Seit 1955 werden in Düsseldorf Spielplätze fürs kühle Nass geplant

Wasserspielplätze - Eine Tradition wird fortgesetzt

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Wasserspielplätze Spielräume in der Stadt
Wasserspielplatz Alter Bilker Friedhof 2015, Farbige „Wasserwände“ mit Sprühnebel und Spritzdüsen erhöhen den Spielwert und gliedern den Platz. Foto: freiraumplus Landschaftsarchitekten, Krefeld

Das Spielen mit Wasser übt auf Kinder eine große Faszination aus. Diese Erkenntnis nutzte Ulrich Wolf zur Entwicklung eines neuen Spielplatztyps. Ab 1955 entstanden in den Düsseldorfer Grünanlagen insgesamt neun große Wasserspielplätze, die sich größter Beliebtheit erfreuten und bald auch in anderen Großstädten Deutschlands nach Düsseldorfer Vorbild gebaut wurden.

Die Entwicklung der ersten Wasserspielplätze in Düsseldorf

Ulrich Wolf (1902-1967) wurde 1954 Leiter des Garten-, Friedhofs- und Forstamtes in Düsseldorf. Er war deutlich jünger als sein gerade pensionierter Vorgänger Johann Heinrich Küchler (1888-1984), der bereits seit 1926 beim Düsseldorfer Gartenamt tätig gewesen war. Neue Entwurfsimpulse brachte er aus seiner vorherigen Lehrtätigkeit an der Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau Weihenstephan/Freising mit.

Die Arbeit des Gartenamtes in den 1950er-Jahren war geprägt von Wiederaufbau und Erneuerung der vorhandenen Gärten und Parks, Neuplanung der Außenanlagen von Schulneubauten sowie von Spielplätzen in den neu entstandenen Wohngebieten. Als besonderes Betätigungsfeld entwickelten sich die Planung und der Bau von Wasserspielplätzen.

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Wolf stellte fest, dass die bisher meist vorhandenen Planschbecken als Sommerbad nicht für alle Altersstufen geeignet waren. Schwimmbäder hingegen waren, sofern im Nahbereich überhaupt vorhanden, nur mit einem Aufwand an Fahrtkosten und Zeit erreichbar. Für die Planschbecken entstanden nicht unerhebliche Kosten für Reinigung und Sauberhalten des Wassers. Meist waren teure Umwälz- und Reinigungsanlagen erforderlich.

Aufgrund dieser Nachteile wurde die ursprüngliche Neuplanung eines Planschbeckens im Volksgarten 1954, also bereits im Jahr des Amtsantritts von Wolf, verworfen und als Planung des ersten Wasserspielplatzes weiterverfolgt. Die Baureife war nach wenigen Monaten erreicht, so dass der Wasserspielplatz 1955 eröffnet werden konnte. Nach einem Jahr Entwicklung und einem Jahr Betrieb folgte mit den gewonnenen Erfahrungen 1956 der Bau des zweiten Wasserspielplatzes am Alten Bilker Friedhof. Hier waren bereits neue Geräte entwickelt worden, um "die sich bietenden Möglichkeiten auszuschöpfen und nicht selbst in der Verwendung immer gleicher Geräte phantasielos zu werden."¹

"Da zahlreiche Kinderspielgeräte Rohrsysteme darstellen, lag es nahe, den Versuch zu machen, die Spielgeräte zu Spiel- und Duschgeräten auszubauen." Ulrich Wolf beschreibt dazu in einer Fachpublikation aus dem Jahr 1956 weiter: "Die technische Einrichtung ist höchst einfach: Wasserzu- und -ableitung; verschiedene Geräte, deren Rohre, soweit sie mit Düsen versehen sind, verzinkt werden; einen Plattenplatz mit guter Neigung, begrenzt durch einen starken Kantenstein; was höher liegt, gilt als Umgang für jedermann; was tiefer liegt, ist Badefläche. Die Platten liegen auf einem Schotterbett und Sand in Kalkmörtel. Der Unterbau muss auf die Abzugsfähigkeit des Untergrundes Rücksicht nehmen, wodurch Frostaufbrüche zu vermeiden sind. Wo sich die Neigungen des Plattenbelages treffen, liegt der Abflusskanal, dessen hellfarbige Betonwände die Kanallage auch dann gut erkennen lassen, wenn das Wasser etwas über die Seitenwände heraustritt. Der Kanal hat eine Mindesttiefe von 15 Zentimetern und eine größte Tiefe von 40 Zentimetern. Die Auslaufsperre ist verstellbar."²

Die wasserversprühenden Kletter- und Sitzspielgeräte wurden für die ersten Wasserspielplätze alle von der Planungsabteilung und der Schlosserwerkstatt des Gartenamtes entworfen, entwickelt und hergestellt. Der Wasserspielbereich stand unter Aufsicht eines Mitarbeiters des Gartenamtes, der durch Aufziehen einer Fahne Betriebsbeginn und Betriebsende anzeigte. Für das Aufsichtspersonal war ein eingeschossiges Flachdachgebäude vorhanden, an das sich Toiletten und eine Unterstellhalle angliederten. In unmittelbarer Nähe befanden sich zudem ein Sandspielplatz sowie Liege- und Spielwiesen.

Der besondere Vorteil des Wasserspielplatzes gegenüber einem Planschbecken lag darin, dass das Wasser über den Platz direkt abfließen konnte. Um die gleichmäßige Reinigung der Plattenflächen von allen Seiten sicher zu stellen, wurden in Abständen bewegliche Spritzdüsen am Rand montiert. Die Kinder waren in Bewegung und hatten größtes Vergnügen beim Spielen mit und im Wasserstrahl. An heißen Sommertagen boten die Wasserspielplätze eine willkommene Abkühlung. Wie bei anderen Spielgeräten auch, wurden auch auf den Wasserspielplätzen den verschiedenen Altersstufen entsprechende Spielmöglichkeiten berücksichtigt. Durch unterschiedliche Arten von Düsen - vom feinen Zerstäuber bis hin zum kräftigen Wasserstrahl - ergaben sich vielfältige Spielmöglichkeiten. Auch der für den Wasserablauf vorgesehene offene kleine Wassergraben wurde beim Spielen mit einbezogen.

Jeder neue Wasserspielplatz brachte Neuerungen mit. So kam beispielsweise eine Intervallschaltung hinzu, wodurch sich wechselnde Teilbereiche der Anlage automatisch während der Betriebszeit an- und ausschalteten. Für einen besseren Korrosionsschutz der wasserführenden Teile wurden die Rohrsysteme mit einer Schutzlegierung überzogen. Dadurch wurden die Wasserspielplätze bald auch farbig.

Bereits 1956 verkündete Ulrich Wolf stolz: "Das Gartenamt hat über zwei Jahre für die Planung, den Bau und die erste Erprobung gebraucht. Es glaubt nun, mit gutem Gewissen von den neuen Anlagen Kenntnis geben zu können."³ In der Ära Wolf entstanden schließlich bis 1967 neun Wasserspielplätze über das ganze Stadtgebiet Düsseldorfs verteilt. Bis heute ist zumindest die Lage der meisten dieser Einrichtungen innerhalb der Grünanlagen noch identisch.

Erneuerung und weiterer Ausbau

Nachdem sich die Wasserspielplätze seit den 1950er-Jahren in dicht besiedelten Stadtteilen als wohnungsnahe Alternativen zu Freibädern etabliert hatten, wurden Ende der 1970er-Jahre erste technische Korrekturen erforderlich. In der Gründungsphase nahmen Sicherheitsaspekte bei der Planung von Kinderspielplätzen im Vergleich zu heute einen relativ geringen Raum ein. Im Laufe der Jahre wurde zunehmend deutlich, welches Unfallrisiko für spielende Kinder durch fehlenden Fallschutz unter Spielgeräten bestand. Diesen Anforderungen versuchte man zunächst mit der Reduzierung der Spielgerätehöhen und mit dem nachträglichen Einbau elastischer Fallschutzplatten gerecht zu werden, was den Spielwert jedoch erheblich einschränkte. Später wurden die alten Geräte aus Stahlrohren weitgehend durch neue Aluminiumkonstruktionen ersetzt. Das Prinzip der Spritzdüsen wurde konsequent beibehalten. Die Wasserspielplätze verloren auf diese Weise zwar ihre Farbigkeit; die neuen Spritzgeräte galten aber als weitgehend wartungsarm. Vor diesem Hintergrund wurde auch an einem standardisierten Erscheinungsbild festgehalten.

Ein erster innovativer Einschnitt in die eher homogene Gestaltung der Düsseldorfer Wasserspielplätze erfolgte aus Anlass der Bundesgartenschau 1987 im Südpark.4 Der reine Erfrischungseffekt der bisher auf den Hochsommer beschränkten Angebote sollte durch neue planerische Ansätze um den Aspekt eines kreativen Umgangs mit dem Element Wasser erweitert werden. Unter Ausnutzung der bestehenden Hanglage an einem Deich entstand eine wegweisende Wasserspiellandschaft unter dem Titel "Wasser, Wind und Sonne" mit zahlreichen neuen Elementen wie Wasserpumpen, Strömungsrinnen, Staustufen, Wasserrädern, Archimedischen Spiralen und Spritzdüsen. Auch die Kombination aus Sand und Wasser wurde an dieser Stelle erstmals in Düsseldorf umgesetzt und damit die kindliche Kreativität angeregt.

Der große Erfolg dieses Spielkonzeptes führte dazu, dass bis heute auf Düsseldorfer Kinderspielplätzen insgesamt 64 Wassermatschanlagen in unterschiedlicher Ausprägung als zusätzliches Angebot errichtet wurden. Ein weiterer Höhepunkt des BUGA-Spielplatzes war ein Floßteich, welcher mit Metallflößen bespielt und befahren werden konnte und sich mehr als 25 Jahre größter Beliebtheit erfreute. Leider musste er inzwischen aus Sicherheitsgründen aufgegeben werden.

Die angespannte Haushaltslage der 1990er-Jahre verursachte einen Investitionsstau bei der dringend notwendigen Sanierung zahlreicher Kinderspielplätze. Umbaumaßnahmen waren nur mit Hilfe von Förderprogrammen möglich. So konnten in den Jahren 2001 und 2002 die Wasserspielplätze im Park Elbroich und auf dem Frankenplatz nach zeitgemäßen Kriterien umgebaut werden.

Das Konzept sah eine Kombination von Wasserspiel- und Matschelementen mit konventionellen Spielangeboten vor. Der Nutzungszeitraum wurde auf diese Weise deutlich über den Hochsommer hinaus erweitert, ohne das Spielen mit Wasser aufzugeben. Dieser eingeschlagene Weg hat sich in der Folge bewährt und diente als Vorbild für alle späteren Investitionen. Darüber hinaus wurden die ehemaligen Wärterhäuser der 1960er-Jahre mit der erforderlichen Wassertechnik und den als Wetterschutz willkommenen Unterstelldächern in die Planungen integriert.

Vor dem Hintergrund, Düsseldorf als familienfreundliche Stadt zu entwickeln, wurde 2004 der Masterplan Kinderspielplätze aufgelegt. Gleichzeitig wurden erhebliche finanzielle Mittel zur Sanierung der mehr als 400 Kinderspielplätze zur Verfügung gestellt. Dank dieses langfristig angelegten Sanierungsprogramms konnten bisher fünf weitere Wasserspielplätze, darunter im Zoopark, im Volksgarten, am Schlosspark Eller und zuletzt im Alten Bilker Friedhof komplett saniert und individuell gestaltet werden. Um allen Kindern ein integratives Zusammenspiel zu ermöglichen, werden seit einigen Jahren alle Wasserspielplätze barrierefrei geplant und angelegt.

In Folge der neuen Planungskonzepte wurde auch der Aspekt des hohen Wasserverbrauchs und der damit verbundenen Kosten kritisch geprüft. Die Stadtwerke Düsseldorf konnten als Partner für die Entwicklung einer Wasser sparenden Steuerungstechnik und deren Wartung gewonnen werden. Seitdem wurde der Frischwasserverbrauch mit Hilfe einer elektronischen Drucktastensteuerung und von Zeitschaltuhren erheblich reduziert. Auch marode Leitungssysteme wurden im Rahmen der Umbaumaßnahmen komplett erneuert, was die Investitionskosten allerdings zusätzlich erhöhte.

Die auf die 1950er-Jahre zurückgehende und von Ulrich Wolf begonnene Tradition der Düsseldorfer Wasserspielplätze konnte bis heute trotz zeitweiliger finanzieller Einschränkungen und konzeptioneller Korrekturen über 60 Jahre weitergeführt werden. Neue Planungsansätze seit der Bundesgartenschau und ein Investitionsschub durch den Masterplan Kinderspielplätze ermöglichten eine schrittweise Weiterentwicklung zu zeitgemäßen Spiellandschaften mit vielfältigen Wasserspielelementen. Die drei letzten Wasserspielplätze im Zustand der 1980er-Jahre werden bis 2020 modernisiert. Den vorläufigen Abschluss wird die Sanierung des BUGA-Spielplatzes aus dem Jahr 1987 bilden.

Literatur

Ulrich Wolf: Die Düsseldorfer Wasserspielplätze, in Garten + Landschaft 11/1956, S. 325-330.

Die Düsseldorfer Wasserspielplätze, in: Kinderspielplätze, Heft 2 der Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftspflege, München, 1957, S. 91-94.

1 Wolf, 1956, S. 328.

2 Wolf, 1956, S. 329.

3 Wolf, 1956, S. 330.

4 Planungsgruppe Südpark (Gerd Aufmkolk, Gudrun Birkigt, Wolfgang R. Mueller, Horst Wagenfeld).

Dipl. Ing. Thomas Hechtle-Wacker
Autor

Sachgebietsleiter Objektplanung - Garten-, Friedhofs- und Forstamt der Landeshauptstadt Düsseldorf

M.A., Dipl.-Ing. Tobias Lauterbach
Autor

Garten,- Friedhofs- und Forstamt der Landeshauptstadt Düsseldorf

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