Kongress "Zukunft Stadt@Grünbau Berlin"

"Wir müssen systemisch denken und die Stadt als Organismus begreifen"

Fachtagungen und Kongresse
Landschaftsarchitektin Martina Hoff (m.) und Ute Eckardt vom Grünflächenamt Dresden stellten sich nach ihren Vorträgen weiteren Fragen. Foto: Hendrik Behnisch

Ende April wurde auf dem Messegelände der deutschen Hauptstadt ein eintägiges Vortragsforum abgehalten, das als diskursiver Vorbote der Grünbau Berlin 2018 diente. Die Veranstaltung brachte Landschaftsarchitekten, Planer, Stiftungsvertreter und Mitarbeiter von Kommunen im Rahmen von sieben Vorträgen zusammen, die Schlaglichter auf verschiedene Facetten der Stadtentwicklung warfen. Die Themenbandbreite umfasste dabei unter anderem die Umsetzung inklusiver Spielplätze, einen Maßnahmenkatalog für lebenswerte grüne Städte sowie Praxisbeispiele davon, wie Wasser sowohl ästhetisch als auch funktional in Städte integriert werden kann. Was die Vorträge bei aller Vielfalt verband, war der Nachhaltigkeitsgedanke. Ganz gleich, welche Nische der Stadtentwicklung die Referenten bespielten, allen ging es um langfristige Lösungen für aktuelle urbane Herausforderungen. Übermäßig viele Teilnehmer waren dem Ruf der Veranstalter jedoch nicht gefolgt: Viele Namensschilder am Einlass harrten den ganzen Tag lang ihrer Abholung, viele Sitzplätze blieben leer. Während im Tagungssaal des Marshall-Hauses etwa 200 Gäste Platz gefunden hätten, waren nur knapp über 100 erschienen.

Die Essener Landschaftsarchitektin Martina Hoff sprach mit viel Empathie über die Notwendigkeit, behindertengerechte - also inklusive - Spielplätze in unseren Städten auszubauen und berichtete dabei auch über Projekte aus ihrem eigenen Portfolio.

Inklusive Spielplätze als Win-Win-Situation für alle

Mit einem Zitat erklärte sie, warum inklusive Spielplätze eine Win-Win-Situation für alle darstellen: "Für 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung sind barrierefreie Zugänge notwendig, für 100 Prozent sind sie komfortabel." Um den Ausbau der urbanen Spielplatzstruktur für alle erfolgreich zu bestreiten, gelte es jedoch, die drei Grundregeln der Inklusion zu beachten: "Die Räder-Füße-Regel" (eine physisch hindernisfreie Zugänglichkeit für alle), "das Zwei-Kanal-Prinzip" (es müssen immer zwei Sinne angesprochen werden) und "Keep it short and simple" (bei der Beschilderung sei auf eine einfache Sprache zu achten). Um wirklich flächendeckend behindertengerechte Spielplätze in Städten zu etablieren, sei eine Spielraumkartierung hilfreich, so Hoff. Dass die Stadtverwaltungen diese ins Netz stellen und somit aktiv über Art und Vielfalt der städtischen Spielplatzangebote informieren, sei essenziell. "Kommunikation ist der Anfang der Inklusion," fasste Hoff ihre Überzeugung zusammen.

Ein Plädoyer für systemisches Denken

Etwa ein Dutzend zusätzlicher Zuhörer fanden nach der Mittagspause ihren Weg ins Marshall-Haus, um dem Vortrag von Dieter Grau vom renommierten Architekturbüro Ramboll Studio Dreiseitl beizuwohnen. In seinem Referat "Dem Wasser mehr Raum geben" plädierte der Landschaftsarchitekt für ganzheitliches, systemisches Denken bei der Stadtentwicklung - auch wenn man dafür komplexere, mühsamere Planungsprozesse in Kauf nehmen müsse. Vor dem Hintergrund von Überflutungen und Trockenheit sei es jedoch dringend geboten, ein Umdenken in diese Richtung einzuleiten. In den 1990er Jahren, so Grau habe es hierzulande gut ausgesehen für systemische, organische Stadtplanung, Anfang der 2000er hätten jedoch Ingenieurlösungen wieder die Deutungshoheit erlangt. Nun sei allerdings eine erneute Trendwende hin zum "Wir müssen Stadt als Organismus begreifen" spürbar. Das Ramboll Studio Dreiseitl geht seit etwa zwei Jahrzehnten mit gutem Beispiel voran, wie Grau anhand von Projektberichten aus Freiburg (Zollhallenplatz), Berlin (Grünfläche am Potsdamer Platz) sowie Kopenhagen (Überflutungsschutz "Cloudburst Copenhagen") veranschaulichte. Hendrik Behnisch

SUG-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Stadt- und Regionalplaner*in, Brake  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle grüne Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen