Why Is Landscape Beautiful? - The Science of Strollology

Landschaftsarchitektur

Vorweg geschickt sei: Man kann beim Lesen dieses Buches etwas hinzulernen, aber es ist (unnötig) harte Arbeit. Die Texte dieses Standardwerks der Spaziergangswissenschaft sind Vorträge von Lucius Burckhardt aus den Jahren 1977 bis 1999. Vieles dort Gesagte ist noch heute gültig oder zeigt sich durch die Entwicklung bestätigt. Das mag im Rückblick interessant sein. Manche Thesen sind zumindest überholt, weil die Entwicklung in eine andere Richtung ging. Zahlreiche Beispiele wiederholen sich in den einzelnen Kapiteln, was spätestens beim dritten Mal ärgerlich ist. Und last but not least: Die Übersetzung ist teilweise fehlerhaft. Das fällt wahrscheinlich vor allem Muttersprachlern auf und tut der Verständlichkeit nicht so viel Abbruch wie der komplexe Satzbau.

Burckhardt selbst nennt seine Arbeit eine Wissenschaft, und die komplizierte Sprache des Buchs scheint diese Behauptung zu unterstützen. Doch fehlt die wissenschaftliche Aufbereitung. Es werden Theorien entwickelt und in vielen Fällen Geschichten anstatt Beweise angeführt. Doch ließen sich für einige der Theorien auch Gegenargumente nennen. Beispielsweise behauptet Burckhardt, dass Ökologie auf eine ästhetisch intakte Landschaft abzielt und nennt Rekultivierungspläne als Beispiel. Heutzutage gibt es jedoch Abbaugebiete, die einer natürlichen Entwicklung überlassen werden. Und viele Naturschutzgebiete sind nicht im herkömmlichen Sinne schön. Widersprüche finden sich auch in den unterschiedlichen Kapiteln. Wenn zum Beispiel erst von zu intensiv gepflegten und später von ungepflegten Randstreifen die Rede ist. Zwar ist die Forderung Burckhardts, Stadtgrün durch Spannung und Gegensätze erlebbar zu machen, an vielen Stellen sicher richtig, doch kann man Konzepte, die in kleinen Städten gelten, nicht auf große übertragen. Positiv formuliert, könnte man sagen, das Buch regt zum eigenständigen Denken an.

Grundaussage der Texte ist, dass Mensch und Natur in der Landschaft kein Gegensatz seien, sondern dass die Landschaft nur durch den Menschen zu einer solchen würde. Schönheit entstünde beim Betrachter durch den Kontrast zwischen Alltagserleben und Freizeit bei gleichzeitiger Übereinstimmung von Erwartung und Erlebtem. Das heißt, Menschen sehen nur, was sie kennen oder wovon sie schon wissen, was sie aber nicht ständig umgibt. Das ist zu einem gewissen Grad richtig, aber manch einer lässt sich auch unwissend inspirieren und was passiert, wenn Menschen gar nicht mehr in die freie Landschaft gehen? Inzwischen leben die meisten Menschen in Städten, sie fahren zwischen Lärmschutzwänden in Freizeitparks und fliegen in Hotelkomplexe, wo sie dann bleiben. Kaum jemand wird heute am Feldrand stehen und verzückt einem Agrarökonomen auf seinem haushohen Mähdrescher zusehen. Lieber sitzen Menschen am Straßenrand und trinken Latte macchiato oder spielen zuhause Computerspiele, bei denen sie virtuelle Landschaften gestalten. Vielleicht hat die freie Landschaft - wie vor den Tagen der bäuerlichen Landwirtschaft - das menschliche Maß verloren. Wir versorgen nicht mehr nur uns selbst, sondern die ganze Welt und erzeugen dabei Überfluss. Die Sehnsucht nach Schönheit, ja nach Idylle ist weiter vorhanden. Die Spaziergangswissenschaft ist eine Möglichkeit, Menschen bei der Suche nach Schönheit vor ihrer Tür zu unterstützen. Dazu gibt das Buch Anregungen.

Eva Henze

SUG-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Bachelor of Science (B. Sc.) bzw. ..., Iserlohn  ansehen
Projektleitung Freiraum-/Grünplanung (m/w/d), München  ansehen
Landschaftsarchitekt/-in (w/m/d), Wiesbaden  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle grüne Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen