Mobile Bäume

Mit vertikaler Stadtbegrünung gegen Feinstaub und Hitze

Stadtklima
An Stellen, an denen keine Bäume gepflanzt werden können, ist eine vertikale Begrünung die Alternative. Fotos: Oslophototour CityTree Oslo

Sommerhitze und Luftverschmutzung machen vielen Großstädten zu schaffen. Werden die Belastungsgrenzen überschritten drohen den Kommunen sogar Strafzahlungen. Um dieses Problem zu lösen, werden Stadtbäume gepflanzt. Zusätzlich können vertikale Stadtbegrünungssysteme aufgestellt werden, etwa der CityTree von der Firma Green City Solutions. Die patentierte Konstruktion ist rund vier Meter hoch und drei Meter breit. Untergebracht sind auf dieser Anlage 1682 kleine Pflanztöpfe, die gegen Diebstahl gesichert sind. In jedem einzelnen dieser speziell angefertigten Pflanztöpfe befindet sich eine Kombination aus besonders hitzebeständigen Moos-Arten - anstelle von Pflanzerde - und Gefäßpflanzen. Diese beiden Kulturen bilden zusammen eine Symbiose: Das Moos wird vor übermäßiger UV-Strahlung geschützt, bleibt ausreichend feucht und die Gefäßpflanzen finden einen idealen Wurzelraum vor. Die Pflanzfläche ist größer als 16,5 Quadratmeter auf einer Grundfläche von drei Quadratmetern.

Multifunktional

Die Konstruktion begnügt sich aber längst nicht allein mit der facettenreichen Bepflanzung, auch wenn diese allein schon durch ihre Kühl- und Luftfilterleistung sinnvoll ist. Direkt in die Anlage sind auf beiden Seiten Sitzplätze integriert. Dadurch beläuft sich unten die Tiefe auf circa 2,1 Meter, während die Tiefe oberhalb der Sitzflächen etwas mehr als einen halben Meter ausmacht. Die Sitzbänke dienen gleichzeitig als Fuß und als Wassertank. Eine Bodenverankerung ist aufgrund der Schwere des gesamten Objektes nicht erforderlich. Aber warum soll der CityTree nun besser sein, als ein Stadtbaum unter dem eine Sitzbank steht?

Denn das Objekt bietet zum einen eine direkte CO2-Kompensation und kann zum anderen auch als WLAN-Hotspot genutzt werden. Des Weiteren kann der CityTree auch noch als Werbeträger oder Informationstafel dienen. Bestücken lässt sich der CityTree auf Wunsch mit Logos, Bildern und Schriftzügen, ebenso wie mit LED-Bildschirmen, Beleuchtung, QR-Code, NFC und iBeacon. Über die Monitore können auch einige der Eckdaten angezeigt werden, welche mit den eingebauten Sensoren erfasst werden. So können Passanten im Vorbeigehen direkt auf einen oder mehrere der zahlreichen Verwendungszwecke des CityTrees hingewiesen werden. Zum Beispiel durch die Anzeige auf dem Bildschirm, wie viel CO2 bzw. Feinstaub aktuell gebunden wird oder welche Temperaturen vor Ort gerade herrschen. In einem Umkreis von bis zu zehn Metern hat der CityTree durch die Verdunstungskälte eine Kühlfunktion - damit ist er im Sommer ein gern gesehener Rückzugsort.

Wie bei technischen Innovationen üblich, kümmert sich das Objekt vollkommen automatisch, um die nötige Bewässerung der Begrünung. Um möglichst autark zu sein, nutzt die freistehende Anlage Regenwasser und versorgt sich selbst über Solarstrom. Gut ein Stadtbaum braucht zwar keinen Strom, aber in heißen Sommern leidet er doch stark unter Wassermangel. Damit die Technik im CityTree klappt, stecken in dem automatisierten, patentierten und TÜV-geprüften Versorgungssystem bis zu 72 Sensoren. Der Inhalt des Tanks reicht üblicher Weise für vier Wochen aus. Sollte er dennoch einmal früher leer werden, ist das auch kein Problem: Dank der Benachrichtigungsfunktion können sich die Verantwortlichen rechtzeitig darüber informieren lassen, dass der Tank bald zur Neige gehen wird. So kann über die autonome Steuerung und die Fernüberwachung der Wartungsaufwand reduziert werden.

Biodiversität

Größere Fauna-Arten können sich in den 1682 Pflanzkistchen des CityTrees nicht einnisten. Sehr wohl aber ist er in der Lage zum Lebensraum zahlreicher Insekten zu werden. Vorausgesetzt natürlich der CityTree wird mit den entsprechenden Pollenspendern bestückt. Das sollte aber machbar sein, da immerhin rund 3000 verschiedene Pflanzenarten für diese Art der Begrünung geeignet sind. Außerdem wäre es möglich in den CityTree auch Elemente für ein "Insektenhotel" zu integrieren. Diese Stadtbegrünung bindet Feinstaub bis zu 20 Gramm pro Quadratmeter oder eine Nitrit-Bindung von 0,8 Gramm pro Quadratmeter, was der Filterleistung von 275 Bäumen entspricht. Verglichen damit kostet ein CityTree 95 Prozent weniger und benötigt nur ein Prozent der Fläche.

Im April 2015 wurde der erste CityTree in Jena aufgestellt. Das zweite Projekt war Oslo. Die Planungen sehen vor, im zweiten Quartal CityTrees in Klingenthal, Paris, Skopje, Hongkong, Reutlingen und Dresden aufzustellen. "In naher Zukunft sollen in den 75 größten deutschen Städten weitere CityTrees entstehen" berichtet Geschäftsführer Peter Sänger. Christine Schonschek

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