Brno und Lednice

Alumni-Exkursion Landschaftsarchitektur 2023

Die jährliche Alumni-Exkursion ehemaliger Studierender der Landschaftsarchitektur führte im April 2023 unter Leitung der Professoren Architekt Dipl.-Ing. Justus Thyroff und Landschaftsarchitekt Dr. Michael Goecke nach Brno und Lednice in der Tschechischen Republik.
Forschung und Bildung
Die seit 2001 als UNESCO-Weltkulturerbe ausgewiesene Villa Tugendhat in Brno wurde nach Plänen von Mies van der Rohe gestaltet und weist eine hochwertige Innenausstattung auf. Foto: Wendy, CC BY-SA 2.0

Brno als Kapitale der klassischen Moderne

Als zweitgrößte Stadt Tschechiens hatte sich Brno (Brünn) bereits im 19. Jahrhundert zu einem Zentrum der Textilindustrie und des Maschinenbaus entwickelt und galt mit seiner Industriearchitektur und seinen Arbeitersiedlungen als das "tschechische Manchester". Seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts bemühte sich die Stadtverwaltung um eine allgemeine Verbesserung der Wohnverhältnisse. Mitte der 20er Jahre setzte sich in Brno das Neue Bauen durch. Daran beteiligt waren unter anderem der aus Brno stammende Architekt Adolf Loos. Ludwig Mies van der Rohe sowie Bohuslav Fuchs, der heute als Hauptvertreter des "Brünner Funktionalismus" gilt. Die außerhalb des Stadtzentrums gelegenen weißen Villen, für die Tragstrukturen aus Stahl entwickelt wurden, die eine hohe Variabilität der Nutzflächen und eine großflächige Verglasung der Fassaden ermöglichten, belegen überzeugend den Wandel in der Architektursprache, die auch Vorbild für ähnliche Bauvorhaben in Wien, Berlin und Los Angeles geworden sind.

Weltkulturerbe Villa Tugendhat

Herausragendes Beispiel für den Funktionalismus in Brno ist die Villa Tugendhat. 1928–30 für den Brünner Textilunternehmer Fritz Tugendhat nach Plänen von Mies van der Rohe erbaut. An einem Hang im Nordosten der Stadt gelegen und in Skelettbauweise errichtet, beeindruckt sie durch die Verwendung sehr wertvoller Materialien, wie das rote Karbonatgestein Onyx (Trennwand)., den Kalkstein Travertin (Fußböden, Treppenstufen, Fensterbänke) sowie die Tropenhölzer Palisander und Zebrano (Türen, Schränke). Seit 2001 ist die Villa als UNESCO-Weltkulturerbe ausgewiesen.

Nach der von 2010–2012 erfolgten Restaurierung des Villengebäude durch die Stadt Brno widmete man sich dem südlich angrenzenden Garten. Gartenarchäologische Grabungen erfolgten und schufen die Voraussetzungen für eine sorgfältige Wiederinstandsetzung von Mauern und Treppen sowie Wege- und Platzflächen. Es schlossen sich an die Neuanlage der zentralen Rasenfläche, die Bepflanzung der Staudenbeete sowie die Freilegung der Sichtachsen auf markante Bauten der beeindruckenden Stadtsilhouette.

Welterbe Kulturlandschaft Lednice – Valtice

Im sumpfigen Überschwemmungsgebiet der Thaya, 50 Kilometer südlich von Brno an der Österreichischen Grenze, entwickelte Fürst Johann Josef I. von Lichtenstein, seit Beginn des 19. Jahrhunderts einen ausgedehnten Landschaftspark. Im Gefolge der Flussregulierung entstand nördlich des Ortes Lednice (Eisgrub), unter Einbeziehung alter Solitäreichen und Pflanzung einer Vielzahl von fremdländischen Gehölzen, eine Anlage von großer vegetabiler Vielfalt. Eine Hauptblickachse geht von der Mitte des Jahrhunderts errichteten neogotischen Sommerresidenz mit dem angrenzenden prächtigen gusseisernen Palmenhaus für tropische und subtropische Pflanzen Richtung Norden über die zentrale Seenlandschaft zum 60 Meter hohen Minarett. Nach Süden führt eine sieben Kilometer lange Allee zur barocken Hauptresidenz (J. B. Fischer von Erlach) im Ort Valtice (Feldsberg). Zwischen beiden Orten erstreckt sich ein 180 Quadratkilometer umfassende Kulturlandschaft mit Wiesen, Weiden und Wäldern, Alleen, Seen, Weingärten und Sonnenblumenfeldern sowie Staffagebauten (Tempel der Diana, Hubertus-Kapelle, Tempel der drei Grazien, Apollotempel). Das gesamte Areal wurde 1996 als UNESCO-Welterbe anerkannt.

Diskussion

Die Exkursionsteilnehmer diskutierten aktuelle gartendenkmalpflegerische Probleme wie zum Beispiel Neupflanzungen in Zeiten des Klimawandels, Alleenerneuerung, Sichtachsenfreilegung, Gewässersanierung. Dringend geboten erscheint die fachgerechte Behandlung von verwachsenen Gehölzbeständen sowie die Sanierung von zahlreichen Parkarchitekturen. Ziel der Pflege- und Instandsetzungsmaßnahmen im Park sollte nicht die Rekonstruktion eines bestimmten historischen Zustandes sein, sondern das Gartendenkmal in seiner historisch gewachsenen Vielschichtigkeit durch Erhaltung von Substanz und behutsame Restaurierung erlebbar zu machen.

Prof. Dr. Michael Goecke

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