Pflanzung eines Baumhains im Frankfurter Stadtviertel Nordend

"Wald" für die Innenstadt

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Vorher: Schrägparker und eine Imbissbude verstellten den Platz fast vollständig. Foto: Stadt Frankfurt am Main, Grünflächenamt
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Vorher: Die Ausstattung war marode und überfüllte den Raum. Foto: Stadt Frankfurt am Main, Grünflächenamt

Es gilt trotz seiner geringen Größe als Prestigeprojekt, das so genannte "Nordendwäldchen" im beliebten Wohnstadtteil der Mainmetropole. Das Nordend ist hoch verdichtet. Neben wenigen, größeren Grünflächen wie dem Günthersburgpark, dem Holzhausenpark und einigen Grünplätzen und Alleen mit einer Mittelpromenade sind die Straßen und Plätze überwiegend befestigt, asphaltiert und im Sommer von Hitzestaus betroffen. Seit dem realen Klimawandel hat sich diese Situation noch verstärkt. Der Magistrat der Stadt realisiert nun seit einiger Zeit Maßnahmen nach dem "Nadelstichprinzip", um die jeweilige lokale Situation zu verbessern. Dies soll das übergeordnete Prinzip grüner Ringe und "Speichen" ergänzen, die die Wallanlagen (1. Ring) über den Alleenring (2. Ring) mit dem Grüngürtel (3. Ring) und darüber hinaus künftig verbinden sollen. Kleine Grünflächen, Pocket Parks, Kinderspielplätze und auch Baumstandorte innerhalb versiegelter Flächen verdichten und vernetzen das Grünsystem, zur Verbesserung des Mikroklimas und der Aufenthaltsqualität in den Wohngebieten.

Städtebau und Verkehr

Die Friedberger Landstraße gehört zu den großen Ein- und Ausfallschneisen der Stadt. Sie ist eine der verkehrsreichsten Straßen Deutschlands. Der Friedberger Platz, der Kleine Friedberger Platz und der inoffizielle "Ganz kleine Friedberger Platz" reihen sich entlang dieser wichtigen Verkehrsader aneinander, die von Lärm-, Staub- und Abgasemissionen betroffen ist. Alle drei Plätze boten in der Vergangenheit zudem wenig Aufenthaltsqualität und wiesen wenig Grün auf. In der Folge wurden sie zu "Unorten". Doch zwischenzeitlich wurde sowohl der Friedberger Platz als auch der Kleine Friedberger Platz umgestaltet. Der dritte und kleinste Platz des "Ensembles" folgte 2013. Er liegt umgeben von Gründerzeitbebauung an einer Straßenkreuzung mit Einmündung in die große Friedberger Landstraße. Seine Form als lang gezogenes, spitzes Dreieck, parallel zur Hauptstraße bewirkte in der Vergangenheit eine Definition als Restfläche. Sie diente als kleines "Märktchen", mit Imbissbude und einem Kiosk an der Nordseite. An den Außenkanten fraßen PKW-Stellflächen übermächtig viel Fläche von dem Platz ab. Verbeulte Absperrgeländer sowie nicht mehr zeitgemäße Bänke und Abfallbehälter waren die Ausstattung.

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Bei der Einweihungsfeier im Sommer 2013 suchten die Gäste den Schatten alter Bäume. Bis die neu gepflanzten Koelreuterien groß genug sind, werden noch einige Jahre vergehen. Foto: Thomas Herrgen
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Der abgestimmte Entwurf sieht Längsparken und einen Baumhain auf dem spitzen Dreieck vor. Entwurf: Adler & Olesch Landschaftsarchitekten, Mainz

Projektstart mit Varianten

Die lokale Politik (Ortsbeirat) hatte seit geraumer Zeit eine Veränderung und Aufwertung gefordert. Nachdem die Finanzierung aus verschiedenen Töpfen gesichert war, konnte die Planung beginnen. Das Mainzer Landschaftsarchitekturbüro Adler & Olesch entwickelte ab Anfang 2012 nicht weniger als zehn Vorentwurfsvarianten, die sich überwiegend mit der Frage der Parkraumbewirtschaftung (Längsparken, Schrägparken und viele andere Varianten) aber auch mit der Platzgestaltung an sich beschäftigten. Nach reichlicher Diskussion in den Gremien und mit der Bevölkerung war das Ergebnis dann ein deutlich vergrößerter Platz, der mit vielen Bäumen unregelmäßig überstellt sein sollte. Er füllt das Grün zwischen den Straßenbäumen (unter anderem Robinien) der Friedberger Landstraße und den Vorgärten in der Nordend-Wohnbebauung, wo Einzelbäume stehen. Die Parkplatzflächen wurden merklich reduziert, Asphalt aufgebrochen und entsorgt. Der mobile Imbiss in der Mitte musste weichen, während der ortsfeste Kiosk ("Trinkhalle") im Norden einen neuen Anstrich erhielt und erhalten blieb. Neu sind die Eintiefung des Platzes mit Stufenanlage an der Nord- und Ostseite, sowie der helle Belag mit wassergebundener Decke.

Platzgestaltung

Wesentliches Entwurfsziel war es, den "Ganz Kleinen Friedberger Platz", den Dritten seiner Art neben dem "Friedberger Platz" und dem "Kleinen Friedberger Platz", wieder deutlicher als Platz erlebbar zu machen und ihm eine neue Aufenthaltsqualität zu geben. Die Fläche hat nun wieder klare Grenzen und ist zulasten der Verkehrsflächen etwa einhundertfünfzig Quadratmeter größer geworden. Die Freiflächenplanung im Auftrag des Frankfurter Grünflächenamtes untersuchte und prüfte die Gestaltungswünsche des Ortsbeirats im Rahmen vieler Varianten. Das politische Gremium entschied sich dann für die nun umgesetzte Variante mit vielen Bäumen. Um dem zentralen, inneren Platz räumliche Tiefe zu verleihen, wurde er nach Norden zum Kiosk und nach Osten zum Gehsteig hin leicht abgesenkt. Zwei Stufenreihen markieren diese beiden Platzränder und laufen nach Süden und Westen allmählich auf Null aus. So entsteht eine deutliche Gliederung des Platzes und laut Erläuterungsbericht "auf subtile Weise mehr Distanz zur Friedberger Landstraße". Ein behindertengerechter Zugang ist weiterhin über die West- und Südseite her möglich. Nach Westen begrenzen linear angeordnete Sitzmauern mit Holzauflage aus Esche den Platzraum und trennen die Funktion des Parkens an der tangierenden Spohrstraße ab. Zur Platzmitte hin erhielt jedes Sitzelement einen vorgelagerten, "steinernen Teppich" aus Betonplatten im Kreuzfugenverband, auch um die Sitzplätze zu betonen und die Platzfläche in sich zu strukturieren.

Grünes Dach - ein "Wäldchen"

Über die gesamte Platzfläche verteilt wurden 16 Blaseneschen beziehungsweise Blasenbäume (Koelreuteria paniculata) innerhalb der wassergebundenen Wegedecke gepflanzt. Die kleine Baumart ist in Ostasien (China) beheimatet, und hat einen lockeren, luftigen Wuchs. Ihr durchlässiges, lichtes Blätterdach spendet Schatten, ohne den Platz zu verdunkeln. Die gelben, zierenden Rispenblüten erscheinen im Juli und August und mit einer schönen, gelben bis orangefarbenen oder orangebraunen Herbstfärbung und auffälligen Früchten, den papierdünnen, aufgeblasenen Kapseln (daher der Name) sind die Bäume auch in der kalten Jahreszeit noch attraktiv. Die Baumart ist sehr gut stadtklima- und hitzeverträglich und daher für den Standort hervorragend geeignet. Zudem hat sie in Frankfurt eine gewisse Tradition.

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Detail des Treppenwinkels im Nordosten. Der Platz wurde gegenüber dem Bürgersteig hier zwei Stufen tiefer gelegt. Foto: Thomas Herrgen
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Nachher: Aus der Südspitze öffnet sich der Dreiecksplatz mit Baumdach nach Norden. Foto: Thomas Herrgen
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Die Baumscheiben an der Friedberger Landstraße wurden zu einem Grünstreifen zusammengefasst und mit Rasen eingesät. An der Kreuzung Neuhofstraße mit dem Fußgängerüberweg werten zusätzlich Rosen den Bereich auf. Foto: Thomas Herrgen

Alte knorrige Exemplare stehen etwa auch im Grüneburgpark, im Senkgarten am Eschenheimer Tor oder in den Wallanlagen am Literaturhaus (ehemalige Stadtbibliothek). Die Baumscheiben unter den Hochstämmen sind mit Lava abgedeckt, darunter verbergen sich wesentlich größere Baumgruben mit einem für Stadtbäume geeigneten Substrat, das ein gutes Gedeihen sicherstellen soll. Das Lava Granulat und die Dreiböcke um die Bäume werden nach dem Anwachsen in ein paar Jahren wieder entfernt. Die wassergebundene Wegedecke wird dann später bis direkt an die Baumstämme heran geführt.

Neuordnung der Verkehrsflächen

Die ehemals schräg angeordneten Parkplätze entlang der Spohrstraße wurden auf Wunsch des Ortsbeirats in Längsparkplätze umgewandelt, wodurch der innere Platz geräumiger (150 Quadratmeter Zugewinn) und großzügiger wurde. Die vom Ortsbeirat präferierte Variante beinhaltete auch die Entfernung von Pflaster und die Herstellung eines durchlaufenden Rasenbeets, das nun alle Straßenbäume in diesem Abschnitt der Friedberger Landstraße verbindet und für bessere Lebensbedingungen der Bäume sorgt. Im Kreuzungsbereich zur Neuhofstraße wurden auf diesem Streifen bodendeckende Rosen gepflanzt, um den Wartebereich an der Ampel ansprechender zu gestalten. Der Kreuzungsbereich Friedberger Landstraße/Neuhofstraße wurde im Zuge des Umbaus der nahe gelegenen Straßenbahnhaltestelle Rohrbachstraße durch das Amt für Straßenbau und Erschließung barrierefrei hergestellt. Parallel zur Umgestaltung des Platzes, die das Grünflächenamt im Auftrag des Ortsbeirates durchführte, konnte vom Amt für Straßenbau und Erschließung der Bürgersteig entlang der Friedberger Landstraße bis zum Ende der Spohrstraße mit Gehwegplatten erneuert werden.

Eröffnung und Bürgerfest

Bei der Platzeinweihung im Juli 2013, herrschten am späten Vormittag bereits Temperaturen um 30 Grad. Die Wirkung der Bäume konnte zwar schon anhand ihres Schattenwurfs festgestellt werden. Doch um ein Dach zu bilden müssen sie noch einige Jahre im Wachstum zulegen. Nach der Begrüßung durch die Frankfurter Umweltdezernentin Rosemarie Heilig und Verkehrsdezernent Stefan Majer (beide Bündnis 90/Die Grünen) hieß auch die stellvertretende Ortsvorsteherin Claudia Ehrhardt (CDU) alle Beteiligten und die Bürger herzlich willkommen. Bei regionaltypischen Apfelgetränken und mit Brezeln wurde der neu gestaltete Platz von den Nordendbewohnern in Benutzung genommen, doch es keimte auch schon erste Kritik auf: zu wenig Grün in der Fläche, keine Abgrenzung zur Friedberger Landstraße und manch einer wünschte sich Rasen statt Kies. Die Umweltdezernentin vermisste Fahrradständer. Was es künftig nicht mehr geben wird, ist ein Märktchen. Denn auf dem nicht weit entfernten (großen) Friedberger Platz findet bereits regelmäßig ein Wochenmarkt statt. Der zurzeit noch unbenannte, neue Platz (ein Name wird noch gesucht) ist künftig einer von vielen Mosaiksteinen, die das verdichtete Grünnetz der Stadt bilden und damit helfen, das Mikroklima in Frankfurt am Main zu verbessern. Allein dafür hat sich die Umgestaltung aber schon gelohnt.

Projektdaten und Maßnahmen „Nordendwäldchen“

Abbruchmaßnahmen:

  • Abbruch wassergebundene Fläche: 240 m²

Neugestaltung:

  • WG-Decke: 390 m²
  • Bäume: 16 St.
  • Stufenanlage: 75 lfd. M.
  • Bankstandorte: 3 St
  • Rosen (Pflanzstreifen): 30 m²
  • Rasen (Straßenbäume): 130 m²

Maßnahmen Straßenbau:

  • Abbruch Asphalt: 150 m²
  • Gehweg (neu): 250 m²

Baukosten:

  • Kosten innerer Platz: 123.000 Euro
  • davon Mittel des Ortsbeirates 3: 109.000 Euro
  • Mittel des Grünflächenamtes aus dem Programm "Grüne Räume": 14.000 Euro
  • Kosten für die Arbeiten an der westlichen Platzkante zur Einrichtung der Längsparkparkplätze und der Erneuerung des Gehwegbelages, Mittel des Straßenbauamtes: 23 500 Euro

Planungsmittel und Nebenkosten:

  • Planung, Trassenpläne, Vermessung, Baugrunduntersuchungen, Kampfmittelsondierung u. Ä. aus dem Programm "Grüne Räume": 37.000 Euro

Planungszeitraum: 2012-2013
Planung:
Adler & Olesch Landschaftsarchitekten, Mainz
Ausführung:
Firma Immo Herbst GmbH, Frankfurt am Main
Bauzeit:
ca. 3 Monate, von Februar bis Mai 2013
Einweihung:
19. Juli 2013


Quellen

Grünflächenamt der Stadt Frankfurt am Main

Adler & Olesch, Mainz (Pläne)

Firma Immo Herbst (Firmenzeitung "Immo inform")

Tageszeitungen FR, FNP

Links:

www.gruenflaechenamt.stadt-frankfurt.de

www.adlerolesch.de

www.frankfurt-greencity.de/projekte/

www.immo-herbst.de

Dipl.-Ing.(FH) Thomas Herrgen
Autor

Landschaftsarchitekt

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