Klartext

300 Jahre Baumschulwirtschaft

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Der Mensch war schon immer ein Jäger und Sammler. Die Natur bot ihm über lange Zeit sprichwörtlich einen schier unerschöpflichen Reichtum an Produkten, die er für sich immer mehr zu nutzen lernte. Stand zunächst die Erfüllung menschlicher Grundbedürfnisse wie der Ernährung im Vordergrund, so kamen später durch die Entdeckung fremder Welten und der Entwicklung von Wissenschaft und Technik Experimentierfreude und Neugierde hinzu. Auch Gehölze zählen dazu!

Das botanische Studium der Pflanzenwelt begeisterte nicht nur die Naturwissenschaftler, sondern animierte auch die Gärtner, ihre Pflanzensortimente kontinuierlich zu vergrößern, die Vermehrungs- und Kulturbedingungen zu optimieren und der Kundschaft hochwertige Pflanzen anzubieten. Die Baumschulwirtschaft steht als Spezialdisziplin des Gartenbaus diesbezüglich in einer langen Tradition. Bis in die heutige Zeit zeigt die wechselhafte 300jährige Geschichte der Baumschule L. Späth in Berlin wie kaum ein anderer Gartenbaubetrieb die Chancen und Herausforderungen dieser grünen Disziplin.

Als kleine Gemüse- und Blumengärtnerei am Stadtrand Berlins gegründet, begann schon bald die Vergrößerung des Sortimentes um Obst- und Ziergehölze, später sollten noch Rosen und Stauden hinzukommen. Da es der Betrieb schon immer gut verstand, seine Pflanzen nicht nur in einem Arboretum zu präsentieren, sondern der Kundschaft auch in künstlerisch angelegten Grünanlagen die Vielfalt der Pflanzenverwendung nahe zu bringen, wurde hier für Forschung und Stadtgestaltung ein prägender Ort der Kommunikation geschaffen. Der Betrieb verstand es durch seine vielfältigen Kontakte, die Erfahrungen der englischen und französischen Gärtner in die eigenen wegweisenden Entwicklungsprozesse einfließen zu lassen. Wie selbstverständlich entstanden daher in Berlin mit den Pflanzen aus dem Späth´schen Betrieb nicht nur große Residenz- und Parkanlagen, sondern auch prägende Baumalleen und viele Privatgärten. Folgerichtig nahm die Gartengestaltung als Dienstleistung bei L. Späth einen immer größeren Raum ein, in den 1920erJahren prägte der Betrieb die damalige Gartenarchitektur nachhaltig. Dieser Entwicklung hat Berlin bis heute den Ruf einer grünen Metropole zu verdanken.

In der Folge erweiterte sich für den Späth´schen Betrieb auch überregional der Kundenkreis, sodass dieser mit über 500 Hektar Anzuchtflächen, 1.500 Mitarbeitern sowie verbesserter Logistik und Verpackung lebender Pflanzen zur weltweit größten Sortimentsbaumschule aufstieg. Dies war auch deswegen möglich, da im engen Austausch mit bekannten wissenschaftlichen Institutionen und botanischen Gärten sowie mit eigener Züchtungsarbeit immer wieder Pflanzen mit neuen Eigenschaften dem Markt angeboten werden konnten. Bis heute haben die vielfältigen Möglichkeiten der Stadtbegrünung für die gesamte grüne Branche einen innovativen Marketingeffekt.

Aber wer erinnert sich an diese erfolgreiche Firmengeschichte? Wo sind die Aktivitäten der grünen Verbände? Wie kann man nur so ein Jubiläum regelrecht verschlafen!

Ihr Prof. Dr. Hartmut Balder

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Prof. Dr. habil. Hartmut Balder
Autor

Leiter Institut für Stadtgrün, Falkensee

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