Ein Pilotprojekt im Park am Gleisdreieck

Berlins erster Naturerfahrungsraum

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Naturerfahrungsräume Freiraumplanung
Im Herbst 2008 wurden die Kinder aus der Umgebung eingeladen, um die Fläche kennenzulernen und ihre Ideen und Wünsche zu äußern. Foto: Lichtschwärmer – Christo Libuda

Mit der Einrichtung von Naturerfahrungsräumen kann die oftmals ungünstige Freiraumsituation von Kindern verbessert werden. Attraktive Freiräume bieten Alternativen zum Aufenthalt in der Wohnung und zu kostenpflichtigen betreuten Angeboten. Naturerfahrungen, freies Spiel und Bewegung unterstützen eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung der Kinder (Gebhard 2008, 2009). Wenn Kinder frei, kreativ und selbstbestimmt in der Natur spielen und sich erholen können, wird auch ihr Naturverständnis gefördert und ihnen ein sinnlicher und emotionaler Zugang zur Natur ermöglicht (Schemel et al. 2005), der einer wachsenden Naturentfremdung (Brämer 2006) entgegenwirken kann. Naturerfahrungen fördern das Interesse und das Engagement für die Natur (Chawla 1998, Bögeholz 1999), so dass Naturerfahrungsräume auch einen wichtigen Beitrag zum städtischen Naturschutz leisten können.

Vorgeschichte und Hintergrund

In Berlin sind Naturerfahrungsräume seit 2007 im Gespräch, angestoßen von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Abt. 1 Stadt- und Freiraumplanung, und vom Landesbeauftragten für Naturschutz und Landschaftspflege. Im Fachforum "Soziale Stadtentwicklung" der Lokalen Agenda engagierten sich VertreterInnen verschiedener Umweltbildungseinrichtungen, Senats- und Bezirksverwaltungen, der TU Berlin, des BUND-Landesverbandes sowie engagierte BürgerInnen und Studierende verschiedener Fachrichtungen. In der Hauptstadt wurden Tagungen und Workshops durchgeführt und Studienprojekte an der TU Berlin sowie Diplomarbeiten (Treblin 2008, Rank 2008) befassten sich mit der Thematik der Naturerfahrungsräume. Einige Mitglieder des Fachforums tauschten sich in Süddeutschland mit Experten aus Theorie und Praxis aus. Das Land Berlin beauftragte eine Vorstudie (Heiland et al. 2007) und eine "Machbarkeitsstudie zur Vorbereitung der Projektrealisierung von Naturerfahrungsräumen in Berlin" an der TU Berlin (Heiland & Heimann 2009).

Bei vielen Diskussionen und theoretischen Betrachtungen blieben Fragen offen. Die beispielhafte Umsetzung eines Naturerfahrungsraumes sollte sie klären. Da sich etwa zeitgleich AnwohnerInnen des geplanten Parks am Gleisdreieck im Rahmen der Bürgerbeteiligung einen Naturerfahrungsraum wünschten, beauftragte die landeseigene Grün Berlin GmbH im August 2008 die Autoren (Arge Naturerfahrungsräume Berlin) mit dem Pilotprojekt "Naturerfahrungsraum auf dem Gleisdreieck", über das nachfolgend berichtet wird.

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Ziele und Konzept

Das Pilotprojekt wurde eingerichtet, um das Konzept der "Naturerfahrungsräume" in Berlin bekannt zu machen, zu erproben und den Anforderungen der Großstadt anzupassen. Ein weiteres Ziel war, den Kindern aus der Umgebung des Gleisdreiecks während der langen Bauphase des Parks neue Spielmöglichkeiten zu schaffen.

Im Herbst 2008 wurde aus VertreterInnen der Anwohner- und Elterninitiativen aus dem näheren Umfeld des Gleisdreiecks, dem BUND-Landesverband, dem interkulturellen Garten "Rosenduft", Angehörigen der Bezirksverwaltung Friedrichshain-Kreuzberg einschließlich Kinder- und Jugendbeteiligungsbüro, der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Planern des Gesamtparks und der fachübergreifenden Beratungsstelle "Grün macht Schule" eine das Pilotprojekt begleitende Arbeitsgruppe eingerichtet. Die Grün Berlin GmbH, die für das Land Berlin die Bauherrenfunktion des Parks innehatte, war verantwortlich für das Projektmanagement einschließlich Bürgerbeteiligung und Baumanagement. Die Arge Naturerfahrungsräume Berlin leitete Konzeption und Durchführung.

Da es in Berlin bis zu dem Zeitpunkt noch keine praktischen Erfahrungen mit Naturerfahrungsräumen gab, sah das Konzept für die Umsetzung an mehreren Stellen Rückkopplungen, eine Integration neuer Erkenntnisse und flexible Entscheidungen vor. Zunächst wurde für die Flächenauswahl ein Kriterienkatalog erstellt und die Zielgruppe als Anwohnerkinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren definiert. Wiewohl auch der Wunsch bestand, ältere Kinder und Jugendliche einzubeziehen, wurde eine Altersbeschränkung aufgrund der zur Verfügung stehenden Fläche und der Situation innerhalb der Baustelle des Parks für notwendig erachtet. Anschließend wurden potentielle Akteure und Interessierte aus dem Einzugsbereich, insbesondere aus Grundschulen, Horten und Kindertagesstätten, informiert und einbezogen.

Generell ist in Naturerfahrungsräumen keine pädagogische Betreuung vorgesehen (Schemel et al. 2005). Aufgrund der besonderen Raum- und Sozialstruktur in der Großstadt (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung 2007) erschien es jedoch ratsam, die Fläche an sich zu betreuen, um die Sicherheit der Kinder zu gewährleisten und ein positives Erscheinungsbild nach außen zu bewahren (Degünther 2008). Aufgrund der eingeschränkten Flächenverfügbarkeit in der Stadt wurden zudem kleinere Flächen in Betracht gezogen als in dem ursprünglichen Ansatz von Schemel und andere (1998, 2005), die ein bis zwei Hektar als Mindestgröße nennen. Diese Rahmenbedingungen bilden die Basis für die "Berliner Variante der Naturerfahrungsräume".

Standort

Das Gleisdreieck befindet sich im Zentrum Berlins an der Grenze der Bezirke Friedrichshain-Kreuzberg und Tempelhof-Schöneberg. Im dort geplanten Park standen vier Flächen für den Naturerfahrungsraum zur Auswahl, die anhand eines Kriterienkatalogs bewertet wurden. Nach einer Abstimmung mit der Zentralstelle für Prävention des Landeskriminalamtes fiel die Wahl auf die sogenannte "Möckernkiezfläche". Diese Fläche zeichnete sich durch ihre günstige Lage zum Eingang an der Möckernstraße, ihre Verfügbarkeit während der Bauphase und eine gute Einsehbarkeit aus. Sie war mit rund 3500 Quadratmetern auch die größte Fläche.

Kinderbeteiligung bei Planung und Bau

Zum Konzept gehörte eine umfangreiche Kinderbeteiligung, deren Ziele vornehmlich waren

  • den Naturerfahrungsraum rasch bei den Kindern bekannt zu machen
  • Kinder Mitbestimmung erfahren zu lassen und Kinderwünsche bereits bei der Planung zu berücksichtigen
  • Überzeugungsarbeit bei Eltern zu leisten, damit deren Kinder den Raum aufsuchen dürfen
  • Einrichtungen für Kinder in der Nachbarschaft einzubeziehen
  • Rückhalt bei den Anwohnern zu schaffen, der auch zu einer "sozialen Kontrolle" beitragen kann
  • Vandalismus vorzubeugen

In den Herbstferien 2008 nahmen rund 70 Kinder im Alter von fünf bis 14 Jahren vor Ort an einer mehrtägigen Aktion teil. Mit viel Freude und großem Einsatz entwickelten sie mit Hilfe von Bildern, Fragebögen und Modellen ihre Vorstellungen zu ihrer Naturwelt. Die drei am häufigsten gewählten Kinderwünsche aus einer langen Vorschlagsliste waren "toben und herumrennen" (64 Prozent), "Tiere entdecken und beobachten" (56 Prozent) und "verstecken spielen" (47 Prozent). Den Mädchen war "an Blumen riechen" wichtig (52 Prozent) und den Jungen das "Ballspielen" (59 Prozent).

Beim Modellbau in Holzkisten konnten die Kinder ihre Naturwelt aus vielen verschiedenen Naturmaterialien bauen. Anschließend stellten die Kinder ihre Modelle den anderen Kindern, den Eltern und der begleitenden Arbeitsgruppe im Rahmen eines Herbstfestes vor. Wald, Bäume und Blumen waren häufig in den Entwürfen zu sehen, dicht gefolgt von Kletterbäumen und -felsen, Baumhäusern, großen Steinen, Sand, Wasser, Brücken, Höhlen und Hügeln.

Aus den Ideen und Wünschen der Kinder erwuchs das "Ideenkonzept Naturerfahrungsraum Gleisdreieck" mit vier verschiedenen Nutzungsprofilen: Naturerlebnis - Bewegung - Ruhe - Kreativität. Aus den favorisierten Elementen wurde ein kindgerechter Entwurfsplan gefertigt. Wesentlich war dabei, dass die Kinder ihre Ideen im Plan wieder finden. Gleichzeitig galt es, sowohl Herausforderungen und Bewegungsanreize für die Kinder verschiedener Altersgruppen als auch Rückzugsmöglichkeiten zu schaffen. So wurden die gewünschten Hügel, Kletterbäume und liegenden Baumstämme zum Balancieren aufgenommen. Ruhezonen im vorhandenen Wäldchen wurden durch ergänzende Strauchpflanzungen erweitert und eine aktive Gestaltungszone mit Matsch, Kies und Wasser eingebunden. Das Ideenkonzept und der mit zahlreichen Bildern illustrierte Entwurf wurde den Kindern in den Horten vorgestellt und mit ihnen gemeinsam besprochen.

Im Anschluss daran maßen die Kinder im Frühjahr 2009 die verschiedenen Gestaltungselemente auf der Fläche des Naturerfahrungsraumes ein und verorteten diese mit Sägemehl, Flatterband und Holzpflöcken.

Auf Grundlage des Entwurfes wurden die Arbeiten ausgeschrieben und im April 2009 begann eine Garten- und Landschaftsbaufirma mit dem Bau. Verwendung fanden ausschließlich natürliche Materialien wie Holzstämme, Wurzeln, Findlinge sowie Sand, Kies, Lehm und Ton aus der Region. Die barrierefrei gestalteten Wege und ein vegetationsfreier Platz im Bereich des Eingangs wurden mit Ziegelgrus befestigt, die eingebrachten Pflanzen stammten aus der Region Berlin/Brandenburg. Die vorhandene Vegetation wurde soweit wie möglich geschont und in die Gestaltung integriert.

Unter Mitwirkung aller Beteiligten konnten die Kinder in der Bauphase tatkräftig mit anpacken und unter fachlicher Anleitung ihren Naturerfahrungsraum selber mitgestalten. Den Auftakt der Bauphase bildete der internationale Tag des Baumes am 25. April 2009. An einem gemeinsam abgestimmten zentralen Ort pflanzten mehr als 40 Kinder einen großen Apfelbaum. Große Aufmerksamkeit erfuhr der "Kleine Goliath", ein von den Kindern gewünschter 19 Tonnen schwerer Findling, der vorab gemeinsam verortet und mithilfe von mehr als 70 jungen HelferInnen und einem 50-Tonnen-Kran gelegt wurde. Seither genießt er große Beliebtheit als Treffpunkt und Lümmelplatz.

Bei insgesamt fünf Bauaktionen pflanzten verschiedene Kindergruppen Wildrosen, Beeren, Birken und Weißdornsträucher. Von den gesetzten Haselnusssträuchern und Weiden können bald die ersten Ruten zum Bauen und Basteln verwendet werden. Unentbehrlich war zum Abschluss aller Aktionen das gemütliche Beisammensein bei Puten- und Suçuk-Würstchen vom Grill und Apfelsaftschorle, was regelmäßig und mit viel Liebe von MitarbeiterInnen des benachbarten interkulturellen Gartens "Rosenduft" unterstützt wurde. In den Sommerferien gestalteten die Kinder zusammen mit Kunsttherapeuten und einer Elterninitiative ein Holztor, welches seitdem den Haupteingang des Naturerfahrungsraumes markiert.

Zur Eröffnung und Übergabe des Naturerfahrungsraumes an die Kinder im Juni 2009 wurden alle Beteiligten und Interessierten eingeladen. Bei herrlichem Sommerwetter wurde die Hügel-Teichlandschaft gemeinsam mit Ehrenamtlichen des Technischen Hilfswerks geflutet und von rund 100 Kindern in Besitz genommen. Großen Zuspruch fand umgehend auch das Holzlager, die Äste und Stickel wurden zum Brückenbau und zur Errichtung von Holz-Tipis eingesetzt.

Kosten

Die Kosten für einen Naturerfahrungsraum unterscheiden sich von denen konventioneller Kinderspielplätze. Die Baukosten, zum Beispiel für die Modellierung des Geländes und für Pflanzungen sind deutlich geringer als die üblichen Investitionen bei Spielplätzen. Dies wird auch für die naturnahe Umgestaltung von Spielplätzen berichtet (Utz, unpubl.), bei der die Stadt Freiburg seit Jahren eine Vorreiterrolle einnimmt (Stadtgrün Freiburg 2004). Die Unterhaltungskosten sind bei Naturerfahrungsräumen und konventionellen Spielplätzen vergleichbar (vgl. Reinhard Witt, Seite 29 ff.).

Wie oben dargestellt, ist jedoch eine umfangreiche professionell angeleitete Partizipation zu empfehlen. Die damit verbundenen Kosten können reduziert werden, wenn Ehrenamtliche (Anwohner, Eltern, Erzieher) dabei einbezogen werden. Wie die positive Resonanz bei Aktionen und auch die Befragung durch Mattecka (2010) zeigten, gibt es hier ein großes Potenzial.

Sicherheit, Unterhaltung und Pflege

Zur Gewährleistung der Sicherheit erfolgten Planung und Bau in Anlehnung an DIN EN 1176 Teile 1-6, DIN 18034 und die Richtlinie "Naturnahe Spielräume" der gesetzlichen Unfallversicherung (GUV-SI 8014). Im direkten und aktiven Kontakt mit der Natur sollen die Kinder jedoch auch Risikokompetenzen erwerben. Vorhandene Risiken müssen für die Kinder deshalb erkennbar und abschätzbar sein, nicht jedoch vollständig eliminiert werden.

Die Pflege des Geländes erfolgte zunächst durch Mitarbeiter des interkulturellen Gartens "Rosenduft", seit der Parkeröffnung im September 2011 liegen Pflege und Unterhaltung in der Verantwortung der Grün Berlin GmbH.

Es finden tägliche Begehungen und wöchentliche, anhand eines Standarderhebungsbogens protokollierte Pflege- und Kontrollgänge statt. Monatlich wird eine Sicherheitsbegehung und einmal im Jahr eine Gesamtinspektion des Geländes durchgeführt, letzteres durch einen externen Gutachter. Zur langfristigen Betreuung des Naturerfahrungsraumes wurde ein Kooperationsvertrag vorbereitet, der mit dem zukünftigen Träger abgeschlossen werden kann, sobald die Trägerschaft für den Gesamtpark feststeht.

Erfahrungen und Akzeptanz

Der Naturerfahrungsraum wird gerne und regelmäßig aufgesucht, vormittags hauptsächlich von Kindergruppen. Förderlich war in den Sommermonaten die zweimal wöchentlich durchgeführte Flutung der Wasserlandschaft durch die Mitarbeiter des benachbarten interkulturellen Gartens "Rosenduft". Die Wasserlandschaft lockt im Sommer nachmittags Kinder auf die Fläche, nicht selten auch kleinere Kinder in Begleitung ihrer Eltern. Mattecka (2010) hat im Rahmen ihrer Diplomarbeit an der TU Berlin die Akzeptanz des Naturerfahrungsraumes auf dem Gleisdreieck im Winter nach der Eröffnung überprüft. Zwei Drittel der befragten 328 Eltern hatten demnach eine sehr hohe und ein Fünftel eine hohe Zustimmung zu Naturerfahrungsräumen im Allgemeinen. Von den befragten Eltern gaben 34 Prozent an, dass ihre Kinder bereits auf dem Naturerfahrungsraum gespielt haben.

Manche Eltern äußerten jedoch auch Ängste, ihre Kinder allein und unbeaufsichtigt spielen zu lassen (ebda.). Hier ist ein integriertes Konzept vorstellbar, mit dem auf die Bedürfnisse der Eltern eingegangen werden kann, zum Beispiel ein in Rufweite liegendes kleines Elterncafé (möglicherweise auch mobil) oder eine andere Möglichkeit für Eltern, sich aufzuhalten, damit die Kinder ungestört spielen und ihre Erfahrungen sammeln können. Im Park am Gleisdreieck sind das Liegewiesen und Bänke in unmittelbarer Nähe des Naturerfahrungsraumes. Regelmäßig durchgeführte Aktionen sind von elementarer Bedeutung, um den Naturerfahrungsraum und das Konzept auch bei folgenden Jahrgängen von Kindern und Eltern bekannt zu machen. So können mit der Unterstützung von "Rosenduft"-Garten, Elterninitiativen und anderen Interessierten weiterhin regionale und überregionale Veranstaltungen wie "Langer Tag der StadtNatur" und "Weltspieltag", aber auch Wasserfeste, Jahreszeitenfeste oder Pflanzaktionen durchgeführt werden. Nach Mattecka (2010) würden sich 25 Prozent der Eltern sogar aktiv in einem Trägerverein engagieren. Erzieherinnen und Lehrerinnen berichten, dass die Kinder an diesem Ort sehr kreativ und auch gemeinsam spielen, dass sich die Kinder hier länger und konzentrierter beschäftigen als auf herkömmlichen Spielplätzen, und dass manche Kinder auf dieser Fläche völlig ungeahnte kreative und soziale Fähigkeiten entwickeln und viel mehr aus sich heraus kommen.

Fazit

Der Naturerfahrungsraum im Park am Gleisdreieck ist der erste naturnahe Spielraum dieser Art in Berlin. Die umfangreiche Partizipation trug dazu bei, Eltern und Erzieher, Vertreter aus Bezirks- und Senatsverwaltung, aber vor allem Kinder im Einzugsbereich umfassend zu informieren und in das Projekt aktiv einzubinden. Neben wissenschaftlichen Studien, die bei dieser Spielform sowohl eine positive Persönlichkeits- und Sozialentwicklung als auch die Herausbildung eines eigenen Umweltbewusstseins festgestellt haben, erkennen zunehmend auch Eltern, Lehrer und Erzieher den Stellenwert von Naturerfahrungen für ihre Kinder. Sie bekunden großes Interesse an weiteren Naturerfahrungsräumen. Der Bedarf kann auch an der intensiven Nutzung des Naturerfahrungsraumes auf dem Gleisdreieck seit der Parkeröffnung abgelesen werden. Hier ist bereits erkennbar, dass die Fläche für die Anzahl der hier spielenden Kinder besser größer wäre.

Das Projekt hat in Berlin Vorbildfunktion. Mit dem Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben des Bundesamtes für Naturschutz "Naturerfahrungsräume in Großstädten am Beispiel Berlin", das von der Stiftung Naturschutz Berlin geleitet wird, soll nun die systematische Einrichtung, Beobachtung und Auswertung von Naturerfahrungsräumen im großstädtischen Kontext begonnen werden (s. Beitrag in diesem Heft, Seite 37 ff.).


Literatur

Bögeholz, S. (1999): Qualitäten primärer Naturerfahrung und ihr Zusammenhang mit Umweltwissen und Umwelthandeln. Leske & Budrich: Opladen, 237 S.

Brämer, R. (2006): Natur obskur. Wie Jugendliche heute Natur erfahren. Oekom: München, 182 S.

Chawla, L. (1998): Significant Life Experiences Revisted: A Review of Research on Sources of Environmental Sensitivity. The Journal of Environmental Education, 29, 3, 11-23.

Degünther, H. (2008): Naturnahe Spielräume in Rheinland-Pfalz - Flächenkategorie für große, extensiv genutzte Spielräume in Wohnungsnähe. In: Schemel, H.-J. und T. Wilke (Hrsg.): Kinder und Natur in der Stadt. BfN-Skripten 230, 137-207.

Gebhard, U. (2008): Die Bedeutung von Naturerfahrungen in der Kindheit. In: Schemel, H.-J. & T. Wilke (2008) (Hrsg.): Kinder und Natur in der Stadt. BfN-Skripten 230, 27-43.

Gebhard, U. (2009): Kind und Natur - Die Bedeutung der Natur für die psychische Entwicklung. 3. Aufl., VS: Wiesbaden, 313 S.

Heiland, S., S. Pobloth und S. Spielmans (2007): Naturerfahrungsräume
in Berlin - Vorstudie. Auftraggeber: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin. 84 S. Online im Internet: URL: www.stadtentwicklung.berlin.de/natur_gruen/lb_naturschutz/de/publikationen/studien.shtml (Stand 27.01.20129).

Heiland, S. & J. Heimann (2009): Machbarkeitsstudie zur Vorbereitung der Projektrealisierung von Naturerfahrungsräumen in Berlin. Auftraggeber: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin. 59 S. Online im Internet:
URL: www.stadtentwicklung.berlin.de/natur_gruen/lb_naturschutz/de/publikationen/studien.shtml [Stand 27.01.2012].

Mattecka, S. (2010): Akzeptanz von Naturerfahrungsräumen - Eine Untersuchung am Beispiel des Naturerfahrungsraums Gleisdreieck in Berlin. Diplomarbeit am Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung der TU Berlin, 136 S.

Rank, S. (2008): Entwicklung eines Naturerfahrungsraumes am Nassen Dreieck in Berlin Pankow unter besonderer Berücksichtigung der Bedeutung von Naturerfahrung für Kinder. Diplomarbeit an der TFH Berlin, 113 S.

Schemel, H.-J. und andere (1998): Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Naturerfahrungsräume - Ein humanökologischer Ansatz zur Sicherung von naturnaher Erholung in Stadt und Land. LV Landwirtschaftsverlag GmbH: Münster-Hiltrup, Bonn, Bad Godesberg, Angewandte Landschaftsökologie 19, 362 S.

Schemel, H.-J., K. Reidl und B. Blinkert (2005): Kinder brauchen Natur in der Stadt. Stadt+Grün 12, 32-39.

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (Hrsg.) (2007): Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2007. Online im Internet.
URL: www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/basisdaten_stadtentwicklung/monitoring/de/2007/index.shtml (Stand April 2009).

Stadtgrün Freiburg (2004): Geplante "Verwilderung" von Spielplätzen. Stadtgrün Freiburg lässt Kinderträume wahr werden. Amtsblatt Sonderseiten 1.10.2004. Online im Internet.
URL: www.freiburg.de/servlet/PB/show/1173159/AB_SS_2004-1001.pdf (Stand 27.01.2012).

Treblin, M. (2008): Bahn frei! Handlungsempfehlungen für Naturerfahrungsräume in Berlin. Diplomarbeit am Institut für Ökologie der TU Berlin, 115 S.

Utz, B. (o. J.): Naturnahe Kinderspielplätze in Freiburg, unpubliziert.

Autorin

Diplom-Biologin, TU-Berlin

Autor

Freischaffender Garten- und Landschaftsarchitekt

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