Marie Ulber

Landschaft und Atmosphäre

Bücher Landschaftsplanung

Im Alltag sprechen wir ganz selbstverständlich von der Atmosphäre einer Veranstaltung, eines Raumes oder einer Landschaft. Versuchen wir aber, den Begriff präziser zu beschreiben, geraten wir schnell ins Schleudern. Kann man Atmosphäre dinglich fassen oder existiert sie lediglich in unserem Bewusstsein? Für Architektur und Landschaftsplanung hat der Philosoph Gernot Böhme schon seit den 1990er-Jahren den Weg bereitet, Atmosphäre als Kategorie wieder einzuführen - er definiert sie als etwas zwischen dem Menschen und den Dingen befindliches. Hier setzt das Buch von Marie Ulber an. Die Autorin skizziert eine philosophische Entwicklungslinie nach, die bei Heidegger beginnt und unter anderem über Merleau-Ponty zu Böhme führt. Allen gemeinsam ist ein Verständnis des Raumes als gelebter Raum, der im Gegensatz zum mathematischen Raum nicht ohne den Menschen und seine Wahrnehmung gedacht werden kann.

Allerdings sieht Ulber hier ein Ungleichgewicht: Atmosphäre sei bislang zu stark vom Menschen und seiner Wahrnehmung aus gedacht, der Raum selber, hier im Besonderen die Landschaft käme als prägender Faktor immer noch zu kurz. Um ihre These zu belegen, wählt die Künstlerin Ulber den methodischen Weg künstlerischer Forschung, den sie nicht mit Kunst gleichsetzt. Sie wendet sich sechs Landschaften zu, die sich im Grad ihrer Naturnähe beziehungsweise Urbanität unterscheiden, von der Steilküste und dem Wald über den Friedhof bis zur Innenstadt. Diese Landschaften sucht sie über einen Zeitraum von vier Jahren immer wieder auf und hält ihre Wahrnehmungen unter anderem in Fotografien, Zeichnungen und Wortskizzen fest. Die so entstandenen Serien überzeugen in ihrem Anspruch, die spezifischen Atmosphären anschaulich zu vermitteln. Sie können auch für Landschaftsarchitekten und Umweltplaner - in der Lehre genauso wie in der Praxis - als methodische Anregung dienen, sich der Atmosphäre einer Landschaft anzunähern.

Die Autorin sieht in der künstlerischen Forschung den Königsweg, die schwer greifbare Atmosphäre einer Landschaft gewissermaßen dingfest und verhandelbar zu machen, das ist schlüssig. Trotzdem belässt sie es nicht dabei, sondern leitet daraus begriffliche Definitionen ab, die in ihrer Unschärfe nicht recht überzeugen können.

Auch der dezidierte Anspruch des Buches, Empfehlungen für die Umweltplanung im Umgang mit Atmosphären zu geben, wird nicht fundiert eingelöst, sondern bleibt an der Oberfläche und schlägt kühne Bögen von Naturnähe zu Demokratiebewusstsein. Darauf hätte man besser verzichtet, um sich auf die durchaus anregenden "künstlerischen Übersetzungen" landschaftlicher Atmosphären zu konzentrieren. Stefanie Krebs

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