Fürstliches Gartenfest Schloss Fasanerie

Der "Pizza-Garten" in Eichenzell

von:
Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL) Gartengestaltung und Grünflächengestaltung
Die Formen der Pizzastücke wurden von Brettern im spitzen Winkel gehalten. Im erhöhten Rand aus Stroh steckten viele Weizenbündel in versetzter Anordnung. Foto: Thomas Herrgen

Das "Fürstliche Gartenfest Schloss Fasanerie" vom 13. bis 16. Mai 2016 stand ganz im Zeichen Italiens. Die 17. Auflage des inzwischen traditionellen Gartenfestivals zog am langen Pfingstwochenende etwa 170 Aussteller und mehr als 25.000 Besucher an. Zum Sonderthema "Italien - wo die Zitronen blüh´n" wurde der alljährliche Schaugarten in Form einer Pizza realisiert. Und ein Glas Wein daneben durfte auch nicht fehlen.

Mit Italien lässt sich ganz leicht vieles assoziieren, ob Gärten, Meer, Strand, Grün-Weiß-Rot oder Kulinarisches. Beim studentischen Wettbewerb für den diesjährigen Schaugarten waren so ziemlich alle Aspekte und Klischees vertreten, doch ein Entwurf setzte sich aufgrund seiner originellen Idee mit großem Abstand durch: "Una Pizza Vegetariana". Das plakative Bild verstand sofort jeder. Eine elfköpfige Jury, unter anderem mit Vertretern des Veranstalters, des BDLA, der DGGL und des DJV hatte im Vorfeld aus den 13 Einreichungen die drei besten Entwürfe ausgewählt, die dann in der Fachzeitschrift "Gartenpraxis" veröffentlicht wurden. Deren Abonnenten konnten abstimmen und schlussendlich den Sieger küren. Eine klare Mehrheit von 44 Prozent der rund 450 abgegebenen Stimmen ging an die "Vegetarische Pizza" von Eva Schmidt und Henriette Deix. Die Studentinnen der Landschaftsarchitektur an der Hochschule Geisenheim und angehenden Planerinnen kombinierten in ihrem Entwurf drei typisch italienische Facetten miteinander: eine runde Pizza, geschnitten in Kuchenstücke, zugleich eine Form, die die geometrische Gartengestaltung der Renaissance spiegelt. Der weiße Grund (gefärbter Rasen) versinnbildlicht den Tisch oder eine Tischdecke inmitten einer italienischen Landschaft und ein großes Glas Wein begleitet die Mahlzeit, auch als Symbol italienischer Lebensart.

Auf Platz zwei der Abstimmung folgte "UtoPisa" von Kai Faust und Martina Heims, (Hochschule Geisenheim), mit 127 abgegebenen Stimmen (ca. 28 %) und der Entwurf "Ein Tag am Meer", von Anja Vogel und Julia Haack (TU Dresden), mit ebenfalls rund 28 % (126 Stimmen) auf Platz drei. Alle Planerinnen und Planer hatten die Anforderungen an die Gestaltung eines Schaugartens sehr unterschiedlich erfüllt. Neben kompetenter Pflanzenverwendung und gestalterischer Qualität sollte in den Entwürfen künstlerischer Anspruch, Originalität und Kreativität erkennbar sein. Nicht zuletzt waren die Realisierbarkeit - bei gedeckelten Kosten von 6000 Euro - der Rückbau nach vier Tagen Gartenfest und die Weiterverwendung der Materialien oder ihr Recycling wichtige Aspekte und Entscheidungskriterien. Die Herbert-Heise-Stiftung für Gartenkunst und Landschaftskultur unterstützt den Wettbewerb mit einem Preisgeld in Höhe von 1000 Euro. Dieses wurde je zur Hälfte an die Wettbewerbssieger und an die Verfasser des 2. Rangs (Sonderpreis der Stiftung) vergeben. Realisiert wurde der Siegerentwurf.

Kulinarischer Schaugarten

Die Formen der Pizzastücke wurden von Brettern im spitzen Winkel gehalten. Im erhöhten Rand aus Stroh steckten viele Weizenbündel in versetzter Anordnung. Damit war die Grundstruktur perfekt und das Getreide verwies auf den Hauptbestandteil des Teiges. Die weiteren Gerüstbildner waren sodann kleine Olivenbäumchen (Olea europaea), Strauchtomaten und Paprikapflanzen (Capsicum cultivars). Die Gruppenstauden Basilikum, Brokkoli (Brassica oleracea), Zwiebeln und Kapern (Capparis spinosa) verdichteten die Pflanzung. Insgesamt zwölf Kräuter, darunter Oregano, Majoran, Petersilie, Thymian, Rosmarin oder Olivenkraut waren als Füllstauden gesetzt. Sie verbanden die Pflanzung und sorgten so für ein harmonisches Bild. Das Weinglas bestand aus einer verankerten Grundplatte mit einer Holzkonstruktion und aufgezogenem Drahtgeflecht, das mit Sackleinen bespannt war. Auf dieser Unterkonstruktion saß der Weinkelch aus Draht mit eingeflochtenen Efeuranken. Das Bild eines klassischen Römer-Weinglases war perfekt. Um den Schaugarten aber nicht nur ansprechend für alle Sinne, sondern auch nachhaltig zu gestalten, wurden nur wieder verwendbare Materialien verbaut und die Pflanzen anschließend an verschiedene Küchengärten gemeinnütziger Vereine gespendet.

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Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL) Gartengestaltung und Grünflächengestaltung
Der Pizza-Schaugarten im Detail. Fotos: Thomas Herrgen

Neuheit Lehrbaustelle

Zum ersten Mal gab es in diesem Jahr während des Fürstlichen Gartenfestes - in Zusammenarbeit mit regionalen Garten- und Landschaftsbau Firmen und deren Auszubildenden - eine Lehrbaustelle. Von Freitag bis Pfingstmontag entstand vor den Augen der Besucher ein "Zitronenblatt-Garten" vor der Küchenruine von Schloss Fasanerie. Die Auszubildenden hatten alle Arbeitsschritte, von der Entwurfsplanung bis zur Umsetzung, selbst in der Hand. An Pfingstmontag war der italienische Gartentraum dann in voller Pracht zu bestaunen. Mit der Aktion wollten die Auszubildenden und die sie unterstützenden Firmen für eine Ausbildung zum Gärtner in der Fachrichtung Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau begeistern.

Gartenfest-Bilanz

Trotz wechselhaftem Pfingstwetter das von Sommer über Gewitter bis Eisheilige alles zu bieten hatte, kamen am Ende insgesamt 25 500 Besucher zur 17. Auflage der Veranstaltung. Hessens schönstes Barockschloss, das derzeit restauriert wird und schon weitgehend in altem Glanz erscheint, war Kulisse für eine italienische Dolce-Vita-Atmosphäre. Die Ausrichter hatten überall auf dem Gelände Zitronen zur Dekoration angebracht, auch in blühenden Obstbäumen, Sträuchern und in Mauerkronen-Gestecken. Polarisierend war das Projekt des italienischen Künstlers Antonio Ambrosino, der aus Autoreifen einen überdimensionalen Rosenkranz formte. Der Neapolitaner hatte sein Objekt über die blühenden Beete der Vesica gelegt, einem kleinen Garten aus Klinkermauern in Blütenform. Dies lud zum angeregten Diskutieren ein. Viel Zuspruch erhielt erneut die Garten- und Landschaftsbau Firma Kimpel-Gärten aus Dipperz, die einen schlichten, mit roten Dachpfannen überdachten Sitzplatz gebaut und davor eine wellige Landschaft mit Säulenbäumchen und Staudenbändern realisiert hatte. Eine eindrucksvolle Idee auf kleinstem Raum.

Viele zufriedene Aussteller konnten sich bei der alljährlichen Prämierung wieder über Auszeichnungen freuen (siehe Ende des Beitrags und Webseite). Im nächsten Jahr wird das Fürstliche Gartenfest Schloss Fasanerie über Himmelfahrt, vom 25. bis 28. Mai 2017 stattfinden. Das Sonderthema war bei Redaktionsschluss noch offen. Schon zuvor, vom 16. bis 18. September 2016, findet die Schwesterveranstaltung auf Schloss Wolfsgarten, bei Langen statt. Das Motto dort: "Faszination Gräser".

Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL) Gartengestaltung und Grünflächengestaltung
Der fertige Zitronenblatt-Garten. Foto: Hessische Hausstiftung, Ralph Leupolt

Ausstellerprämierung

Ausgewählte und fachlich versierte Juroren prämieren in jedem Jahr hervorragende Aussteller in fünf Kategorien. Die Preisträger waren in diesem Jahr:

Pressepreis

1. Platz - Gold

Kimpel-Gärten, Dipperz

Für die Gestaltung einer toskanischen Landschaft auf kleinem Raum: mit Zitronenbäumchen, Säulenzypressen, einem alten Olivenbaum und Blumen in zartem Azurblau sowie würzigem Rosmarin. Dieser Garten bringt ein Stück Italien in das eigene Zuhause.

2. Platz - Silber

Baumschulen und Staudenkulturen Georg Leinweber, Niederkalbach

Für sein Rhön meets Italy: einem Rhöner Holzkarren mit italienischen Reifen, den er mit Terrakotta-Platten und antiken Holzmöbeln in einen außergewöhnlichen Sitzplatz verwandelt hat - Toskana to go.

3. Platz - Bronze

Italia Feinkost, Fulda

Für die Kreativität, mit der Familie Pansardi die Zitrone vielfältig in italienischen Speisen und Getränken einsetzt: Pasta, Öl, Balsamico und Likör mit Zitrone machen Lust auf ein italienisches Menü.

Ästhetikpreis

1. Platz - Gold

Huhn Garten- und Landschaftsbau, Schlüchtern

Für einen "auf kleinstem Raum aufwendig gestalteten Schaugarten mit italienischen Gartenwelten und einem einladenden "Romeo und Julia-Refugium"."

2. Platz - Silber

Peter Kümmel Garten- und Landschaftsbau, Fulda

Für einen "passend zum Motto "Italien" realisierten Schaugarten mit einem mediterranen Sonnenplatz, der zum Entspannen einlädt."

3. Platz - Bronze

Antonius Netzwerk Mensch, Fulda,

Für "sehr originelle selbst gefertigte Produkte zum Gebrauch in Heim und Garten, präsentiert in einer gelungenen Standgestaltung mit sehr viel Liebe zum Detail."

Sonderpreis der Ästhetikjury

Henriette Deix und Eva Schmidt, Schaugarten "Una Pizza Vegetariana" im Hofgarten.

"Ein gedeckter Tisch, der mit botanischen Mitteln italienische Gourmet-Gefühle weckt." Thomas Herrgen

Dipl.-Ing.(FH) Thomas Herrgen
Autor

Landschaftsarchitekt

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