Effizienzsteigerung in der Grünpflege durch Digitalisierung

Grünflächenmanagement per Smartphone

Wie kann die digitale Erfassung der Pflege und Kontrolle von Grünanlagen weiter vereinfacht werden? Diese Frage stellte sich wie in vielen anderen Kommunen auch in Schwabmünchen im Landkreis Augsburg. Ein ehemaliger Mitarbeiter der Stadtverwaltung hat mit seinem Unternehmen eine App entwickelt, die Lösungen anbietet.
Kommunaltechnik
Thomas Bernert vom Amt für Grün und Umwelt Schwabmünchen und ein Baumkletterer prüfen einen Baum auf Krähennester. Foto: EineStadt

Die Digitalisierung hat längst Einzug ins kommunale Grünpflegemanagement gehalten. Mit mobilen Geoinformationssystemen (GIS) lassen sich große Mengen an Daten erfassen und aufbereiten. Doch nicht jedes System bietet für jede Alltagsaufgabe eine praxisnahe Lösung. Michael Lodes war Geodatenmanager bei der Stadt Schwabmünchen und stellte dabei fest, dass es in Sachen Digitalisierung und Automatisierung noch Verbesserungspotenzial gab.

Ein Ausgangspunkt für seine Überlegungen war das Problem, Stadtbäume zügig und korrekt zu identifizieren. Zwar waren die Bäume mit Plaketten versehen und ein GIS stand ebenfalls zur Verfügung, doch mussten etwa Firmen, die zur Baumpflege ausrücken sollten, stets von einem Mitarbeitenden der Stadtverwaltung begleitet werden.

Die Idee von Lodes war, eine neuartige App zur Objektverwaltung zu entwickeln, die etwa das Verwalten von Bäumen vereinfacht. Zusammen mit Sebastian Seitz, dem zweiten Gründer seines heutigen Unternehmens EineStadt, begann er, sich in diesem Zusammenhang mit der NFC-Technologie zu beschäftigen. NFC ist die Abkürzung für Near Field Communication.

NFC als Schlüsseltechnologie

Mit der Hilfe von NFC-Chips, die aufgrund ihrer Robustheit auch im Außenbereich an Objekten angebracht werden können, können auf kurze Distanz Daten elektronisch ausgetauscht werden. So kann etwa ein Baumkontrolleur überprüfen, ob er sich am richtigen Baum befindet oder wann dieser zum letzten Mal kontrolliert wurde. Nach getaner Arbeit hat er die Möglichkeit, über eine NFC-App wie EineStadt und den Chip ein Protokoll seiner Tätigkeit oder einen Zustandsbericht direkt zu übertragen.

Zur Erfassung von Bäumen hat EineStadt eine Baumkataster-Software entwickelt, in welche die oben beschriebenen Kontroll- und Dokumentationsoptionen integriert sind. Mit ihr können Baumbestände sowohl einzeln als auch als Fläche aufgenommen werden. Ingo Kessler vom Baumsachverständigen-Büro Kessler erklärt die Vorteile dieser Option: "Eine Einzel-Erfassung von sämtlichen Gehölzwildlingen oder Jungbäumen zwischen bereits erfassten, größeren Bäumen ist sowohl in Bezug auf den Aufwand als auch finanziell oft vollkommen überzogen und schwer vermittelbar. Die Erstellung von Flächen gibt bessere Übersicht über den gesamten Gehölzbestand und ermöglicht eine einfache Vergabe von Maßnahmen."

Naheliegend, dass die EineStadt App nicht nur mit Bäumen arbeiten kann. Das gleichnamige Unternehmen vermarktet sie als "Wartungssoftware für Kommunen, Behörden & Unternehmen", die in einer Vielzahl von Bereichen einsetzbar ist. Schließlich können ganz verschiedene Objekte erfasst und mit NFC-Chips ausgestattet werden. Die Chips sind allerdings nicht zwingend notwendig – die Erfassung kann auch in einer digitalen Karte erfolgen. Die Stadt Schwabmünchen nutzt die Software seit 2017 im Alltag. Der 15.000-Einwohner-Ort ist ein ideales Testgebiet – schließlich liegt der Geschäftssitz von EineStadt im nur knapp 25 Kilometer entfernten Augsburg.

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Auf einer digitalen Karte können die Nutzer und Nutzerinnen der App unter anderem vermerken, wo ein geschütztes Tier angetroffen wurde und was für ein Problem besteht. Foto: EineStadt

Tierarten in der App erfassen

Eine wichtige Aufgabe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Amts für Grün und Umwelt ist die Erfassung und Kartierung geschützter Tierarten im Stadtgebiet. Unter diesen Arten gibt es auch jene, die dem Menschen manchmal etwas Arbeit machen. "Ich könnte ganze Bücher darüber füllen, wie mich die tierischen Bewohner in Schwabmünchen Jahr für Jahr auf Trab halten", sagt Thomas Bernert vom Amt. Beispiele sind die Saatkrähen und Biber. Manchmal müssen Nester oder Dämme entfernt werden. Dafür ist eine Genehmigung erforderlich, die eine ausführliche Dokumentation der Problematik voraussetzt.

Zu diesem Zweck bietet EineStadt einen neuartigen Anwenderbereich, spezialisiert auf die Erfassung von (geschützten) Tierarten. Hierin können etwa Krähennester und Biberdämme als Punkte auf einer digitalen Karte eingetragen werden. Hinzu kommen Beschreibungen und weitere nützliche Informationen sowie womöglich Fotos. Für Bernert und seine Kolleg*innen besteht die Möglichkeit, Maßnahmen vorzuschlagen und direkt aus dem System die Naturschutzbehörde zu benachrichtigen. Diese kann unter anderem aufgrund der bereitgestellten Daten über das weitere Vorgehen entscheiden.

Thomas Bernert erklärt, wie es nach der Bewilligung einer Maßnahme weitergeht: "Ich setze ganz einfach eine Stecknadel in die Karte für den Bauhof oder den Kletterer, der die Arbeit durchführen soll. Wurde die Maßnahme erfolgreich durchgeführt, wird die Stecknadel einfach wieder entfernt. So schließt sich der Aufgabenkreis." Selbstverständlich ist die Artenkartierung auch bei geplanten Schutzmaßnahmen für Tiere hilfreich.

Spielplatzkontrollen digital dokumentieren

Erleichterungen bringt die Wartungs-App den Schwabmünchener*innen auch bei Spielplatzkontrollen. Thomas Bernert vom Amt für Grün und Umwelt arbeitete zuvor mit GIS und Laptop, was wegen der schwankenden Internetverbindung vor Ort nicht immer reibungslos funktionierte. Für die App-basierte Lösung war er einer der Impulsgeber, als Michael Lodes noch bei der Stadt arbeitete.

Heute sind an den wartungsrelevanten Geräten und anderen Objekten auf den städtischen Spielplätzen NFC-Chips angebracht. Wenn Bernert eine Kontrolle durchführt, trägt er die zugehörigen Angaben, Daten und Fotos in die vorgefertigten digitalen Eingabeformulare ein. Den richtigen Ort findet er über den Chip oder auf der digitalen Karte. Genauso können externe Dienstleister oder andere Mitarbeitende Bernerts Eintragungen finden – vor Ort, indem sie einfach ihr Smartphone an den NFC-Chip halten oder im Büro über einen Zugang zur Anwendung. So lassen sich die erfassten Kontrollen und Aufträge sogar als PDF ansehen und ausdrucken. nt/EineStadt

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