Einbindung in die Planungsinstrumente der Stadt Düsseldorf
Grünordnungsplan 2025 - rheinverbunden
von: Dipl.-Ing. Heidi Bartling, Dipl.-Biol. Norbert Richarz, Dipl. Ing. Doris TörkelDüsseldorf ist eine wachsende Stadt: In den letzten 16 Jahren wuchs die Einwohnerzahl um mehr als 20.000 Menschen. Die Prognose für das Jahr 2025 geht derzeit von 605.000 Einwohnern in der Landeshauptstadt aus. Mit dem Anstieg der Einwohnerzahl einhergehend vollzieht sich der Wandel hin zur Handels-, Dienstleistungs-, Medien- und Kommunikationsstadt. Ehemals verschlossene, industriell genutzte Standorte verwandeln ihr Gesicht und werden zu neuen offenen Stadtquartieren.
Diese neuen Quartiere bieten neben den Funktionen Wohnen und Arbeiten auch neue Freiräume, die es gilt, in einen gesamtstädtischen Verbund einzubinden. Stadtplanung kann nur im Zusammenspiel mit der Freiraumplanung funktionieren und tragfähige Strukturen für die Zukunft entwickeln.
Das Stadtentwicklungskonzept Düsseldorf (STEK) 2025 versucht, die verschiedenen Ansprüche und Themen der wachsenden Stadt zu bündeln. Der Grünordnungsplan rheinverbunden ist dafür ein Baustein.
Im Bewusstsein der Gesamtverantwortung für die Freiräume einer Stadt ist es dabei wichtig und notwendig, ein Leitbild zu entwickeln, um die Ziele und Entwicklungsperspektiven der Freiflächen aufzuzeigen und zu diskutieren. Dieser Aufgabe hat sich das Garten-, Friedhofs- und Forstamt der Landeshauptstadt Düsseldorf gestellt und in Zusammenarbeit mit BKR Aachen und DTP Essen den Grünordnungsplan "Düsseldorf 2025 - rheinverbunden" erarbeitet. Er gibt das Gerüst der Freiraumentwicklung vor, verbindet alte und neu entstehende Freiräume, berücksichtigt Aspekte des Klimawandels und der Biodiversität und versucht vor allem, die Lebensbedingungen der in der Stadt wohnenden Menschen zu verbessern.
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Der Grünordnungsplan und seine drei Ebenen - vom räumlichen Leitbild ins Quartier
Seit 1970 werden in Düsseldorf Grünordnungspläne aufgestellt. Der erste Grünordnungsplan aus dem Jahr 1974 hatte seinen Schwerpunkt in der Steuerung von Investitionen im Bereich der Spielplätze, der Kleingärten und der Friedhofsplanung. Mit der Aufstellung des Flächennutzungsplanes nach der Kommunalreform im Jahr 1975 wuchs die Bedeutung hin zum strategischen Planungsinstrument als Beitrag zur Stadtentwicklung für den baulichen Innenbereich. Im Jahr 1979 wurde die Grünordnungsplanung auf drei Ebenen und damit verbunden auf drei Konkretisierungsstufen durch einen Ratsbeschluss in Düsseldorf bindend.
War der erste gesamtstädtische Grünordnungsplan nach diesem drei-Ebenen-Modell als Ergänzung zum Landschaftsplan noch auf den Innenbereich beschränkt, so zeigte sich schon bei der Aufstellung des ersten GOP II die Notwendigkeit, den Außenbereich mitzudenken. Enge Verflechtungen unter dem Aspekt der Erholungsfunktion und des Biotopverbundes sowie die Konkretisierung von Bauflächenreserven aus dem Flächennutzungsplan und dem Regionalplan legten die Notwendigkeit offen, den gesamten Freiraum - Innen und Außen - zu betrachten. Damit wurde der Rahmen sowohl für die verbindliche Bauleitplanung als auch für den Landschaftsplan gesetzt, der in Nordrhein-Westfalen als Satzung beschlossen wird.
Der "Grünordnungsplan 2025 rheinverbunden" folgt dieser Zielvorgabe. Er ist ein strategisches Instrument für die Freiraumplanung der Gesamtstadt. Durch politische Beschlüsse des Stadtrates beim gesamtstädtischen GOP beziehungsweise der zuständigen Bezirksvertretungen bei den Grünordnungsplänen der Ebenen II und III erlangen diese eine verwaltungsinterne Verbindlichkeit und sind bei allen städtischen Planungen zu berücksichtigen.
Der Grünordnungsplan und sein Leitbild - der "rote Faden" für die Freiraumentwicklung
Etwa die Hälfte des 217 Quadratkilometer umfassenden Stadtgebietes von Düsseldorf kann als Freiraum definiert werden. Dazu gehören etwa 1500 Hektar Grünflächen mit 280 Parkanlagen, 13 kommunale Friedhöfe, 69 Kleingartenanlagen, 450 Spielplätzen, 3000 Hektar Wald und 3400 Hektar landwirtschaftlich genutzten Flächen. Der Rhein durchfließt das Stadtgebiet auf einer Länge von 42 Kilometern mit einer nicht verbauten Aue, die sich bis in das Stadtzentrum hineinzieht und die prominentesten Freiräume der Stadt an seinen Ufern präsentiert.
Mit diesen grünen Bausteinen gilt es, ein Netz zu knüpfen und Perspektiven zu entwickeln, die behutsam mit den noch zur Verfügung stehenden grünen Ressourcen umgehen. Mit der Entwicklung von Leitbildern für die Freiräume wird das sonst überwiegende Reagieren in ein vorsorgeorientiertes Agieren umgewandelt. Dabei bestimmt die Sichtweise auf die Gesamtstadt den Maßstab des GOP I. Das auf der Grundlage der Stadt- und Freiraumstrukturen basierende räumliche Leitbild stellt den "roten Faden" der Freiraumentwicklung der nächsten 20 bis 30 Jahre dar.
Der Entwurf eines räumlichen Leitbildes setzt eine sorgfältige Analyse des Bestandes voraus und stellt folgende Fragen:
- Was sind die besonderen, tragfähigen Freiraumstrukturen dieser Stadt?
- Was macht sie unverwechselbar?
- Wo liegen ihre besonderen Wertigkeiten?
- Welche geschichtlichen Spuren sind darin noch heute ablesbar?
- Wo liegen die "grünen Juwelen" dieser Stadt, die es für die Zukunft zu sichern und zu stärken gilt?
Das räumliche Grundgerüst der Düsseldorfer Freiraumentwicklung wird durch die bedeutende Freiraumachse Rhein im Westen, den "blauen Rheinstrom" und die ausgedehnten Waldgebiete im Osten, dem sogenannten "grünen Rücken" der Stadt, gebildet. Sechs "Verbinder" in Ost-West-Richtung stellen diese beiden stadtklimatisch so bedeutsamen Ausgleichsräume in Beziehung und bilden das stabile räumliche Leitbild des Freiraumverbundes.
Die wertvollen Freiraumstrukturen am Rhein machen eins deutlich: Düsseldorf ist "rheinverbunden" - der Titel des Grünordnungsplanes ist ableitbar.
Der "grüne Rücken" entlang der Niederterrassenkante im Osten der Stadt stellt große, zusammenhängende Landschaftsräume dar, die sich aufgrund ihrer Topografie deutlich über das übrige Stadtgefüge erheben. Das hügelige, bewegte Relief zieht viele Naherholungssuchende an und stellt Schwerpunkträume des Arten- und Biotopschutzes in Düsseldorf dar.
Die sechs "Verbinder" sind in weiten Teilen von Gewässersystemen geprägt. Sie verlaufen durch die dicht bebauten Stadtquartiere, gliedern sie und stellen wichtige wohnungsnahe Freiräume dar, die die Lebensbedingungen der hier Wohnenden deutlich verbessern. Viele Freizeitschwerpunkte mit stadtweiter Bedeutung liegen unmittelbar in oder an diesen "Verbindern".
Das vierte Strukturelement des hier vorgestellten Freiraumsystems sind die so genannten "Zwischenräume". Sie bilden mit ihren Freiräumen in vielen Stadtquartieren die Grundversorgung. Ziel ist es, Verknüpfungen aufzubauen, die auf die Verbinder zuführen.
Durch diese Grundstruktur des Freiraumsystems entstehen planungsmethodisch 27 Teilräume, für die jeweils Ziele und Maßnahmen definiert werden.
Der Grünordnungsplan und seine Teilräume - das Beispiel Innere nördliche Düssel
Der hier ausgewählte Teilraum Nr.16 als "Verbinder" zwischen dem Rhein im Westen und den Waldbereichen im Osten der Stadt zeigt beispielhaft die Verknüpfung von alten, historisch bedeutenden Gartendenkmälern mit den neu entstandenen Parkanlagen der Konversionsflächen. Alt und Neu sind hier eng miteinander verknüpft.
Ausgangspunkt im Westen sind der traditionsreiche Hofgarten, die Ständehausanlagen und der Spee´sche Graben, die zusammen mit der berühmten Königsallee auf den ehemaligen Befestigungsanlagen der Stadt den ersten grünen Ring bilden. Von hier aus gelangt man zu den nördlich der Innenstadt neu entstandenen Parkanlagen auf dem Gelände des ehemaligen Derendorfer Güterbahnhofs. Verbindendes Element innerhalb dieses Teilraumes ist die Innere Nördliche Düssel, die Namensgeberin der Stadt. Zukünftiges Ziel ist es, den Gewässerverlauf innerhalb der Stadt erlebbarer zu gestalten.
Der Grünordnungsplan und seine Umsetzungsstrategien - vom Biotopverbund zum Kompensationskonzept
Eingebettet in den GOP I ist ein flächendeckendes Biotopverbundkonzept, das Kern- und Pufferflächen, Verbundkorridore und Entwicklungsbereiche definiert. Kernflächen sind die Natur- und FFH-Gebiete, die geschützten Biotope sowie landesweit bedeutsame Biotopverbundflächen. Zum Schutz dieser definierten Kernflächen werden im Umfeld Puffer- und Entwicklungsflächen ausgewiesen. Verbundkorridore und Trittsteinbiotope vernetzen die Kernflächen, Puffer- und Entwicklungsbereiche miteinander.
Das hier in seinen Grundzügen beschriebene Biotopverbundkonzept bildet die Grundlage für die Fortschreibung des Landschaftsplanes in Düsseldorf. Bei dessen Umsetzung soll unter anderem das Instrument der Eingriffsregelung genutzt werden. Der GOP I beinhaltet daher auch ein räumliches Kompensationskonzept, das die Stärkung der Kernzonen, die Aufwertung der Puffer- und Entwicklungsflächen sowie die Optimierung der Verbundkorridore verfolgt.
Um dieses Ziel zu erreichen, wurden 14 Räume definiert, die sich für eine ökologische Aufwertung anbieten. Sofern landwirtschaftlich genutzte Flächen betroffen sind, werden Wege der produktionsintegrierten Kompensation gesucht. Bisher wurden schwerpunktmäßig Ackernutzungen auf ökologisch ungeeigneten Standorten, zum Beispiel in Auenbereichen, in extensives Grünland umgewandelt. Zur dauerhaften Sicherung werden mit den Landwirten entsprechende Pflege- und Bewirtschaftungsverträge abgeschlossen. Mit diesen Maßnahmen wird ein Beitrag zur Sicherung der Kulturlandschaft und der Landwirtschaft in Großstadtnähe gefördert.
Der Grünordnungsplan und der Pfingststurm Ela - Langfristige Perspektive und Aktualitätsanspruch
Der Sturm "Ela" hat am 9. Juni 2014 verheerende Schäden an den Grünstrukturen der Stadt Düsseldorf angerichtet. 30.000 Bäume gingen verloren und weitere 24.000 Bäume benötigen intensive Pflegemaßnahmen, um sie zu erhalten.
In nur wenigen Stunden gingen seit Jahrzehnten liebgewonnene Park- und Waldbilder verloren. Von den insgesamt 32 eingetragenen Gartendenkmälern sind 16 stark zerstört worden. Der Wiederaufbau dieser Strukturen wird mehrere Jahre in Anspruch nehmen, siehe auch Elke Lorenz S. 31ff.
In Düsseldorf ist durch langjährige Messreihen festzustellen, dass sich in den letzten 60 Jahren die Zahl der Sommertage über 25 Grad deutlich erhöht hat: von 30 Tagen pro Jahr auf über 40 Tage pro Jahr. Auch die jährliche Sonnenscheindauer hat sich stark verlängert: von 1200 Stunden pro Jahr auf 1600 Stunden pro Jahr. Hinzu kommt die steigende Anzahl unterschiedlicher Baumkrankheiten, die in jüngster Vergangenheit vermehrt auftreten, sich ausbreiten und damit den vorhandenen Baumbestand schwächen. Die hier nur kurz angerissenen aktuellen Geschehnisse zeigen eins sehr deutlich: Der viel diskutierte Klimawandel ist längst in unseren Städten angekommen.
Die Grünordnungsplanung zeigt über ihr langfristig angelegtes Leitbild, welche Strukturen aufgebaut werden müssen, um Strategien für die Klimaanpassung entwickeln zu können. Der Erhalt vorhandener und die Schaffung neuer Freiflächen in der Stadt ebenso wie die Verknüpfung von Kalt- und Frischluftentstehungsgebieten sind daher vorrangige Ziele.
Die Anpassung an den Klimawandel kann nur schrittweise erfolgen. Der Wiederaufbau der durch Ela verloren gegangenen Grünstrukturen wie der Ersatz der rund 3000 verloren gegangenen Straßenbäume wird in 20 oder 30 Jahren zu dem notwendigen Schatten führen, der in den dicht bebauten Stadtquartieren helfen wird, die Wärmeinseln erträglicher zu gestalten.
Der Grünordnungsplanung in Düsseldorf - ein Ausblick
Der gesamtstädtische Grünordnungsplan 2025 rheinverbunden wird aktuell in den politischen Gremien der Stadt Düsseldorf beraten und voraussichtlich nach der Sommerpause 2015 vom Rat beschlossen werden. Damit ist er zukünftig im Rahmen der Bauleitplanung, städtebaulicher Konzepte und Projekte der Verkehrsentwicklung zu berücksichtigen. Der Stellenwert der strategischen Freiraumplanung in Düsseldorf wird damit unterstrichen. Darüber hinaus initiiert er zahlreiche Projekte, die in den nachfolgenden Konkretisierungsebenen II und III für die zehn Stadtbezirke zu detaillieren sind und so hoffentlich auf viele Baustellen getragen werden können. Einzelne Leitprojekte wurden bereits begonnen:
- Erster Grüner Ring - die Renaissance der Gartenstadt
- Die Parkanlagen auf den ehemaligen Befestigungsanlagen der Stadt sind bedeutende Gartendenkmäler und stellen das grüne Erbe Maximilian-Friedrich-Weyhes dar. Die Erhaltung und der Wiederaufbau dieser durch den Sturm "Ela" stark zerstörten Parkanlagen stellen ein Leitprojekt des Grünordnungsplanes dar.
- 1000 Bäume für Düsseldorf - Konzept zum Umgang mit dem Straßenbaumbestand. Die Beseitigung der Sturmschäden am Düsseldorfer Straßenbaumbestand wird noch einige Jahre in Anspruch nehmen. Neben dem Ersatz der verloren gegangenen Straßenbäume wird derzeit geprüft, in welchen Stadtquartieren zusätzliche Baumpflanzungen sinnvoll sind. Grundlage ist eine aktuell erarbeitete Zukunftsbaumliste für die Straßenbäume in Düsseldorf und festzulegende Qualitätsstandards für nachhaltige Baumpflanzungen in der Stadt.
- Hof- und Fassadenbegrünung: Durch ein stadtinternes Förderprogramm sollen Maßnahmen zur Hof- und Fassadenbegrünung finanziell unterstützt werden. Dieser konkrete Beitrag zur Klimaanpassung wird derzeit erarbeitet.
Mit dem hier vorgestellten "Grünordnungsplan 2025 rheinverbunden" knüpft Düsseldorf an seine lange, bewährte Tradition der Freiflächenplanung an und versucht die wertvollen, grünen Strukturen, die diese Stadt so lebenswert machen, in die nächste Dekade zu tragen.