Moderner Wechselflor für die Landesgartenschau
Mischpflanzungen frischen Bad Schwalbach auf
von: Dipl.-Ing. (FH) Konstanze WegwerthBad Schwalbach bereitet derzeit die 6. Hessische Landesgartenschau vor, die vom 28. April bis zum 7. Oktober 2018 stattfindet. Die Gartenschauflächen entstehen im denkmalgeschützten Kurpark von Bad Schwalbach mit den beiden Bereichen Röthelbachtal und Menzebachtal. Die gut zwölf Hektar große Parkanlage wurde vom Büro lohrer.hochrein Landschaftsarchitekten und Stadtplaner für die Landesgartenschau saniert und weiterentwickelt. Das Motto der Landesgartenschau "Natur erleben. Natürlich leben" trägt den Rahmenbedingungen idyllischer Kurpark und angrenzende Natur des Taunus Rechnung. Zudem liegt der Park im Heilquellenschutzgebiet und kann mit zwei Heilquellbrunnen, einer Trinkhalle und dem Stahlbadehaus aufwarten.
Für den Wechselflor auf der Landesgartenschau sind circa 2500 Quadratmeter Fläche vorgesehen, die im gesamten Kurpark verteilt zu finden sind. Die Beete sind überwiegend als wegebegleitende Streifen mit zwei bis zweieinhalb Meter Breite angelegt.
Im Dezember 2016 wurde von der Landesgartenschau Bad Schwalbach 2018 GmbH eine Anfrage zur Vergabe der Planungsleistungen Wechselflor für die Landesgartenschau an mehrere Planungsbüros versendet. Für die Teilnahme am Vergabeverfahren war von den Planern unter anderem eine Konzeptidee für die Gestaltung der einzelnen von der LGS vorgegebenen Bereiche vorzulegen. Hierzu fand im Januar 2017 eine gemeinsame Besichtigung des Kurparks in Bad Schwalbach statt. An diesem Tag schneite es zwar ununterbrochen und das zukünftige LGS-Gelände lag unter einer tiefen Schneedecke, aber man bekam doch einen Eindruck von der Lage und der Stimmung des Ortes.
SUG-Stellenmarkt
Bis zum 10. Februar 2017 waren die Teilnahmeunterlagen inklusive Konzeptidee für die Wechselflorplanung einzureichen. Anfang März 2017 erhielt unser Büro dann die freudige Nachricht, dass wir das Team der Landesgartenschau mit unserem Konzept überzeugen konnten.
Um der Bezeichnung Kurpark ein wenig die Schwere zu nehmen, haben wir für unsere Planung das Leitthema Bad Schwalbach wird zum Jungbrunnen - Neue Frische im Bad gewählt. Nicht die farblich schweren, klassischen Teppichbeete sollen das Bild bestimmen, sondern eine eher lockere, teilweise auch wiesenartige Bepflanzung, die Leichtigkeit vermittelt. Für die zehn einzelnen Wechselflorbereiche lauten die Themen dann auch Dufter Empfang, Wiesenzauber, Blütenwanderung, Wellental, Aktiv-Felder, Kur-Auftakt, Energiespender, Waldschönheiten, Blütenparcours und Teetime.
Zum Erreichen der angestrebten Leichtigkeit haben wir uns für die Verwendungsart der Mischpflanzung entschieden, die optisch alle Wechselflorbereiche übergreifend miteinander verbindet. Diese Mischpflanzungen werden kombiniert mit zum Beispiel eingebetteten Kreisformen aber auch in Form einer Verlaufspflanzung variiert. Für den Frühjahrsflor haben wir für die wegebegleitenden Pflanzflächen überwiegend relativ streng geometrische Muster gewählt, die sich jedoch durch unterschiedliche, dem jeweiligen Bereich entsprechende Pflanzen- und Farbauswahl verwischen und variieren.
Wechselflorbereiche 1 bis 10
Der Weg zum Eingang Parkteil Süd der Landesgartenschau, dem Menzebachtal, führt am Stahlbad vorbei. Hier ist der Wechselflorbereich "Dufter Empfang" (1) vorgesehen. Mit dem Wort dufte ist damit auch ein kleiner Gruß aus dem Berliner Raum (unser Büro befindet sich in Potsdam) nach Hessen verbunden. Als duftender Auftakt für die Besucher lassen sich hier im Frühjahr in den wegebegleitenden Beeten unter anderem Duftsteinrich, Goldlack und Narzissen erschnuppern. Im Sommer duften dann Heliotrop, Duft-Nemesien und Sommerflieder den Besuchern entgegen.
Weiter geht es zum Wechselflorbereich "Wiesenzauber" (2). Hier werden zwei neu hinzugefügte Pflanzflächen als Wiesensaum an der Gastronomie die Besucher auf der Festwiese begrüßen. Die Mischpflanzung in den Farben Weiß/Gelb, im Frühjahr kombiniert mit Rot, besteht aus beispielweise Islandmohn, Tausendschön und Vergissmeinnicht, im Sommer in der Farbrichtung Weiß/Gelb kombiniert mit Blau, aus Skabiosen, Kosmeen, Prachtkerzen, Zinnien, Mähnengerste und Spanischen Gänseblümchen.
Anschließend gelangt man zum Wechselflorbereich "Blütenwanderung" (3). Dieser Ausstellungsbereich mit dem Thema Gartenkultur greift das Motto der Landesgartenschau "Natur erleben. Natürlich leben" mit Schaugärten und einem Gärtnertreff auf. Für den Wechselflor in zurückhaltenden Farben ist daher der Blick aufs Detail gefragt, so manche schöne Blüte und Form ist erst auf den zweiten Blick zu entdecken. Im Frühjahr sind die Pflanzflächen beispielsweise mit Hornveilchen, Stiefmütterchen, Schaumkerzen, Blaukissen, Tulpen und Narzissen bestückt. Den Sommerflor prägen dann Enzian-Salbei, Männertreu, Begonien, Fleißiges Lieschen und Zauberglöckchen.
Der Wechselflorbereich "Wellental" (4) wird durch das Moorbad-Gebäude und von für die Zeit der Landesgartenschau installierten Moorwannen auf der Wiese geprägt. Dieser Bereich erhält einen Rahmen aus Wechselflorbeeten mit wellenförmiger Bepflanzung. Die Pflanzung ist in "Wasserfarben" mit überwiegend blauen, violetten und grüngelben Blüten- und Blattfarben angelegt, im Frühjahr zum Beispiel mit Tulpen, Vergissmeinnicht und Aschenblume (Pericallis). Für den Sommerflor sind unter anderem Angelonie, Mehliger Salbei, Zauberschnee, Patagonisches Eisenkraut und Lampenputzergras (Pennisetum villosum) vorgesehen.
Die Wechselflorflächen "Aktiv-Felder" (5) befinden sich im Bereich der Minigolfanlage am Ende des Menzebachtals. Hier kann man Wechselflor aktiv erleben, wenn man sich durch die großzügigen Pflanzenfelder in unterschiedlichen Wuchshöhen bewegt. Mit den auf hohen Stielen schwebenden weißen Blütenkugeln von Allium 'White Cloud' wird man an Golfbälle erinnert. Weiterhin werden für den Frühjahrflor etwa Ranunkeln, Rainfarn, Goldlack, Tulpen und Kaiserkronen gepflanzt, für den Sommer unter anderem Blutsalbei, Patagonisches Eisenkraut, Kosmeen, Dahlien, Ziertabak und Afrikanisches Lampenputzergras (Pennisetum macrourum).
In den nördlichen Parkteil, das Röthelbachtal, gelangt man über einen weiteren Eingang am Kurhaus. Dort soll der Besucher mit dem Wechselflorbereich "Kur-Auftakt" (6) durch eine üppige, schon von weitem ansprechende Bepflanzung zu einem Parkrundgang eingeladen werden. Die Pflanzung als farbenfrohe, aber dennoch harmonische Mischung besteht unter anderem aus Tulpen, Goldlack, Vergissmeinnicht, Tausendschön, Purpurglöckchen (Heuchera) und Stiefmütterchen im Frühjahr und aus Feuersalbei, Nemesien, Prachtkerze, Leberbalsam und den Gräsern Festuca cinerea und Pennisetum 'Fireworks' im Sommer.
Anschließend erreicht man den Wechselflorbereich "Energiespender" (7). Rund um den Stahlbrunnen mit seiner Gestaltung aus den 1950er-Jahren verdeutlicht in den Wechselflorbeeten die Farbwahl Gelb/Orange/Rot das Element Eisen, das in hoher Konzentration im Heilwasser des Brunnens enthalten ist. Das größte Beet direkt am Stahlbrunnen wird als "Verlaufspflanzung" gepflanzt, indem die Pflanzflächen farblich ineinander übergehen.
Im Frühjahr wachsen hier unter anderem Tulpen, Kaiserkronen, Goldlack, Purpurglöckchen (Heuchera-Sorten mit roten, gelblichen und orangefarbenen Blättern), Stiefmütterchen und Hornveilchen. Im Sommer fungieren beispielsweise Rudbeckien (Rudbeckia hirta), Strohblumen (Bracteantha) und Zauberglöckchen (Calibrachoa) als "Energiespender". Wasserdost (Eupatorium 'Elegant Feather') bildet dominante Vertikalen im Beet.
Der nächste Wechselflorbereich heißt "Waldschönheiten" (8). Die Pflanzbeete liegen am Rand eines baumbestandenen Bereichs unterhalb einer Böschung. Viel Grün, zarte Farben und eine naturhafte Mischpflanzung in der Farbrichtung Weiß/Hellgelb mit Rosa/Violett im Frühjahr und mit Blau/Violett im Sommer vermitteln eine waldartige Stimmung. Im Frühjahr wird diese unter anderem durch Narzissen und Hasenglöckchen (Hyacinthoides hispanica), Akelei, Vergissmeinnicht, Schaumblüte (Tiarella) und Hornveilchen (Viola cornuta) erzeugt. Im Sommer vermitteln etwa Fleißiges Lieschen, Eisbegonien, Männertreu, Spanisches Gänseblümchen und Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea) eine kühle Waldrandstimmung.
Sozusagen gleich nebenan zeigt der Wechselflor seine Vielseitigkeit in teils kräftigen Farben. In Vorbereitung des Besuchers auf die angrenzende "Aktionsfläche Sport" haben wir den Wechselflorbereich "Blütenparcours" (9) genannt und eine Bepflanzung mit besonderen, teils ungewöhnliche Farben und Formen geplant. Der Frühjahrsflor besteht unter anderem aus Persischen Kaiserkronen (Fritillaria persica), Aschenblumen (Pericallis), Goldlack und Stiefmütterchen in besonderen Blütenfarben und -formen. Im Sommer wecken beispielsweise pink bis orange-aprikot-farbene Fingerhüte (Digitalis x Isoplexis-Hybriden), Studentenblumen mit für Tagetes ungewöhnlichen Farbtönen in Rosa bis Rotbraun (Tagetes patula 'Strawberry Blonde'), Buntnesseln (Solenostemon) und bronzefarbene Seggen (Carex petriei) die Aufmerksamkeit des Besuchers.
Nun erreicht man die letzten Wechselflorbeete. Sie sind vor dem Gastronomiebereich des nördlichen Parkteils zu finden. Hier sollten sich nach Vorgabe der LGS eigentlich die Angebote der saisonalen Küche wiederfinden und somit Gemüse und Ziergemüse im Wechselflor gezeigt werden. Wir fanden dann aber das Motto "Teetime" noch passender, denn es erinnert an die Zeiten um 1835, als sich viele englische Kurgäste in Bad Schwalbach erholten. Die Bepflanzung des Wechselflorbereichs "Teetime" (10) besteht daher aus einer Auswahl von Teepflanzen, beispielsweise verschiedene Minze-Sorten, Zitronenmelisse, Walderdbeeren, Anisysop, Fenchel, verschiedene Thymian- und Salbeisorten, konzipiert als Mischpflanzung mit einer Einfassung aus jeweils einer Pflanzenart.
Am 28. April öffnet die Landesgartenschau Bad Schwalbach ihre Pforten und bringt dann hoffentlich mit vielen Ideen und Anregungen neue Frische ins Bad.