostschäden, Ausblühungen und Verschmutzungen vermieden. Die Abdeckung einer Krone sollte sorgfältig geplant werden, denn sie bestimmt im Wesentlichen das Erscheinungsbild einer Ziegelmauer. Zudem trägt sie langfristig zu dessen Stabilität und Lebensdauer bei. Für die Rollschicht werden neben den Mauerziegeln auch Formziegel verwendet, um der Mauer ein individuelles Erscheinungsbild zu verleihen.

Planung/Statik

Ziegelmauern, die dem Winddruck und dem Erddruck standhalten müssen, werden in der Praxis durch ein frostsicheres Fundament aus Beton (B25) im Boden verankert. Dieses muss sowohl die Lasten in den Untergrund ableiten, als auch die Mauer vor Schäden bewahren. Je nach Baugrund ist das richtige Fundament auszuwählen, denn hiervon hängt grundsätzlich ihre Standsicherheit ab. Handelt es sich zum Beispiel um gewachsenen Boden oder Fels, gibt es in der Regel keine Verformungen am Fundament. Dagegen muss aufgeschütteter Boden vor dem Errichten einer Ziegelmauer ausreichend verdichtet werden. Sofern sehr hohe Ziegelmauern errichtet werden sollen, sind Baugrund- beziehungsweise Tragwerksberechnungen erforderlich. Darin sind neben der konkreten Dimensionierung des Fundamentes ebenso die Anforderungen an die Ausführung des Mauerwerkes enthalten. Soll beispielsweise eine zwei Meter hohe Mauer errichtet werden, muss in einem frostfrei gegründeten Streifenfundament eine Aussteifung vorgesehen werden, um dem Winddruck standhalten zu können.

Baurechtliche Belange

Um eine Ziegelmauer errichten zu können, bedarf es einer baurechtlichen Genehmigung, die die Bundesländer (Nachbarschaftsrecht) unterschiedlich regeln. Sofern eine Mauer entlang der Grenze des Grundstücks errichtet werden soll, aber eine gewisse Höhe überschreitet, muss sie zudem von der Grenze abgerückt werden. Bei dem Bau einer Mauer sollte stets bedacht werden, dass auch das Fundament nicht über die Grundstücksgrenze hinausragen darf. Um dies zu gewährleisten, müssen die Fundamente gegebenenfalls mit einem winkelförmigen Querschnitt ausgeführt werden.

Autorin

Landschaftsarchitektur & Fotografie

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle grüne Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen