Mehr als 3000 Pflanzenarten wachsen auf der Kanarischen Insel Lanzarote

Säulenkakteen, Drachenbäume und Agaven

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Landschaftsschutzgebiete Artenschutz
Lanzarote ist mit 729 Quadrat-kilometern Fläche die drittgrößte Kanarische Insel am 29. Breitengrad etwa 150 Kilometer von der afrikanischen Küste entfernt. Foto: CC BY-SA 3.0

Im Atlantik besteht die Kanarische Inselgruppe als Archipel aus sieben Teilen. Lanzarote ist mit 729 Quadratkilometern Fläche die drittgrößte Insel am 29. Breitengrad etwa 150 Kilometer von der afrikanischen Küste entfernt. Die trockene, warme Luft des Kontinents beeinflusst das Klima auf der Insel. Die höchste Erhebung, der Risco de Famara mit 670 Metern, befindet sich im nördlichen Inselteil. Eindrücklich ist das Vulkangelände im Nationalpark Timafaya mit erloschenen und noch tätigen Vulkanen. Besonders ausgeprägt ist die Vegetation auf den Kanaren mit 3000 Pflanzenarten. 2200 Wildpflanzenarten, davon 53 Prozent endemische und 800 Kulturpflanzenarten.

César Manrique fördert Lanzarote

Trotz der naturgegebenen Schwierigkeiten leben heute 140.000 Personen auf Lanzarote. Eine Reise dorthin ist voller Überraschungen, denn der Eindruck einer unbewirtschafteten Insel täuscht. Die Bewohner zwischen Haria und Arrecife kultivieren auf den Terrassenfeldern des Tabayesco Tales Gemüse, Obst, Kartoffeln, Feigen und Früchte im System des Trockenfeldbaus oder mit der üblichen Bewässerung. Umweltschonende Faktoren stehen im Vordergrund.

Die Tourismusförderung ist hier zwar vorrangig, doch hat sie - im Gegensatz zu den anderen Inseln - Auflagen zu erfüllen, damit die Natur nicht benachteiligt wird und die Touristen fernbleiben. Früher war Lanzarote noch ein Geheimtipp für die Ruhesuchenden und Naturbewundernden. Auf Lanzarote trat der heimische Künstler César Manrique auf, förderte den Tourismus und widmete sich zeitlebens dem Naturschutz.

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César Manrique (1919-1992) studierte anfangs Architektur auf den Kanarischen Inseln, ging dann an die Academia de Bellas Artes in Madrid für ein Kunststudium Abstrakte Kunst. Bald stellte er seine Gemälde mehrmals auf der Biennale in Venedig aus. So kam er zu internationalem Ruf. Ein dreijähriges Stipendium führte ihn1965 nach New York ins Mekka der Kunst. Er war von dem kreativen Arbeiten und dem Leben der Großstadt begeistert, doch zog es ihn nach Lanzarote und den Kanarischen Inseln zurück. Dort war er als Maler, Bildhauer, Architekt und Landschaftsgestalter für eine aktive, bodenständige Entwicklung auf Lanzarote.

So erreichte er, dass keine Hochhäuser gebaut wurden, sondern dass das afrikanische Flachdach die Architektur bestimmte. Dazu die Eigenheit, dass Holz für die Fenster, Veranda und Geländer verwendet wurde mit dem heimischen farblichen Anstrich. Kunst und Natur war sein Grundsatz für ein attraktives Leben in der Stadt, auf dem Dorf und in der Landschaft.Die Formen- und Farbenvielfalt der Pflanzen bildet mit der grauen und ziegelroten Lava Bodenabdeckung viele Kontraste. Doch die Pflanzen haben klimatische Vorteile in der Hitze

César Manrique errang mit offener Informationsphilosophie in Verbindungen mit den Inselbehörden, dem Tourismus und der Bevölkerung sogar internationalen Ruf. Er schuf einen Gesamtbebauungsplan und setzte ein Reklameverbot im öffentlichen Raum durch. Die Sicherung zahlreicher Schutzgebiete in der Natur wie Nationalparks NAP, Naturdenkmale ND, Naturparks NP, Landschaftsschutzgebiete und Geschützte Landschaften LSG. Gebiete die es als publikumsnahe Objekte verteilt in den Landschaften auf der Insel gibt. Heute schützen restriktive Nutzungsauflagen Umwelt, Fauna, Flora.

Schutzgebiete in der Insellandschaft

Als Architekt plante er in der Hauptstadt Arrecife den Umbau der ND Festung San Jose in ein Museum für zeitgenössische Kunst, in dem sich heute Werke von Picasso, Klee, Miro und seine, César Manriques Gemälde befinden.

Im Süden befindet sich der NAP Timanfaya eine auf 200 Quadratkilometern ausgedehnte Vulkanlandschaft. Ein Besucherzentrum informiert mit modernen Medien über die Vulkantätigkeit. Das Verlassen der Straßen und Plätze ist nicht gestattet, dafür gibt es eine örtliche Führung mit dem Bus.

Der ND Montanas de Fuego (Feuerberg) befindet sich in der Nähe vom NAP Timanfaya - eine 5107 Hektar große Mondlandschaft mit Vulkanen und hohen Bodentemperaturen von 250 bis 400 Grad Celsius.

In der Region La Geria im Westen befindet sich die LSG Kulturlandschaft mit Weinreben, Obst- und Feldkulturen, Feigen- und Mandelbäumen. Eine Landschaft, die das "Museum for Modern Arts New York", als Gesamtkunstwerk 1984 auszeichnete.

Im Norden liegt der LSG Riscos de Famara, ein 479 Meter hoher Aussichtsberg. Vom Panoramarestaurant fällt der Blick auf die kleine Nachbarinsel La Graciosa und das Vogelschutzgebiet. An den Flanken des Berges wachsen 220 endemischen Blütenpflanzen von Lanzarote. Daneben ist hier ein ornithologisch wichtiges Gebiet.

ND Jameos del Agua im Norden besteht aus einer riesigen Höhle eines Vulkans mit einem Salzsee und unterirdischer Verbindung zum Meer. Der Künstler formte das Gelände zu einer Publikumsanlage für Freizeit mit Schwimmbecken, Restaurant und Infrastruktur. Kunst und Kultur ist erlebbar im Konzertsaal der Vulkanhöhle mit beeindruckender Akustik.

ND bei Haria im Norden sind Windmühlen die Attraktion. Daneben stehen Wohnhäuser mit dem afrikanischen Flachdachstil, der auch hier die Architektur bestimmt. Das Idol der Insel, TORA steht als Skulptur unter den 1000 Palmen. Seine Herkunft wird auf dem afrikanischen Kontinent vermutet, aus dem Gebiet der Berber.

Das Idol der Insel, TORA steht als Skulptur unter den 1000 Palmen. Die Art, Form und Verarbeitung der Figur ähnelt an Handarbeit der Berber in Afrika.

Das Tal der 1000 Palmen bei Haria ist eine Besonderheit auf der Insel. Sie fördert mit den Palmen deren Wohnlichkeit in den schneeweiß gestrichenen Flachdachhäuser.

Diese Objekte zeigen einen kleinen Teil der Aktivitäten von César Manrique auf Lanzarote. Er gestaltete Hotelparks, Landschaftsanlagen, Seestrände und Privatgärten auf den Kanarischen Inseln und im Ausland und schuf eine enge Verbindung von Kunst und Natur und trug auch ordentlichen geschäftlichen Nutzen davon.

César Manrique's Kakteen-Garten ist ein Naturdenkmal

Weiss leuchtet die Windmühle auf den Mauern des Gartens vor dem tiefblauen Himmel oben auf dem Hügel. Sie ist das Wahrzeichen des Landeteiles und wegweisend zu den Kakteen. Die Windmühle hat früher Mais- und Getreidekörner für die Grundnahrung der Landbevölkerung gemahlen. Großflächig wachsen die immergrünen Opuntia azurea und O. microdasys, die Feigenkaktusarten um den Kakteengarten. Die Opuntia dienten für die Züchtung von parasitäreren Insekten sowie zur Herstellung von roter Farbe für Kosmetikartikel. Sie bilden großflächig den Rahmen um die 5000 Quadratmeter große Arena, in der 1400 Kakteenarten aus allen Gebieten der Welt wachsen.

Den ND Kaktusgarten entwarf César Manrique in den 1980er Jahren, der 1990 eröffnet wurde. In einer ausgebeuteten Lavagrube erstellte der Künstler ein architektonisches Landschaftsbild mit Hitze liebenden Pflanzen. Kunst und Kultur und Natur bilden hier wieder eine Einheit. Es beginnt mit gestaffelten Terrassen aus Lava-Steinen außerhalb der Arena. Als Gegensatz führt ein acht Meter hoher Kaktus aus glänzendem Metall zum Eingang. Sichtwände verdecken den Blick in den Innerraum. Das AHA der Gartenkunst scheint hier am richtigen Ort. Der Innenraum ist ein Oval, das von einer mehr als drei Meter hohen Natursteinmauer umgeben ist und den sieben Meter abgesenkten Garten vor Wind schützt und gleichzeitig den Lebensraum für Reptilien bietet. Der Architekt entlieh damit das jahrhunderte altes Schutz-System für die Weintraubenkultur auf der Insel.

In der Kaktusarena überwinden mehre Terrassen die Höhenunterschiede, während auf den Flächen die niederen stachligen Pflanzen platziert wurden. Gleichzeitig werden dadurch die Pflanzflächen und Wege vergrößert. Im großen Innenraum wachsen und blühen mehr als 10.000 Pflanzen die durch ein variantenreiches Wegesystem erreichbar sind. Es eröffnet viele Perspektiven aus unterschiedlichen Höhen. Plötzlich bemerkt eine Besucherschar Monolithe aus verdichteter Kohle, die einen Kontrast zu den Säulenkakteen, Drachenbäumen, Agaven und Yucca bilden. Andererseits bilden niedere Monolithe den Gegensatz zu den Kakteenformen, des sitzartigen Echinocactus. Kleine Lagunen mit Seerosen bilden eine willkommene Abwechslung zu der Vielfalt der Pflanzenarten und Formen. Der Gegensatz zu den im Wasser wachsenden zierlichen Seerosen und Lotusblumen gegenüber den in wenigen Zentimeter Lava- Asche gedeihenden Baum-Kakteen könnte nicht größer sein. Der Drachenbaum, Dracaena draco, wie baumartigen Euphorbia ingens, Aloe bainesii, Nolina longifolia, stehen im Mittelpunkt.

Den größten Eindruck auf die Besucher machen die goldgelben Echinocactus in Gruppen wie als Einzelpflanze. Ursprünglich kamen Kakteen von Amerika, auch aus tropischen Gebieten. Andererseits gedeihen sie heute selbst im nördlichen Kanada bis nach Feuerland, auf Meereshöhe wie in Höhen von bis auf 5000 Metern, etwa Patagonien in den Anden.

Die Sammlung hier in Lanzarote ist einmalig in seiner Vielfalt. Der Erbauer und Pflanzensammler César Manrique hat den idealen Standort gewählt: die steinige Arena mit Lava Natursteinmauern mit hoher Wärmerückstrahlung und direkter Sonneneinstrahlung. Dazu hat er die alte Tradition des Windschutzes durch Mauern und vertieftem Pflanzstandort wieder aufleben lassen. Hier entstand ein besonderes Biosphären-Reservat mit exklusiver Flora (Kaktus, Euphorbia, Agaven) und Fauna (Echsen, Eidechsen, Gecko)

Fundacion César Manrique in Tahiche

Es wird erzählt, dass die Spitze eines Feigenbaumes dem Künstler den Standort für sein Haus anzeigte. Überraschend fand er im Boden ein Lavabett mit fünf Lavablasen, in denen er sein Haus einrichten wollte. Die Bewohner waren skeptisch, doch Manrique hatte nicht nur die Pläne schon im Kopf, sondern realisierte sie auch. Alle waren vom kühnen Endprodukt überrascht. Selbst die renommierten Architekturzeitungen zeugten Respekt und Anerkennung. Da er sich später wieder mehr dem Malen zuwenden wollte, störten ihn mehr und mehr die neugierigen Menschen, die zu seinem Haus pilgerten. Er zog nach Haria in ein Landhaus im alten Stil unter Palmen. Hier fand César Manrique die nötige Ruhe und Zeit zum Malen.

Das Gebäude Tahiche nahm schließlich das Lebenswerk des Künstlers auf. So können heute die Touristen das Bauwerk - inzwischen ein Museum - besuchen und bewundern. Kunst, Natur, Kultur so schließt sich der Kreis um das Wirken des Künstlers.

Die Unesco ernannte Lanzarote 1993 als einzigartige Vulkanlandschaft zusammen mit der Insel Graciosa zum Biosphärenreservat. Mit diesem Prädikat wurden die Landschaften der Insel und César Manrique ausgezeichnet für ihr vorbildliches harmonisches Verhältnis zwischen Mensch, Fauna, Flora und Umwelt sowie ihr ausgeglichenes Ökosystem.

Lanzarote am Anfang und heute

Auf der Insel begann nach dem Erkalten der Lavaströme die Vegetation mit niederen Pflanzen wie Pilzen und Algen zu wachsen. Es entwickelten sich 100 Flechtenarten, 15 Moose und fünf Algen mit langsamem Wuchs. Viel später folgten höhere Arten wie Lattich, Binse oder Nesseln. Trotz des eintönigen, pflanzenfeindlichen Eindrucks wachsen heute über 200 niedere Pflanzenarten auf Lavasteinen und im Lavasand mit steppen- und wüstenartiger Vegetation. Die heimische Vegetation, auch die Endemiten der Inseln, haben sich wegen dieser Situation zu 90 Prozent in die Hügelregionen zurückgezogen.

Ausschlaggebend dafür waren die geringen Niederschläge von 200 Millimetern pro Quadratmeter, die ergänzt wurden vom Passatwind und -nebel, der mit 1000 Millimetern pro Quadratmeter die Niederschläge vermehrte. Das erhöhte die Luftfeuchtigkeit zum Vorteil der Pflanzen, die sich in einer zehn Zentimeter dicken Schicht Lavasand, die Lappilienschicht genannt, wachsen mussten und heute noch müssen. Dieser Sand nimmt den Tau und die Feuchtigkeit auf und damit vermindert sich die Verdunstung und verhindert das Austrocknen des Bodens. Die Landwirtschaft produziert in solchen Gegenden meistens nur Trockenheit liebende Früchte und Gemüse für den Eigenbedarf.

Trotz der erschwerten Verhältnisse werden neue Pflanzen für Produkte gepflanzt. So entstanden auf Lanzarote Plantagen mit Aloe vera - ein sukkulentes Liliengewächs von dem es 270 Arten gibt, mit oder ohne Stamm. Sie kommen in Afrika und Asien vor. Im Mittelalter nahmen die Seefahrer Aloe mit nach Süd- und Mittelamerika. Sicher kam so die Aloe vera auch auf die Kanarischen Inseln. Die fleischigen, dicken Blätter enthalten viel Saft, den die alten Ägypter bereits als Duftstoff verwendeten.

Hier auf Lanzerote wird Aloe vera seit längerer Zeit am nördlichsten Punkt der Insel, beim Fährhafen von Orzola kultiviert, weil dort die klimatischen Voraussetzungen dem Liliengewächs entsprechen. Doch eine Tröpfchenbewässerung ist notwendig, um das Dickenwachstum und den Saftanteil der Aloeblätter zu fördern. Die Aloe auf den Plantagen entwickelt sich gut.

Die Formen- und Farbenvielfalt der Pflanzen bildet mit der grauen und ziegelroten Lava Bodenabdeckung viele Kontraste. Doch die Pflanzen haben klimatische Vorteile in der Hitze.

Laboruntersuchungen des Saftes ergaben Substanzen reich an Vitaminen, Mineralien, Proteinen und Aminosäure - chemische Grundlagen für Duftstoffe, Kosmetik, und Hygieneartikel. Der Ort ist für Verkauf und die Reklame gut geeignet, denn viele Touristen kommen vorbei, um eine Schiffsfahrt auf die Insel La Graciosa, (die Liebliche) anzutreten.



Literatur

Farbatlas Tropenpflanzen, Andreas Bärtels, Eugen Ulmer Verlag Stuttgart, 1995.

Lanzarote, Veronica Reisenegger, Dumont Reiseverlag Ostfildern 2011.

Kanarische Inseln, Hans-Heiner Bergmann, Wiltraud Engländer, BLV Verlagsgesellschaft München, Wien, Zürich,1993.

Jardin de Kaktus, Centros de Arte, Culturay Turismo Lanzarote 2009.

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