Eine ganzheitliche Betrachtung von „Spielen in der Stadt“

Spielflächenkonzept Bonn

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Spielräume in der Stadt
Ganz unterschiedlich gestaltete Spielflächen in Bonn bekommen mit dem Spielflächenkonzept eine umfassende Grundlage. Foto: Michael Sondermann/Bundesstadt Bonn

Die DIN 18034 gibt Hinweise hinsichtlich der Planung von Spielplätzen, die DIN EN 1176 zeigt die Sicherheitsanforderungen an Spielplätze auf, die Fallschutzanforderungen werden gemäß Prüfverfahren nach DIN EN 1177 gehandhabt, dazu kommen unter anderem noch Merkblätter der Gemeindeunfallversicherung und viele normative Vorgaben im Spielflächenmanagement mehr.

Doch inwieweit Spielflächen in einer Stadt und im hier geschilderten Beispiel der Stadt Bonn darüber hinaus ortsspezifisch und nutzerorientiert geplant, umgesetzt und unterhalten werden, ist weder in einschlägigen Normen noch in Merkblättern der Versicherungen zu lesen.

Die Stadtverwaltung Bonn hat 1978 bereits eine erste Spielplatzbedarfsplanung aufgelegt. Schon im Jahr 1975 war die Verwaltung vom Stadtplanungsausschuss beauftragt worden, im Rahmen der Flächennutzungsplanung auf der Grundlage des Runderlasses des Innenministeriums NRW einen Spielplatzbedarfsplan zu erarbeiten. Die Ausbreitung der Siedlungsräume und die Expansion des Straßenraums hatten auch in Bonn die ursprünglichen, natürlichen Spielbereiche der Kinder, wie unbelastete Straßenräume, Äcker, Wiesen, attraktive Hinterhöfe und Gärten, stark reduziert. Es erschien deshalb nicht nur wichtig, für Kinder und Jugendliche abgegrenzte "Schonräume" allein durch Vermehrung des Flächenangebots an Spielplätzen zu schaffen, sondern darüber hinaus vor allem stufenweise das unmittelbare Wohnumfeld spielgerecht zu gestalten.

Im Jahr 2004 wurde das Thema Spielplatzbedarfsplanung erneut aufgegriffen und Kriterien für eine flächendeckende und bedarfsgerechte Versorgung der Stadt mit öffentlichen Spielplätzen entwickelt. Hier wurden die Bezugsgrößen Anzahl der Kinder, die Bebauungsdichte und der tatsächliche Bestand an Spielplätzen in einem Bezirk zu Grunde gelegt. Dabei wurden Beteiligungsverfahren, welche Kinder, Jugendliche sowie alle Anwohnerinnen und Anwohner gezielt einbeziehen, weiterentwickelt und angewandt. Seit 2013 wird die Spielplatzbedarfsplanung als kontinuierlicher Prozess in Bonn fortgeschrieben. Neu und die zuvor geschilderten Ansätze ergänzend ist das Vorgehen im Spielflächenkonzept.

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Spielräume in der Stadt
Gespielt wird nicht nur auf klassischen Spielflächen, sondern, wie hier zu sehen, auch auf den Wiesen in Bonner Parkanlagen. Das Spielflächenkonzept wird sich in Zukunft sicher auch damit auseinandersetzen. Foto: Michael Sondermann/Bundesstadt Bonn
Spielräume in der Stadt
Auch bei niedrigen Temperaturen wird gespielt in Bonn. Foto: David Baier/Bundesstadt Bonn

Das 2015 abgeschlossene, erste Spielflächenkonzept der Stadt Bonn ist als Startpunkt eines Prozesses zu verstehen: Ziel dieses Prozesses ist es, die mannigfaltigen, sektoralen Betrachtungen der Spielplatzplanung- und Unterhaltung in städtischer Hand in einem ganzheitlichen Werk zusammenzuführen, so dass als Ergebnis das Angebot qualitativ hochwertiger, nutzerfreundlicher Spielflächen sichergestellt und weiterentwickelt werden kann. Besonders zu berücksichtigen ist, dass aufgrund der schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen im städtischen Haushalt die zur Verfügung stehenden Finanz- und Personalressourcen in immer begrenzterem Umfang zur Verfügung stehen. Ein Optimierungsprozess der Bearbeitung des Themas "Spielen in der Stadt" innerhalb der Verwaltung war und ist aufgrund dessen notwendig und sinnvoll.

Somit werden in dem beschriebenen Spielflächenkonzept die statistischen Auswertungen aus der Spielflächenbedarfsplanung und die räumlich-thematischen Aspekte aus der Spielleitplanung miteinander verknüpft und zudem mit den Gesichtspunkten der Instandhaltung einschließlich Kontrolle und Wartung in Verbindung gebracht.

Aufbau des Spielflächenkonzeptes der Stadt Bonn

Daraus ableitend ergibt sich der Aufbau des Spielflächenkonzeptes von den Grundlagen und konkreten örtlichen Rahmenbedingungen des Spielflächenbedarfs und der Planungsinhalte hin zu den Abläufen der Kontrolle und Wartung. Das Konzept wurde bewusst nicht Spielplatzkonzept, sondern Spielflächenkonzept genannt, da auch Räume, die nicht explizit als Spielplätze ausgewiesen sind, den Nutzern als Aufenthalts- und Spielorte dienen. Aktuell umfasst das Konzept bisher allerdings ausschließlich Spielplätze, Außenanlagen von Schulen/Kindergärten und Bolzplätze. Perspektivisch werden weitere Spielflächen, wie sonstige Grünflächen oder Spielstraßen, in das ganzheitliche Konzept integriert. Auf 430.000 Quadratmetern stehen heute in Bonn neben den wertvollen, bespielbaren Gesamtflächen mit Wiesen, Bäumen, Sträuchern und sonstigen, natürlichen Strukturen mehr als 4000 einzelne Spielgeräte zur Verfügung.

Die Anzahl der Spielflächen in Bonn; In unmittelbarer Verantwortung der Stadtverwaltung:

  • Öffentliche Spielplätze: 331
  • Kindergärten: 66
  • Schulen: 105, nach Schulschluss überwiegend öffentlich zugänglich
  • Freibäder: 6, teilweise im Winter öffentlich zugänglich

Weitere Angebote, wie Spielhäuser, Spielmobile und betreute Spielplätze komplettieren das Angebot für die Nutzer.

Das Spielflächenkonzept besteht aus zwei Abschnitten. Zum einen die thematische Herleitung und generelle Analyse zum Thema Spielen und zum anderen die Regelungen in der Verwaltung von der statistischen Bedarfsermittlung über die Haushaltsmittel bis hin zum benötigten Personal.

Abschnitt I

Der in sechs Punkte unterteilte erste Abschnitt des Spielflächenkonzeptes befasst sich mit

  • der Bedarfsermittlung
  • dem Spielen in Bonn
  • den Bedarfen und Anforderungen
  • der Planung von Spielflächen
  • dem Bürgerservice
  • dem Blick nach außen

Besonderer Wert wird unter anderem auf die Regelung der Planungsabläufe, ob Neubau oder grundlegende Sanierung, gelegt. Hier spielt die Partizipation möglichst aller Interessierter und Betroffener eine entscheidende Rolle, die das Spielflächenkonzept beschreibt. In der Praxis folgt daraus der konkrete Umgang mit dem Thema Bürgerbeteiligung vor Ort.

Spielräume in der Stadt
Die Erarbeitung von Leitthemen gemeinsam mit den Nutzern im Vorfeld ist ein wichtiger Bestandteil des Spielflächenkonzeptes. Hier das Thema „Gärtnern“am neuen Spielplatz in der Maxstraße ... Foto: Bundesstadt Bonn
Spielräume in der Stadt
… Hier das Thema „Landwirtschaft“ am neuen Spielplatz in Buschdorf-Rosenfeld. Foto: David Baier/Bundesstadt Bonn
Spielräume in der Stadt
So sieht aktive Mitwirkung aus. Foto: Bundesstadt Bonn
Spielräume in der Stadt
Die Kinder wissen genau, was sie wollen. Foto: Bundesstadt Bonn

Praxisbeispiel "Partizipation"

Dem chinesischen Philosophen Laozi (Laotse) wird folgendes Zitat zugeschrieben:

"Was du mir sagst, behalte ich einen Tag, was du mir zeigst, behalte ich eine Woche, woran du mich mitgestalten lässt, ein ganzes Leben".

Getreu dieser alten Weisheit hat Beteiligung von Kindern und Jugendlichen aber auch von Eltern und Anwohnenden an Planungs- und Gestaltungsprozessen im Bereich der Spiel- und Freizeitflächen für die Stadt Bonn einen hohen Stellenwert, was sich in den Darstellungen des Spielflächenkonzeptes konsequent widerspiegelt.

Exemplarisch nutzt die Stadtverwaltung unter anderem ein "Großprojekt", um unterschiedliche Möglichkeiten von Beteiligung und Teilhabe anzuwenden und darüber auch Erkenntnisse für künftige Verfahren zu gewinnen. Bei dem Großprojekt handelt es sich um das Bund-Länderprogramm "Soziale Stadt", im Rahmen dessen die Förderung des Stadtteils Bonn Neu-Tannenbusch im Jahr 2009 begonnen wurde. Bei der Erstellung eines integrierten Handlungskonzeptes, das als eine wesentliche Voraussetzung zur Gewährung der Fördermittel entwickelt wurde, nahmen die Bereiche Gestaltung des öffentlichen Raumes und Erneuerung von Spiel- und Freizeitflächen viel Raum ein. Ziel war es, mit neuen und attraktiven Angeboten für alle Bewohnerinnen und Bewohner die Lebensqualität im persönlichen Wohnumfeld nachhaltig zu verbessern und damit eine höhere Identifikation mit dem eigenen Quartier zu erreichen. Bereits dieses integrierte Handlungskonzept war Produkt einer umfangreichen Beteiligung von Bewohnerinnen und Bewohnern sowie von Fachkräften aus den unterschiedlichen Fachämtern und mit externer Unterstützung. In Stadtteilkonferenzen, Workshops und Interviews wurden Ideen, Wünsche, Einschätzungen und Erwartungen gesammelt und zu einem gemeinsamen Konzept gebündelt.

Für den Bereich der Spielplätze im Stadtteil wurde festgelegt, zunächst eine separate, ortsteilbezogene "Spielleitplanung" zu erstellen. Diese Spielleitplanung sollte die Erneuerung der Spielplätze unter ein gemeinsames Motto stellen, welches geeignet war, die Besonderheiten des Quartiers widerzuspiegeln und Vielfalt bei der Umsetzung an den verschiedenen Standorten zuzulassen. In den Stadtteilkonferenzen und Workshops wurden die Besonderheiten des Stadtteils herausgearbeitet, was keine Schwierigkeiten bereitete. Neu-Tannenbusch ist ein Quartier, in dem neben Einheimischen zahlreiche Migrantinnen und Migranten aus vielen verschiedenen Herkunftsländern leben. Sehr schnell einigte man sich daher auf das Motto "Reisen und Träumen um die Welt". Mit Unterstützung eines externen Planungsbüros wurde daraufhin der aktuelle Bestand auf den Spielplatzflächen erfasst und die Bedeutung für das jeweilige direkte Wohnumfeld und das Quartier insgesamt über Befragungen ermittelt. Es wurde beschlossen, alle vorhandenen Spielplätze zu erhalten und diese mit den späteren Nutzerinnen und Nutzern neu zu planen und zu bauen.

Im Zentrum von Neu-Tannenbusch befindet sich das sogenannte Gleisdreieck, ein ca. 14000 Quadratmeter großes Areal zwischen Bahngleisen, welches bereits bei der Entstehung des Quartiers als zentrale Spiel- und Freizeitfläche angelegt worden, aber in die Jahre gekommen war. Alle Beteiligten waren sich einig, dass diese Fläche belebt und für Kinder, Jugendliche und Familien als attraktiver Freizeit- und Begegnungsort aufgewertet werden sollte.

Am Anfang des Beteiligungs- und Planungsprozesses wurde daher ein großes Auftaktfest auf dem Gelände veranstaltet. Hierbei wurden gezielt Kindergärten, Schulen, Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen aber auch Vereine und Migrantenselbsthilfegruppen an der Vorbereitung und Durchführung beteiligt. Fast einhundert Aktive und mehrere Hundert Besucherinnen und Besucher feierten so im Oktober 2010 unter freiem Himmel mit Musik, Gesang, Tanz, sportlichen Aktivitäten und kulinarischen Spezialitäten aus fernen Ländern.

Gleichzeitig wurden mit vielen Bürgerinnen und Bürgern Gespräche geführt, und auf Plakaten über den bevorstehenden Beteiligungsprozess informiert. Dann begann die aktive Phase. An einem Wochenende wurde in dem Spielhaus, welches sich auch auf dem Areal befand, mit Kindern, die dieses Haus regelmäßig besuchten, ein Workshop durchgeführt. Etwa 20 Kinder zwischen sechs und 14 Jahren durchstreiften mit pädagogischen Fachkräften des Amtes für Kinder, Jugend und Familie und dem leitenden Ingenieur des Amtes für Stadtgrün, die den Prozess gemeinsam moderierten, das Gelände, machten Beobachtungen und entwickelten spontan erste Ideen und Vorschläge. "Hier will ich eine große Tunnelrutsche." "Dort soll man skaten oder im Winter rodeln können."

Nach zwei Stunden versammelten sich alle Teilnehmer im Spielhaus, und die Kinder setzten ihre Ideen in Bildern und Modellen mit vielfältigen Bastelmaterialien um. Die Ergebnisse wurden anschließend im Quartiersbüro, das als Informationsbüro zur Sozialen Stadt in zentraler Lage eingerichtet war, ausgestellt. Modelle und Bilder verblieben dort bis zur späteren Realisierung der Neugestaltung des Platzes, und sie wurden interessiert von den Bewohnerinnen und Bewohnern betrachtet. Immer wieder war zu beobachten, dass Kinder, die an dem Workshop beteiligt waren, Freundinnen und Freunde aber auch ihre Eltern gezielt zu ihren Werken hinführten, diese erklärten und bestaunen ließen.

In anderer Form wurden Jugendliche beteiligt. Eine Gruppe Schülerinnen und Schüler der Realschule des Stadtteils hatte sich bereits in einem Schulprojekt mit Demokratieverständnis, kommunalen Strukturen und Instrumenten zur Mitbestimmung und Mitgestaltung beschäftigt und so wichtige Vorerfahrungen gemacht, die sie jetzt in den Beteiligungsprozess einbringen konnten. Über ein Jahr lang traf sich diese Gruppe Jugendlicher im Alter zwischen 13 und 16 Jahren mehrfach mit den beauftragten Landschaftsarchitekten und der Verwaltung zu Gesprächsrunden, bei denen auf der Grundlage der bereits vorliegenden Ideen weiter geprüft, geplant und diskutiert wurde. Aufgrund der Lage des Spielplatzes zwischen Bahngleisen verdichtete sich das zentrale Thema "Träumen und Reisen um die Welt hier schließlich zu "Reisen mit der Bahn". Die Leitthemenfindung zu öffentlichen Spielflächen ist sicher kein neuer Punkt in der Spielflächengestaltung. Im Rahmen des städtischen Spielflächenkonzeptes wurde dieser aber besonders herausgehoben, da sich die Identifikation der Nutzer über Leitthemen als erfolgreiches Instrument bewährt hat.

Auch diese Ergebnisse, die schließlich zur endgültigen Planung führten, wurden der Öffentlichkeit im Stadtteil präsentiert. Die Präsentation erfolgte im Rahmen einer Stadtteilkonferenz, in der die Jugendlichen selbst einen Teil des Vortrages übernahmen und über den Prozessverlauf berichteten. An der anschließenden Umsetzung des Bauvorhabens konnten sich Kinder und Jugendliche in Form von Mitmachtagen aktiv beteiligen.

Das praktische Anpacken und die Sinneserfahrungen im Umgang mit Erde, Pflanzen, Wasser beim Bauen des eigenen Spieleparadieses sind unbezahlbare Erfahrungen für die Kinder und Jugendlichen aber auch für die Planer und Bauleiter. Die hier mitgenommenen Eindrücke der Begeisterung am Bau belohnen für die vielen Stunden theoretischer Herleitung der Planungen.

Den Abschluss der Gesamtmaßnahme bildete ein Fest zur Einweihung der neuen Spiel- und Freizeitanlage, an dem sich wieder zahlreiche Einrichtungen, Vereine und Gruppen aus dem Quartier beteiligten. Denn besonders an den Plätzen, an denen zur Übergabe des Gebauten ausgiebig gefeiert wird, kann Begeisterung auch spontan sichtbar werden. Für die weitere Bereitstellung von Finanzmitteln und zur Förderung gesellschaftlicher/politischer Akzeptanz sind gut vorbereitete Einweihungen von Spielflächen daher unerlässlich.

Auch für die Phase nach der Realisierung sieht das Spielflächenkonzept ein Feedback und eine Betrachtung des Geleisteten vor. Denn selbstkritische Rückblicke aller Beteiligten können zum einen die Möglichkeit der Nachbesserung zum anderen die Möglichkeit der Optimierung bei folgenden Vorhaben mit sich bringen. Hier sind dann auch die entwerfenden Landschaftsarchitekten selbstkritisch gefordert, insbesondere für viele Büros ist dies eine neue Herausforderung, die in der HOAI noch nicht klar benannt ist.

Parallel zur Planung und Neugestaltung des KBE-Dreiecks erfolgten Beteiligungen an weiteren Spielplatzprojekten nach ähnlichem Muster. Die erste Phase bildeten Streifzüge mit den vertrauten Lehrern, Erzieherinnen, pädagogischen Mitarbeitern des Trägers und Mitarbeitern des Jugendamtes zu den Plätzen und in deren Umfeld. Hierbei wurde bereits auf Besonderheiten der Rahmenbedingungen wie Zugänglichkeit, Einsehbarkeit, Beleuchtung, persönliches Sicherheitsempfinden und Möglichkeiten der künftigen Geländenutzung eingegangen. In der zweiten Phase, zu der der beauftragte Landschaftsarchitekt ebenfalls hinzugezogen wurde, wurden vor Ort auf den Spielflächen Workshops durchgeführt, die zur konkreten Ideensammlung und groben Planung dienten. Hierbei wurden unter dem Leitthema Themen zu den einzelnen Plätzen entwickelt. Es wurde über künftige Zielgruppen und die Aufteilung der Flächen diskutiert und Ausstattungswünsche festgehalten. Anschließend wurden die Anmerkungen, Ideen und Vorschläge von dem Landschaftsarchitekten fachgerecht in Pläne übertragen, die in der dritten Phase den Kindern und Jugendlichen präsentiert und mit diesen noch einmal erörtert wurden. Eine vierte Phase ist in Form von "Mitmachtagen" bei den Arbeiten auf den Plätzen vorgesehen.

Gleichzeitig wurden Spielplatzpaten gesucht, ein weiterer Punkt des ganzheitlichen Ansatzes im Spielflächenkonzept. Vorgesehen war, hierbei auch Kinder und Jugendliche der in der Planung beteiligten Einrichtungen einzubeziehen. Ebenso sollten Eltern und Großeltern, Initiativen und Gruppen sowie Institutionen und Einrichtungen gefunden werden, die sich selbst häufig mit Kindern auf einem Spielplatz aufhalten oder aus der unmittelbaren Umgebung des Platzes kommen. Dieser Prozess benötigt jedoch mehr Zeit als erwartet und erhöhten personellen und zeitlichen Aufwand besonders in der Anfangsphase, und er dauert daher noch an.

Ziel ist es, durch den ehrenamtlichen Einsatz von Spielplatzpatinnen und Spielplatzpaten die Kinder besser zu schützen und das soziale Miteinander im Wohnumfeld zu fördern. Vandalismus soll durch eine stärkere Identifikation deutlich reduziert werden. Spielplatzpatinnen/Spielplatzpaten sollen ein Bindeglied zwischen dem Spielplatz, den Spielplatznutzerinnen und Spielplatznutzern, der Nachbarschaft und der Verwaltung darstellen. Als Ansprechpartnerin/Ansprechpartner vor Ort sollen sie die Verwaltung über aktuelle Entwicklungen und Erfordernisse informieren, Spielplatzfeste organisieren. Zahlreiche Spielplatzpaten sind in Bonn bereits vor Ort aktiv.

Spielräume in der Stadt
Die alltäglichen Erfahrungen der städtischen Mitarbeiter in der Spielplatzkolonne fließen in die Festlegungen der Rahmenbedingungen ein. Foto: Bundesstadt Bonn
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Zur großen Einweihungsfeier kommt, neben den zahlreichen Bürgern, auch der Oberbürgermeister. Foto: Arnulf Marquardt-Kuron/Bundesstadt Bonn
Spielräume in der Stadt
Der neue Spielplatz erfreut sich nach intensiver Beteiligung und gemeinsamer Umsetzung mit Kindern und Jugendlichen großer Beliebtheit. Foto: Arnulf Marquardt-Kuron/Bundesstadt Bonn

Abschnitt II

Abschnitt II des Spielflächenkonzeptes befasst sich zentral mit der Verwaltung der Spielflächen. Neben der neu geregelten Arbeitsaufteilung innerhalb der Verwaltung, konzentriert auf die beiden Ämter "Amt für Stadtgrün" und "Amt für Kinder, Jugend und Familie", geht es hier um die Themen:

  • Bestandserfassung
  • Unterhaltung
  • Personal
  • Kosten der Bestandserfassung, der Unterhaltung, des Personals, der Sanierung und des Ersatzes abgängiger Geräte sowie der auftretenden Kosten.

In diesem Abschnitt wird besonders deutlich, wie vielfältig die Aufgaben rund um das Thema Spielen auf öffentlichen Flächen für kommunale Verwaltungen sind. Dem interessierten Bürger und Politiker bietet sich so die Möglichkeit, Einblicke in Grundlagen der Kontrolle, Pflege oder der Sicherstellung der Verkehrssicherheit zu nehmen. Die Verknüpfung mit dem Grünpflegekonzept des Amtes für Stadtgrün ermöglicht zudem eine direkte Übersicht der Einstufung in die Pflegeklassen und damit verbundenen Arbeiten. Darüber hinaus bieten übersichtliche Schaubilder eine Darstellung aller zu tätigenden Aufgaben und die dazugehörigen Ämter und Abteilungen, die in Folge einer Verfügung der Verwaltungsspitze auf zwei Ämter konzentriert wurden.

Auch die erarbeitete Dienstanweisung zur Wartung und Kontrolle öffentlicher Spielgeräte ist über das Spielflächenkonzept für jeden Interessierten nun jederzeit nachvollziehbar, genauso wie die Übersicht der Rahmenbedingungen zur baulichen Umsetzung von Spielplätzen in Bonn, da die Ergebnisse auf der städtischen Homepage veröffentlicht wurden.

Diese Rahmenbedingungen dienen den verwaltungsinternen Kolleginnen und Kollegen bei Ausschreibung und dem Bau vor Ort als "roter Faden" in allen konkreten Fragen der Materialwahl, der Detailkonstruktion und Möblierung.

So werden neben den bekannten UVV oder GUV-Aussagen ergänzend die sehr wichtigen Erfahrungen der eigenen Spielplatzkolonnen vor Ort eingebracht und immer wieder aktualisiert.

Externe Auftragnehmer, ob Landschaftsarchitekten oder Garten- und Landschaftsbauunternehmen verpflichten sich zur Einhaltung dieser Rahmenbedingungen. Insbesondere der notwendige und geforderte sensible Umgang mit begrenzten Unterhaltungsmitteln bei gleichbleibender oder sogar höherer Spiel- und Aufenthaltsqualität setzt die Definition solcher Rahmenbedingungen voraus.

Beispielhaft sind hier die Konstruktion der Schaukelquerträger ausschließlich aus Metall in der Neu- und Ersatzbeschaffung von Spielgeräten oder der angestrebte Verzicht auf Perlkiesflächen neben Plattenflächen zur Vermeidung von Rutschgefahren zu nennen. Praxiserfahrungen, die in der Weiterentwicklung städtischer Spielräume sehr wertvoll sind und mittels der Nennung in den Rahmenbedingungen nicht verloren gehen. Wie sich in zahlreichen öffentlichen Debatten immer wieder zeigt, ist das Verständnis der komplexen Verwendung von kommunalen Haushaltmitteln schwierig.

Aus diesem Grund wird im Spielflächenkonzept nicht nur das konkrete Beispiel der Umgestaltung einer Spielanlage exemplarisch gezeigt sondern darüber hinaus auch die Jahresanmeldung im Rahmen des städtischen Doppelhaushaltes 2015/16 in allen Einzelpositionen als Beispiel aufgeführt. So wird deutlich, dass über die Neuanlage eines Spielplatzes hinaus die Unterhaltungsthemen von der Wartung der Kletternetze über den Austausch verhärteter Fallschutzmaterialien und vieles mehr bei rund 500 Spielflächen im Stadtgebiet auch unter finanziellen Aspekten immer mitzudenken sind.

Fazit und Ausblick

Zum Abschluss des Spielflächenkonzeptes wird mit wenigen Worten ein Fazit gezogen, dass verstärkt das Leitbild einer kinder- und familienfreundlichen Stadt Bonn heraushebt. Dabei sollen die hier konkret genannten Punkte in zukünftigen Beratungen immer wieder beachtet werden. Hierzu gehört unter anderem die Sicherstellung einer professionellen, planerischen Begleitung des Gestaltungs- und Umsetzungsprozesses durch ausreichend Fachkräfte in der Verwaltung, ohne die eine ganzheitliche Umsetzung und Weiterentwicklung dieses Konzeptes nicht möglich sein wird. Darüber hinaus finden sich Punkte wie die Optimierung der zeitlichen Abläufe zwischen den zuvor beschriebenen Partizipationsverfahren und der tatsächlichen Eröffnung sanierter oder neuer Spielflächen.

Mit Zuversicht schaut die Fachverwaltung über dieses geschriebene Fazit hinaus in die Zukunft, obwohl die kommunalen Ressourcen Haushaltsmittel und Fachpersonal in Konkurrenz anderer Themen immer umkämpfter werden und das Schlagwort der "Ressourcenoptimierung" allgegenwärtig ist. Der nahezu einstimmige Beschluss zum Spielflächenkonzept in neun verschiedenen, politischen Ausschüssen der Stadt Bonn, die vielfältigen, kreativen Rückmeldungen im direkten Kontakt mit den Bürgern unter anderem auf einem Frühlingsmarkt zentral in der Bonner Innenstadt sind Motivatoren, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen.

In Zeiten, in denen sich nicht mehr ausschließlich die Kommunen, sondern mittlerweile auch EU, Bund und Länder aktiv um städtische, grüne Infrastrukturen kümmern, wie im neuen "Grünbuch Stadtgrün" zu lesen, werden öffentliche Spielflächen in deren Wahrnehmung und Bedeutung weiter wachsen. Der lokal in Bonn eingeschlagene Weg ist ein Anfang mit den vielfältigen Anforderungen an Spielräume umzugehen. Es gibt dabei sicher noch viel Gestaltungs- und Ideenbedarf in Zukunft, das breit getragene Spielflächenkonzept ist aber bereits heute als akzeptierte Grundlage unerlässlich für alle wichtigen weiteren Entscheidungen.

Literatur

"Grün in der Stadt- Für eine lebenswerte Zukunft"; Grünbuch Stadtgrün; Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, 2015.

Dipl.-Ing. David Baier
Autor

Landschaftsarchitekt, Stellv. Amtsleiter und Abteilungsleiter im Amt für Stadtgrün der Stadt Bonn

Autor

ugendhilfeplaner im Amt für Kinder, Jugend und Familie der Bundesstadt Bonn

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