Gedenken

Zum Tod des Landschaftsarchitekten Georg Penker (1926-2023)

Landschaftsarchitektur
Georg Penker, 2015, verstarb am 15. März 2023. Foto: Büro Penker

Mehr als 65 Jahre führte der Landschaftsarchitekt Georg Penker sein Neusser Planungsbüro und war im Laufe der Jahrzehnte einer der bedeutendsten Landschaftsarchitekten in Nordrhein-Westfalen geworden. Außenanlagen an Universitäten und Verwaltungsbauten sowie Stadtplätze und Fußgängerzonen gehörten zu seinem Portfolio ebenso wie Parkanlagen, Gartenschauen, Hausgärten und Gewerbeparks. Die Zahl der Wettbewerbsbeiträge aus seinem Büro geht in die Hunderte.

Georg Penker kam 1926 in Oberbayern zur Welt und wuchs als Sohn eines Hopfenbauers in einfachsten Verhältnissen auf. Sein Ausbildungsgang zeigt eindrücklich, dass widrige Umstände wie Bildungsferne, Krieg und wirtschaftliche Not im Nachkriegsdeutschland einem ehrgeizigen, zielstrebigen und bildungsdurstigen jungen Menschen kaum etwas anhaben können. Nach der Volksschule begann Penker mit 14 Jahren zunächst eine Lehre als Werkzeugmacher, Reichsarbeitsdienst, Kriegsdienst und -gefangenschaft folgten. In dieser Zeit formte sich Penkers Entschluss Gärtner zu werden. Baumschullehre und anschließend die Garten- und Weinbauschule Veitshöchheim.

Dann der Sprung zur Höheren Gartenbauschule der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt Weihenstephan, zunächst Obstbau, dann Gartengestaltung, wo er seine Ausbildung zum Gartenbautechniker wie an allen bisherigen Ausbildungsstätten mit Sehr gut abschloss. In Weihenstephan hatte Penker seinen Lehrer und Mentor gefunden: Ulrich Wolf. Als dieser 1954 die Leitung des Düsseldorfer Garten-, Friedhofs- und Forstamtes übernahm, bat er Penker nachdrücklich, ihm dorthin zu folgen. In seiner zweijährigen Studienzeit hatte Wolf im jungen Penker ein künstlerisches Talent gespürt, welches das seiner Kommilitonen bei weitem übertraf. Vier Jahre arbeiteten Wolf und Penker in Düsseldorf zusammen, eine fruchtbare Zeit, in der es bei gegenseitigem Respekt auch Kontroversen gab.

1958 verließ Penker das Gartenamt. Die Loslösung von seinem Lehrer, den er wie andere von Wolfs ehemaligen Studenten noch nach Jahrzehnten wertschätzte, war für die eigene Weiterentwicklung notwendig geworden: Penker machte sich selbständig und es folgten Jahre besessener Arbeit, viele Wettbewerbe, um sich bekannt zu machen und ein Netzwerk mit Architekten und Stadtplanern zu schaffen. Zunächst Hausgärten, doch bald darauf schon die größeren Projekte: die Außenanlagen der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ab 1964, die ihn bis 2000 beschäftigten, und zwei Jahre später der Campus der Ruhr-Universität Bochum, ein 1. Wettbewerbspreis, weiterhin Friedhöfe, Freiflächen an Kliniken, öffentliche Grünanlagen: das ganze Programm, keine Spezialisierung. Und immer wieder Wettbewerbe. Unter seinen gut 300 Wettbewerbsbeiträgen, in der Regel in Zusammenarbeit mit Architekten, gab es rund 140 erste bis dritte Preise.

Bei städtebaulichen Projekten bestellte sich Penker zu den offiziellen Unterlagen immer zusätzlich historische Karten, so wie er für eine Planung in Saudi-Arabien einen Koran-Spezialisten konsultierte: Stets waren kulturell-historische Grundlagen der Ausgangspunkt und die endgültigen Lösungen daher stets konzeptionell begründet. Diese städtebauliche Sicht auf Planungsprojekte war eine Eigenschaft, die seine Architekten-Kollegen in der Zusammenarbeit schätzten und zu einem Dialog auf Augenhöhe führten. Die Liste namhafter Großprojekte ist lang, darunter die Hauptverwaltungen von Fuji, der Colonia-, der ERGO- und der Provinzial-, Versicherungen, der Landeszentralbank Wiesbaden, das Forschungszentrum der Heidelberger Druckmaschinen oder das Internationale Handelszentrum Düsseldorf. Der Großteil aller ausgeführten Planungen befindet sich in NRW. Einige von Penkers Schöpfungen sind inzwischen unter Denkmalschutz gestellt worden.

Penkers zentrales Gestaltungsthema, einen Einklang von Natur und Zivilisation zu schaffen, sie in ein harmonisches Spannungsverhältnis zu setzen und seine bereits visionäre Sicht auf Umweltprobleme und deren mögliche Lösungen zeigten sich besonders deutlich bei seiner Beschäftigung mit Bundes- und Landesgartenschauen. Seine Beiträge zur BUGA Berlin 1985 und BUGA Düsseldorf 1987 erhielten 1. Preise, wurden jedoch nicht ausgeführt. Für die Düsseldorfer Schau präsentierte Penker beispielsweise als ideellen Mittelpunkt seine "Arche 2000". Die Arche als Urtyp der Überlebensform angesichts schon damals bedrohlicher Umweltprobleme mit Demonstrations-Arealen für ökologischen Land- und Gartenbau, Sonnenenergie, nachhaltiges Wassermanagement etc., als experimentelle Werkstatt neuer Technologien, was die mit der Durchführung beauftragte BUGA-Geschäftsleitung für nicht publikumstauglich hielt. Penkers prämierte und erfolgreiche Landesgartengartenschau Grevenbroich 1995 war auch keine Blümchenschau, sondern widmete sich, dezentral angelegt, hauptsächlich dem Flusserlebnis der Erft als prägendem Stadt- und Landschaftselement und allen Möglichkeiten der ökologischen Aufwertung.

An erster Stelle liebte Georg Penker seine Arbeit, mit der auch seine eher privaten Interessen für Naturwissenschaft und die Kunst verknüpft waren. Moderne Kunst prägte alle Wohn- und Büroräume. Skulpturen von Horst Antes, Lothar Fischer oder Klaus Hack und Gemälde von Künstlern der Cobra-Gruppe, des Informel und Arbeiten von Künstlern wie Gerhard Hoehme, Anatol oder Peter Brüning waren für ihn und seine Frau Erika Inspiration während und nach der Arbeit. Als Chef seines Büros, das bisweilen bis zu zwölf Mitarbeitern zählte, war der ungewöhnlich vitale Mann mit seinem vielschichtigen und widersprüchlichen Naturell allerdings nicht immer einfach. Sein hoher Maßstab an sich selbst und andere mag der Grund sein, dass Penker sein Büro keinem Nachfolger anvertrauen mochte. 2015, mit 89 Jahren, gab er es auf und überließ dem Baukunstarchiv NRW in Dortmund seinen planerischen Nachlass. Nach einem von Arbeit dicht ausgefüllten Leben ist Georg Penker am 15. März 2023 in seiner rheinischen Wahlheimat Neuss gestorben, kurz vor Vollendung des 97. Lebensjahres. Claus Lange

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