Zum Tod von Prof. Horst Schumacher (FH Erfurt)

Wer Horst Schumacher kannte – ob als Professor für Freiraumplanung und Entwerfen oder als freischaffenden Landschaftsarchitekten – hat schnell erkannt, dass sein Gestaltungswille in unterschiedlichsten Facetten zum Ausdruck kam.

Einmal seine akribische Literatur- und Aktenrecherche, unter anderem zum Kleistgrab am Wannsee, zum Luisenstätischen Kanal in Berlin oder zu den barocken Klostergärten des Stifts Neuzelle (Niederlausitz). Seine mit Leidenschaft geschriebenen Bücher zu den Kulturlandschaften an Havel, Elbe und Themse inklusive dem "Inselparadies Schwanenwerder" bei Berlin und der "Colonie Alsen" (u.a. mit der Liebermann-Villa). Dazu gehören auch phantasievolle Hörbücher, in denen reale Persönlichkeiten der Gartenkultur und der Zeitgeschichte (fiktiv) sinnierend durch historische Gärten flanieren (z.B. Marie Luise Gothein und David Gilly oder Königin Luise und Grace Kelly).

Hervorzuheben ist auch seine Forschung zum Thema Gärten im Film, in der neben Drehorten und Ausstattung vor allem die soziale und kulturelle Rolle von Gärten und Parks untersucht wurde, die im Setting der Filme gezielt eingesetzt werden. In guter Erinnerung ist diese Forschung vielen in Erfurt noch durch das "Freiluftkino" im Landschaftslehrpark der FH Erfurt (Krämpfer Gärten) in Zusammenarbeit mit dem Kinoklub Erfurt. Andere haben das Buch "Gärten im Film – Führer zu Filmgärten in Deutschland, Europa und Übersee" als Ausgangspunkt für reale oder imaginierte Reisen zu Drehorten und Filmgärten genutzt.

Hinzu kommt sein Engagement für die "Bildung für Nachhaltige Entwicklung" (BNE) und eine neue Kultur der Energie, in der regenerative Energieanlagen als selbstverständlicher und gut gestalteter Teil urbaner Freiflächen und neuer Kulturlandschaften fungieren. Dies mündete in der Mitgründung des Vereins "Energiegarten e.V." und im Wintersemester 2012/13 im Start des Masterstudiengangs "Erneuerbare Energien Management" (EEM, ursprünglich Renewable Energy Design) an der FH Erfurt. Prof. Schumacher Lehrveranstaltungen unter dem Motto des Energiegartens zur Entwicklung des Orts- und Landschaftsbildes mit erneuerbaren Energien wurden 2008/09 und 2010/11 als UN-DEKADE Projekt (BNE) ausgezeichnet. 2019 war er zudem noch im Gestaltungsbeirat zum "Klima-Gestaltungsplans Nordhausen" im Kontext der IBA Thüringen tätig. In den letzten Jahren arbeitete Horst Schumacher in Kooperation mit dem Verein Kilera e.V. an der Vision einer "Ökoschule" in Akonolinga (Kamerun).

Die Klammer all dieser Interessen war und ist der Glaube an die schöpferische Kraft der gestalteten und bewirtschafteten Kulturlandschaft, an das Schöne und das Nützliche, an den tiefen Humanismus, der die Gartenreiche an Havel, Elbe und Themse verbindet, der sich auch in den Leitbildern neuer Kulturlandschaften und Gärten etablieren kann.

Seine Leidenschaft und sein Enthusiasmus werden allen, die ihn kannten, stets in Erinnerung bleiben!

Horst Schumacher (23.06.1955 – 21.07.2023) studierte Garten- und Landschaftsarchitektur an der TU Berlin. Seit 1982 war er als freischaffender Landschaftsarchitekt tätig. Neben der Planung und Realisierung zahlreicher Privatgärten und Außenanlagen, lag sein Schwerpunkt in der Gartendenkmalpflege und in Gutachten zu Baugeschichte und Wiederherstellungsplanungen.

Von 1999 bis 2015 war er als Professor für Freiraumplanung und Entwerfen an der Fakultät Landschaftsarchitektur, Gartenbau und Forst der Fachhochschule Erfurt tätig. Am Freitag den 15.09.2023 um 14:00 Uhr erfolgt die Beisetzung im RuheForst Schlaubetal (15890 Siehdichum). Dr. Sandra Sieber