Die französische Großstadt hat ihren Haushaltsansatz für Grünflächen seit 2004 verdoppelt
Grünflächenentwicklung in Lyon
von: Dipl.-Ing. Horst SchmidtEin zweitägiger Besuch in Lyon im September 2013 zeigte, dass das Grün konsequent weiter ausgebaut, unterhalten und gepflegt wird (vgl. "Lyon Stadt Natur", Stadt+Grün, 09-2009, S. 11-16). Bei der Besichtigung der Grünflächen zeigte sich, dass sie sauber waren und so gut wie keine Zerstörungen und Zeichen von Vandalismus, außer Graffiti, aufwiesen. Der Leiter des Grünflächenamts, Directeur des Espaces Verts Daniel Boulens, führt dies darauf zurück, dass ein qualitätsvolles Angebot an Grünflächen den Bürgern bereit gestellt wird, Schäden sofort ausgebessert werden und eine anspruchsvolle Grünflächengestaltung beim Neubau selbstverständlich sei. Auch die präsente Parkpolizei hat daran sicher ihren Anteil. Vorhandene Grünflächen werden bei Bedarf mit großem Aufwand neu gestaltet. Sommerblumen, Stauden kombiniert mit Gräsern und an herausragenden Plätzen sind oft Kübelpflanzen in der Stadt zu sehen. So wird das Stadtbild an vielen Stellen wirksam durch Grün aufgewertet. Der Haushaltsansatz für die Grünflächen wurde in den letzten zehn Jahren verdoppelt, der Flächenzuwachs in dieser Zeit liegt bei zirka 13 Prozent.
Das Grünflächenamt führt die Grünflächenpflege, die laufende Objektplanung und die Realisierung bis auf die Großprojekte mit starker Unterstützung des Gemeinderates und des Oberbürgermeisters durch. Die Großprojekte werden dagegen von Großlyon, dem Zusammenschluss der Gemeinden des Raumes Lyon, veranlasst, finanziert und durchgeführt. Die Reinigung der öffentlichen Flächen und damit aller Grünflächen erfolgt wie die Unterhaltung aller Straßenbäume durch Großlyon.
SUG-Stellenmarkt
Die Stadt Lyon weist eine interessante topographische Lage auf. Der Großteil der Stadt liegt in der Ebene, die im Westen durch die Hügelkette der Colline Fourviere und Roust begrenzt wird. Durch die Ebene fließen die beiden Flüsse Rhone und Saone, die im Süden der Stadt zusammen fließen. Sie prägen den Stadtgrundriss und das Stadtbild wesentlich und üben eine große Anziehung auf die Einwohner und Besucher aus. Es ist immer wieder erstaunlich, welche Qualität solche öffentlichen Gewässer für eine Stadt bedeuten. Anziehung und Identität bieten ihre Ufer, die eine interessante Nutzung durch Bewegung ermöglichen wie Spazieren, Joggen, Radfahren, Skaten, Angeln und Aufenthalt im Freien, Treffen, Sitzen, Sonnen, Spielen und Beobachten. Sie sind damit ein wichtiger Ort der sozialen Teilnahme an der Gesellschaft. Der Blick auf das Wasser zeigt, wie es sich bewegt, es lädt zur Meditation ein, bietet immer etwas Neues und ermöglicht den Blick in die Weite, was durch die Dichte der Bebauung sonst nur sehr selten in der Stadt möglich ist. Auch die differenzierte Zone des Zusammentreffens von Wasser und Ufer begeistert immer wieder durch die sich abwechselnden Formen und Materialien sowie die verschiedenen Arten der Wasser- und Uferpflanzen. Auch die Tiere im und am Wasser von den Bibern im Norden an der Rhone bis zu den Fischen und Vögeln bieten immer wieder überraschende Erlebnisse und Blickpunkte. Hinzu kommen die Schiffe, Boote und Wassersportler, die zum Beispiel mit dem Dahingleiten auf ihren Wasserskis für Attraktion, Abwechselung und akustische Überraschung sorgen oder mit dem Boot in stoischer Ruhe durch das Wasser fahren.
Für das Stadtbild ebenso aussagekräftig sind die aufstrebenden Hügel mit der Bebauung, die sozusagen die Hügel hinauf klettert und die von der faszinierenden Basilika Notre Dame de Fourviere gekrönt wird. Zusammen mit dem Grün ihrer Gärten und Parks bilden diese Höhen einen abwechselungsreichen Rand der Stadt und damit gleichzeitig auf der Höhe der Hügel viele reizvolle Aussichtsplätze auf die Stadt hinunter. Neben der Basilika haben schon die Römer von ihrem Amphitheater aus einen herrlichen Blick in die Landschaft genossen. Diese Qualitäten des interessanten Stadtbildes prägen ganz entscheidend die Identität der Stadt, die deshalb bewusst von der Stadt- und Grünplanung aufgegriffen und laufend weiter entwickelt werden.
Uferpark an der Rhone
Der vor einigen Jahren ausgebaute zum Teil nur wenige Meter breite, zehn Kilometer lange Park entlang der Rhone vom Park Gerland im Süden bis zum Park Tete d'Or im Norden wird sehr intensiv von der Bevölkerung angenommen, obwohl anfangs die Skeptiker recht zahlreich waren. Die Vegetation ist sehr gut eingewachsen. Die meisten Bäume aus unterschiedlichen Arten, von der Weide und Erle als typische Ufervegetation bis zu den Linden und Gleditschien, haben sich bis auf einige Eschen (Fraxinus excelsior) sehr gut entwickelt und zeigen kräftige Jahrestriebe. Auch die schmalblättrige Esche (Fraxinus angustifolia "Raywood") ist gut gewachsen. Das Fahrradfahren hat mit dieser exzellenten neuen Nord-Süd-Verbindung stark zugenommen, auch die Leihfahrräder werden reichlich in Anspruch genommen.
Die Spaziergänger nutzen ausgiebig diese Möglichkeit, am Wasser kürzere oder längere Ausflüge zu unternehmen. Man sieht viele Bürgerinnen und Bürger mit ihren Kindern die Spieleinrichtungen frequentieren, da die anschließenden Stadtquartiere dicht bebaut sind und wenige Spielplätze aufweisen. Zur Mittagszeit kommen viele Angestellte aus den nahen Büros, um hier am Wasser ihre Mittagspause zu genießen. Die Frequentierung von Fußgängern und Fahrradfahrern ist mittlerweile so groß, dass eine Anzahl von Restaurantschiffen am Ufer geankert hat. Überwiegend am Abend werden dort reichhaltige Menüs angeboten. Leider wird deshalb auf eine größere Strecke der Blick auf das Wasser für die Spaziergänger verstellt. Aber die Schiffe sind andererseits auch eine Bereicherung und Attraktion.
5000 Stellplätze haben früher die Freizeitnutzung an der Rhone blockiert. Der Gemeinderat und die Vertretung von Grandlyon waren so mutig, diese Stellplätze bis auf 1500, für die eine Tiefgarage gebaut wurde, aufzugeben, um das Rhoneufer wieder erlebbar zu machen. Das gut gelungene Beispiel war Vorlage für den flußbegleitenden Park an der Saone.
Der erste Bauabschnitt dieses neuen Parks wurde beim Zusammenfluss von Rhone und Saone im Zuge der Sanierung und Nutzungsänderung auf dieser Halbinsel (Confluence) angelegt. Das nur noch extensiv genutzte Industrie- und Gewerbegebiet mit vielen Lagerhallen des Hafens wurde weitgehend geräumt und mit modernsten Wohn- und Bürogebäuden mit Unterstützung von EU-Geldern bebaut. Einige wenige große Lagerhallen am Ufer wurden umgenutzt, Museen, Restaurants, Hotels und Büros entstanden. Beim Besuch im September wurde an der neuen Promenade entlang der alten Kaimauer die 12. Bienale de Lyon für zeitgenössische Kunst durchgeführt. Direkt am Zusammenfluss entsteht ein futuristisches Museum der Natur, das wie ein überdimensionales Insekt wirkt, durch die Architektengruppe Coop Himmelblau aus Wien. Das Museum Confluence soll ein Touristenmagnet werden, wie das Guggenheim-Museum in Bilbao. Es wird vom Departement Rhone erstellt und soll noch 2014 eröffnet werden.
Die Promenade des ersten Bauabschnittes am Ufer mit den begleitenden Grünflächen wurde bereits vor dem Bau der neuen Gebäude angelegt. Mit Schilfflächen wurde die frühere Ufersituation in einigen Abschnitten angedeutet und damit ein Potenzial der Naturentwicklung im Hinblick auf die frühere Vegetation geschaffen. Diese zum Teil recht breiten öffentlichen Uferflächen sind ein wichtiges Element des Grünkonzeptes der Halbinsel, die eine Erweiterung des Stadtzentrums nach Süden werden soll. Im Gegensatz zum bisherigen dicht bebauten Stadtzentrum wird es mit reichlich öffentlichen Frei- und Grünflächen versorgt. Für die erwarteten 20.000 bis 25.000 neuen Einwohner soll der Park an der Saone ein bedeutender Teil des Erholungsangebotes im Freien sein. Diese Grünflächen am Fluss machen mit den Wasserflächen das Typische des Stadtteiles Confluence aus und geben ihm so eine klar ablesbare Identität.
Die nach Norden anschließenden Teile des flussbegleitenden Parks waren im Sommer im Bau. Im zentralen Stadtbereich ist die Bebauung mit den Hauptstrassen auf beiden Seiten der Saone sehr dicht an den Fluss heran gerückt, der sich durch hohe Mauern eingezwängt durch die Stadt hindurch windet. Deshalb wird in diesem zentralen Stück der Park sehr schmal. Unterhalb der kräftigen Platanen an der oberen Strasse bleibt unten am Fluss wenig Platz für Bäume und Sitzmöglichkeiten. Die Wegeverbindung wird jedoch durchgängig gebaut und bei Hochwasser sicher in Teilbereichen überflutet. Im zentralen Bereich ist in einer Schleife des Flusses eine große zweistöckige Parkierungsanlage vorhanden, die in einigen Jahren aufgegeben werden soll, um hier Aufenthaltsflächen zu schaffen. Für einen Teil der Stellplätze soll, wie an der Rhone, eine Tiefgarage gebaut werden. Ihr Dach soll sich ebenfalls von dem oberen Straßenniveau bis auf Wasserhöhe abtreppen und mit Sitzstufen und Baumpflanzungen eine angenehm aufgeweitete, sonnige Aufenthalts-, Sitz- und Spielfläche mit Blick auf den Collin de Fourviere ergeben. Diese aufwendige Investition ist aufgrund der im zentralen Bereich so schmalen Führung des Uferweges angemessen und zukunftsweisend. Sie wird die Aufwertung der anschließenden dicht bebauten Stadtquartiere fördern und einen wesentlichen Beitrag zur Steigerung der Lebensqualität leisten.
Weiter nach Norden wird der Uferstreifen vor der hohen Ufermauer etwas breiter. Baumstandorte und Sitzmöglichkeiten nehmen zu, die Ufervegetation wird vielfältiger bis sie schließlich naturnäher wird und sich die Teichrosen (Nuphar lutea) im Wasser dazu gesellen. Die Konstruktion des Weges ist vielgestaltig. Wo genug gewachsener Boden vorhanden ist, wird der Belag direkt aufgebracht. Oft sind es Betonfertigteile, die entweder an der Mauer mit aufgehängt werden oder eine Unterkonstruktion erhalten, die in der Saone fundamentiert wird.
Einige wichtige Punkte werden mit Tropenhölzern gestaltet. Schutzgeländer gibt es am Ufer nirgends, es wird im Gegenteil immer wieder die Möglichkeit geboten, direkt ans Wasser heranzutreten. Zwischen Weg und Wasserkante ist oft ein Streifen aus großen Kieseln oder rundem Pflaster angelegt, um mit diesem rauen Belag auf die gefährliche Situation aufmerksam zu machen. Haltestellen für den Bootsbetrieb und Möglichkeiten für Ruderer, ihre Boote ins Wasser zu lassen, sind ebenfalls vorhanden.
Kunstobjekte werten den Saonepark auf, die auf der gesamten Wegstrecke platziert sind. Da in Lyon Menschen vieler Nationen zu Hause sind, wurden 13 internationale Künstler, zum Beispiel aus Norwegen, Japan und Kamerun, einbezogen, die sich an der Bienale Lyons in den letzten Jahren beteiligt hatten. Sie sollen der Gesamtlänge des Weges jeweils in Teilstücken zu einer größeren Identität verhelfen. Die Künstler arbeiteten deshalb bewusst sehr unterschiedlich. So findet man etwa große drehbare Steine am Ufer, afrikanische Masken, ein japanisches Pavillondach und eine klassische Jünglingsgestalt aus Marmor vor dem Justizpalast.
Der erste Bauabschnitt von dem Zusammenfluss von Rhone und Saone bis zur Brücke auf der Insel Barbe im Norden von Lyon hat eine Länge von elf Kilometern und wurde 2013 fertig gestellt. Es ist ein aufwendiges Projekt, das neben der Herstellung der Promenade einschließlich Bepflanzung, Sitz- und Spielangeboten und der Kunst auch Fußgängerbrücken, die Neugestaltung der Vorfläche des Justizpalastes und die Sanierung von Gebäuden und der Ufermauer umfasst. Der anschließende zweite Bauabschnitt soll 2017/18 folgen, dann soll dieser Park insgesamt 22 Kilometer Länge entlang der Saone aufweisen. Dafür sind Gesamtkosten von mehr als 80 Millionen Euro im Gespräch.
Weitere neue Grünflächen
Nicht nur unten am Fluss wird das Naherholungsangebot zur Verbesserung der Lebensqualität und die Stärkung der Identität von Lyon erweitert. Auch wenn man die vielen Stufen der Randhügel, zum Beispiel des Collin de Roust, erklommen hat, findet man neue Grünanlagen mit herrlicher Aussicht auf die unten liegende Stadt.
So entdeckt man die Grünanlage des "gros Caillou" mit Aussichtsbastion, Kinderspielplatz und großzügiger Rasenfläche, in der der große Findling (Caillou) thront. Er wurde 1890 beim Bau der Bergstation der Seilbahn gefunden, wohin ihn eine Moräne in der Eiszeit geschoben hatte. Nun ist er die Landmarke der Grünfläche und Namensgeber für das typisch französische Cafe, das seine Terrasse in das Grün ausgedehnt hat und damit von der Aussicht auf die Stadt partizipiert. Auch von der neuen Grünfläche Jardin de la grande Cote kann man im Schatten der Bäume auf die Stadt herunter schauen und dann den steilen Weg bis zur Saone hinab schlendern.
Der große Festplatz "Bellecour", der oben vom Aussichtsplatz bei der Basilika auf dem Collin de Fourviere wie ein großer städtischer Hof (310 x 200 Meter) wirkt, liegt mitten in der Stadt zwischen Saone und Rhone. Er wurde in seinem südlichen Teil neu gestaltet und im Juli mit einem großen Fest eingeweiht. Nun können die Lyoner Bürgerinnen und Bürger sich an den üppigen Blumenbeeten und den restaurierten klassischen Wasserbecken mit Fontänen wieder erfreuen und sich auf den bequemen Holzbänken ausruhen, sich hier wieder treffen und dem pulsierenden Leben zuschauen. Ein Cafe mit Terrasse, ein Blumenkiosk und ein Kinderspielplatz runden das Angebot ab. Dieser Teil ist ein deutlicher Kontrast zum großen freien Platz, wo die großen Feste stattfinden und in dessen Mitte lediglich der Sonnenkönig Ludwig XIV majestätisch auf seinem Pferd thront. Die Bepflanzung der neuen Fläche ist wirklich üppig zu nennen mit den bunten Sommerblumen, Stauden, Gräsern, Ziergehölzen und Bäumen. Wie auf dem neu gestalteten Platz vor dem ehemaligen Bahnhof Brotteaux mitten im dicht bebauten Lyon ist sie erstaunlich differenziert und trotz der starken Frequentierung von allen Altersstufen war keine Spur von Zerstörung und Vandalismus zu sehen.
Eine größere Maßnahme der letzten zwei Jahre war auch die Neugestaltung des Platzes der Jakobiner (Place des Jacobins) mit der beeindruckenden Brunnenskulptur des Architekten und Bildhauers Gaspard André aus dem Jahr 1885. Er hat mit dieser Skulptur vier bekannte Künstler der letzten Jahrhunderte dargestellt, die in Lyon gewirkt hatten. Die Wassertechnik musste völlig neu gestaltet und auch die Skulptur aufwendig restauriert werden. Dabei wurde der gesamte Platz überarbeitet, die Parkierung aufgegeben, die Fahrfläche reduziert und die Aufenthaltsqualität mit Sitzmöglichkeiten, differenzierten Pflanzungen und einem neuen Bodenbelag wesentlich aufgewertet. Dieser nun auch beleuchtete Brunnenplatz, mit seinen Wasserspielen, dem figürlichem Reichtum und der Aufenthaltsqualität ist ein gutes Beispiel dafür, welche Ausstrahlung und Identität so für ein ganzes Stadtquartier erreicht werden kann.
Um die Grünversorgung der dicht bebauten Innenstadtquartiere zu verbessern, wurde 2007 das 17 Hektar große Kasernengelände Sergent Blandan durch Lyon vom Staat gekauft und der erste Bauabschnitt des Parks mit cirka acht Hektar am 13. September 2013 zum Tag des offenen Denkmals eingeweiht. Das Kerngebäude, die 200 Meter lange Kaserne, soll aus historischen Gründen erhalten werden und wird als Studentenheim ausgebaut. Die zwei Pavillons am Eingang werden für die Gärtner und die Parkpolizei erhalten und sind bereits saniert. Um das Gelände zu strukturieren und die Struktur des Kasernenareals aus historischen Gründen weiter ablesbar zu erhalten, wurden bei weiteren Kasernengebäuden die Erdgeschossmauern zum Teil stehen gelassen, saniert und die Innenräume mit Pflanzen als Garten gestaltet. Da sich in den letzten Jahren bereits eine Vegetation mit Fauna entwickelt hatte, wurden Teilbereiche erhalten, die sich naturnah weiter entwickeln sollen. Vorhandene Materialien wurden recycelt und wieder verwendet. So entstanden drei unterschiedliche Parkteile, die unterschiedlich und sehr differenziert genutzt werden können. Der neue Park liegt in der Mitte zwischen den beiden großen Parks Tête d'Or und Gerland. Beide haben eher eine Randlage, während der neue Park mitten in einer dichten Bebauung mit cirka 50.000 Einwohnern im Einzugsgebiet liegt und wahrscheinlich sehr stark genutzt werden wird. Dem trägt die Planung ganz bewusst Rechnung, doch es sollen auch Teilbereiche geschützt werden, die der Entwicklung der Natur vorbehalten bleiben sollen.
Das wärmere Klima in Lyon wirkt sich auch auf die Bepflanzung der Grünflächen aus. So wird zum Beispiel der Granatapfel im Freien verwendet. Die Prachtkerze (Gaura lindheimeri) und das Patagonische Eisenkraut (Verbena bonariensis) werden als Stauden gepflanzt und blühen Jahr für Jahr im Sommer immer wieder üppig. Vor 2002 hatte man den Versuch unternommen, Palmen im Freiraum zu pflanzen, sie haben den Winter aber nicht überstanden. Doch man testet auch hier nun Bäume, wie die immergrünen Eichen, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Die Dominanz der Platane, die für die Stadtstraßen in Lyon typisch ist, wird in der Zukunft nicht mehr so deutlich sein. Die hohen Kosten für den erforderlichen Schnitt und vor allem die größer gewordene Anfälligkeit für die verschiedenen Krankheiten sind dafür verantwortlich. Auch die Überlegung, für die Zukunft mit einem breiteren Artenspektrum besser gerüstet zu sein, spielt eine Rolle. Auffällig ist die häufige Verwendung von Stauden und Gräsern im Verkehrsgrün, die viel stärker ins Auge fallen und das Straßenbild deutlich aufwerten. Nach Aussage von Daniel Boulens sind die Kosten kaum höher als bei Verkehrsgrün in Deutschland, da man durch entsprechende Artenauswahl und gezielt entwickelte Pflegedurchgänge eine wirksame Optimierung der Kosten erreicht hat.
Es ist erfreulich, dass diese Stadt, an die man früher bei der Durchfahrt keine so positive Erinnerung hatte, seit Jahren nun bewusst auf die Schaffung und Unterhaltung von qualitätsvollen Grünflächen setzt und damit ihr interessantes Stadtbild und die Lebensqualität sichtbar aufwertet. So legt Lyon nun auf dem ehemaligen Kasernengelände Sergent Blandan einen neuen Park an, anstatt das bereits dichtbebaute Gebiet noch weiter zu verdichten. Er ermöglicht der Bevölkerung die Nutzung des öffentlichen Grüns in guter Erreichbarkeit und schafft gleichzeitig Entwicklungsmöglichkeit für die Natur, um sie so den Stadtbewohnern wieder nahezubringen. Die Entschiedenheit der Politik, die Stadt und ihre Lebensqualität durch Grün aufzuwerten, wird auch dadurch deutlich, dass man scheinbar aussichtslose Möglichkeiten für zusätzliches Grün und Naherholungsangebote, wie in den flussbegleitenden Parkanlagen an Rhone und Saone nutzt. Man ist bereit, dafür ganz erhebliche finanzielle Mittel einzusetzen und auf eine große Zahl von PKW-Stellplätzen zu verzichten.
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