Grünanlagen in Japan – von Hiroshima bis Tokio

Zwischen Kirschblüte, Tee und Wandelgärten

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Große Kirsche-Shidare im Sakura-Maruyama-Park in Kyoto. Foto: Horst Schmidt
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Flanieren unter Kirschen, Uenopark Tokio. Foto: Horst Schmidt
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Grünliche Kirschblüten in Kyoto. Foto: Horst Schmidt

Die japanischen Gärten sind ganzjährig eine Reise wert und auch mit einer dünnen Schneedecke apart. Doch die überzeugendste Zeit ist das Frühjahr zur Kirschblüte. Sie ist der ausdrucksstärkste der wenigen Blühhöhepunkte dieser Gärten. Die Mitglieder einer Reisegruppe der Gartenakademie Baden-Württemberg, die in diesem Frühjahr fachlich durch 20 Gärten von Tokio bis Hiroshima geführt wurden, waren davon überwältigt. Sie meinten, dass man diese Erfahrung eigentlich nicht beschreiben könne, man müsse es selbst erleben. Die Begeisterung ergreift das ganze Land. Überall blühen die japanischen Zierkirschen, in den Gärten, Parks, entlang von Straßen und Flüssen, in Wäldern, an Berghängen und bilden so den Rahmen für das Hanami-Fest. Ganz Japan feiert so den Aufbruch in den nahen Sommer. Die ebenfalls verehrte Pflaume (Mume) blüht zwar schon vorher, aber nur die Kirsche (Sakura) erzeugt mit ihren überall präsenten Blütenwolken eine solche Begeisterung. Der Ueno-Park in Tokio quillt von Besuchern über. Unter den Blütenbäumen auf meist blauen Folien feiern sie stundenlang in Gruppen, lautstark, bei Speis und Trank. Das geht bis spät in die Nacht. Beleuchtung wird dafür durch Sponsoren aufgebaut. Besondere Blütenbäume wie zum Beispiel die große Hängekirsche (Shidare Sakura) im Maruyama-Park in Kyoto werden angestrahlt und leuchten prächtig in der Nacht. Wer nicht in feuchtfröhlicher Runde auf den Folien sitzend feiert - die Schuhe werden auch hier ausgezogen und stehen neben dem Folienrand - trifft sich in Restaurants oder schiebt sich langsam in der Menge flanierend durch den Park unter dem Blütenhimmel.

Für das Hanami-Fest werden extra Müllcontainer in den Parks aufgestellt, in die die Abfälle direkt entsorgt werden können. Sonst findet man selten Abfallbehälter in den Parks, da in Japan die Kinder schon in der Schule lernen, dass man Abfall, Flaschen und Verpackungen wieder mit nach Hause nimmt und dort entsorgt.

Zwischen Tokio und Hiroshima liegen rund 800 Kilometer Luftlinie. Wenn man Glück hat, trifft man wie in diesem Jahr in allen Städten auf eine durchgehend volle Kirschblüte, weil es etwas kühler war als üblich. Sonst kann die Kirschblüte im Süden in Hiroshima auch schon vorbei sein. Auf der langen Strecke kann man jedoch sicher sein, dass die Kirschen noch an einigen Orten blühen.

Wenn man genauer in die Blütenwolken hinein schaut, erkennt man viele unterschiedliche Kirschsorten: einfach oder gefüllt blühende, mit unterschiedlich ausgeprägten Blütenblättern, in verschiedenen Farben von weiß bis dunkelrot. In Kyoto konnte man sogar grünliche Blüten fotografieren.

Begeisterung löst es in Japan aus, wenn die Blütenblätter fallen und wie große Schneeflocken auf die Erde tanzen oder vom Wind auf die Wasserfläche gewirbelt werden. Der Philosophenweg in Kyoto ist in dieser Zeit nicht nur eine Touristenattraktion, auch viele Japaner flanieren wie einst die Philosophen Nishida und Kawakami entlang des Kanals mit den zahlreichen Kirschbäumen. Sie fotografieren eifrig wie Touristen die Blütenblätter, die auf der Wasseroberfläche des Baches zu einer dicken Schicht zusammen strömen.

Die berühmteste Burg Japans, die Burg des weißen Reihers in Himeji, erhebt sich zur Kirschblüte aus einem Meer von blühenden Kirschen und wird gerade dann von so vielen Besuchern aufgesucht, dass nur eine bestimmte Anzahl mit extra Karten die Burg bis in die Spitze besichtigen kann.

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Hauptbahnhof Tokio Eingang für den Tenno. Foto: Horst Schmidt
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Trockengarten Rioanji in Kyoto. Foto: Horst Schmidt
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Begrünte Skateranlage zwischen Gleisanlage und Straße in Tokio. Foto: Horst Schmidt

Die Kirsche gilt bei uns als Baum, der nicht so alt wird. In Japan findet man dagegen mehr alte Kirschbäume. So steht zum Beispiel vor dem Rinnoji Tempel in Nikko eine 600 Jahre alte Kirsche, die zwar gestützt wird, aber noch eine erstaunliche Vitalität aufweist. Nikko liegt nördlich von Tokio in den Bergen. Dort waren die Kirschen noch nicht aufgeblüht. Dafür konnte man im Tempelgarten noch einige blühende Pflaumenbäume entdecken.

Die alten Bäume werden in Japan intensiv gepflegt und gestützt solange sie noch an einem Ast Blüten tragen. Es ist geradezu rührend, wie man sich um die wenigen überlebenden, durch die Atombomben geschädigten Bäume in Hiroshima bemüht. Im sehr interessanten Wandelgarten Shukkei hat nur ein Ginkgo überlebt, auf den durch ein Foto von der Situation 1945 dominant hingewiesen wird. Er zeigt auch heute noch deutliche Schäden.Generell werden Gehölze in Japan viel intensiver geschnitten als es bei uns. Das ist zum Beispiel sehr gut an der 600 Jahre alten Kiefer zu beobachten, die in Kyoto im Garten mit dem goldenen Pavillon Kinkaku-ji durch kontinuierlichen intensiven Schnitt zum Schatzschiff geformt wird. Im Ueno-Park in Tokio fiel eine Kiefer vor dem Schrein auf, deren Äste mit Bandagen zu einem Ring geformt werden, um so den Blick hinunter zum See zu lenken.

Die Straßenbäume, besonders die häufig verwendeten Ginkgo biloba, werden meist durch laufenden Schnitt sehr schmal gehalten und müssen sich den Luftraum mit Leitungen teilen. In Tokio fallen die sehr schmal geschnittenen Ginkgos besonders auf. Sie tragen kaum Früchte, bringen dem Fußgänger kaum Schatten und dürften stadtklimatisch nur sehr gering wirksam sein. Fragt man die Kollegen nach dem Warum, so bekommt man zu hören, dass im Herbst starke Stürme auftreten, die sonst häufige Astbrüche erwarten lassen. Das scheint jedoch nicht ganz schlüssig zu sein, denn es werden auch Zelkova serrata verwendet, die durch ihre schirmartige Krone nicht so schmal gehalten werden können und wie die Kampferbäume als zweireihige Allee teilweise den ganzen Straßenraum beschatten. Breitere Kronen würden sich bei der großen Anzahl der Straßenbäume stadtklimatisch im Sommer in den hitzegeplagten Megastädten sehr positiv auswirken.

Einem vom Sender Arte ausgestrahlten Film Naturopolis-Tokio war zu entnehmen, dass die Stadtverwaltung plant, die Stadt durch Grünzüge aufzulockern, um das Stadtklima wieder erträglicher zu gestalten. Den Städtern soll so auch mehr Naturkontakt ermöglicht werden, was immer stärker gefordert wird. Tokio war nicht immer so unmenschlich dicht bebaut. Die früher in Japan in Teilen gepflegte Form der nachhaltigen Landschaftsnutzung "Satoyama" soll in technisierter Ausprägung wieder verstärkt Vorbild werden. Sie ist ein wichtiges Schlagwort in der Diskussion um die Verbesserung der Lebensqualität geworden.Tokio war zu Zeiten des Tokugawa Schogunats von 1600 bis 1868 noch eine stark durchgrünte Stadt mit vielen Parks der fürstlichen (Daimyos) Residenzen und landwirtschaftlich genutzten Flächen. Das änderte sich mit dem Ende der Isolation durch die Meiji-Regierung und die stürmische Entwicklung von Wirtschaft und Industrie. Große Erdbeben zerstörten die Stadt oder Teile von ihr mehrfach, und der Wiederaufbau kostete jedes Mal weitere Freiflächen, denn nur er zählte. Nach dem zweiten Weltkrieg war das besonders deutlich und führte ohne Berücksichtigung stadtklimatischer Kriterien zu der heutigen Situation.

Tokio gehört zu den Hauptstädten mit dem wenigsten Grün. In den 1970er Jahren begann man in großem Umfang Flächen im Meer aufzuschütten und zu bebauen. Nun will man durch diese Landgewinnung Flächen für Grün und zum Tausch für Grünzüge schaffen. Der weltweit renommierte Architekt Tadao Ando will auf einer solchen Fläche im Meer, die durch Müll aufgeschüttet wird, einen "Meerwald" zum Klimaaustausch schaffen. Auch Dachbegrünungen sollen verstärkt eingesetzt werden. Spektakulär war die Dachbegrünung bei dem Mori-Hochhaus im Stadtteil Roppongi Hills, auf dessen Dach Kinder jährlich ein Reisfeld pflanzen.Neben dem Kirschblütenfest wird das Glühwürmchenfest gefeiert, obwohl Glühwürmchen weitgehend ausgestorben sind. Man hofft aber, sie wieder ansiedeln zu können und sieht es als einen Schritt zu mehr Natur und besserer Lebensqualität.

Die noch vorhandenen zwei Prozent landwirtschaftlicher Felder in Tokio sollen als Gemüsefelder erhalten bleiben und wieder ausgeweitet werden. Entlang des Sumida-Flusses hat man bereits beidseits Spazierwege und Pflanzungen angelegt, die die Bevölkerung dankbar annimmt. Selbst sehr beengte Spielgrünzüge mit Ballspiel- und Skater-"Käfigen" zwischen Straßen und Bahngleisen werden intensiv genutzt, da Spielflächen nur selten angeboten werden.

Wenn man die unterschiedlich breiten Erholungsflächen in Kyoto entlang des Flusses Kamo sieht, möchte man sie als erste Schritte in Tokio gern empfehlen. Wenn man die wenigen größeren Parks in Tokio sieht, kann man sich gut vorstellen, was das Ziel der Stadtverwaltung bedeutet, Tokio bis 2050 zur "Mega Green City" zu entwickeln. Es ist zwar angenehm, im Frühjahr die Gärten zur Kirschblüte bei etwas wärmerem Wetter zu besichtigen, aber wer im Sommer anreist, spürt die unerträgliche Hitze, in der rund 40 Millionen Menschen im Großraum Tokio leben müssen.Bei einer Gartenreise durch Japan fällt immer wieder auf, welchen Stellenwert Geschichte sowie alte, gesellschaftliche Normen, Bräuche und Rituale im täglichen Leben dieses modernen Landes mit spektakulärer Architektur und pünktlichen High-Speed-Zügen einnehmen. Es erfreut und erstaunt, dass so viele historische Gärten erhalten und intensiv gepflegt werden.

Auch die schintoistischen Schreine, buddhistischen Tempel und der kaiserliche Hof spielen im täglichen Leben eine große Rolle. Überrascht steht man zum Beispiel am zentralen Eingang des Hauptbahnhofs von Tokio vor einem verschlossenen Tor, das auch heute noch nur für den japanischen Kaiser (Tenno) geöffnet wird.Im großen Ueno-Park stehen verschiedene schintoistische Schreine. Ein besonders prächtiger geht auf Schogun Ieyasu (1543-1616) zurück, der als Schogun Japan geeinigt und die Stadt Tokio unter dem Namen Edo zu seiner Hauptstadt gemacht hat. Er wurde zu dem schintoistischen Gott Toshugo erhoben. Sein Schrein weist über 200 Stein- und Bronzeleuchten auf und wird oft besucht. Ziel einer fachlich begleiteten japanischen Gartenreise der Gartenakademie Baden-Württemberg ist es, neben dem japanischen Leben, einen Einblick in die Vielfalt der unterschiedlichen Gartenformen zu bekommen.

Man soll neben vielen Informationen zur Geschichte und gesellschaftlichen Entwicklung auch erleben, welche Rolle und Bedeutung diese Gärten für Japan und seine Gesellschaft haben. Durch entsprechende Auswahl wird schnell klar, dass es die typischen, historisch bedingten Grundtypen Teich- und Hügelgärten, Trockengärten, Teegärten, Wandelgärten und modernere Parks gibt, die aber je nach Lage und Vorstellungen des Planers sehr differenziert sind sowie Mischformen und Übergänge aufweisen. Aber alle haben eine Grundstimmung: Eine harmonische Ruhe ist durch die Gestaltung und die dominierenden unterschiedlichen Grüntöne zu spüren.Nur wenige Blühhöhepunkte weisen die Gärten im Laufe des Jahres auf wie die Kirsch-, Iris-, Glyzinien- und Azaleenblüte. Wasser spielt wie auch in der Landschaft eine große Rolle - meist als fließendes, klares Wasser in breiter Darstellungsform, von der Bergquelle bis zum Meer, oder auch nur in Teilaspekten.

Die Gärten weisen eine große Präzision und eine sehr intensive Pflege auf. Das beginnt mit der Sauberkeit, dem intensiven Schnitt der Gehölze bis hin zum häufigen Laubfegen, um das Moos als reine, ausdrucksstarke Fläche erscheinen zu lassen. Der Schnitt der Gehölze soll die Größenverhältnisse des Gartenraumes möglichst lange erhalten, die Belichtung optimieren und je nach Ziel eine Dichte des Gehölzes oder eine lichte Transparenz wie zum Beispiel bei Kiefern erreichen. Dazu werden nicht nur die jungen Jahrestriebe eingekürzt, sondern auch noch ein Teil der Nadeln in aufwändiger Handarbeit ausgezupft. Azaleen werden teilweise zu sich lang hinziehenden Formen und Bändern geschnitten oder zu künstlerischen Formen gestaltet.

Die Teich- und Hügelgärten (Tsuki-yama) sind die frühesten Formen, die auf die schintoistische Naturreligion, die buddhistischen Paradiesgärten und die Palastgärten zurückgehen. Wesentliche Kultureinflüsse sind meist aus China nach Japan gekommen. Das trifft auch auf die Teich- und Hügelgärten zu. Sie wurden vom Haus und von Terrassen aus betrachtet oder mit Booten auf den Seen befahren. Sie bestanden aus harmonisch gestalteten Wasserflächen und Hügeln, die ausgesucht bepflanzt waren.

Der Anstoß für die Trockengärten kam mit dem Chan-Buddhismus zwar aus China, wurde aber im Japanischen Zen-Buddhismus entwickelt und brachte in den Tempeln als eigenständige Gartenform den Trockengarten (Karesansui) als Meditationsgarten hervor. Sie hatten eine karge Gestaltung mit Kiesflächen, gelungenen Steinsetzungen und wenig Bepflanzung. Diese Gartenform hat sich bis heute als Typ auch für Privatgärten erhalten. Auch diese Gärten dienten dem Betrachten sowie Meditieren vom Haus aus und noch nicht zum Spazieren. Wichtige Vertreter sind der Rioanji (1488), der Daisen-in (1556) und der neuere Tofuku-ji (1939) in Kyoto.

Der Teegarten (Chaniva) hat sich auch aus dem Zen-Buddhismus entwickelt. Wichtigster Teil ist der Roji, der Weg zur Teehütte. Auf ihm sollten sich die Teilnehmer auf die Zeremonie einstimmen, um geläutert und frei von den Alltagssorgen und Problemen teilzunehmen. Der Teegarten ist ebenfalls eine japanische Entwicklung, die von der bewusst angestrebten Einfachheit des großen Teemeisters Senno Rikyu (1544-1615) bis zum aufwändigeren größeren Teehaus und Garten des großen Gartengestalters Koberi Enshu (1579-1647) eine erhebliche Änderung erfahren hat.Trocken- und Teegärten wurden beide oft in den folgenden größeren Wandelgärten als Teilgärten übernommen. Über den Teegarten haben sich die Schrittplatten (Tobi-Ishi) und die Steinleuchten (Ishi- Doro) als wichtige Elemente in die japanische Gartengestaltungen eingefügt und sind heute nicht mehr wegzudenken.

Der nächste Typ ist der Wandelgarten (Chisen Kaiyu Teien), der ab dem 16. Jahrhundert seine wesentliche Entwicklung nahm. Er wurde bewusst zum Aufenthalt, zum Spazierengehen und Lustwandeln angelegt. Einer der bekanntesten und typischsten ist der Katsura-Villa-Garten in Kyoto, der von dem bekannten Gartengestalter Kobori Enshu für einen Prinzen angelegt wurde. Man sagt, er habe dem Schogun drei Bedingungen für die Übernahme des Auftrages gestellt: 1. keine Beschränkung der finanziellen Mittel,2. keine zeitliche Beschränkung,3. der Schogun dürfe den Garten erst sehen, wenn er fertig ist.

Der Garten enthält das Herrenhaus, mehrere Teehäuser, eine differenzierte Seenlandschaft, unterschiedliche Brücken und Stege, einen sehr interessanten Rundweg mit sich immer wieder ändernden Aussichten und eine interessante, bezaubernde Bepflanzung.Ein Höhepunkt der Entstehung der Wandelgärten war 1600, als Edo die Hauptstadt des Schogun Ieyasu wurde und er alle Fürsten (Daimyos) verpflichtete in Edo Residenzen anzulegen und mit der Familie anwesend zu sein. Die drei größeren und vom Staat als schönste ausgezeichnete Landschaftsgärten in Form des Wandelgartens liegen in Okayama, Mito und Kanazawa.

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Landschaftspark in Kanazawa gewundener Bach mit Iris. Foto: Horst Schmidt
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Landschaftspark in Kanazawa Steg und Steinleuchte. Foto: Horst Schmidt
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Landschaftspark in Okayama. Foto: Horst Schmidt

Der Korakuen in Okayama ist 133.000 Quadratmeter groß und wurde 1687 vom Daimyo Ikeda Tsunamasa angelegt und 1884 als öffentlicher Park von der Okayama Präfektur übernommen. Seine Besonderheit sind die 18 500 Quadratmeter Rasenflächen im Zentrum, die früher dem Reisanbau dienten. Zur Erinnerung daran sind einige Reisbeete erhalten.

Mehrere Seen mit Inseln gliedern den Garten und sind durch Bäche und Wasserflächen verbunden. Ein künstlicher, sechs Meter hoher Hügel mit Pavillon und großen Azaleenflächen gewährt eine schöne Übersicht über den Garten. Mehrere Schreine, Teehäuser und das Herrenhaus "Enyo-tei" mit einer Noh-Bühne sind im Garten verteilt. Pflaumen-, Kirschen- und Ahornhaine sind besondere Anziehungspunkte zur Zeit der Blüte oder der Herbstfärbung. In einem Teehaus kann man einen Tee von einer dort angesiedelten Plantage kosten.Eine herausragende Einrichtung ist die Voliere mit Kranichen, die seit dem Bau des Gartens betrieben wird. Ein Irisgarten, alte Glyzinienpergolen und andere interessante Pflanzungen runden das Aufgebot dieses Gartens ab. Er liegt auf einer großen Insel im Fluss. Am gegenüber liegenden Ufer befindet sich die Burg. Durch die ungewohnten Rasenflächen zwischen den typischen japanischen Elementen wirkt der Garten auf den ersten Blick unerwartet übersichtlich.

In Mito wurde 1842 der Kairakuen vom feudalen Fürsten Nuriaki Tokugawa als großer Landschaftspark geplant und auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Er enthält als Besonderheit eine große Pflaumenplantage auf einer Hochebene und eine große Böschung, die in ein gestaltetes Tal mit See und Fluss hin abfällt. Zur Pflaumenblüte mit über 100 verschiedenen Pflaumen, einer Vorliebe des Daimyos, kommen besonders viele Besucher aus Tokio. Die Pflaume ist wie die Kirsche in Japan ein beliebter Blütenbaum, der früh, zum Teil schon mit dem letzten Schnee, blüht und in der Vergangenheit vom Adel teilweise der Kirsche vorgezogen wurde. Böschungsoberkante und Böschung sind mit Zedern, Kirschen, Bambus und vielen anderen typischen japanischen Pflanzen bewachsen. Der gestaltete Talgrund ist von der Böschung aus gut einsehbar. Das interessante, dreistöckige, typisch japanische Herrenhaus "Kobuntei" ist Teil des Parks mit zugeordnetem Hausgarten, wo Azaleen und Kamelien herrlich blühen. Das Haus diente dem Daimyo für Treffen mit Literaten und seinen Bürgern.

Der dritte Landschaftspark Kenrokuen in Kanazawa unweit des japanischen Meeres war Teil der diesjährigen Gartenreise und liegt in zwei Stunden mit der Bahn von Kyoto entfernt. Er ist zwölf Hektar groß und wurde von den Daimyos des Maeda Clans 1676 auf dem Hügel unweit ihrer Burg begonnen. Der Name geht auf ein chinesisches Gartenbuch aus dem 11. Jahrhundert von Li Gefei zurück und entspricht der dort genannten perfekten Kombination der sechs wichtigsten Attribute eines Gartens: Großzügigkeit, Abgeschiedenheit, Kunst, Historie, Wasserelemente, Aussichtspunkte. Die zwei Seen und die gewundenen Wasserläufe sind geschickt in die Topografie des nach zwei Seiten abfallenden Hügels eingebettet. Vom höchsten Punkt, dem Shishiwa Felsen, hat man einen guten Überblick über den größeren oberen See mit den Inseln, den blühenden Kirschen und den großen, geschnittenen Kiefern, die im Winter mit Reistauen und Bambusstützen dekorativ gegen die schwere Schneelast gestützt werden. In den See fließt der gewundene Bach, dessen Wasser seit dem 18. Jahrhundert vom 16 Kilometer entfernten Fluss dorthin geleitet wird. Der Bach wird von blühenden Kirschen und beachtlichen Kiefern gesäumt, und an seinem Ufer wachsen üppig Iris sibirica.

Das Wasser des oberen Sees fließt über einen Wasserfall in den unteren See. Ein Teil des Wassers wird in Röhren zu der ältesten Fontäne Japans geführt, die durch den Höhenunterschied 3,5 Meter hoch ist. Ein bekanntes Element im Park ist die zweibeinige Steinleuchte nahe einer der vielen Steinbrücken, die dort keine Handläufe aufweisen. Auf unserer Reise haben wir nur im Ostgarten des Kaiserpalastes in Kyoto einen provisorischen Handlauf als Schutz für die Touristen beim versetzten Steg gesehen. Im Kenrokuen gibt es auch kleinere Rasenflächen, doch aufgrund der überwiegend geneigten Flächen herrschen die Pflanzungen mit etwa 9000 Bäumen vor. Ein großes Teehaus, verschiedene Pavillons und interessante Monumente zieren diesen vom Staat hoch ausgezeichneten Park.

Der letzte Tag der Reise war der alten Hauptstadt Nara (8. Jahrhundert) gewidmet. Besucht werden sollte der älteste Garten Japans, der Garten des gewundenen Baches, der im letzten Jahrhundert archäologisch ausgegraben und wieder hergestellt wurde, nachdem er zwischenzeitlich überschüttet und landwirtschaftlich genutzt worden war. Er gehörte früher zu der alten Palastanlage und bei geplanten Baumaßnahmen stießen die Bauarbeiter zufällig auf Reste von ihm. Man fand den alten Bachlauf unverändert mit den Steinsetzungen vor und konnte auch die Pflanzstellen noch feststellen. Wir waren sehr erstaunt, den Garten nun eingehaust vorzufinden und konnten erfahren, dass er zurzeit, für insgesamt fünf Jahre, archäologisch überprüft und überarbeitet wird. Nun wird das Areal anhand alter Unterlagen als Unesco Welterbe völlig neu wiederhergestellt. Ein großes Torgebäude und der Palast mit dem Thron sind bereits gebaut. Leider verläuft heute im Vorfeld des Palastes eine Bahnlinie. Das Umfeld des Palastes war noch nicht fertig. Die beiden Gebäude standen solitär in der Fläche und wirkten noch etwas neu und fremdartig.

Beim Abflug in die Heimat war die Begeisterung über den Japanbesuch nur ganz leicht getrübt durch den Regentag, an dem sich der Fuji völlig in den Wolken versteckt hatte. Der Einblick in das japanische Leben gelang auch durch die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel hautnah und erlebnisreich. Begeisterung für und Verständnis der japanischen Gärten sind bei der Reisegruppe deutlich gewachsen. Dies zeigte sich nicht zuletzt an den nicht endenden interessierten Fragen der Teilnehmer.

Literatur

Günter Nitschke, Japanische Gärten, Benedikt Taschen Verlag, Köln 2007.

Horst Schmidt, Der Japanische Garten in Karlsruhe, Infoverlag Karlsruhe 2014.

Horst Schmidt, Japanische Gartenkultur, in DGGL Jahrbuch 2010, Callwey Verlag München.

Autor

Ehemaliger Leiter des Gartenbauamtes Karlsruhe

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