Thermophile Saumgesellschaften zur Begrünung urbaner Extremstandorte
Die Steppenheide als Vorbild
von: M. Sc. Theresa HanzenIm urbanen Raum sind oftmals Restflächen zu finden, die aufgrund der Bebauung trockene und warme Standortverhältnisse aufweisen. Diese Flächen wurden in der Vergangenheit oft mit Bodendeckern bepflanzt, deren ökologischer und praktischer Wert jedoch in Frage gestellt wurde. So ist von den vielen Cotoneasterpflanzungen der 1980er Jahre nicht mehr viel zu sehen. Wie daher an der bis zu 50 Jahre währenden Diskussion der ökonomischen Extensivierung von Pflanzungen im öffentlichen Grün aufgrund leerer Kassen zu ersehen ist, sind diese Restflächen besonders problematisch (vergleiche unter anderem Kircher 2003: 40; Hard 1996: 259 ff.). In Zeiten schrumpfender Städte, die einen Zuwachs an Flächen verzeichnen, denen keine Funktion mehr auferlegt ist, die aber dennoch nicht verwahrlosen sollen, wird der kostengünstigen Begrünung in den Fachpublikationen besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt (vergleiche Kühn 2011: 43 ff.). Dabei werden allerdings nicht nur Flächen mit aufgegebener Nutzung thematisiert, sondern auch Flächen, auf denen keine weitere Nutzung möglich ist, (zum Beispiel entlang von Gebäudekanten und Straßenrandstreifen), oder auch Flächen mit temporärer Nutzungsbindung wie Feuerwehrzufahrten. Sie sollen dennoch ansprechend hergerichtet und pflegbar sein. Die aktuellen bautechnischen Lösungen mit nährstoffarmen, wasserdurchlässigen Oberflächen führen dann oftmals zu "Extremstandorten" für die Vegetation. Sie werden in Vegetationsplanungen als sonnige, trockene und magere Flächen definiert. Eine schnelle und ansprechende (bestenfalls blütenreiche) Begrünung mit Stauden ist zwar sicherlich der Biodiversität zuträglich, lässt aber meist hohe Folgekosten vermuten. Dies kann vermieden werden, sofern Artengemeinschaften ausgewählt werden, die mit dieser Standortsituation zurechtkommen, ohne dass ein intensiver Eingriff notwendig wird. In den vergangenen Jahren wurden daher Saatmischungen oder Mischpflanzungen entwickelt, deren Arten von extremen Standorten stammen.
Das Fachgebiet Landschaftsbau, Landschaftsmanagement und Vegetationsentwicklung der Universität Kassel beschäftigt sich seit einigen Jahren mit der Begrünung urbaner Restflächen (vergleiche Körner 2004; 2009; 2010; Bellin-Harder 2009). In den letzten zwei Jahren wurde die Forschung rund um die Pflanzenverwendung nach dem pflanzensoziologischen Vorbild thermophiler Säume¹ unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Körner intensiviert, da in Kassel einzelne Phänomene beobachtet werden konnten, die auf die Eignung dieser Saumvegetation im urbanen Kontext hinweisen:
- In Kassel wachsen in gealterten Gärten oft Oregano, Pfirsichblättrige Glockenblume, Ackerglockenblume, Akelei, Bergflockenblume, Orangerotes Habichtskraut und Zypressenwolfsmilch. Diese Arten sind traditionelle Gartenpflanzen, die gleichzeitig aber so etwas wie die reichere Variante der Steppenheide auf nährstoffreicheren Böden repräsentieren. Diese Artenkombination ist sehr robust, verfügt unter gärtnerischer Pflege über eine breite Standortamplitude und wird, obwohl einige Pflanzen wie das Orangerote Habichtskraut wuchern, in den Gärten geduldet. An Grundstücksgrenzen geht aufgrund des Nährstoffangebots diese Artenkombination oft in eine Hochstaudenflur mit Goldrute und Astern über. Bei schattigeren Verhältnissen finden sich dann häufig auch Waldmeister, Maiglöckchen, Efeu und Walderdbeere ein. Ist die Besonnung intensiver, tritt sofort - sofern zugelassen - auch häufig Johanniskraut auf.
- Ferner ist zu beobachten, dass Staudenpflanzungen des Fachgebiets auf Freiflächen dann, wenn sie wirklich extensiv sind, sich von ihrer Artenkombination der Staudenmischung Silbersommer und dessen Erweiterungsliste annähern. Bei sehr trockenen Standorten haben sich als Ergänzung dann vor allem Stauden aus der Steppenheide und aus dem thermophilen Saum oder deren Begleitgesellschaften bewährt, wie Chrysanthemum corymbosum, Euphorbia polychroma und Färberkamille. Sie säen sich zum Teil reich aus und bilden selbst bei großer Trockenheit schöne Blühaspekte.
- An Weg- und Platzrändern finden sich noch heute auf dem Campus der Universität Kassel Arten der thermophilen Säume, die in den 1980er und 1990er Jahren von der AG Freiraum und Vegetation eingesät wurden und sich auf Schottersubstraten, trotz wenig schonender Pflege durch die Hochschulgärtnerinnen, halten konnten. Arten sind zum Beispiel Wundklee, Knäulglockenblume, Flockenblume, Johanniskraut, Wilder Majoran und Echtes Labkraut. Sie wurden insbesondere an den Gebäudesockeln durch Centranthus ruber ergänzt.
Damit sind sowohl auf nährstoffreichen urbanen Substraten als auch auf abgemagerten Standorten Steppenheidearten zu beobachten, die erheblich zum Artenreichtum (auf dem Campusgelände) beitragen und mit der Freiraumnutzung sehr gut zurechtkommen. Für eine vom Fachgebiet aufgepflanzte Silbersommermischung wurden ebenfalls Steppenheidepflanzen verwendet, die Mischung orientiert sich aber nicht durchgehend an diesem Vorbild. Silbersommer sieht vor allem durch den Einsatz von Euphorbia cyparissias sehr schnell steppig aus, während die anderen Kasseler Bestände oft reich blühen. Diese Beobachtungen führten daher Prof. Dr. Körner dazu, eine Masterarbeit über die Steppenheide zu vergeben und diese als Vorbild für eine weitgehend heimische, extensive und blütenreiche Pflanzenmischung zu prüfen. Wie am Fachgebiet üblich, sollten nicht allein die "handwerklichen" Aspekte eines Einsatzes der Steppenheide untersucht werden, sondern zugleich deren ideengeschichtlich zu erklärende Rezeption in der Vegetationskunde erarbeitet sowie in einen planerischen Kontext gesetzt werden.
Diese Masterarbeit² wurde von der Autorin bearbeitet und 2013 für den Ulmer-Preis eingereicht. Zwar kam es zu keiner Prämierung, doch verwies im Anschluss darauf das Jurymitglied Cassian Schmidt in einem Artikel auf eine 30 Jahre alte, nach dem Vorbild von Hansens Steppenheide angelegte Pflanzung im Hermannshof (vergleiche Schmidt 2013). Dabei führt Schmidt aus, die Blutstorchschnabelsäume seien bislang wenig als Vorbild in der Pflanzenverwendung genutzt worden (ebd.: 29). Doch existieren mehrfach Pflanzungen oder Pflanzkonzepte, die sich auf das Vorbild Steppenheide und somit auch auf deren Bestandteile, unter anderem die Blutstorchschnabelsäume, berufen.
Bekanntestes Beispiel ist die oben bereits erwähnte Staudenmischung Silbersommer (vergleiche Schönfeld 2005). Allerdings orientiert sich diese Mischung nicht konsequent am pflanzensoziologischen Wissen über diese Artenbestände. Denn es wurden Arten aus verschiedenen Sukzes-sionsstufen vermischt, was zu Pflegeproblemen führen kann. Nachfolgend sollen daher die pflanzensoziologische Definition und die Herkunft des Steppenheidebegriffs erläutert werden, um die Konsequenzen für die Pflanzplanung zu begründen.
Der Begriff Steppenheide wurde ursprünglich vom Vegetationsgeographen Robert Gradmann geprägt, der 1950 diesen Begriff wählte, um einen Landschaftsausschnitt der Schwäbischen Alb zu charakterisieren. Gradmann (1950: 124) fiel die Ähnlichkeit zur Heidelandschaft auf, allerdings verband er mit dem Begriff Heide hauptsächlich einen Zwergstrauchbestand aus Calluna vulgaris. Da ihm dies wiederum für seine Beschreibung nicht zutreffend erschien, fügte er aufgrund ebenfalls ähnlicher Pflanzenbestände den für ihn trefflichen Begriff Steppe an, um Verwechslungen zu vermeiden und von der reinen Heide zu unterscheiden.
Die Steppenheide, wie sie bei Gradmann (1950) beschrieben wird, stellt einen Vegetationskomplex dar, der in sich eine Vielzahl von pflanzensoziologischen oder syntaxonomischen Einheiten vereinigt. Im Zuge der syntaxonomischen Ordnung der in den 1950er Jahren entdeckten Hochstaudensäume setzte sich Müller (1962) mit den Rändern der Trockenwälder aus-einander. Der Begriff "Steppenheide" war zu dieser Zeit zwar in der Pflanzensoziologie vorhanden, konnte jedoch nur schwer definiert werden. Müller (ebd.: 96) fiel auf, dass die Arten des Verbandes Geranion sanguinei nahezu identisch mit den Arten der "echten Steppenheide" von Gradmann sind. Durch eine Sortierung der von Gradmann (1950) genannten Leitarten der Steppenheide kam Müller (ebd.: 113-117) zu der Feststellung, dass ein großer Teil der Arten dem Potentillo-Hieracietum und dem Diantho-Festucetum (Felsfazies), den Festuco Brometea (Trocken- und Halbtrockenrasen), Quercetalia pubescentis, Erico-Pinion und Berberidion (Trockenwald und -gebüsch) zugeordnet werden kann. Die verbleibenden Arten sind laut Müller (ebd.: 116) alles Kennarten des Verbandes Geranion sanguinei. "Das heißt mit anderen Worten, die 'echte Steppenheide sensu strictu' unter Ausschluss der anderen Fazies und Trockenrasen ist identisch mit dem Verband Geranion sanguinei. Damit kann nun die 'Steppenheide', die den Pflanzensoziologen schon soviel Schwierigkeiten bereitet hat, endlich einwandfrei soziologisch-systematisch gefasst werden" (ebd.).
Diese pflanzensoziologische Unterscheidung und ihre Bedeutung für den Pflanzenbestand wurden in der Staudenverwendung bislang allerdings kaum behandelt. Dennoch werden oftmals als extensiv beworbene Pflanzungen nach dem Vorbild der Steppenheide angelegt. Da die Steppenheide aber einen Landschaftstyp beschreibt, also mehrere Vegetationsformen vereint, können diese Artenbestände nicht einfach, etwa nach ästhetischen Kriterien, neu kombiniert werden und dann als extensive Pflanzung bestehen. Die bei Gradmann zusammengeführten unterschiedlichen Klassen stellen eine Sukzessionsabfolge dar, in der Wald, Waldmantel (Gebüsch), Saum (Hochstaudenflur) und Trockenrasen vereint sind. Eine Durchmischung der Arten fordert dementsprechend auch eine gesonderte (aufwendige) Pflege der einzelnen Pflanzen, wenn keine (langfristig zu erwartende) Verbuschung gewünscht ist. Verhindert man durch Pflege langfristig die Verbuschung, werden entweder die Trockenrasenarten oder die Saumarten gefördert. Die einfachste Lösung wäre daher, nur Arten einer Sukzessionsstufe zu verwenden - sich also bei der Pflanzplanung aus dem Artenbestand einer Gesellschaft zu bedienen. Dies scheint bislang in der Pflanzenverwendung unbeachtet, da dies dann eine Kopie natürlicher Kombinationen wäre, man aber die Artenbestände mit fremdländischen Stauden erweitern will, um ein ästhetisch ansprechendes Bild zu erhalten (vergleiche zum Beispiel Feßler 1990: 16). Dass dies aus Gründen der Optik aber gar nicht zwingend erforderlich ist, beweisen die Blutstorchschnabelsäume, die eine lang- und reich blühende Hochstaudenflur ausbilden. Ferner sind sie aufgrund ihres natürlichen Verbreitungsgebiets sehr gut an extreme Standorte angepasst, wie sie auch in der Stadt vorkommen: kalkhaltig, vollsonnig und trocken. Sie haben allenfalls den Nachteil, dass sie keine großartige Herbstblüte aufweisen.
Die Saumgesellschaften der Steppenheide besitzen somit durch die Anpassung an ihren natürlichen Standort viele ökologische Eigenschaften, die eine Anwendung, gerade für "Problemstandorte" im urbanen Raum oder im Garten, empfehlen. Sie tolerieren oder benötigen eine möglichst ganztägige, kräftige Sonneneinstrahlung und Trockenheit, um weitgehend ohne Konkurrenten bestehen zu können³. Zudem bieten sie eine blütenreiche und hochwüchsige Staudenflur, die auch ästhetischen Ansprüchen gerecht wird. Voraussetzung ist demnach eine möglichst südexponierte Fläche, die ferner ein mageres, basenhaltiges Substrat bietet. Hier kann auch durch Abmagerung der Fläche nachgeholfen werden. Allerdings ist dabei wichtig, dass kalkhaltiger Schotter und kein Sand oder Basalt eingebracht wird, um ideale Standortbedingungen zu schaffen. Die natürliche Verbreitung dieser Gesellschaften gibt außerdem Vorgaben für den Ort und die Art des Freiraums vor. Es ist wichtig, Flächen zu wählen, die keinem Tritt unterliegen, da dies zur Durchsetzung trittresistenter Trockenrasen-Arten führen kann. Besonders geeignet scheinen also schmale Streifen entlang von Gebäudekanten, Zäunen, Mauern oder Hecken - im weitesten Sinne also Saumstandorte. Ebenso kommen aber auch Beete, die durch eine Einfassung vor dem Betreten geschützt sind, als Standort in Frage. In städtischen Gebieten ist ferner auch zu beachten, dass ein Nährstoffeintrag durch Hundekot, Müll oder Staub wahrscheinlich ist, sodass auch eine vor der Pflanzung abgemagerte Fläche unbeabsichtigten und ungewollten Nährstoffanreicherungen unterliegen kann. Dies muss zwar nicht zwingend das Verschwinden der gepflanzten Arten bedeuten, bietet aber damit auch einen Lebensraum für andere, unter Nährstoffzufuhr konkurrenzstärkere Pflanzen. Ein weiteres Problem im urbanen Raum kann die Salzverträglichkeit der Arten sein. Denn gerade, wenn Straßenränder mit diesen Arten bepflanzt werden sollen, können sich eingebrachte Salze (zum Beispiel vom Winterdienst) schädigend auswirken. Trotz dieser Einschränkungen dürften zahlreiche Standorte in Frage kommen.
Für die Artenzusammenstellung wird die genaue Orientierung an den einzelnen Pflanzengesellschaften vorgeschlagen. Diese bieten eine ausreichende Pflanzenvielfalt, um reichhaltige und abwechslungsreiche Pflanzungen erstellen zu können. Für die Auswahl geeigneter Pflanzenbestände gemäß den Blutstorchschnabelsäumen ist eine Planung mit pflanzensoziologischen Aufnahmen oder pflanzensoziologischen Vegetationstabellen hilfreich. Bei der Zusammenstellung können dabei gestalterische Vorlieben zu unterschiedlichen Vegetationsbildern führen, je nach Blütenfarbe, Wuchshöhe und Struktur der verwendeten Arten.
Ein Beispiel: Die Arten des Teucrio scorodoniae-Polygonatetum odorati (Pechnelken-Graslilien-Saum) sind lichtliebend, trockenheitsertragend und auf kalkhaltigen, mageren Böden verbreitet. In Süddeutschland ist sie oftmals direkt an Trocken- und Halbtrockenrasengesellschaften angrenzend (vergleiche Oberdorfer 1978: 281 ff.). In dieser beispielhaften Artenzusammenstellung sind die gängigen Farben Weiß, Gelb und Violett nahezu gleichwertig vertreten. Bereits im März beginnen die kleinen, eher unscheinbaren Blüten der Potentilla micrantha die Blühfolge. Stellaria holostea blüht ab April ebenfalls weiß. Ab Mai werden die dominierenden Grün- und Weißtöne durch die gelben Blüten von Genista sagittalis und Helianthemum nummularia ergänzt. Erst im Sommer kommen violette Blüten hinzu: Hier sind die dichten Blütenteppiche von Geranium sanguineum vorhanden, begleitet von den purpurrosa, aparten Blüten der Türkenbund-Lilie (Lilium martagon). Auch der etwas niedriger wachsende Hügelklee (Trifolium alspestre) hat leuchtend purpurne Blütenköpfe. Über allem schweben ab Juli die großen weißen Dolden des Laserpitium latifolium, der auch nach der Blüte noch ein strukturgebendes Element auf der Fläche ist. Der Blühaspekt bei dieser Artenzusammenstellung reicht dabei bis in den Oktober (Hieracium sabaudum).
Der teilweise exotisch anmutende Charakter dieser Pflanzung ergibt sich durch die außergewöhnlichen Blütenformen zweier Arten. Zum einen ist die Astlose Graslilie (Anthericum liliago) besonders auffallend. Zum anderen hat auch Lilium martagon eine sehr aparte Blüte - eine nickende Form, bei der die einzelnen Blütenblätter weit zurückgebogen sind. Auch die Farbe der Blüte ist eher ungewöhnlich: eine rosa Grundfarbe mit purpurnen Tupfen - die herausstehenden Staubbeutel hingegen sind leuchtend orange. Allerdings ist diese Art so attraktiv, dass sie im öffentlichen Raum gefährdet sein kann.
Die 13 hier zusammengestellten Arten bilden also eine abwechslungsreiche Staudenpflanzung, die sich in der Intensität der Blütenfülle langsam entwickelt und von Juni bis August ihren Höhepunkt erreicht. Ein Defizit ist allerdings, dass der Hauptblühaspekt der Pflanzung vorrangig in den Sommermonaten liegt. Um dem daher eher tristen Eindruck im Frühjahr und im Herbst entgegen zu wirken, könnten daher Arten aus anderen geographischen Floren hinzugefügt werden. Diesem Vorhaben sollte aber eine sorgfältige pflanzensoziologisch begründete Auswahl vorrangehen. Dafür werden der Steppenheide ähnliche Landschaftsausschnitte und thermophile Säume gesucht (sogenannte vikariierende Gesellschaften), die folgend auf die Weise, wie es hier für den Steppenheidekomplex geschehen ist, pflanzensoziologisch analysiert werden. Erst nach diesem Schritt können Gesellschaften differenziert werden, die denen der Steppenheide möglichst nahe kommen (in Standort, Verhalten und Ökologie) und somit eine Kombinationsmöglichkeit bieten.
Um diese theoretischen Ansätze für die Verwendung thermophiler Saumgesellschaften auf urbanen Extremstandorte zu testen und zu verbessern, wurden seit dem Frühjahr 2013 Versuchsflächen auf dem Campus der Universität Kassel angelegt, die Aufschluss über die Entwicklung solcher Artenzusammenstellungen geben sollen. Dabei handelt es sich zum einen um eine süd-westlich exponierte Anpflanzung vor einem Bürogebäude, zum anderen um eine Pflanzung auf einer neu angelegten wassergebundenen Decke entlang einer Gebäudefassade. Diesen Flächen sollen weitere Pflanzungen (und Ansaaten) folgen, um erprobte Empfehlungen für die Staudenverwendung aussprechen zu können.
Anmerkungen
¹) Dieser Begriff stammt aus der Vegetationskunde und meint wärmeliebende Saumgesellschaften, die zumeist an sonnenexponierten und trockenen Waldrändern vor-kommen.
²) Titel der Masterarbeit: Die Steppenheide. Ein wissenschaftlicher Beitrag zur pflanzensoziologischen Definition der Steppenheide und ihrer Vorbildfunktion in der Pflanzenverwendung. Betreut von Prof. Dr.-Ing. Stefan Körner, Dr.-Ing. Florian Bellin-Harder und M. Sc. Nora Huxmann.
³) Die in Kassel verbreiteten Arten kommen aber auch alle mit Halbschatten zurecht.
Literatur
Bellin-Harder, Florian (2009): Nachhaltige Vegetationsausstattung in der Freiraumplanung. In: Ulrich Eisel; Stefan Körner; Norbert Wiersbinski (Hrsg.) (2009): Landschaft in einer Kultur der Nachhaltigkeit. Bd. III. Naturschutz als politisches Handeln. Arbeitsberichte des Fachbereichs Architektur Stadtplanung Landschaftsplanung Heft 168. Kassel. S. 173-192.
Feßler, Alfred (1990): Wildpflanzen für die Steppenheide. In: Gartenpraxis. Jg. 16 (1). S. 16-21.
Gradmann, Robert (1950): Das Pflanzenleben der Schwäbischen Alb. 4. Auflage. Erster Band. Pflanzengeographische Darstellung. Schwäbischer Albverein e. V. (Hrsg.). Stuttgart.
Hansen, Richard; Friedrich Stahl (1963): Unser Garten. Seine bunte Staudenwelt. Band III. München.
Hanzen, Theresa (2012): Die Steppenheide. Ein wissenschaftlicher Beitrag zur pflanzensoziologischen Definition der Steppenheide und ihrer Vorbildfunktion in der Pflanzenverwendung. Masterarbeit. Universität, FG Landschaftsbau, Landschaftsmanagement und Vegetationsentwicklung. Unveröffentlichtes Dokument.
Hard, Gerhard (1996): Gärtnergrün und Bodenrente. Beobachtungen an spontaner und angebauter Stadtvegetation. In: Hard-Ware. Notizbuch 18 der Kasseler Schule. Arbeitsgemeinschaft Freiraum und Vegetation (Hg.). 2. Auflage. Kassel. S. 251-273.
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Körner, Stefan (2004): Nature conservation, monument conservation and landscape design: Prospects for their conceptional combination. In: Kowarik, Ingo.; Stefan Körner (2004): Wild Urban Woodlands. Berlin, Heidelberg. S. 193-220.
Körner, Stefan (2009): Nachhaltige Pflanzenverwendung. "Natürlich", "bodenständig", "standortgerecht", "naturnah", "natürlich", "nachhaltig" und "naturalistisch" - ein Spektrum von Begriffen und Ansätzen. In: Eisel, Ulrich.; Stefan Körner; Norbert Wiersbinski (Hrsg.) (2009): Landschaft in einer Kultur der Nachhaltigkeit. Bd. III. Naturschutz als politisches Handeln. Arbeitsberichte des Fachbereichs Architektur Stadtplanung Landschaftsplanung Heft 168. Kassel. S. 152-172.
Körner, Stefan (2010): Funktionalismus in der Landschaftsarchitektur. In: Stadt + Grün. Jg. 59 (9). S. 49-61.
Kühn, Norbert (2011): Neue Staudenverwendung. Stuttgart.
Müller, Theo (1962): Die Saumgesellschaften der Klasse Trifolio-Geranietea sanguinei. In: Mitteilungen d. floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft N. F. 9. Todenmann. S. 95-140.
Oberdorfer, Erich (Hrsg.) (1978): Süddeutsche Pflanzengesellschaften. Teil II. 2., stark bearbeitete Auflage. Stuttgart, New York.
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Schönfeld, Philipp (2005): Staudenmischpflanzung Silbersommer. In: Versuche in der Landespflege. Gemeinsame Veröffentlichung der Forschungsinstitute des deutschen Gartenbaus. Ausgabe 2005. Verband der Landwirtschaftskammern & Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL). Bonn.