Prof. Dr. h.c. mult. Klaus Töpfer

Ehemaliger Bau- und Umweltminister im Alter von 85 Jahren verstorben

Am 29. Juli 1938 wurde Klaus Töpfer im schlesischen Waldenburg geboren. Krieg und das Nachkriegselend mit Hunger und Entbehrungen prägten ihn. Anfang der sechziger Jahre begann er sein Studium der Volkswirtschaft in Mainz, später in Frankfurt/Main und Münster.
Nachruf Personen
Am 8. Juni verstarb der ehemalige Bundesumwelt- und -bauminister in München. Der 85-Jährige hatte sich nicht nur zeitlebens für den Umweltschutz stark gemacht. Ihm lag auch das gestaltete Grün in der Stadt, die Landschaftsarchitektur am Herzen. Foto: Arno Mikkor, CC BY-SA 2.0

Ab 1965 war er als Assistent, ab 1970/71 als Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung am Zentralinstitut für Raumforschung und Landesplanung der Universität Münster und als Lehrbeauftragter an der Wirtschaftsakademie Hagen sowie an der Universität Bielefeld tätig. 1968 promovierte Töpfer zu regionalpolitischen Themen, heiratete seine Jugendfreundin Mechthild und wurde Vater von drei Kindern.

Erste Kontakte zur Politik hatte Töpfer im Saarland, wo er 1971 die Leitung der Abteilung Planung und Information der Staatskanzlei des Saarlandes übernahm. Ein Jahr später wurde Töpfer Mitglied der CDU. Im Rahmen seiner wissenschaftlichen Arbeit bereiste er Ägypten, Malawi, Brasilien und Jordanien. 1978 kam Klaus Töpfer als ordentlicher Professor an die Universität Hannover und wurde Direktor des damaligen Instituts für Landesplanung und Raumforschung.

Im gleichen Jahr übernahm er im Hessischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Umwelt die Position des Staatssekretärs und war Mitglied des Bundesfachausschusses Energie und Umwelt der CDU. Er setzte höhere Qualitätsstandards und bessere Kontrollen im Weinbau als Reaktion auf den Glykolskandal 1985 durch und verdoppelte in seiner Amtszeit die Anzahl der ausgewiesenen Naturschutzgebiete in Rheinland-Pfalz.

Nachdem am 26. April 1986 das Kernkraftwerk in Tschnobyl explodiert war und radioaktiver Regen auf große Teile Europas niedergegangen war, wurde von Bundeskanzler Helmut Kohl ein neues Umweltministerium mit Walter Wallmann als neuem Minister geschaffen, dessen Nachfolge Töpfer ein Jahr später übernahm.

Erstmals kam mit Umweltminister Töpfer seitens der CDU die Forderung auf, künftig auf Atomkraftwerke zu verzichten, nachdem die Anti-Atomkraft-Bewegung seit den 1970er Jahren immer lauter wurde und ein sehr kritisches Bewusstsein weckte. Ein zweites großes Umweltthema war die damals stark beschädigte Ozonschicht der Erde. In diesem Zusammenhang setzte sich Töpfer für ein FCKW-Verbot ein, aber auch für die Senkung von Grenzwerten bei Dioxin. Schließlich nahm er auch an der ersten internationalen Konferenz für Umwelt und Entwicklung im Juni 1992 in Rio de Janeiro teil.

Nach der Wende war es Töpfers Aufgabe, einen „Ökologischen Aufbau Ost" zu stemmen und die Atomkraftwerke in den neuen Ländern abzuschalten, was er schließlich realisierte. 1995 übergab er das Umweltressort an Angela Merkel und übernahm das Ressort für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und wurde Beauftragter der Bundesregierung für den Berlin-Umzug und den Bonn-Ausgleich. „Bevor Minister Töpfer so richtig im Amt war, inspizierte er bereits mit dem damaligen Senator für Stadtentwicklung Hassemer und mir als Hassemers Referenten jede Menge Baustellen, alte Gebäude und Brachen“, erinnert sich Landschaftsarchitekt Prof. Dr. Hagen Eyink, der damals schnell von Töpfer abgeworben wurde. „Töpfer war intelligent, kreativ und empathisch, aber auch durchsetzungsstark und nicht konfliktscheu – was in Berlin immer von Vorteil ist", sagt Eyink.

So setzte er sich gegen viele Widerstände nicht nur dafür ein, dass das ehemalige Staatsratsgebäude der DDR nicht abgerissen, sondern auch, dass dessen Garten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde – bis heute“, so Eyink, der bis 2022 im Bundesbauministerium als einziger Landschaftsarchitekt gearbeitet hat.

Schließlich hatte der damalige Gartenhistoriker und Redaktionsleiter von Stadt+Grün, Prof. Dr. Dieter Hennebo von der Universität Hannover, seinem Kollegen Prof. Dr. Töpfer die umweltpolitische und gestalterische Schlüsselrolle der Landschaftsarchitektur in verschiedenen Gesprächen besonders ans Herz gelegt. „Eines der Ergebnisse dieser Gespräche war, dass Töpfer als Umzugsbeauftragter der Bundesregierung bei der Planung der Ministerien auch immer Landschaftsarchitekten einbezog“, berichtet Eyink. Damals ein Novum.

Dann wechselte er wieder zum Umweltschutz. Nach der Konferenz in Rio war Klaus Töpfer zum Vorsitzenden der „Commission on Sustainable Development“ (CSD) der Vereinten Nationen ernannt worden. 1997 übernahm er zudem die Aufgabe des Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und knüpfte seine Forderung nach einem Marshallplan für die weltweite Wasserversorgung an diese Aufgabe. Auch befürwortete er die Ökosteuer, die die CDU damals ablehnte.

2006 zog er sich aus der Politik zurück und widmete sich wieder mehr der Wissenschaft. Töpfer wurde Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung, ab 2005 Honorarprofessor an der Universität Tübingen, 2007 Professor für Umwelt und nachhaltige Entwicklung an der Tongji-Universität Shanghai, 2009 bis 2015 war er Gründungsdirektor des renommierten Instituts für Klimawandel, Erdsystem und Nachhaltigkeit (IASS) in Potsdam.

Als Mitglied der Ethikkommission „Sichere Energieversorgung“ nach der atomaren Katastrophe im japanischen Fukushima empfahl Töpfer schließlich den Ausstieg aus der Kernenergie und prägte den Satz „Klimapolitik ist die Friedenspolitik der Zukunft.“ Seit 2016 leitete Töpfer zusammen mit Miranda Schreurs das Nationale Begleitgremium zur Entsorgung hochradioaktiver Abfallstoffe (NBG).

Am 16. September 2019 wurde Töpfer der Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen, (s.a. Stadt+Grün 07/2019, S. 6). Neben zahlreichen Ehrendoktorwürden und vielen weiteren Auszeichnungen erhielt er zudem den Umweltschutzpreis der „Associazione Ambiente e Lavoro“ (1992), den Euronatur-Umweltpreis 1999, den Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt sowie den Theodor-Heuss-Preis, den Deutschen Nachhaltigkeitspreis für sein Lebenswerk und er wurde in seinem Wohnort, dem ostwestfälischen Höxter sowie in Shanghai zum Ehrenbürger ernannt.

Mechthild Klett

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