Kommentar

Straßenräume werden Lebensräume

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Wir alle wissen, dass sich die zunehmende Bodenversiegelung negativ auf den Wasserhaushalt, das Stadtklima, die Qualität unserer Böden und unser Wohlbefinden auswirkt. Seit der Covid-Pandemie ist es scheinbar plötzlich möglich geworden, Parkplätze zu Außenbereichen von Gaststätten umzunutzen.
Kommentar Landschaftsarchitektur
Dipl.-Ing. Bettina Jaugstetter, Büro für Landschaftsarchitektur. Foto: Fabian Jaugstetter

Zunächst passierte das niederschwellig und improvisiert, mittlerweile gibt es dafür eigenes Mobiliar, das mit Pflanzkübeln kombiniert für Sichtschutz und ein schickes Ambiente sorgt. Die Idee hat sich etabliert und ist prima. Teile von Straßenräumen werden zu Aufenthaltsräumen. Aber es geht noch mehr. Das Zauberwort heißt Entsiegelung. Umnutzung von versiegelten Flächen in Pflanzflächen.

Lebendige, dauerhaft funktionierende Pflanzungen mit Stauden, Gehölzen und Ansaaten tragen enorm zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität in den Städten bei. Versickerung, kühlende Verdunstung, reduzierte Strahlungsintensitäten durch Beschattung, Feinstaubfilterung, Lebensraum etwa für Insekten und Vögel sind messbare Parameter, um dies zu beweisen.

Der Großteil der Bevölkerung lebt in dichten Ballungsräumen und Städten mit wenig oder kaum Zugang zu naturnahen Freiflächen. Die Städte wiederum sind dicht besiedelt und versiegelt. Wo Erwachsene und Kinder gesund und menschlich leben sollen, muss es lebendige Grünflächen geben.

Aufgabe unseres Berufsstandes muss es sein, die Bedingungen dafür zu verbessern und funktionierende Konzepte zu entwickeln. Warum nicht Niederschwelliges wagen: den Asphalt aufreißen, geeignete Substrate einbringen und Stauden pflanzen. Hat sich die Pflanzung erst einmal etabliert und sich zur Freude der Nutzer entwickelt, wird es schwer sein, auf sie zu verzichten.

In jeder Stadt oder Kommune gibt es überflüssige, versiegelte Bereiche, Hinterhöfe, ungenutzte Parkplätze, Randbereiche an Gebäuden, überdimensionierte Straßen. Es gibt bereits modulare Entsiegelungs-und Bepflanzungskonzepte für einen entsiegelbaren Straßenzug etwa in Mainz.

Das Hochwasser zum Jahreswechsel hat es deutlich gezeigt: für die klimaresiliente und zukunftsfähige Stadt, ihre der Menschen, Pflanzen, Tiere und die lästigen, aber teilweise notwendigen Infrastrukturen, braucht es dringend die Entwicklung eines gemeinsamen und vielseitigen Nutzungskonzeptes. Bettina Jaugstetter

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Freie Landschaftsarchitektin & Lehrbeauftragte für Pflanzenverwendung an der Hochschule Geisenheim University

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