„Fürstliches Gartenfest Schloss Wolfsgarten“ zum Thema Biodiversität

Bienenfreundliches Grün statt "Gärten des Grauens"

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Bienen Biodiversität
Alle Aussteller, die gezielt zum Thema Bienen, Honig, Blütenpflanzen oder Gartengestaltung für Bienen & Co. etwas angeboten haben, waren mit diesem Schild gekennzeichnet und so zu einem Parcours miteinander verbunden. Foto: Thomas Herrgen

Als das Thema "Biodiversität" im vergangenen Jahr zum Schwerpunkt des im Kern natürlich auch kommerziellen Gartenfestivals erkoren wurde, waren viele überrascht und erfreut zugleich. Denn im Zeitalter des Insekten- und Bienensterbens ist es dringend angeraten, Gärten Stadträume und Landschaften besser zu gestalten und zu bewirtschaften. Das Fürstliche Gartenfest Schloss Wolfsgarten vom 6. bis 8. September 2019 lieferte dazu jede Menge Ideen, von Samenmischungen bis Blütenteppiche, von Strukturbeispielen in der Gartengestaltung bis hin zu Insektenhotels.

Rund um das ehemalige Jagd- und spätere Sommerschloss der Großherzöge von Hessen-Darmstadt bei Langen, südlich von Frankfurt am Main blühte und summte es am ersten Septemberwochenende. Eine Großzahl der 170 Aussteller zeigte, wie mit Nutz- und Zierpflanzen viele Hummeln, Bienen, Schmetterlinge und Co. angelockt werden können. Das fördert nicht nur die Artenvielfalt und erfreut den Gartenbesitzer mit lebendigem Flattern, Summen und Brummen; noch immer werden die allermeisten Blüten von Insekten bestäubt (wenige durch den Wind), die damit erst für das Entstehen von Früchten und damit für unsere Ernährung beitragen. Bienen sammeln zudem Honig, ein zwar kleiner aber doch wichtiger Agrarwirtschaftszweig.

Mit Bienen lernen

Auf ganz vielfältige und zugleich anschauliche Art und Weise brachte der Stand des Bienenzuchtvereins Langen und Umgebung e. V. den Besuchern das Sonderthema nahe. Dort konnte Honig verkostet und erworben werden. Darüber hinaus zeigte der Verein, wie man aus einem Teil des Bienengoldes einfache Kosmetika, wie Cremes und Lippenstifte herstellen kann. Außerdem präsentierte der Verein am historischen Bienenhaus von Schloss Wolfsgarten, das aus Anlass des Sonderthemas restauriert wird, eine kleine Ausstellung zur Geschichte der Imkerei, inklusive täglicher Führungen.

Am Stand der BeeKids des Bienenzuchtvereins beim Wolfshaus im Schlosspark zeigten die kleinen und großen Imker der Bienen AG an der Egelsbacher Wilhelm-Leuschner-Schule, wie modernes Imkern funktioniert. Mit zwei Bienenvölkern waren sie vor Ort und erklärten den Besuchern anhand mitgebrachter Objekte, was man zum Imkern benötigt und wie es funktioniert. So hatten sie auch Bienenschutzanzüge im Gepäck, die von den Besuchern anprobiert werden durften.

Artenvielfalt ermöglichen

Die Frankfurter Senckenberg Gesellschaft, erstmals beim Gartenfest vertreten, wies an ihrem Stand darauf hin, dass von den rund 530 Wildbienenarten in Deutschland bereits die Hälfte auf der Roten Liste stehen. Und alle Bienenarten sind von einem drastischen Rückgang der Population betroffen. Grund sind nicht nur Pestizide in der Landwirtschaft und die industrielle "effiziente" Agrarnutzung, sondern auch die alljährlich immer weiter zunehmende Versiegelung. Naturnahe Flächen gibt es oftmals nur noch als Inseln in der Landschaft, ohne Vernetzung. Es bräuchte mehr Ackerrandstreifen und andere Flugschneisen für Insekten, über die sie von einem Areal zum nächsten kommen, auch über längere Strecken. Selbst in Naturschutzgebieten (NSG) wurde in einer 30-jährigen Studie ein Arten- und Populationsrückgang von 70 Prozent festgestellt. Grund sind die schädlichen Einwirkungen von den Rändern her, außerhalb des NSG und die fehlende Vernetzung. Nicht zuletzt machte die Senckenberg Gesellschaft Werbung für artenreiche Vor- und Hausgärten und plädierte dafür, auf Schottergärten (als "Gärten des Grauens" bezeichnet!) dringend zu verzichten. Jeder kann in seinem Bereich, sogar auf Terrasse und Balkon etwas zur Artenvielfalt beitragen. Oft genügen ein paar Pflanztöpfe mit Grün- und Blühpflanzen, Strukturen aus Holz und Steinen, oder ein artgerechtes und richtig aufgestelltes Insektenhotel und schon summt und brummt es, sogar im Zentrum von Großstädten.

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Der Frankfurter Palmengarten zeigte an seinem Stand unter anderem artgerechte Insektenhotels und gab Tipps, wie man diese selbst herstellen kann. Foto: Thomas Herrgen
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Auch die Kreppmyrte (Lagerstroemia indica) liefert viel Bienennahrung. Eigentlich in den Subtropen Asiens und Australiens beheimatet wird sie schon lange als Zierpflanze im Mittelmeerraum angepflanzt. Im Zuge des Klimawandels wird sie inzwischen auch in unseren Breiten "heimisch". Foto: Thomas Herrgen
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Zentrum des Palmengarten Standes war dieser "liegende Schmetterling", zusammengesetzt aus vielen Blütenpflanzen. Foto: Thomas Herrgen
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Die Veranstalter ließen mehrere Monate vor dem Gartenfest diverse Blühstreifen entlang der Lindenallee im Park als Probeflächen aussäen. Die bunten blühenden Ergebnisse waren dann Anfang September zu bestaunen. Foto: Thomas Herrgen

Blüten für Insekten

Und so zeigten viele Samen- und Pflanzenproduzenten, welche Arten und Mischungen Insekten besonders anlocken und zugleich schön sind. Die Hessische Hausstiftung ging mit gutem Beispiel voran und säte schon lange vor dem Gartenfest zahlreiche Blühstreifen entlang der Lindenallee im Park von Schloss Wolfsgarten. Dort wurden verschiedene inspirierende Blumenmischungen etabliert, die besonders insektenfreundlich sind. Das Saatgut stammte vom Aussteller (Stand P75) Weigelt Samen aus Grolsheim. Er bot an seinem Stand zum Gartenfest 15 verschiedene Mischungen für die unterschiedlichsten Standorte im Garten an. Im regulären Sortiment sind es noch deutlich mehr Samenmischungen. Mit ihnen lassen sich viele Insekten sehr einfach in den eigenen Garten locken. Andere, wie der Thysanotus Samenversand aus Oyten (Stand S05) sind ganz auf Hummelwiesen und Bienenweiden spezialisiert. Neben ein- und zweijährigen Blühpflanzen hatten zahlreiche Pflanzenhändler Stauden, Kleinsträucher und Gehölze im Angebot, die mit ihre Blüten Insektennahrung liefern, etwa bei Lavendel, Sonnenhüten, Hibiskus, Kamelien oder Kreppmyrten.

Auch der Frankfurter Palmengarten war wieder mit seinem Team präsent. Er zeigte verschiedene Insektenbehausungen und beriet zum Thema biologischer Pflanzenschutz. Am Stand tummelten sich Hummeln und andere Insekten, gebastelt aus Naturmaterialien, oder als Fotografien aus dem Palmengarten. Und es gab anschauliche Beispiele, wie Privatgärtner insektenfreundliche Pflanzen im eigenen Garten oder auf dem Balkon ziehen können. Dr. Hilke Steinecke hielt zudem einen Vortrag zum Thema "Blüten- und Bestäubungsbiologie". Warum bevorzugen Hummeln und Bienen nur bestimmte Blüten, Schmetterlinge oder Fliegen dagegen ganz andere? Solche und weitere spannende Fragen wurden Besuchern beantwortet. Für den auch optisch ansprechend gestalteten Stand, unter anderem mit einem Schmetterlingsgrundriss aus Blumen und Beispielen für Insektenhotels gab es bei der Ausstellerprämierung den Sonderpreis.

Schaugärten

Ganz praktisch ging es auf der Lehrbaustelle im Park von Schloss Wolfsgarten zu: Die Auszubildenden (Momin Sattari, Norbert Chrzanowski, Tobias C. Mink, Alexander Krusch und Marek Gostomsk) hatten sich zu "Architekten für Insekten" erkoren. Dies war zugleich auch der Name ihres Schaugartens, den die angehenden Garten- und Landschaftsbauer im Vorfeld geplant hatten. Inhalt des schulischen Projekts war neben dem Entwurf auch seine Umsetzung. Gebaut wurde drei Tage lang, live vor Ort beim Gartenfest. Am letzten Tag nach Fertigstellung fand um 16.00 Uhr die offizielle Schlüsselübergabe an den Schlossherrn, Donatus Landgraf von Hessen, statt.

Für Schaugärten gab es jedoch in diesem Jahr keine eigene Kategorie. Und so erhielt die Firma Roßkopf Garten + Landschaftsbau aus Frankfurt am Main für ihren blütenreichen und organisch-naturnah gestalteten Schaugarten unter einer alten Buche den goldenen Pressepreis für ein beeindruckendes insektenfreundliches Pflanzkonzept. Es blühte bunt und überreich im temporären Garten, der zudem mit einem großen Insektenhotel bestückt war. Das Juryurteil: "Bei dieser Blütenpracht möchte jeder gerne Hummel sein!"

Bilanz und Ausblick

Bei anfangs schönem, dann auch regnerischem Wetter kamen insgesamt rund 18.000 Besucherinnen und Besucher an drei Tagen. Im kommenden Jahr dreht sich alles um das Gartenland Frankreich. Dann findet die Veranstaltung wieder am dritten Septemberwochenende vom 18. bis 20.9.2020 statt. Zuvor, vom 21. bis 24. Mai 2020 öffnet wieder das Fürstliche Gartenfest Schloss Fasanerie bei Fulda seine Tore.

www.gartenfest.de

Ausgewählte und fachlich versierte Juroren prämieren in jedem Jahr traditionell am ersten Veranstaltungstag hervorragende Aussteller des Fürstlichen Gartenfestes Schloss Wolfsgarten in verschiedenen Kategorien. Die diesjährigen Preisträger waren:

Landgraf-von-Hessen-Preis

  • Stiftung E.P.R.I.C., Stand G 14
    Für die Pflanze Canaliculata 'Medici' - die Wiederentdeckung einer auf Aurantium veredelten Bitterorange mit markanter Fruchtbildung.

Botanikpreis

  • 1. Platz - Gold
    Graefswinning, Stand G 07
    Für die Pflanze Paeonia Lactiflora 'Allen Rogers' - eine nach ihrem Züchter benannte Staudenpfingstrose mit kompaktem Wuchs, schöner Belaubung bis in den Herbst und halbgefüllten weißen Blüten an mehrtrieben Spitzen.
  • 2. Platz - Silber
    Staudengärtnerei Eidmann, Stand P 07
    Für die Pflanze Amorpha canescens var. Rubra - ein nordamerikanischer Bleistrauch, der Hitze und Trockenheit verträgt und den gesamten Sommer über mit sattgrünem Laub und auffallenden rötlichen Blütenkerzen erfreut.
  • 3. Platz - Bronze
    Mein Kameliengarten, Stand P 28
    Für die Pflanze Camellia transnokoensis - eine frühblühende aus Taiwan bekannte Wildart mit grazilem Wuchs, rötlichem Austrieb und kleinen weißen - anfangs rosa getönten - Blüten.

Pressepreis

  • 1. Platz - Gold
    Roßkopf Garten + Landschaftsbau, Stand P 48
    Bei dieser Blütenpracht möchte jeder gerne Hummel sein!
  • 2. Platz - Silber
    Baumschule Dietrich, Stand P 70
    Für die lehrreiche Visualisierung des Lebenszyklus' der Hummel und ein reichhaltiges Insektenbuffet.
  • 3. Platz - Bronze
    Heike Freigang - Kupferobjekte, Stand A 01
    Für Totholz als Lebensraum in Verbindung mit Kupferschmiedekunst.

Sonderpreis

  • Palmengarten Frankfurt, Stand A 06Ob selbstgebastelte Erdnusshummeln oder Hummel-Hintergrundwissen - der Palmengarten Frankfurt zieht mit Blütenvielfalt Insekten an und bietet im Insektenhotel ein Zuhause.

Produktpreis

  • Produktpreis Delikatessen und Feinkost
    The Botanist, Stand B 16
    Für einen Gin mit Haltung und für den Mut, mit dem eigenen Produkt zu experimentieren - als Malvenansatz verwandelt sich Gin in Poesie.

Produktpreis Kunst, Objekt und Möbel

  • Gefässerie, Stand P 38
    Für den vertikalen Kräutergarten, der durch innovative Technologie in Zeiten von Klimawandel und Urbanisierung für gute Luft und Artenvielfalt in unseren Städten steht.

Produktpreis Kleidung, Schmuck und Accessoires

  • Handweberei Siebörger Anja Ritter, Stand A 22Für altes Handwerk in zeitgenössischem Design, für Farbe, Komposition und Material in Perfektion mit viel Passion.
Dipl.-Ing.(FH) Thomas Herrgen
Autor

Landschaftsarchitekt

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