Andrea Koenecke

Walter Rossow (1910-1992): "Die Landschaft im Bewusstsein der Öffentlichkeit"

Landschaftsarchitektur

Allmählich wird die Reihe der Monographien zu den Fachprotagonisten des 20. Jahrhunderts - Mattern, Hammerbacher, Wiepking, Seifert, Migge, Pniower, Göritz, Funcke - länger und gibt in ihrer Zusammenschau einen immer tieferen Einblick in die Facetten der neueren Professions- und Kulturgeschichte. Andrea Koenecke fügt nun die Biographie Walter Rossows hinzu, eines Landschaftsarchitekten und Hochschullehrers, der die Entwicklung der Grünpolitik in der BRD von 1945 bis in die 1970er-Jahre mitbestimmt hat.

Thematisiert werden Rossows wiederholte Impulse zu einem fachlichen Neubeginn in Abkehr von den alten, noch immer tätigen Eliten. Konkret sichtbar wird die Neu-Orientierung in der Zusammenarbeit mit dem Kollektiv Scharoun für das Grün Berlins. Ein zweiter Schwerpunkt ist die maßgebliche Beteiligung im Leitenden Ausschuss der Interbau 1957, wo er die verpflichtende Kooperation zwischen Architekten und Gartenarchitekten durchsetzt. Seit Ende der 1950er-Jahre wendet sich Rossow offensiv gegen den Landschaftsverbrauch und die Landschaftszerstörung und gibt mit seinem Credo "die Landschaft muss das Gesetz werden" den Anstoß zu einem neuen Umweltbewusstsein.

Breiten Raum in der Darstellung Koeneckes nimmt das Engagement Rossows im Deutschen Werkbund ein, den er als Plattform sowohl für interne Fachdiskussionen als auch durch Tagungen und Ausstellungen öffentlichkeitswirksam nutzt.

Die Person Rossows, seine Einordnung in fach- und zeitgeschichtliche Zusammenhänge sowie die Analyse seiner Argumentation in den Veröffentlichungen erfolgt auf der Basis einer breit aufgestellten Quellenauswertung - darunter eine erstmalige Auswertung des Walter-Rossow-Nachlasses im Archiv der Akademie der Künste Berlin. Darüber hinaus gibt Koenecke bisher nicht bekannte Einblicke in interne Fachdebatten, das Agieren von Verbänden und Politik sowie in die kooperierenden Netzwerke, in denen die unterschiedlichsten Positionen eingenommen werden. Ein entsprechend umfangreicher Anmerkungs- und Quellenapparat von überwältigenden 2273 Fußnoten (manchmal auch ein wenig zu viel des Guten?) bietet allen, die auf diesem Gebiet weiterarbeiten wollen, wertvolle Hinweise auf Primärquellen. Lebendig wird die Zeit auch durch Fotos, vielfach aus Privatbesitz, die Rossow bei den zahlreichen Anlässen im Kreis von Kolleginnen und Kollegen zeigen. Aber - und das ist ein Wermutstropfen, der nicht nur dieses Buch betrifft - muss Wissenschaftlichkeit in einer so wenig ansprechenden Aufmachung daherkommen? Wieder werden wahrscheinlich nur die wenigen Fachleute danach greifen, die sich intensiv mit der Zeit, Ihren Protagonisten und den damals aktuellen Fragen beschäftigen. Doch dieses Buch hätte - auch im Sinne Rossows, der bei den Ausstellungen die Mittel zu bedienen wusste, mit denen man ein Publikum erreichen kann - ein anderes Zusammenspiel von Information und plakativer Darstellung verdient, und damit vielleicht auch eine größere Leserschaft erreicht. (Sicherlich ist alles eine Frage der Finanzierung - und damit eine grundsätzliche, was Forschung betrifft)

Doch auf den Inhalt kommt es an - und deshalb sei die Biographie allen, die Interesse an der fachlichen Aufbruchstimmung der frühen Nachkriegsjahre haben, uneingeschränkt empfohlen. Dr. Ursula Kellner

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