Interview mit dem neuen Galk-Präsidenten Goetz Stehr

"Wir brauchen ein starkes Wir-Gefühl"

Personen im GaLaBau Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz (GALK)
Goetz Stehr, Jahrgang 1957, (re.), hat die Präsidentschaft der Gartenamtsleiterkonferenz von Heiner Baumgarten, (li.) übernommen. Der Austausch untereinander und die gemeinsame Positionsfindung soll die Gartenamtsleiter bestärken, sich für eine eigenständige Grünverwaltung einzusetzen. Foto: Mechthild Klett

Der neue Präsident der Gartenamtsleiterkonferenz, Goetz Stehr, löste Anfang Juni den langjährigen GALK-Präsidenten Heiner Baumgarten in dieser Funktion ab. "Stadt und Grün" befragte Stehr nach seinen Zielen.

Sie haben die Präsidentschaft der Gartenamtsleiterkonferenz übernommen. Was war Ihre Motivation, sich für den GALK e. V. zu engagieren?

Wir wissen, dass wir einen gewissen Rhythmus brauchen, um eine Konstanz in der Verantwortung und eine gleichmäßige Belastung durch diese Aufgabe hinzubekommen. Der verständliche Wunsch unseres langjährigen Präsidenten, Heiner Baumgartens, war, in diesem Jahr mit dem Ende der Internationalen Gartenschau Hamburg auch die Präsidentschaft der GALK zu beenden.

Letztendlich habe ich Lust und Interesse, diese Aufgabe zu übernehmen und den Verband voranzubringen und die Verantwortung für die GALK zu übernehmen. Aber ich habe gegenüber den Kolleginnen und Kollegen auch betont, ich mache das zwei Jahre lang und dann muss eine neue Kandidatin oder ein neuer Kandidat gefunden werden.

Können Sie jetzt schon sagen, was Ihre wichtigsten Ziele sind oder in welchem Bereich Sie starten wollen. Heiner Baumgarten hat ja ein gut bestelltes Feld hinterlassen.

Nach meinem Verständnis ist der Präsident natürlich nicht jemand, der dem Verband sagt, das ist das Ziel, da geht Ihr jetzt alle hin. Sondern der Präsident repräsentiert eine sehr differenzierte Gruppe von Personen, die vor Ort teils sehr unterschiedliche Bedingungen hat. Die GALK lebt davon, dass eine gemeinsame Linie, gemeinsame Positionen gefunden und nach außen vertreten werden. Viele von uns haben in den letzten 15 Jahren wieder mal die Erfahrung gemacht, dass massiv Stellen und Mittel gestrichen worden sind. Und nun geht es darum, mit dieser Situation umzugehen, durch Erfahrungsaustausch besser zu werden und gemeinsame Positionen zum Grün in den Städten und dessen Bedeutung für die Stadt zu vertreten, dies vor Ort umzusetzen und uns zu behaupten. Wir brauchen ein starkes Wir-Gefühl. Daher müssen wir den GALK e. V. weiterentwickeln, den Dialog zum Städtetag ausbauen und den Austausch untereinander fördern.

Es gibt immer wieder Versuche, Grünflächenämter zu zerschlagen, anderen Bereichen unterzuordnen oder Aufgaben outzusourcen. Besteht eigentlich generell die Sorge um die Zukunft der Grünflächenämter?

Wir haben in den Vorträgen der GALK-Jahrestagung das Stichwort Skelletierung und nicht mehr Verschlankung der Verwaltung/der Betriebe im Rahmen der bestehenden beziehungsweise wieder auf uns zukommenden Haushaltskonsolidierungen gehört. Die Frage ist, ob man allen Ernstes glaubt, dass man die Wohlfahrtswirkung des öffentlichen Grüns für die Bevölkerung, für die ganze Stadt und deren Außenwirkung aufgeben kann/will oder ob es die Pflege, die Werterhaltung umsonst gibt? Gerade durch die Doppik wird doch deutlich, wie groß bereits in den letzten Jahren der Wertverzehr war. Ja, es gibt die Sorge, dass immer weiter Grünflächenämter durch Umorganisationen betroffen sein können. Aber es gibt ja auch andere Beispiele.

Keine Frage, klimatische Probleme der Zukunft sind sehr wichtig. Aber die Frage nach der Gesundheit der Bevölkerung steht und fällt natürlich auch mit den Grünflächen, mit jedem einzelnen Baum in der Stadt. Und jede noch so kleine Gemeinde kann es sich leisten, Bäume zu pflanzen - wir haben ja auf der gemeinsamen Konferenz gehört, dass jeder einzelne Baum zählt. Baumpflanzungen werden genau von der Bevölkerung registriert und es wird deutlich, dass man mit entsprechenden Maßnahmen, sehr gute Kühlwirkungen etwa bei der Dachbegrünung erzielen kann. Fehlen öffentliche Mittel, können auch durch Baumpflanzaktionen zusätzlich private Gelder gesammelt werden, wie dies erfolgreich auch in Hamburg geschehen ist.

Bei der Frage, wie man den Klimawandel in der Stadt bewältigt, hat sich auch bei den Vorträgen auf dieser GALK-Konferenz gezeigt, dass man nur interdisziplinär mit den anderen Fachbereichen wie Umwelt, Verkehr, Energie zu gemeinsamen Strategien und Lösungen gelangt. Ist dieser Prozess eine Chance oder ein Risiko für die Grünflächenämter?

Eine Kommune kann nur gemeinsam mit den verschiedenen Fachbereichen ihre öffentlichen Aufgaben und die Herausforderungen der Zukunft meistern. Da geht es nicht darum, dass sich einzelne hervor tun. Nur als Ganzes können Lösungen geschaffen werden, die das Wohnen, das Leben in der Stadt - wenn die Prognosen zutreffen - erträglich macht. Aber es geht nicht um die Schaffung von Wohnraum oder den Umweltschutz allein. Unsere Aufgabe als Grünflächenamt ist es, gemeinsam mit den anderen Disziplinen Eingriffe teils zu verhindern, teils auch mit klugen Konzepten zu begleiten, die negativen Folgen zu mindern.

Sie sind Geschäftsbereichsleiter Grün in Wolfsburg. Welche persönlichen Erfahrungen waren für Sie in den vergangenen Jahren prägend?

Das größte Projekt war 2004 die Landesgartenschau in Wolfsburg und die Fortführung des Aller-Parks ist bis heute eines der wichtigsten Aufgaben. Wolfsburg wollte damals diesen Park als Sport- und Erholungsraum mit regionaler und überregionaler Bedeutung schaffen - einerseits, um einen touristischen Höhepunkt zu setzen und andererseits mithilfe des Parks das Image der Stadt zu verbessern. Die Pflege und Gestaltung von 930 Hektar öffentliche Grünanlagen und Friedhöfen sind der zweite Schwerpunkt meiner Arbeit.

Ein wichtiges Ziel der Stadt ist es aktuell, erheblich mehr neue Einwohner für Wolfsburg zu gewinnen, da wir jeden Tag 70.000 Pendler haben, die nach Wolfsburg kommen, um dort zu arbeiten. Wenn ein Teil von ihnen nicht mehr pendelt, sondern in Wolfburg wohnt, können wir natürlich einen Beitrag zur CO2 Einsparung leisten und hätten weniger Verkehrsprobleme.

Herr Stehr, herzlichen Dank für dieses Gespräch.

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