Die Gärten des Château Sully – Küchengarten in Permakultur

Modernes Schlossmanagement

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Ein Schloss zu besitzen und sich darin wie bei Hofe zu fühlen ist ein Traum vieler Menschen. Seine Unterhaltung, Sanierung und Restaurierung, das Beschaffen von Geldern und Zuschüssen kann jedoch auch zum "Alptraum" werden. So heißt es, mit der Zeit zu gehen und Veränderungen im Rahmen des Denkmalschutzes zuzulassen und voranzutreiben. Das französische Burgund ist reich an Geschichte und Bauwerken der Repräsentation und Machtausübung. Die Anzahl an Schlössern, Burgen und Festungen soll zwischen 400 und 700 liegen – so genau weiß das niemand, da nur die denkmalgeschützten offiziell gelistet sind.
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Abb. 1: Château de Sully ist ein Wasserschloss am Ufer des Flüsschens Drée und entstand ab Mitte des 16. Jahrhunderts in Nachfolge einer mittelalterlichen Burg. Sully ist das größte Renaissanceschloss im Südburgund und wird wegen großer Ähnlichkeiten auch als das "Fontainebleau de Bourgogne" bezeichnet. Seit 1995 auf der Liste der "Monuments historiques" steht es auch unter Denkmalschutz. Foto: Thomas Herrgen

Zu den besonders bekannten und gut erhaltenen Beispielen zählt das Château de Sully, im Département Saône-et-Loire südwestlich von Dijon. Sein restaurierter Obst- und Gemüsegarten wird seit einigen Jahren in Permakultur bewirtschaftet. Der Landschaftspark ist groß und reich an altem Baumbestand. Und das Adelsgeschlecht, das noch heute im Besitz des Schlosses ist, stellte zu republikanischen Zeiten einmal den französischen Präsidenten. Ein Blick nach Sully oder eine Reise dorthin ist also in mehrerer Hinsicht lohnenswert.

Traditioneller Küchen-/Gemüsegarten

Seit der Renaissance war die Anpflanzung von Obst und Gemüse rund um Schlösser Teil der höfischen Gartenkultur. Dabei dienten die Pflanzen nicht nur als Nahrung, sondern, in geometrischen Formen, Reihen und ornamentalen Mustern gepflanzt, auch als Zierde. Neben dem wohl bekanntesten Beispiel am Loire-Schloss Villandry gibt es aber noch viele weitere Parks und Gärten mit einem "Jardin potager" (Küchen- bzw. Gemüsegarten).

Am Schloss Sully im Südburgund wurde der symmetrisch architektonisch gestaltete Nutzgarten schon vor Jahren restauriert. Neben vielen Kräutern und Wurzelgemüse liefert er vor allem Äpfel, Birnen, rote Johannisbeeren und die im Burgund weit verbreiteten Schwarzen Johannisbeeren, den Cassis. Die unter anderem zu Marmelade, Säften, Kompott oder Likör verarbeiteten Produkte werden im eigenen Schlossladen ("Boutique") zum Verkauf angeboten. Ein Café mit Gartenterrasse ist der Boutique angeschlossen. Hier lassen sich die zu Kuchen oder anderen Speisen verarbeiteten Früchte gleich vor Ort genießen. Der weitläufig gestaltete Park mit Wiesen, Wegen, dichtem Gehölzbestand und Gewässern lädt darüber hinaus zu Spaziergängen ein.

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Abb. 2: Sully ist eine axialsymmetrische Gesamtanlage mit Annexbauten und gärtnerischen Ergänzungen. Die vormals barocke Parkgestaltung ist von dem späteren Typ des Englischen Landschaftsgartens überprägt. Das Schloss Sully, als eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Südburgund, ist mit seinem Theater zugleich auch ein kultureller Veranstaltungs- und Identifikationsort. Plan: Château de Sully
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Abb. 3: Die große Freitreppe vor der Nordfassade und die Terrasse im Schlossgraben wurden erst später angebaut. Hier konnten (und können) Empfänge, Feiern oder Soireen abgehalten werden. Foto: Thomas Herrgen

Wasserschloss mit Park und Historie

Das Château de Sully liegt am Ufer des Flüsschens Drée. Bei einem nahezu quadratischen Grundriss mit Ecktürmen entstand das Wasserschloss ab Mitte des 16. Jahrhunderts auf Fundamenten des Vorgängerbaus, einer mittelalterlichen Burg. Später kamen zwei symmetrisch vorgelagerte Nebengebäude und weitere Kleinarchitekturen wie etwa Waschhaus, Kapelle, und Eiskeller hinzu.

Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und bis heute noch ist die gräflich-herzögliche Familie Magenta/Mac-Mahon im Besitz des Anwesens. Aus ihr ging ein französischer Präsident hervor, Patrice Edme Maurice Graf von Mac-Mahon (1808–1893), seit 1859 Herzog von Magenta. Mac-Mahon entstammte der gleichnamigen altirischen Familie, die nach dem Sturz der Stuarts in Irland gen Frankreich ausgewandert war. Mac-Mahon machte Karriere im französischen Militär, wurde Staatsmann, Marschall von Frankreich und schließlich zweiter Präsident (24. Mai 1873–30. Januar 1879) der Dritten französischen Republik. Als "Legitimist" setzte er sich für die Wiederherstellung der Monarchie ein, scheiterte jedoch damit.

Die Wahlerfolge der Republikaner nahmen nachfolgend zu, was den Präsidenten zur Bildung republikanischer Regierungen zwang. Ohne Aussicht auf einen royalistischen Umschwung trat Mac-Mahon 1879 von seinem Amt zurück. Im Park des Schlosses erinnert eine Statue an den ehemaligen Präsidenten, die zwischen pyramidalen Eibenskulpturen aufgestellt wurde.

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Abb. 4: Zum Schloss gehören noch mehrere Parkarchitekturen, die etwas abseits am Rand liegen. Neben einer Kapelle und einem Eiskeller ist es vor allem das früher viel genutzte Waschhaus (Lavoir, Abb.) mit seiner reich verzierten Holzfassade. Foto: Thomas Herrgen
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Abb. 5: Der Park war im 19. Jahrhundert in einen Englischen Landschaftsgarten umgestaltet worden, gebäudenahe Bereiche blieben jedoch geometrisch. Dazu gehört der Südgarten mit Eiben-Pyramiden und einer nachträglich aufgestellten Statue für Maurice Herzog von Magenta, der 1873–1879 zugleich Präsident der Republik war. Foto: Thomas Herrgen

Stilanpassung im 19. Jahrhundert

Zum wertvollen Baumbestand gehören mehrere hundertjährige Bäume wie Eichen (Quercus robur), Tulpenbäume (Liriodendron tulipifera), die amerikanische Schwarznuss (Juglans nigra) und Platanen (Platanus acerifolia). Auch die Eiben mit ihrem speziellen Formschnitt sind sehr alt und prägen die Freiräume, sowohl vor dem Schloss beidseits der Auffahrt, als auch im Süd-Ost-Bereich des Parks, nahe des Wassergrabens der Schlossinsel.

Sully ist das größte Renaissanceschloss im Südburgund und wird wegen seiner Ähnlichkeit auch als das "Fontainebleau de Bourgogne" (das Schloss Fontainebleau des Burgunds) bezeichnet. Seit 1995 steht es auf der Liste der "Monuments historiques" und damit unter Denkmalschutz.

Der ursprüngliche, zur Stilepoche der Renaissance passende Park wurde im 19. Jahrhundert weitestgehend nach dem dann vorherrschenden Zeitgeschmack in einen Englischen Landschaftsgarten umgestaltet, so wie er heute noch existiert. Gebäudenahe Partien blieben jedoch geometrisch, vor allem mit den Eiben-Pyramiden, -kugeln, -hecken und anderen Figuren, während sich organisch geformte Wege durch die künstliche Landschaft schlängeln. Begleitet von Baumgruppen, Solitären und Sträuchern mit Unterpflanzung erzeugen sie Spannung. Der Park ist zudem von vielen Gräben durchzogen. Im östlichen Teil befindet sich ein großes Bassin mit einer Wasserachse aus der früheren Stilepoche.

Äpfel, Birnen und Cassis

Die beiden Schlosshofflügel enthalten unter anderem Wirtschaftsräume, im Norden mit Stallungen, Scheune, Lagerflächen und zusätzlich ein Theater, im Südflügel die Orangerie. Hinter ihr befindet sich der symmetrisch angelegte Küchengarten, dessen einzelne Felder von Spalierobst und in Reihe gepflanzten Obstbäumen eingerahmt werden. Die geometrische Bepflanzung in sechs Quadranten, in Reihen und Diagonalen ist typisch für Nutzgärten der Renaissance. Nach der Erklärung zum Denkmal (1995) restaurierten die Schlossbesitzer den verwilderten Garten nach historischer Vorlage.

Erhaltene Obstgehölze wurden um neu gepflanzte ergänzt. Dabei griff man im Sinne der Vielfalt bei Birnen und Äpfeln auch auf alte Sorten zurück, die zum Teil stabiler und ökologischer sind als moderne. Hinzu kommt die gestaffelte Blüte-, Reife- und Erntezeit der frühen, mittleren und späten Sorten. So ist von Ende Juli bis weit in den Oktober hinein immer für Erträge und Nachschub gesorgt. Weitere Gartenfrüchte sind unter anderem Quitten (Cydonia oblonga), Feigen (Ficus carica), Brombeeren (Rubus fruticosus agg.), Rote Johannisbeeren (Ribes rubrum) und die Schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum, frz. Cassis), die etwa zu Marmelade, Konfitüre oder Likör weiterverarbeitet werden. Auch frisch geerntetes Tafelobst ist im Schlossladen erhältlich.

Angebaut wird auch Gemüse, wie Kohlarten (Brassica spec.), Bohnen (Phaseolus vulgaris), Gurken (Cucumis spec.), Möhren (Daucus carota), hinzu kommen ein paar Getreidesorten und auch Kräuter wie Schnittlauch (Allium schoenoprasum), Rosmarin (Rosmarinus officinalis), Oregano (Origanum vulgare) oder Liebstöckel (Levisticum officinale).

– Im Zentrum eines Nutzgarten-Quadranten steht eine Holzlaube mit Treillage-Wänden, in einem zweiten Feld ein kleines Gartenhäuschen. Hinzu kommen der Taubenturm etwas abseits im Südbereich und ein quer liegender Fischteich als Begrenzung der sechs Großquadranten.

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Abb. 6: Auf der Ostseite des Schlosses liegen die Reste der Barockachse, vor allem ein kleiner Kanal und ein Wasserbecken. Sie sind heute vom Landschaftsgarten überprägt und teilweise überwachsen. Zum Baumbestand gehören u. a. sehr alte Eichen. Foto: Thomas Herrgen
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Abb. 7: Im Küchengarten geht der Blick zum Schloss (hinten re.) und zur Orangerie (li.). Seit einigen Jahren wird der Jardin Potager in Permakultur bewirtschaftet. Neu dazu gehören jetzt auch ca. 20 Hühner (nicht im Bild), die der Gräfin de Magenta "unter die Arme" greifen. Foto: Thomas Herrgen
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Abb. 8: Der Obst- und Gemüsegarten von Sully ist sehr ergiebig. Neben Obstbäumen sind zur wirtschaftlichen Abgrenzung und räumlichen Gliederung auch Spaliere (Abb. Apfelspalier) gepflanzt. Foto: Thomas Herrgen

Nachhaltiges Wirtschaften

Vor mehr als sechs Jahren hat die heutige Gräfin Duchesse de Magenta beschlossen, den Jardin potager auf Permakultur umzustellen. Das Konzept für nachhaltige Landwirtschaft und Gartenbau basiert darauf, natürliche Kreisläufe und Ökosysteme in der Natur zu beobachten und nachzuahmen. Permakultur hat sich heute von der rein landwirtschaftlichen Methode zu einer weltweiten ökologischen Lebensphilosophie entwickelt und gilt als Kultur der nachhaltigen Lebensweise und Landnutzung. Sie wird überwiegend in privaten Hausgärten und auf mittelgroßen Bauernhöfen praktiziert.

Für einen denkmalgeschützten, formalen Teil eines Schlossgartens ist die vollumfängliche Umsetzung dieses Konzepts zwar etwas schwierig. Aber die wesentlichen Aspekte fanden in Sully doch ihre Anwendung, so die Vermeidung von Pestiziden, Bioziden und anderen Giften, das Denken in Kreisläufen ohne "Abfall" (Kompostierung) oder der schonende Umgang mit der Ressource Boden.

Die Düngung erfolgt mit natürlichen Stoffen und mit dem Kompost aus eigener Herstellung; Schädlinge werden biologisch bekämpft. Außerdem lassen sich die Schlossherren inzwischen von etwa 20 "gärtnernden Hühnern" helfen, wie die Gräfin berichtete, aber es bleibe immer noch genügend Arbeit, damit alles so ist, wie sie es gerne hätte. Denn ein Garten in Permakultur erfordert viel Handarbeit, der Lohn sind dann aber Früchte und Produkte in Bio-Qualität. Die Prinzipien sollen künftig auch in den Weinbergen der Domäne Sully Anwendung finden.

Gegenwart und Zukunft

Wie alle Schlossbesitzer muss die gräfliche Familie Magenta immer wieder neu ausloten, wie die Domäne auch finanziell erhalten werden kann. Dazu gehören Öffentlichkeitsarbeit mit Mitteln der Gegenwart, wie eine Homepage, Flyer, Blogs oder YouTube-Filme und Berichte. Für Schlossbesichtigungen (innen) und Führungen, auch durch den Park, wird Eintritt erhoben.

Das Theater wurde in den letzten Jahren restauriert und ist nun wieder zur Spielstätte in historischer Umgebung geworden, ein Gewinn für Sully und die ganze Region im Südburgund. Auch der Schlossladen, das Café und vor allem das Weingut generieren Einnahmen, ebenso die Vermietung von Räumen für Feste, Feiern, Hochzeiten und weitere Veranstaltungen. Für alle Events gelten Denkmalschutzauflagen, sodass dabei mit Schloss und Park schonend umgegangen und die historische Substanz erhalten wird. So sind der Besitz und der Betrieb eines Schlosses am Ende vielleicht doch Träume, die wie hier bei Sully in Erfüllung gingen.

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Abb. 9: Im Küchengarten (mit Blick zum Taubenhaus) wachsen auch viele Sträucher, vor allem Rote und Schwarze Johannisbeere – Cassis – der im Burgund sehr beliebt ist. Aus dem diversen Obst, darunter auch alte und seltene Sorten, werden zahlreiche Produkte, von Marmelade über Kuchen bis Likör und Schnaps hergestellt. Foto: Thomas Herrgen
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Abb. 10: Die langgezogene Pergola an der Orangerie, gegenüber dem Obstgarten, trägt auch Weinreben, darunter wachsen Gemüse und Kräuter, Lavendel als Einfassung. Foto: Thomas Herrgen

Danksagung

Planfreigabe, Bildveröffentlichungen und alle Informationen zu Schloss und Park mit freundlicher Genehmigung von Château de Sully, März 2024. Merci beaucoup!


Informationen

Adresse:

Château de Sully
F-71360 Sully
(Burgund, zwischen Beaune und Autun)

Öffnungszeiten 2024:

Geöffnet vom 30. März bis 3. November 2024
von 9.30 bis 16.30 Uhr

Führungen auf Anfrage
(Vorab-Reservierungen im Internet erwünscht)

Saisonpreise 2024 in Euro:

Besuch des Parks, Gemüsegartens und der Außengebäude inkl. Führung* durch die Schlossräume:

  • 9,90/Erwachsene
  • 8,90/reduziert
  • 4,40/Kind (3–12 Jahre)
  • 28 Euro Familientarif (zwei Erwachsene und zwei bis fünf Kinder)

*Anmerkung: Der Inhalt der Führung variiert je nach Guide.

Eintritt Park, Küchengarten und Parkarchitekturen:

  • 5,00/Erwachsene
  • 2,50/Kind (drei bis zwölf Jahre)

https://www.chateaudesully.com/tarifs

Eintritt Thomas Volatiers Show (Theater):

9,70/Platz

Animation (auf den Spuren des Osterkaninchens, der Wappen usw.):

6,40/Platz

Schlossinfos:

https://www.chateaudesully.com/

Obst- und Gemüsegarten:

https://www.chateaudesully.com/parc-et-jardin-potager

Dipl.-Ing.(FH) Thomas Herrgen
Autor

Landschaftsarchitekt

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