Wiener Internationale Gartenschau 1974

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Wer heute durch den rund 85 Hektar großen Kurpark Oberlaa im Süden Wiens spaziert, wird an zahlreichen Stellen an die zweite und bisher vorletzte international ausgerichtete Gartenschau in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert. Dieser Park ist - wie schon im Vorhinein geplant - der im positiven Sinne verstandene Rest der "Wiener Internationalen Gartenschau 1974" - im Wiener Sprachgebrauch bald kurz "WIG 74" genannt.

Aufbauend auf den Erfahrungen der ersten Wiener Internationalen Gartenschau, ausgerichtet 1964 auf der Fläche des heutigen Donauparks, beschloss der Wiener Gemeinderat 1968 gleichzeitig die Errichtung einer Großgrünanlage nördlich von Oberlaa im 10. Wiener Gemeindebezirk und die Bewerbung um die Internationale Gartenschau 1974. Diese Gartenschau diente als Vehikel für den kostenaufwendigen Bau eines Parks nahe der Therme Oberlaa. Deren Geschichte hatte bereits 1934 mit Probebohrungen begonnen. Aber erst 1965 wurde in Oberlaa erfolgreich Thermalschwefelwasser angebohrt. Im Oktober 1969 konnte die "Quellenstation" eröffnet und mit dem regelmäßigen Kurbetrieb begonnen werden. Da die provisorische Kuranstalt bald nicht mehr den Anforderungen genügte, beschloss die Gemeinde Wien ein Kurzentrum mit größerer Kapazität zu bauen.

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Historische Parks und Gärten
Der Kurgarten im Eingangsbereich des Geländes. Foto: Christian Hlavac 2014

Die Gartenschau selbst, ausgerichtet vom Wiener Stadtgartenamt gemeinsam mit dem Bundesverband der Erwerbsgärtner Österreichs, sollte dem In- und Ausland den Stand und die Leistungen des österreichischen Gartenbaus präsentieren. Finanziert wurde die Großveranstaltung von der Stadt Wien, die die Organisation der stadteigenen "Heilquelle Ober-Laa Kurbetriebs-Ges.m.b.H." übertrug.

Der damalige Wiener Bürgermeister Bruno Marek brachte bei der am 12. November 1970 erfolgten ersten Baumpflanzung im zukünftigen Gartenschaugelände die stadtplanerische Zielrichtung der Ausstellung auf den Punkt: "Mit der Schaffung der Großgrünanlage im Südosten auf den Abhängen des Laaerberges wird wiederum ein großes Teilstück des grünen Ringes um Wien dem Wald- und Wiesengürtel eingefügt. Durch die Arbeitszeitverkürzung und der [sic!] dadurch bedingten größeren Freizeit wird es immer mehr notwendig sein, auch für die Erwachsenen entsprechende Sport- und Spielplätze zu schaffen. Ich habe daher den Planern dieses Großerholungsraumes nahegelegt, dieses Moment besonders zu beachten und die Möglichkeit zum Betreten der Rasenflächen zu berücksichtigen." Marek führte weiter aus: "Mit der Pflanzung des ersten Baumes wird der Auftakt zu einer sozialen Großtat gegeben, ein Ereignis, das zweifellos unauslöschlich in der Geschichte Wiens vermerkt bleiben wird."

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Der Kinderspielplatz „Erde“ mit dem Treppenwassergarten im Hintergrund, um 1975. Foto August Nikl/Familienarchiv Hlavac
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Der Kinderspielplatz „Erde“, 1974. Foto: Archiv Fachbereich Landschaftsplanung und Gartenkunst TU Wien
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Das „Glücksauto“ im Paradiesgarten der WIG 74. Foto: Christian Hlavac 2014
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Betonelemente im Partygarten. Foto: Christian Hlavac 2014

Es waren laut Elfriede Schmid in der stadteigenen Fachzeitschrift "Der Aufbau" (1974) im Wesentlichen zwei Punkte, die zur Ortswahl für das Gartenschaugelände führten: "1. Die Wiederentdeckung einer stark schwefelhaltigen Therme und die damit verbundene Planung eines Kurzentrums, wobei auch an die Schaffung eines entsprechenden Kurparks zu denken war. 2. Die Erstellung einer großen Grünanlage im südöstlichen Teil von Wien. Dies umso mehr, als die Entfernungen dieser Bezirke zum allgemein zugänglichen Wald- und Wiesengürtel Wiens - dem Wienerwald - sehr groß sind."

Mit der Ausrichtung der WIG 74 sollte einerseits eine repräsentative Schau österreichischer Gartenbaukultur und Gartenarchitektur gezeigt werden, andererseits wollte die Stadt ein neues Erholungsgebiet am Stadtrand für die südlichen Bezirke Wiens schaffen. Das Gelände bot eine gute Gelegenheit, die Gartenschau mit der Schaffung einer Großgrünanlage - dem späteren Kurpark von Oberlaa - zu verbinden. Das neben der Schwefelheilquelle gelegene, fast 100 Hektar große Gelände mit einem Höhenunterschied von 50 Metern umfasste ein ehemaliges Lehmabbaugelände mit Ziegeleien samt mehreren kleinen Teichen und einigen illegalen Müllablagerungen.

Die Stadtpolitik frohlockte im Dezember 1968 in einer Presseaussendung: "Wenn es nun gelingt, eine Großstadt gleichzeitig zu einer Kurstadt zu machen, ist dies sensationell." Interessant ist auch die Aussage des Wiener Bürgermeisters vom April 1970, die Wiener Internationale Gartenschau werde ein "hervorragender Beitrag zum Naturschutzgedanken" sein, wobei er in diesem Zusammenhang auf das 1970 stattfindende Naturschutzjahr verwies. Eduard Slezak sprach in der stadteigenen Fachzeitschrift "Der Aufbau" (1970) ein wenig abwertend davon, dass das Areal "teilweise eine typische 'Gstetten"1 [ist], wenn auch ein Teil unter Landschaftsschutz" steht. Dieser Widerspruch in sich wird indirekt auch 1974 in "Eipeldauers Gartenzeitschrift" angesprochen: "Schon heute besteht kein Zweifel daran, dass dieses große Gebiet im Süden Wiens durch die WIG 74 eine beachtliche städtebauliche Aufwertung erfahren wird. Denn neben ihrer internationalen wirtschaftlichen Bedeutung und ihrer Werbewirksamkeit für Österreichs Bundeshauptstadt kommt der WIG 74 das unschätzbare Verdienst zu, Wien ein altes Stück Natur zurückzugeben und gleichzeitig ein neues Stück Natur erschlossen zu haben." Mit der Etablierung der postmodernen Naturgartenbewegung in den 1970er-Jahren und der Wissenschaftsdisziplin Ökologie wurde jedoch die Gegensätzlichkeit zwischen einer Gartenschau mit Hochbauten, asphaltierten Wegen und teils massiven Eingriffen in die Topographie und der ökologisch bedeutenden, artenreichen Vegetation eines ehemaligen Lehmabbaugebietes immer offensichtlicher.

Die Planungsphase

Der Beschluss des Wiener Gemeinderates aus 1968, eine internationale Gartenschau durchzuführen, fiel - im Gegensatz zum seinerzeitigen über die WIG 64 - relativ frühzeitig. Mitte Juli 1969 schrieb die Stadt einen internationalen Ideenwettbewerb für das Gartenschaugelände aus. Arbeitsgemeinschaften aus Landschafts- und Gartenarchitekten sowie Architekten wurden eingeladen, bis Februar 1970 ihre Projektideen einzureichen.

Die Jury gab Anfang April 1970 eine Beurteilung der eingelangten Arbeiten ab. Ihr gehörten Gunnar Martinsson, (Schweden), Gustav Allinger (BRD), Mihàl Möcsenyi (Ungarn), Willi Liechti (Schweiz), Rudolf Koller (Österreich), Ernst Plischke (Österreich) und Alfred Auer (Österreich) an. Von den eingereichten 87 Projekten aus 19 Ländern wurde keines mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Der zweite Preis, mit 200.000 Schilling dotiert, ging an den westdeutschen Garten- und Landschaftsarchitekten Erich Hanke und seine Mitarbeiter in Sulzbach am Taunus, nahe Frankfurt. Die zwei dritten Preise erhielten der polnische Architekt Leszek Lesniak und das westdeutsche Büro Hans Friedrich Werkmeister/Martin Heimer und ihre Mitarbeiter. Erich Hanke wurde mit der künstlerischen Leitung der Ausführungen sowie mit zahlreichen Detailplanungen wie den Rosengarten, Konzertgarten und Partygarten betraut. Fachkollegen aus dem In- und Ausland übernahmen weitere Detailplanungen. Hierunter waren Gottfried Hansjakob für den Kurgarten, Albert Ennemoser mit den "Österreichische Landschaften" und dem Clusius-Garten und Josef Oskar Wladar übernahm die Gräser- und Wildrosenschau.

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Blick über den Stauden- und Wassergarten zum Utopischen Garten, 1974. Foto: Ralph Gälzer/Sammlung Hlavac
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Inzwischen abgetragene Reste des Utopischen Gartens. Foto: Christian Hlavac 2012
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Rosengarten mit einer Pergola aus Eisenrohren, 1974. Foto: Ralph Gälzer/Sammlung Hlavac

Gleichzeitig schrieb die Stadt einen beschränkten Architekturwettbewerb für die Gebäude des Kurzentrums aus. In der Folge wurden die Architekten Engelbert Eder, Josef Fleischer, Hannes Lintl und Peter Schröder für die Ausführung eines Teiles der Hochbauten auf dem Gelände beauftragt wie den Eingangsbauten, den Bauhof, das "Haus für die Park-Tanten", Klubhaus, Schilfhütten, Wetterstation und die Brücken. Friedrich Florian Grünberger erhielt den Auftrag "Kurmittelhaus", die Architekten Franz Requat & Thomas Reinthaller, Georg Lippert und Mitarbeiter bekamen unter anderem die Planung für die Kurhalle, das Thermalhallenbad und die Sporthallen. Später erhielten sie auch den Auftrag für den Bau des 520-Betten-Hotelhochhauses ("tourotel") sowie des Aussichtsrestaurants im Park.

Was wurde geboten?

Die WIG 74 hatte ihre Tore vom 18. April bis 14. Oktober 1974 geöffnet. Zur Erschließung des weitläufigen Geländes wurden spezielle Verkehrsträger eingesetzt: zum einen die sogenannte Monorail, eine Einschienenbahn auf Stelzen mit 2,3 Kilometer Streckenlänge und jeweils einer Station beim Nord- und Südeingang. Eine solche Einschienenbahn kannte man bereits von der Weltausstellung, der Expo 1967, in Montreal. Zum anderen standen Panoramabusse mit Flüssiggasantrieb (Streckenlänge 4,3 Kilometer) zur Verfügung. Verkehrstechnisch angebunden war das Ausstellungsgelände durch eine Straßenbahn- und eine Autobuslinie, die stark ausgebaute Laaer-Berg-Straße sowie Parkplätze für rund 6000 Fahrzeuge.

Die Gartenschau wurde als weitläufiger Park mit geschwungener Wegeführung und zahlreichen Hallen, Pavillons, Themengärten, Sondergärten, Nationengärten sowie Gaststätten gestaltet. Bei der Planung wurde versucht, die bestehenden Wasserflächen in die Gestaltung einzubeziehen. Schließlich umfassten die Gewässer in Summe eine Fläche von fast 5,3 Hektar. Dabei wurde der sogenannte Filmteich - hier hatte man einst Massenszenen für Monumentalfilme wie "Sodom und Gomorrha" oder "Sklavenkönigin" gedreht - in das Parkgelände integriert.

Den Besuchern wurden zahlreiche Themengärten, wie der Gregor-Mendel-Garten, der Pannonische Lehrpfad, ein Dahliengarten, der Stauden- und Wassergarten, der Apothekergarten und die "Österreichischen Landschaften" geboten. Die Ausstellungshallen mit der 6500 Quadratmeter großen Haupthalle, eine Musterhausanlage und eine Hobby- und Industrieschau ergänzten die Freiflächen. In Summe sollen 10,3 Millionen Stück Blumen und Blütenstauden gepflanzt worden sein.

Sehr reichhaltig war das Programm der Fachausstellungen. Die Gesamtfläche, die in den Hallen zur Verfügung stand, betrug 16 500 Quadratmeter. Es begann mit der Eröffnungsschau, darauf folgten die Blumen- und Gemüseschau, Rosenschau, Blumenhauptschau, Obst- und Weinschau und schließlich in der letzten Woche die Schlussschau. Im Freiland wurden die internationalen Konkurrenzen für Gehölze, Blütenstauden, Zwiebelblumen und Sommerblumen durchgeführt.

An den "Gärten der Nationen", die auf kreisrunden Flächen mit einer Größe von jeweils 600 bis 1000 Quadratmeter anzulegen waren, beteiligten sich zehn Länder aus der ganzen Welt, wobei mit der CSSR und Ungarn auch der damalige Ostblock vertreten war. Zu erwähnen sind auch der Japanische Garten des Architekten Kinsaku Nakane aus Osaka und der Spanische Garten des Gartenarchitekten Luis Garrido aus Madrid.

Für harsche Kritik bei den Besuchern und dem Fachpublikum sorgte der Utopische Garten, der vom französischen Architekten Roland Jiptner aus Paris an einem Hang gestaltet wurde. Sein radikaler und sehr abstrakter Ansatz eines fast pflanzenfreien Gartens aus Beton und Eisen irritierte. Unter den geometrischen Objekten und Plastiken in diesem Garten stach besonders der Phantasiewürfel von Alain Péclard ins Auge.

Auch aus heutiger Sicht ist die große, in dieser Form nicht mehr existente Spiellandschaft im oberen Bereich des Gartenschaugeländes herausragend. Die drei Hauptbereiche unter dem Motto "Erde, Mond und Universum" wurden den Themen Raumfahrt, Mondlandung und Sonnensysteme gewidmet. Die drei Kinderspielbereiche waren als drei, je 60 Meter große Kreise angelegt. Das "Universum" umfasste eine Sonnenkugel mit sechs Metern Durchmesser und Planeten mit bis zu drei Metern Durchmesser innerhalb eines Rohrgerüsts im drei-mal-drei-Meter-Raster. Zum Universum gehörte auch die "Milchstraße", eine ca. 30 Meter große Kletterlandschaft aus Netzen. Ein 40 Meter langer Hängesteg führte zur Kraterlandschaft des "Mondes". Die "Erde" war als Wasserfläche mit Wassersprühfeld zur Abkühlung, Strand und Matschecke gestaltet. Der an der nordöstlichen Grenze der Geländes liegende "Kindertierpark" mit Bauernhof und Milchbar, beides 2015 abgebrannt, sollte hingegen "eine dem Alter entsprechende Erlebniswelt mit Tieren schaffen, um der Entfremdung zwischen Großstadtkindern und Tieren entgegenzuwirken", wie der Planer Herbert Ursprunger festhielt.

Historische Parks und Gärten
Die Bepflanzung im Rosengarten heute. Foto: Christian Hlavac 2014
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Die Terrassen des Konzertgartens, 1974. Foto: Ralph Gälzer/Sammlung Hlavac
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Die Terrassen des Konzertgartens heute. Foto: Christian Hlavac 2014

Die Bilanz

Rund 2,6 Millionen Besucher konnten die Organisatoren nach Schließung der WIG 74 verbuchen. 1972 rechneten Optimisten noch mit vier Millionen Menschen, obwohl bereits bei der WIG 64 die anfänglich genannten und erhofften Besucherzahlen deutlich unterschritten wurden. Im Gegensatz dazu stiegen die projektierten und genehmigten Ausgaben stetig an. Veranschlagt wurden 1968 Gesamtkosten in der Höhe von 385 Millionen Schilling. Im August 1973 mussten aufgrund der Steigerung der Lohn- und Materialkosten sowie Erweiterungen zusätzlich 119 Millionen Schilling genehmigt werden, wobei die Kosten für den Bau einer Zufahrtsstraße und der Verlängerung der Straßenbahnlinie noch nicht eingerechnet waren. Erst im Februar 1975 konnte eine endgültige Bilanz der Ausgaben gezogen werden: Die Gartenschau schloss mit einem Defizit von 13 Millionen Schilling.

Nachnutzung und Denkmalpflege

Nach Ende der Gartenschau wurde das Gelände 1974/1975 in die öffentlich zugängliche Grünanlage "Kurpark Oberlaa" umgewandelt. Diese Anlage ist heute vor allem im mittleren Bereich einerseits durch eine große Rasen-/Wiesenfläche, andererseits durch - von Strauch- und Baumgruppen abgegrenzte - kleinteilige Wiesenflächen geprägt. Besonders in letzteren werden die gratis bereitgestellten Liegesesseln von Frühling bis Herbst häufig genutzt. Die dichten Strauchgruppen bilden stille, abgeschiedene Räume für Sonnenanbeter, Erholungssuchende und lesende Menschen.

Der zur WIG 74 angelegte so genannte "Kurgarten" mit einer Planung von Gottfried Hansjakob, bildet noch heute den Übergang vom am Hangfuß liegenden und dicht bebauten Kurzentrum in die unbebaute Parklandschaft. Dieser Garten, der laut Hansjakob für das passive Erholen der Gäste bestimmt war, knüpfte mit seiner Kleinmöblierung und den Gartenplastiken aus dem Wien der Jahrhundertwende an den Jugendstil an, und ist mit seinen kreisförmigen Strukturen und Wasserfontänen heute noch erhalten.

Inwieweit die pflegeaufwendigen Sonderschauen dem ungünstigen Klima am Südhang des Laaerberges nicht lange standhalten konnte, lässt sich aufgrund fehlender Quellen heute nicht mehr mit Sicherheit beantworten. Starke Sonneneinstrahlung und austrocknende Winde erforderten rasche Vereinfachungen in den Bepflanzungen. Jedenfalls haben sich manche Gärten in ihrer Struktur - aber mit anderer Bepflanzung - erhalten. So zum Beispiel der "Partygarten" am Schwanensee. In diesem "Garten für die Jugend" samt Tanzfläche wird der Höhenunterschied durch mehr als 400 runde Betonelemente abgefangen, die teils mit Sitzdeckeln versehen waren und teils mit Sommerblumen bepflanzt wurden. Die Betonelemente versah man mit Schlitzen, durch die Licht austrat. Ebenfalls vorhanden sind noch die Steinmauern der "Österreichischen Landschaften", der Wassertreppengarten, der "Paradiesgarten" mit außergewöhnlichen Skulpturen und einige Kleingebäude. Hierzu gehören etwa die Wetterstation, das "Haus für die Park-Tanten" sowie die Skulpturen. Von den zehn Nationengärten hat sich in den meisten Fällen nur die kreisförmige Grundform erhalten. Der Deutsche Garten wurde 2002 umgestaltet und zum "Brunnengarten" erweitert, der Japanische Garten geriet nach der WIG 74 in Vergessenheit. Er wurde 1991 wiederentdeckt und durch finanzielle Hilfe der japanischen Stadt Takasaki rekonstruiert: Um einen Teich mit einer Steinbrücke und einem kleinen Wasserfall gruppieren sich zwei Steinlaternen sowie japanische Ahorne, Rhododendren, Hartriegel und Zwergbambus.

In einigen Fällen ist die Reduzierung der Pflegeintensität in den letzten Jahrzehnten deutlich sichtbar. So zum Beispiel beim Rosengarten, einem treppenförmig errichteten Kegel mit einer Pergola aus Eisenrohren am höchsten Punkt. Noch in den 1990er-Jahren waren hier flächendeckend Rosen gepflanzt. Heute finden sich hingegen neben pflegeleichten Stauden und Kleinsträuchern nur noch wenige Rosenpflanzen. Auch im Konzertgarten ist die Reduktion wahrnehmbar. Die hochkant gesetzten Klinkersteine der Terrassen sind ausnahmslos verschwunden oder durch Grasbewuchs nicht mehr sichtbar. Bis auf eine Ausnahme wurden auch die Klinker-Stiegen entfernt.

Für die Pflege der Anlage und den Erhalt bedeutender Beispiele für Gartenarchitektur und Gartenkunst der frühen 1970er-Jahre ist relevant, dass im Kurpark Oberlaa alle "Gartenbaudenkmale, Wegsysteme und künstliche Bodenformationen" nach Paragraph 2 des österreichischen Denkmalschutzgesetzes in der Fassung von 1999 unter Schutz stehen. Daher ist es verwunderlich, dass fast sämtliche Reste des Utopischen Gartens, die sich zum großen Teil etwas versteckt in einem inzwischen wild aufgekommenen Gehölz befanden, im Jahr 2013 restlos entfernt wurden. Dieser Themengarten, der von den Zeitgenossen teils harsch kritisiert wurde, hat idealtypisch eine Herangehensweise an ein Gartenkunstwerk der frühen 1970er-Jahre aufgezeigt. Nun geben nur wenige erhaltene Photographien einen Eindruck von diesem einzigartigen Garten. Dieses Beispiel zeigt deutlich, wie wichtig ein umfassendes Parkpflegewerk für eine solche große Anlage wäre.

Abschließend sei noch angemerkt, dass man 1978 von Seiten der Stadt Wien über eine dritte Internationale Gartenschau im Jahr 1984 in Wien nachdachte. Und zwar im Bereich des WIG 64-Geländes, 1965 in Donaupark umbenannt, da dieses in Teilen ohnehin für die 1979 eröffnete UNO-City verändert werden musste. Jedoch wurden weder diese Idee, noch der Vorschlag einer Tageszeitung, die angedachte WIG 84 durch Koppelung von 20 bis 40 zu sanierenden Parks zu erreichen, umgesetzt.

Anmerkung

1) Im Wienerischen wird mit "Gstätten" ("Gstetten") eine unbebaute, "verwilderte", kaum erschlossene Fläche bezeichnet, die im Gegensatz zu einem Garten oder Park nicht gepflegt wird und von der staatlichen Ordnungsmacht keine besondere Aufmerksamkeit erhält. Sprachwissenschaftlich handelt es sich beim Ausdruck um den Plural zu ahd. stat (Ort).

Literatur

Auer, Alfred (1975) (Hg.): Wien - Stadt im Grünen. Verlag Jugend und Volk. Wien.

Hlavac, Christian (2011): Wiener Gärten und Parks. Reihe Archivbilder. Sutton Verlag. Erfurt.

Hlavac, Christian (2014): 50 Jahre Wiener Internationale Gartenschau. Von der Wiener Internationalen Gartenschau 1964 zum Donaupark. In: Stadt+Grün Nr. 4/2014, S. 40-45.

Wiener Rathaus-Korrespondenz, Jahrgänge 1968, 1970 und 1972.

Zeitschrift "Der Aufbau", Nr. 7/8, 1970 und Nr. 5/6, 1974.

Zeitschrift "Eipeldauers Gartenzeitung", Jahrgang 1974.

Zeitschrift "Das Gartenamt", Jahrgang 1974.

Zeitschrift "Garten und Landschaft", Jahrgang 1974.

Zeitschrift "Garten" (Hg. Österreichische Gartenbau-gesellschaft), Jahrgänge 1973 und 1974.

Dr.- Ing. Christian Hlavac
Autor

Gartenhistoriker und Gartentouristiker am Zentrum für Garten, Landschaft und Tourismus, Wien

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