_ Editorial
Große Klimasorgen und doch Hoffnung
Vor elf Jahren, im Herbst 2009, startete die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Deutschlands spektakulärsten Langzeitversuch mit Klimabäumen. Die gängigen Stadtbaumarten litten immer stärker unter Trockenstress und zunehmend unter Krankheiten und Schädlingen. Das Forschungsprojekt "Stadtgrün 2021" wandte seinen Blick deshalb gezielt auf Gehölze aus Südosteuropa, Nordamerika und Asien. In zehn Jahren entstand eine Liste 29 zukunftsträchtiger Arten und Sorten. Weil aber die Lebensbedingungen für Bäume in Deutschland nicht überall gleich sind, werden immer neue Versuche mit Klimabäumen unternommen. Auf den Seiten 2 bis 10 präsentieren wir das 2016 begonnene Projekt der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein.
Um die klimatische Bedrohung alter Gehölzbestände in historischen Gärten geht es Andreas Buschmeier von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg. Die Trockenschäden seien inzwischen auch für ungeübte Augen auffällig. Gerade abgängige oder abgestorbene Altbäume trübten das Gesamtbild. Baden-Württemberg setzt vor allem auf eine Naturverjüngung mit Jungbäumen aus eigenen Schlossgarten-Baumschulen. Im Notfall sollen auch Ersatzbaumarten aus trockeneren Herkunftsgebieten gepflanzt werden. Wichtig ist dabei der Bilderhalt: Habitus, Blattform und Farbe. (Seiten 18 bis 22)
Eine hoffnungsvolle Nachricht kommt aus Westafrika: Weder in der Sahara noch in der Sahel-Zone hatte die Wissenschaft bisher viele Bäume verortet. Doch das kann man getrost als veraltet bezeichnen. Forscher aus Dänemark und den Vereinigten Staaten haben herausgefunden, dass dort mehr als 1,8 Milliarden Bäume und Büsche wachsen. Auch in den trockensten Gebieten stehen im Schnitt noch 0,7 Bäume pro Hektar. Ihre Bedeutung für Flora und Fauna, den Wasserhaushalt und den Schutz vor Erosion wird als enorm bewertet. Das neue Wissen kann helfen, Bodendegradation, Armut und Klimawandel in den Trockengebieten der Erde zu entschärfen. (Seite 25)
Ihr Christian Münter