Die Domäne Laken in Brüssel ist eine der prächtigsten Belgiens

Wenn der König die Tür aufmacht

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Abb. 1: Die Orangerie aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts wurde in den späten 1870er Jahren durch Alphonse Balat, den Architekten des Königs Leopold II., umgebaut, erweitert und mit dem neuen Wintergarten zu einer der größten Orangerienanlagen in Europa verbunden. Foto: Jörg-Ulrich Forner

Nun ist es endlich wieder soweit: die belgische Monarchie öffnet wie jedes Jahr im Frühjahr für wenige Wochen die großen goldbeschlagenen Tore der fast 194 Hektar großen königlichen Domäne Laken in Brüssel, um die blumenfreudigen Besucher aus aller Welt in die wunderbare Exotik der serres et jardins royales einzuladen. In einem herrlich eingewachsenen englischen Landschaftspark mit dreiflügeligem Schlossbauwerk ist auf dem herrschaftlichen Gelände neben einer Reihe an chinesischen Gartenpavillons und japanischen Turmbauten die eigentliche Attraktion das nunmehr über 200 Jahre alte Gewächshausensemble.

Wenn der erwartungsfrohe Besucher nach einem angenehm frischen Frühlingsspaziergang vom beeindruckenden Eingangsportal über den bekiesten linearen, 400 Meter langen Drive zum Schloss am Ausgangspunkt eines festgelegten Rundganges anlangt, begrüßt ihn der riesige, mit blühenden Zitrus- und Lorbeergewächsen, Rhododendren und Kamelien bestückte Bankettsaal der Orangerie. Hier beginnt eine unvergessliche Zeitreise in die blütenrauschartige subtropische und tropische Welt des 19. Jahrhunderts.

Der Parcours führt von der Orangerie durch das Theaterhaus, an der Embarcadère vorbei zunächst durch einen Teil des Landschaftsparks zur Debarcadère. Hier betritt man über den Palmenpavillon das imposante Palmen-, dann das Azaleenhaus und lässt sich von dort über eine thematisch endlos scheinende Geraniengalerie und das Farnkreuz zum phytotechnologisch raffinierten Diana- und Spiegelhaus treiben. Im Spiegelhaus gebührt dem beeindruckenden Königsfarn die höchste Aufmerksamkeit, während die Wände der Galerie mit kurzgehaltenem Ficus pumila, Tüpfelfarn und eingestreuten Geweihfarnen überzogen sind. Fast übersieht man vor Staunen den aromatischen Zimtbaum. Es folgt dann das quadratische Kongohaus mit seiner subtropischen Vegetation aus Palmen, Gummibäumen und Farnen. Den krönenden Abschluss bildet der weite, helle und hohe Dom des Wintergartens, von dem aus man das Banketthaus an der Orangerie wieder erreicht.

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Abb. 2: Die Gewächshäuser der königlichen Domäne in Laeken bei Brüssel haben beachtliche Dimensionen, die sich harmonisch und zugleich weithin sichtbar in den reifen englischen Landschaftspark aus der Feder Capability Browns einfügen. Foto: Jörg-Ulrich Forner

Was beim Durchwandern der dschungelgrün und fuchsienfarbig verbundenen Glas-Perlenkette auffällt, ist der makellose Pflege- und Unterhaltungszustand der gesamten Anlage. Nirgends findet sich ein Blättchen am Boden, wo es nicht hingehört. Alles ist dezent, aber bestimmt beschildert. Kinder sind hier sehr willkommen, vielleicht auch, um die tendenziell eher ältere Besucherschar zu verjüngen oder eine gewisse Mindestfluktuation durch die langen Gänge zu befördern. Zu schön der Gedanke, an manchem dieser paradiesischen Orte länger, gar vielleicht einen ganzen Tag mit einem leichten Buch, das gedankliches Abschweifen verzeiht, und einer Tafel guter belgischer Schokolade oder vanilleduftenden Waffeln mit cream zu verweilen. . .

Tagsüber laufende Pflegearbeiten sind gut sowie pragmatisch abgeschirmt und stören die oftmals auch einheimischen Besucher nicht. Das Personal hat alle Knotenpunkte und möglichen Staustellen des staunenden Besucherstroms im Blick. Schauen erlaubt, Anfassen oder Mitnehmen verboten. Eine Entfernung von weniger als einen Zentimeter zu einer atemberaubenden Blüte ist ausschließlich den genießenden Nasen vorbehalten. Im direkten Gespräch mit den vielen freundlichen, hilfsbereiten und zuvorkommenden, aber sich stets im Hintergrund haltenden und trotzdem auf die Arbeit konzentrierten Gärtnern ist zu erfahren, welch ein Aufwand betrieben wird, um diese höchste königliche Qualität zu garantieren: Ein Mitarbeiterstab von ungefähr 60 Gärtnern, Bauarbeitern, Blumenzüchtern und diversen Verwaltungs- und Aufsichtsbediensteten stellt die Gewähr dafür dar, dass die baulichen Anlagen in einem tadellosen Zustand gehalten werden können. Zusätzlich sind für die gärtnerischen Unterhaltungsarbeiten im Gewächshauskomplex 15 Gärtner durchgehend engagiert, während weitere 20 Gärtner den weitläufigen, sanft gewellten Landschaftspark in Sichtweite zum neuen europäischen Machtzentrum in Brüssels Mitte pflegen.

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Abb. 3: Dieses Gewächshaus in Laken ist das schönste Denkmal, das je zu Ehren der exotischen Pflanzenkunde errichtet wurde, sagte Edouard Morren, ein berühmter belgischer Botaniker im Jahr 1883. Wenn man von der Embarcadère zum Kongohaus geht und von dort weiter zum Wintergarten, wird man durch den gewaltigen lichten Raum, in dem königliche Empfänge stattfinden, beeindruckt. Foto: Jörg-Ulrich Forner
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Abb. 4: In der Geraniengalerie ist man seitlich von unterschiedlichen Geranienfarben eingerahmt. Über den Besuchern hängen unzählige Blumenampeln mit Fuchsien und einzelnen bläulichweißen Blüten der Sonnenwende, die tupferartig durch dunkelbraun bis gelbrote, kleine Lampions der Schönmalven unterbrochen sind. Foto: Jörg-Ulrich Forner
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Abb. 5: Die Treppenaufgänge seitlich der Galerien sind oft mit Hortensienkübeln bestellt. Die Pflanzen werden in jahrelanger Tradition forciert, d.h. durch temporären starken Rückschnitt zur üppigeren und frühzeitigeren Blütenbildung getrimmt. Foto: Jörg-Ulrich Forner
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Abb. 6: Die langen Galeriegänge sind stets vorbildlich gepflegt. Im Boden ist unter regelmäßigen Ornamentgußplatten die Heizungs- und Versorgungstechnik aus dem 19. Jahrhundert immer noch im verlässlichen Einsatz. Foto: Jörg-Ulrich Forner

Doch wie alt ist diese Anlage eigentlich? Das geschulte Auge sieht: viele Gewächshauspflanzen sind gerade einmal wenige Stunden im Boden. Viele stattliche Gehölzgreise sind aber eindeutig älter als die einem bislang aus der nicht cisalpinen Heimat bekannten exotischen Pflanzenexemplare.

Als der "Architekt der königlichen Schlösser" Ghislain Joseph Henry aus Dinant im Jahr 1817 im Auftrag des niederländischen Herrschers Wilhelm I. eine der größten damaligen Orangerien Europas in einer nur zweijährigen Bauzeit errichtete, war dies der Auftakt zu einer langjährigen Baureihe von Gewächshäusern. Der heute in seinen enormen Dimensionen von über 1,5 Hektar vorbildlich erhaltene Gebäudekomplex entstand im Wesentlichen nach einem Entschluss von König Leopold II. (1835-1909) im Jahre 1868 zum Bau eines Wintergartens mit einer längeren Projektierungszeit in den Jahren 1874 bis 1905.

Unter seiner Herrschaft wurde der Kongo in den Jahren 1876 bis 1908 extrem ausgebeutet. Die erwirtschafteten Gelder setzte Leopold II. hier in dieser Anlage als Teil des imperialen Gestus am Ende der Kolonialphase Afrikas zum Teil unverhohlen ein.

Der "Glaspalast" war inspiriert von den kühnen, neuartigen Eisen-Glas-Konstruktionen wie des spektakulären Crystal Palace der Weltausstellung 1851 in London, der Galleries des Machines der Weltausstellung von 1867 sowie des Eiffelturms der Weltexposition 1889 in Paris oder den bis heute noch existierenden Gewächshäusern (u. a. Palm House 1841-1849) in Kew Gardens.

Aber auch das Frankfurter Palmenhaus (Eröffnung 1871) diente hier als Vorbild und gegenseitige Inspirationsquelle. Das Tropenhaus (1906-07) des Königlichen Botanischen Gartens in Berlin-Dahlem und auch die von Brüssel nicht allzuweit entfernte Flora in Köln (Eröffnung Wintergarten 1864) nutzte das damals gewonnene Wissen im Warmhausbau.

Was der insbesondere für die greenhouses federführende belgische Architekt Alphonse Hubert Francois Balat (1818-1895) - beteiligt waren auch die Architekten Henri Maquet (1839-1909) und Charles Girault (1851-1932) - an wundervollen bau- und heizungstechnischen Baukonstruktionen ersann, lässt sich in Zahlen in seinem ganzen Ausmaß nur schwer, aber nicht minder beeindruckend zusammenfassen:

Die bedeckte Glasfläche des bestehenden Gebäudekomplexes umfasst zusammen mehr als 2,5 Hektar. Allein die Orangerie ist 97 Meter lang, 13 Meter breit und 8 Meter hoch. Der anschließende, gewaltige 25,65 Meter hohe Wintergarten wurde in nur kurzer Bauzeit von 1874-76 aus Eisenelementen mit einem Gesamtgewicht von 651,53 Tonnen zusammengesetzt. Mit den beiden verglasten Verbindungsgängen flutet zusätzliches Licht auf die 2400 Quadratmeter Grundfläche des Wintergartens, den eine Glaskuppel mit 5090 Quadratmeter Fläche überragt. 36 imposante Natursteinsäulen bilden hier im Innern einen radialen Kolonadenkranz mit fast 58 Metern Durchmesser, der mit 36 Eisenspanten das Gewicht der darüber aufgehenden eisenblumenbekrönten Glaskuppel mit ihren 41,25 Metern im Durchmesser aufnimmt.

Das zum Gesamtensemble zugehörige jüngere Kongohaus (Bauzeit 1886-88) mit 930 Quadratmeter Grundfläche und 1518 Quadratmeter Glasbedachung sowie das ebenfalls leicht später errichtete Palmenhaus (Bauzeit 1892-95) mit 604 Quadratmeter Grundfläche und 1308 Quadratmeter verglaster Dachfläche erscheinen da fast ein bisschen klein, obwohl auch diese Bauten höchsten architektonischen und gärtnerischen Genuss bereithalten.

Als eine Hauptverbindungsachse von der Embarcadère zur Orangerie ist der blütenduftgesäumte Weg durch eine grandiose gartenhistorische Sammlung mit fast 190 Kulturvarietäten an Fuchsien und 760 Geranien, besser gesagt Pelargonien (Pelargonium zonale), verschiedenster Arten und Sorten auf über 150 Meter Länge einzigartig in Europa. Die meisten Fuchsienstauden sind durchschnittlich 25 Jahre alt, einige sogar über 40 Jahre, was sich eindrucksvoll an ihrem dicken Stamm ablesen lässt.

Bereits zur Zeit Leopold II. wurde intensive Geranienzüchtung betrieben. Es gab zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits um die 360 Varietäten, von denen mindestens ein vitales Exemplar in dieser königlichen Sammlung vorhanden war.

Viel kulturtechnisches Fachwissen um die wertvollen Gewächse kann direkt vor Ort erfragt und die Anwendung guter gärtnerischer Praxis unmittelbar betrachtet werden. Ein gutes, anschauliches Beispiel geben die Hortensien (Hydrangea macrophylla und H. serrata). Diese alten durstigen "Wasserkrüge" besetzen in Lakens Glashäusern eigene, ihnen vorbehaltene Bereiche. Während des Sommers und im Herbst werden die aus Stecklingen gezogenen Pflanzen in Töpfen in der Nähe ihrer Winterquartiere unter freiem Himmel aufgestellt. Erst kurz nach dem Jahreswechsel bringt man die Pflanzen ins Haus, um sie dann zwei Jahre hintereinander stark zurückzuschneiden. Dadurch erhalten sie einen arttypischen, gefälligen Habitus, der höheren Blütenreichtum und üppigere Blütenbildung aufweist. Um die Blüte früher hervorzubringen, zu "forcieren", werden die Pflanzen hier von Mitte Januar bei ungefähr 15 Grad Celsius gehalten, um dann bei einer allmählichen Temperatursteigerung auf bis zu ca. 18 Grad Celslius in gut 100 Tagen bis zum Ende April eine überwältigende Blütenpracht in den Gewächshäusern präsentieren zu können.

Auch bei den typischen fremdländischen Pflanzen sind in Laken einige weitere Superlative zu verzeichnen: Das Alter mancher Zitrusbäume beträgt mehr als 200 Jahre, einige Palmen, darunter der Oreopanax dactylifolius sind gute 150 Jahre alt. Die Kamelien Sammlung ist in ihrer Größe und Umfang an Pflanzenindividuen einzigartig und stellt die weltweit bedeutsamste Kollektion für Kamelien unter Glas dar. Viele Exemplare darunter sind seit mehr als 160 Vegetationsperioden gewachsen. Nicht nur ihr beachtliches Alter und somit geschichtlicher Wert, sondern auch der umfangreiche Pool an Genmaterial macht diese biodiverse Enzyklopädie daher für Wissenschaftler aus der ganzen Welt interessant. Insgesamt soll es die Gesamtanlage geschätzt auf über 60.000 verschiedene Arten bringen.

Die zur Erbauungszeit neueste Heiztechnologie ist heute eine gartenbaugeschichtliche Technikdemonstration: Die wertvolle exotische Vegetation an Gehölzen und anderen äußerst empfindlichen Pflanzen muss dauerhaft und verlässlich mit angemessener Temperatur und Feuchtigkeit versorgt werden. 13 Heizkessel aus der Anfangszeit beheizen dafür den gesamten Gewächshauskomplex, dessen durchschnittliche Mindesttemperatur im Winter im Verhältnis zur Außentemperatur und der jeweiligen Vegetationsform angepasst wird. Die sogenannten gemäßigt kalten Gewächshäuser werden ganztägig auf 3 Grad Celsius gehalten (z. B. überwintern hier die Indischen Azaleen bei dieser Temperatur), während die subtropischen Gewächshäuser tagsüber auf 10-12 Grad Celsius und nachts auf 10 Grad Celsius reguliert werden, wobei früher 14 Grad Celsius beziehungsweise 12 Grad Celsius die Norm waren. Warme "tropische" Treibhäuser - mit begrenzter Oberfläche - sind hingegen auf 18 Grad Celsius tagsüber und 16 Grad Celsius nachts eingestellt. Diese echten "tropischen" Gewächshäuser mit einer konstanten Wärme (mindestens 18 °C) und Feuchtigkeit gibt es in Laken allerdings nicht. Nur eine Anzahl kleinerer, auf dem weitläufigen Gelände verstreuten Treibhäuser wird hier über den Winter mit Mindesttemperaturen von 18 Grad Celsius tags und 16 Grad Celsius nachts gehalten.

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Abb. 7: Das Theaterhaus ist Teil der Verbindung von Orangerie mit dem Schloss. Es wurde in den 1990er Jahren restauriert. Teilweise dauerten die Arbeiten bis ins Jahr 2001 an. Der gewählte dunklere Grünton der Holz- und Eisenkonstruktion kommt dem Originalfarbton des 19. Jahrhunderts sehr nahe. Hier können sich die Arbeitskräfte beim morgendlichen Zusammenstellen der Pflegeteams treffen, um die Ablaufplanung genau zu besprechen. Foto. Adobe Stock
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Abb. 8: Die letzte Restaurierung des Wintergartens liegt bereits mehr als 30 Jahre zurück. Die Temperaturextreme und hohe Luftfeuchtigkeit greifen die gusseisernen Spanten und Tragsysteme dauerhaft an. Wenn das Kongohaus nach zwei Jahren saniert ist, tun sich sofort viele neue Aufgabenfelder auf. Foto: Jörg-Ulrich Forner

Als wichtige Systemkomponente tragen die gläsernen Dachelemente, die aus einem speziellen, 4 Millimeter dicken, sehr witterungsbeständigen K-Glas vom Typ Hortiplus gefertigt sind, durch eine erhöhte Dämmwirkung und geringe Emissivität zum adaptiven Temperaturregime bei. Eine dünne Schicht aus stabilen Metalloxyden, die auf der unüblichen (Ug-Wert vermindernden) Außenseite der Glasplattenhaut aufgebracht ist, isoliert zusätzlich und sorgt für eine gleichmäßigere Innentemperatur. Die dadurch entstehenden irisierenden Farbeffekte schimmern an vielen Stellen durch das dichte und üppige Grün der Vegetation und erzielen damit eine besondere zusätzliche farbliche Wirkung. Dennoch müssen Teile der Verglasung im Sommer weiß getüncht und im Herbst wieder von der Milch gereinigt werden.

Ein in weiten Teilen dem natürlichen oder baukonstruktiven Gefälle folgendes System aus gusseisernen Röhren leitet mehrere zehntausend Liter Warmwasser täglich zur Beheizung in jeden Winkel des Gewächshauskomplexes. Die historischen, bodenbündigen Leitungskanäle sind mit ihren in zeitgenössischem Ornament gestalteten, gusseisernen Bodenplatten für die damalige Zeit vorbildlich wartungsfreundlich abgedeckt und bis heute jederzeit zugänglich. Die inzwischen notwendige Steuerungstechnik, spektraljustierbare Beleuchtung, Stromversorgung und Sicherheitstechnik sind an die neuen Erfordernisse und Standards angepasst und nahezu unsichtbar in eben diesen abgedeckten Bodenprofilen untergebracht.

Die gesamte Vegetation wird nach Bedarf, und somit nicht täglich oder ganzjährig nach festem Plan gewässert. Dabei erhalten bestimmte Pflanzenarten in einem bekannten Wachstumsstadium unter Berücksichtigung der Jahreszeit und weiterer Witterungsumstände eine planmäßig vorbestimmte, artenspezifisch aber individuell variierende Gabe an Wasser. Das dynamische Wasserregime ist hier sehr differenziert ausgearbeitet und wird streng kontrolliert, so dass die an sehr heißen Sommertagen durchaus schon mal ausgebrachte Menge von etwa 48.000 Litern pro Tag für Wintergarten, Kongohaus und Palmenhaus effizient und pflanzenspezifisch zum Einsatz kommt.

Die gesamte Eisenkonstruktion wird seit mehreren Jahrzehnten in groß angelegten Abschnitten systematisch denkmalgerecht saniert. In den 1980er-Jahren wurden zunächst denkmalgerechte Arbeiten im Wintergarten, Palmen- und Kongohaus ausgeführt. Es folgten in der anschließenden Dekade intensive Unterhaltungsarbeiten in der Orangerie, im Bankett-, Theater- und Maquethaus. Die Wiederherstellungsarbeiten differierten in Aufwand, Kosten und Zeitdauer je nach Korrosionsgrad der Eisenelemente stark voneinander.

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Abb. 9: Im weitläufigen Landschaftspark dient die chinesische Pagode zur großräumigen Orientierung. Hier befinden sich auch ein großer chinesischer Pavillon sowie eine japanische Teichanlage samt klassischem Teehaus und einem reifen Kirschbaumhain, der im Frühling bezaubernde Perspektiven in den Landschaftspark hinein rahmt. Foto: Jörg-Ulrich Forner

Die Materialwahl wird dabei intensiv diskutiert. Der nunmehr seit 1992 für die Farbbeschichtung der Eisenträger gewählte, etwas dunklere Grünton ist dem Originalgrün des 19. Jahrhunderts sehr ähnlich und doch klar unterscheidbar. Seit 2014 wird das Kongohaus erneut einer umfangreichen Restaurierung unterzogen. Ab 2018 stehen aktuell umfassende Sanierungsarbeiten am Palmenpavillon an: das Dach wurde bereits erneuert und die Holzverschalung neu gestrichen. Treppe, Terrasse und Außenfassade folgen. Der gesamte Planungs- und Bauprozess an diesem historischen Ort zeichnet sich durch eine intensive Zusammenarbeit der Königlichen Schenkung und der Régie des Bâtiments/ Regie der Gebouwen, der staatlichen Bauverwaltung für die Unterhaltung öffentlicher Gebäude Belgiens, aus, um diese einzigartige Anlage in die Zukunft zu führen, damit der König auch im nächsten Jahr wieder die Tür aufmacht, wenn die Blumenfreunde zu Besuch anklopfen... . .


Weitere Informationen:www.monarchie.be

Anfahrt: avenue du Parc royal, Koninklijk Parklaan, 1020 Brüssel (Laken)


Literatur

Goedleven, Edgard 1996: Die Königlichen Gewächshäuser von Laeken-Brüssel, Meyer + Meyer Verlag, Aachen.

Smets, Irene (Text); Borghouts, Karin (Fotos) 2015: Die königlichen Gewächshäuser von Laken. Eine außergewöhnliche Pflanzensammlung in einer gläsernen Stadt, BAI Publishers, o.O.

Prof. Dr.-Ing. Jörg-Ulrich Forner
Autor

Beuth Hochschule für Technik Berlin, FG Bautechnik, Bauabwicklung und Projektmanagement

Beuth Hochschule für Technik Berlin

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