Christian Hlavac, Astrid Göttche, Eva Berger (Hg.)

Historische Gärten und Parks in Österreich

Gartendenkmalpflege

Herausgegeben von Christian Hlavac, Astrid Göttche, Eva Berger, Böhlau Verlag, Wien Köln Weimar 2012; (in: Österreichische Gartengeschichte, hg. von der Österreichischen Gesellschaft für historische Gärten, Bd. I.) 396 Seiten, mit zahlr. SW- und farbigen Abbildungen, 55 Euro.

Das vorliegende Buch ist ein wichtiges Zeichen in einer für die Gartendenkmalpflege trostlosen Situation in Österreich. 21 Jahre lang (1986 bis 2007) hat das Bundesdenkmalamt in Wien versucht, eine bessere gesetzliche Grundlage für den Schutz und die Pflege der historisch, künstlerisch und kulturell bedeutenden Grünanlagen zu erreichen. Mit der Novellierung des Denkmalschutzgesetzes Ende 1999 ist es dann gelungen, die allerwichtigsten Gärten und Parks in einer Verfassungsliste aufzuzählen und den Gesetzestext beizuschließen. In Österreich ist (im Gegensatz zu Deutschland) Denkmalschutz Bundessache, Naturschutz dagegen eine Angelegenheit der Länder. 1964 entschied der Verfassungsgerichtshof, dass "Felder, Alleen und Parkanlagen" zum Kompetenzbereich der Länder, also zum Naturschutz gehören und damit wurde eine Gartendenkmalpflege auf Jahrzehnte hin praktisch vollkommen verhindert. In den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts - als festgestellt wurde, dass durch diesen Justizirrtum Österreich zum Schlusslicht der europäischen Länder gehört - musste im Rahmen dieser Frage auch eine heikle politische Auseinandersetzung geführt werden, denn die Länder wollten zu dieser Zeit unter anderem auch den Denkmalschutz in ihrem Kompetenzbereich haben und die Betreuung der Grünanlagen nicht dem Bund überlassen, obwohl sie für die Gartendenkmalpflege nichts getan haben. So ist es verständlich, dass nur eine ganz geringfügige Anzahl (bloß 56 Anlagen) der Parks und Gärten und nur ausnahmsweise dem Denkmalschutz zugeordnet werden durften! In der Tat hat man aber in einem Forschungsvorhaben der TU Wien (Eva Berger) nach einer langjährigen Bestandsaufnahme in einer dreibändigen Publikation (2002-2004) heraus gefunden, dass es in Österreich etwa 1500 schützenswerte Grünanlagen gibt, die vom Naturschutz als kulturelle Zeugnisse der Vergangenheit nicht wahrgenommen, geschweige denn, gepflegt werden konnten und eigentlich (wie überall auf der Welt) dem Denkmalschutz zugeordnet werden müssten ...

In dieser komplizierten Situation war es sehr wichtig, überhaupt die Idee der Gartendenkmalpflege im Bewusstsein der österreichischen Öffentlichkeit erstmals zu verankern. Deshalb hat der Rezensent schon 1993 ein ähnliches Buch wie das hier vorliegende konzipiert und im Auftrag der 1991 gegründeten Österreichischen Gesellschaft für historische Gärten (deren Generalsekretär der Rezensent fast zwanzig Jahre lang gewesen ist) herausgegeben. Dieses damalige Buch, dessen Struktur im hier besprochenen Werk übernommen wurde, hat überraschend große Aufmerksamkeit erregt - mehrere tausend Exemplare wurden verkauft - damals war dieses Thema freilich noch neu.

Nach 2007 bekam das Bundesdenkmalamt in Österreich ein neues Präsidium und für dieses war der Schutz und die Pflege der historischen Grünanlagen keine vorrangige und zukunftsorientierte Zielsetzung mehr; die Abteilung für historische Gartenanlagen wurde aufgelöst beziehungsweise zusammen mit den Technik- und Klangdenkmalen in einer neuen Abteilung für "Spezialmaterien" untergebracht. Die jetzige Leitung des Bundesdenkmalamtes betrachtet im Gegensatz zu den zwei früheren Präsidenten das Arbeitsgebiet für Gärten und Parks (und somit auch jenes der Kulturlandschaften) als ein nebensächliches und kleines Thema, für das allein keine eigenständige Abteilung notwendig ist.

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Gartendenkmalpflege
Das vorliegende Buch ist ein wichtiges Zeichen in einer für die Gartendenkmalpflege trostlosen Situation in Österreich. Foto: Böhlau Verlag

In dieser negativen Entwicklung ist das hier besprochene Buch eine neue Manifestation dafür, dass Gärten und Parks in Österreich weiterhin eine virulente kulturelle Aufgabe für die Denkmalpflege bedeuten und ihr Schutz nicht nur auf die (im Gesetz verankerten) 56 Anlagen beschränkt werden dürfte. Im Vergleich zum Buch aus 1993 haben die Herausgeber Christian Hlavac, Astrid Göttche und Eva Berger viele weitere Schöpfungen der Gartenkunst - hervorragend illustriert und mit kompetenten wissenschaftlichen Texten versehen - in den Band aufgenommen und damit an die Politiker appelliert, die Gesetzeslage weiter zu verbessern und der Öffentlichkeit in Erinnerung gerufen, dieses kulturelle Erbe, welches das Gesicht des Landes wesentlich mitprägt, nicht zu vergessen.

Dass diese Mühe nicht umsonst war, beweist eine Auszeichnung, die auf Schloss Dennenlohe in Deutschland jedes Jahr vergeben wird. Die neue Publikation der Österreichischen Gesellschaft für historische Gärten bekam den 1. Preis beim "European Garden Book Award 2013". In der Begründung kann man lesen: "Der fundierte Band baut auf das 1993 erschienene, ebenfalls unter den Fittichen der Österr. Gesellschaft f. Historische Gärten edierte Werk 'Historische Gärten in Österreich - vergessene Gesamtkunstwerke`, wobei eine völlig neue Auswahl an Gärten und weitestgehend andere Autoren dem Leser das für Österreich so eminent wichtige Thema nahe bringen. Die einzelnen Beiträge behandeln die Anlagen gleichzeitig kompakt und detailliert und sind mit aktuellen Fotografien und treffend ausgewählten historischen Darstellungen gut illustriert. Dabei erfüllt das Buch gerade für die österreichischen historischen Gärten eine wichtige Funktion, nämlich auf die Notwendigkeit des Schutzes der oftmals unmittelbar durch Bebauung oder Ähnlichem bedrohten Anlagen hinzuweisen ... So entstand ein Werk, das Lust darauf macht die Gärten und Parks in Österreich auch selbst zu erkunden." Prof. Dr. Géza Hajós

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