Ein Gespräch mit Hanne Roth, Garten- und Landschaftsarchitektin

Willkommensbeete auf der BUGA Erfurt 2021

von:
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Die freie Landschaftsarchitektin und Pflanzplanerin Hanne Roth auf der BUGA Erfurt 2021 inmitten der Umpflanzung der von ihr beplanten Beetflächen auf dem Petersberg. Der Sommerflor musseingewechselt werden. Foto: DBG

Auf dem Erfurter Petersberg ist just der Sommerflor gepflanzt worden. Ein Best-off-Beispiel für Planung und Pflanzenauswahl zur Gestaltung von Flächen im öffentlichen Raum bot Hanne Roth, Garten- und Landschaftsarchitektin und langjährig erfahrene Pflanzplanerin. Wir trafen sie inmitten der Beetfläche und tauschten uns in einer Pause über Ideen und ganz neue Pflanzkombinationen aus.

Wir haben im Frühjahr im Willkommensbereich auf dem Petersberg einen Farbrausch wie in einem Glasprisma erlebt. Gelb, Orange, Rot und Violett. Wie kamen Sie darauf, dieses Farbspiel aufzunehmen und was folgt mit dem Sommerflor?

Hanne Roth: Zu allererst ist es immer der Ort, an dem etwas entsteht. Diesen muss ich erleben, erfühlen, spüren können. Windig und zugig bei den ersten Besichtigungen …Aber das Restaurant mit dem Namen "Glashütte", das dort steht, das mit Glas tatsächlich nichts zu tun hat, gab letztlich den Anstoß. Diese unglaubliche Terrasse, von der man einen sensationellen Blick auf die Stadt hat, und damit natürlich auch auf die Willkommensbeete, ließ dann sehr schnell diese Farbvariationen entstehen. Den Frühjahrsflor mit den verschiedenen Goldlacksorten, dem leuchtenden Mohn, den Nachtviolen und natürlich den Stiefmütterchen ergänzend zu den unzähligen Tulpen waren eine richtig steile Vorlage. Im Sommer ist die Farbgebung auf den Beeten ähnlich, aber sie leuchten nicht ganz so intensiv.

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Die Wechselflorflächen unter den Bäumen im Eingangsbereich der Festung begeistern mit Leuchtkraft und Leichtigkeit. Hier im Bild der Frühlingsflor. Pflanzen, die dieses Bild auf den benachbarten Flächen prägten, waren auch Cuphea ramosissima "Pink Shimmer ", Stipa tenuissima und Erigeron. Foto: DBG

Auf dem Willkommensbogen sind die Beete in Höhe und Zusammensetzung abgehoben von der übrigen Fläche. Wie ist das angelegt worden. Und welche Pflanzen spielen das mit?

Das Spannende im Sommerflor ist mein Willkommensbogen. Also, betritt man im echten Leben einen besonderen Platz oder eine Veranstaltung, wird man willkommen geheißen. Mit einer Girlande, einem Bogen, mit Bändern, wie auch immer. So ist dieser Bogen entstanden, der sich durch alle Beete in gleicher Zusammensetzung zieht und andere Komponenten hat als die Fläche. Fenchel, Salvie, hohe Löwenmäulchen und Ziertabak, Celosia und Lampenputzergräser ergeben den Bogen. Er ist schon beim Pflanzen höher als der Rest auf den Beeten, aber am Ende werden ihn die anderen Pflanzen einholen, zum Teil zumindest.

Weitere Wechselflorflächen, die in Ihrer Gestaltung, Planung und Pflanzung lagen, laufen hinauf zur Bastion. Man sollte sie schon von der Ferne aus wahrnehmen können. Mit welchen Pflanzen bringt man eine Fläche in Hanglage zum Leuchten?

Das war in der Tat eine echte Herausforderung. Nicht nur die Farben müssen stimmen, auch die Neigung der Beete spielt hier eine Rolle. Aufmerksam wird man aus der Ferne, wenn sich ein Farbtupfer im Rasenhang hervortut. Helle Töne natürlich, im Frühjahr wieder mein geliebter Goldlack allen voran.

Im Sommer der Mangold, Celosien, Dahlien, Lilien und Salvien und vieles mehr. Aber es wird nicht der einzelne Tabak, das einzelne Gras, das Einzelne an sich sein, sondern die Kombination der Pflanzen jeweils im Farbton, das wird wahrgenommen. Erst in unmittelbarer Nähe der Flächen kann man sehen, welche Schätze hier tatsächlich stehen.

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Ein Wasserfall in Hanglage: hier mussten nicht nur die Farben stimmen, sondern auch die Neigung der Beete berücksichtigt werden. Foto: DBG

Wie kam es dazu, auch essbare Pflanzen in den Wechselflor zu integrieren? Und welche ästhetischen Effekte lösen manche mit Laub, Blüte - feinfiedrig oder panaschierend - aus?

In der Gruppe der Gemüse sind Exemplare zu finden, die sich besonders hervorheben, in Größe, Gestalt, Blatt und Farbe. Solche Solitäre gibt es bei den Annuellen sonst kaum. Und die Nähe zu den Kräuterbeeten des Thüringer Gartenbaus war Auslöser zu dieser Idee. Ob Kohl, Mangold oder Artischocken, sie wirken ein bisschen monumental, und das braucht eine Pflanzung, wenn sie in einem Festungsgraben liegt. Sonst würde man sie nur schwer erkennen.

Das Publikum soll ja auch Inspiration für den eigenen Garten mit nachhause nehmen. Dazu ist mit Ihren Anregungen ein Bienenlehrpfad am Spielplatz auf dem Petersberg entstanden. Was können Besucher*innen daraus "mitnehmen"?

Erst gab es den Bienenlehrpfad, dann kamen meine Flächen dazu. Diese liegen mir ganz besonders am Herzen. Zum einen kann man zeigen - besonders auf einer kleinen Fläche, welch interessantes Zusammenspiel aus Stauden, Einjährigen und Geophyten möglich ist, um ein monatelanges Nahrungsangebot für Bienen und andere Insekten anzubieten. Aber es ist ja auch für die Betrachter oder Gartenbesitzerinnen ein Eldorado, wenn auf einer Fläche ständig etwas blüht, mit ständig wechselnden Komponenten. Jedenfalls bei einer guten Zusammenstellung ist es so.

Und dann gibt es noch einen gepflanzten "Wasserfall" entlang der Treppe zum Plateau. Es ist immer spannend, wie unterschiedlich Wasser im Wechselflor interpretiert wird.

Na ja. Die Hangfläche hat mich inspiriert. Eigentlich ist es ein Rinnsal, das eben den Berg hinuntergleitet. Wasserfall klingt dafür besser. Aber jeder hat so seine eigene Vorstellung. In jedem Fall spielen abwechslungsreiche Blautöne die größte Rolle, etwas weiß dazu für den Schaum auf dem Wasser … Tatsächlich habe ich mit den Blautönen der Stiefmütterchen in Kombination mit Anemonen und Traubenhyazinthen sehr viele Menschen erreicht.

Die Flächen im Festungsgraben sollen nach der BUGA zum Teil verwildern dürfen. Eigentlich sollen sich nur der Wasserfall und das Bienenfutter in Teilen verewigen. Das wäre doch eine schöne Erinnerung, wenn an dieser exponierten Stelle die Zwiebeln nächstes Jahr noch üppiger den Hang hinunter blühen. Was also bleibt denn in der Pflege des Grünflächenamtes von den Flächen an der Peterskirche erhalten?

Eine sehr erfreuliche Nachricht hat mich hier erreicht. Die Flächen bleiben bis auf die hintersten drei alle erhalten und werden nächstes Jahr noch einmal nach meinen Plänen umgesetzt. Ein schönes Dankeschön einer Blumenstadt. Aber wir werden ein langfristiges Konzept entwickeln, weil natürlich die Pflegekosten für solche Zusammensetzungen vor allem auch in dieser Wind- und Wetterexponierten Stelle sehr hoch anzusetzen sind.

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Das Publikum war begeistert von den Flächen wie aus den Regenbogenfarben eines Prismas. Zu dieser Gestaltung inspirierte die Pflanzplanerin der Name des am Ort befindlichen Restaurants "Glashütte". Foto: DBG

Gibt es Anregungen, die Sie Pflanzplaner*innen zu einer BUGA Beteiligung auf den Weg mitgeben würden?

Eine BUGA, oder eigentlich überhaupt Gartenschauen bieten so viele Möglichkeiten, das Thema Pflanze an die Menschen zu bringen. Also, wenn man die Affinität zur Pflanze hat, dann kann das gelingen. Jedenfalls wäre das schon eine Motivation, sich zu beteiligen. Und überhaupt: wie sollte sich die BUGA in Zukunft im Wechselflor weiterentwickeln? Schwieriges Terrain: Nachhaltigkeit wird immer mehr zum Thema, und da kann Wechselflor halt gar nicht mithalten, selbst wenn wir torffreie Erde verwenden. Die Einjährigen sind ein unglaublicher Magnet, im Besonderen der Frühjahrsflor, wenn alle nach Farbe lechzen und die grauen Wintermonate satthaben.

Im Sommer könnte man gerne eine Kombination mit Wildstauden entwickeln, die dann nach der Schau nicht mehr abgeräumt wird, sondern eben verwildern darf, sozusagen die Grundlage für eine Blumenwiese. Denn es gibt immer weniger Gartenbaubetriebe, die Einjährige außerhalb des Einsatzes auf Balkonien anbieten. Wer hat schon reine annuelle Flächen im Garten? Oft haben wir das Problem, dass wir mit kleinen Stückzahlen hantieren müssen. Dabei wollen wir doch ein breites Sortiment zeigen. Das bringt jeden Gärtner zur Verzweiflung. Muss er tausend Korn bestellen, und benötigt nur 50 Pflanzen, oder noch weniger. Das ist auch nicht wirklich sinnvoll und erst recht nicht nachhaltig. Hier könnte man an der logistischen Herausforderung arbeiten und die Anzucht nicht nach Beeten, sondern nach Gattungen vergeben.

Wir danken herzlich für dieses Gespräch und die vielen guten Anregungen.

M. A. Sibylle Eßer
Autorin

Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH (DBG)

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