Das Erbe der Stadterneuerung
Das Expo ‘98-Gelände in Lissabon nach 15 Jahren
von: Dr. José Diogo Mateus, Dr. Carlos Smaniotto CostaDie Ausrichtung einer Weltausstellung in Lissabon, genannt Expo '98, war in ein großes Stadterneuerungsvorhaben eingebettet, das der Stadt einen neuen Stadtteil bescherte und das Gesicht der Stadt veränderte. 15 Jahre nach der Weltausstellung ist der Parque das Nações, Park der Nationen, wie das neue Viertel genannt wird, eines der lebendigsten Stadtteile Lissabons. Die Expo '98 wurde dazu genutzt, Brachflächen wieder zu aktivieren und daraus Bauland mit neuen Infrastrukturen und Nutzungsmöglichkeiten zu machen, um Investoren und die Bauwirtschaft zu gewinnen (Castro et al 1997) und ein großes Wohnungsdefizit in der Stadt auszugleichen. Beides, der Umbau des Geländes für die Expo '98 und das Programm für die Stadterneuerung, muss gemeinsam betrachtet und verstanden werden. Der Park der Nationen liefert einige imposante Zahlen: 8000 neue Wohnungen für 28.000 Einwohner, 300 neu angesiedelte Unternehmen bieten 10.000 Arbeitsplätze und 20 Millionen Menschen besuchen jährlich die Gegend (PE 2013).
Lissabon ergriff die Möglichkeit, unter dem internationalen Dach der Weltausstellung ein 330 Hektar großes Areal in seinem östlichen Teil in das Stadtgefüge wieder zu integrieren. Es handelt sich dabei um ein altes Industriegebiet, das von Niedergang, Bedeutungsverlust, Unzugänglichkeit und tiefen städtebaulichen Missständen und Umweltproblemen gekennzeichnet war. Es bot sich die Gelegenheit neue Wohn- und Gewerbegebiete aufzubauen, Verkehrsinfrastrukturen zu modernisieren, städtischen Parks und Gärten einzurichten und eine fünf Kilometer lange Wasserfront entlang des Flusses Tejo zugänglich zu machen. Inhalt des Konzeptes für die Expo '98 war auch, die verlorene Verbindung zwischen der Stadt und dem Tejo-Fluss wiederherzustellen. Der Tejo war bis auf wenige Abschnitte von der Stadt aus nicht mehr sichtbar, geschweige denn erreichbar.
SUG-Stellenmarkt
Dieser ist aber für Lissabon prägend; interessante und wichtige Ereignisse in der Stadt- und portugiesischen Geschichte haben am Fluss oder in seiner Nähe stadtgefunden.
Mit der Expo '98 bekam dieser Teil der Stadt sein Gesicht zurück und eine neue Identität. Heutzutage ist er eine Adresse, wo man lebt und arbeitet, oder wohin man zum Einkaufen oder zur Erholung hingeht. Es wurde zu einem sehr präsenten Viertel Lissabons, und seitdem holt sich die Stadt Stück für Stück die Verbindung zum Wasser zurück.
Ziele und Planung der Stadterneuerung und der Expo '98
1992 wurde der Lissaboner Antrag für die Ausrichtung einer Weltausstellung vom Pariser Bureau International des Expositions (BIE) als Sieger verkündet. Die Expo '98 lief unter dem Motto "Die Ozeane, ein Erbe für die Zukunft" und war Teil der Feier zum 500. Jahrestag der Ankunft von Vasco da Gama in Indien. Dieses Thema sollte die historische Bedeutung der portugiesischen Entdeckungen ab dem 15. Jahrhundert hervorheben und als Leitlinie für die Gebäude- und Freiflächengestaltung dienen. Die Weltausstellung dauerte von Mai bis September 1998, in dieser Zeit wurden elf Millionen Besucher gezählt.
Das Gelände befindet sich privilegiert entlang des Tejo-Flusses im östlichen Lissabon, durch Aufschüttungen ist ein etwa 300 Meter breiter Landstreifen aus dem Fluss gewonnen worden. Die lokale Wirtschaft drehte sich durch die Nähe des Flusses natürlich um ihn, einige der wichtigsten großflächigen Nutzungen waren eine Ölraffinerie mit Tankanlagen und petrochemischen Werken, ein verlassener Schlachthof, Kasernen mit Sprengstoffdepots und Docks mit verschiedenen Werften und Bootsreparaturservices. Nutzungen, die sich teils ohne Umweltschutzmaßnahmen entwickelten. Zwischen Industriestandorten entstanden Wohngebiete, zumeist Sozialwohnungen, Olivais Sul steht bis heute beispielhaft für solche Wohnviertel. Entstanden aus einer Initiative der Zentralregierung entsprach es städtebaulichen Operationen in großen Maßstäben nach dem Geist der Charta von Athen. Dort entstanden in den 1960er 8000 Wohnungen, sowohl für Arbeiter als auch für Verwaltungsangestellte.
Den erforderlichen "Raum" und Input für die Sanierung des gesamten Areals gab ein neuer Hochseehafen mit petrochemischem Terminal, mit besseren Straßen- und Bahnverbindungen südlich von Lissabon. Daraufhin erklärte die portugiesische Regierung im Jahr 1993 das 330 Hektar große Gebiet, das sich zwischen den Städten Lissabon und Loures aufteilt, zur Interventionszone für Stadtsanierung und -erneuerung und übergab das Planungs- und Baurecht an den dafür gegründeten Staatsbetrieb Parque Expo SA. Dieser Sonderstatus ermöglichte, die Erarbeitung und das Genehmigungsverfahren verschiedener Pläne zu beschleunigen, auf der anderen Seite aber auch die Verringerung der öffentlichen Diskussionen. Der Architekt Nuno Portas war für den ersten Masterplan verantwortlich, dem folgte ein internationaler Ideenwettbewerb. Im Oktober 1993 prämierte die Jury, die aus Vertretern der Expo-Gesellschaft, des Portugiesischen Architektenverbandes (AAP) und als geladene Berater Frank O. Gehry, Juan Busquets und Renzo Piano bestand, fünf von 156 eingereichten Beiträgen. Letztendlich wurde keiner von diesen Beiträgen weiter verfolgt und man entschied sich dafür, die Vorstudien weiter zu entwickeln. So trägt das gesamte Konzept nicht die Einzelunterschrift eines namhaften Architekten.
Das Gebiet wurde in sechs Bereiche aufgeteilt und Detailplänen (Plano de Pormenor) wurden von verschiedenen Planungsgruppen entwickelt, wobei der Bereich mit 50 Hektar für die Weltausstellung als prioritär galt. Die anderen fünf Bereiche beziehen sich auf verschiedene städtische Funktionen: ein Geschäftsviertel, zwei Wohnviertel, Räume für Mobilität (Bus- und Bahnhof), Erholungs-und Grünflächen.
Für den Bereich Erholungs- und Grünflächen entschied man sich für das äußerste Nordareal, wo ein regionaler Park entstanden ist. Hier verfolgte man das Ziel, neuen Grünraum für die Städte Lissabon und Loures zu schaffen, zusammen mit der Sanierung eines äußerst delikaten Stadtgebietes. Eine aufgegebene Deponie, Wasserkläranlagen, die Pfeiler der neuen Tejo-Brücke, Verkehrslärm und eines der letzen Gebiete natürlicher Sumpfvegetation galt es zu berücksichtigen. Der Tejo-und-Trancão-Park ist nach dem Wettbewerbsbeitrag von Hargreaves und João Nunes entstanden. Die Spuren der beiden Flüsse in der Landschaft sind ästhetisch in Wellenbewegung umgesetzt worden. Diese Wellen umfassen verschiedene Räume, die eine Vielzahl von Aktivitäten aufnehmen: Freizeit und Erholung, Sport und Umweltbildung. Mit 80 Hektar ist dieser Park nun der zweitgrößte Grünraum Lissabons.
Aus der Sicht der Freiraumplanung ist die verfolgte Strategie für das gesamte Gebiet auch deswegen interessant, weil sie sich mit der Schaffung öffentlicher Stadträume, bevor als Bauland verkauft, auseinandersetzt. Diese Stadträume sollen als Anreiz für private Investitionen dienen.
Finanzierungs- und Managementansatz
Der Staatsbetrieb Parque Expo SA war auch für den Rückbau und die Weiterentwicklung des Geländes nach dem Ende der Weltausstellung verantwortlich. Die Finanzierung erfolgte ausschließlich durch den portugiesischen Staat aus EU-Fördermitteln; an den investierten 500 Millionen Euro war die Europäische Union mit 200 Millionen Euro vor allem für Investitionen in Infrastruktur und Bodensanierung beteiligt (PE 2012). Für die Städte Lissabon und Loures ist die Sanierung des Gesamtgebiets zum Nulltarif erfolgt. Auch Einnahmen aus Verkauf von Eintrittskarten, Vermietung von Ausstellungs- und Verkaufsflächen auf der Expo'98 und vor allem aus dem Baulandverkauf wurden zur Finanzierung herangezogen, aber im letzten Jahresbericht der Parque Expo SA, wird deutlich, dass es zwischen Ausgaben und Gewinn ein großes monetäres Defizit gab. Somit stellt die Expo '98 und die Sanierung keinen erfolgreichen Finanzierungsprozess dar (PE 2012). 2011 äußerte die portugiesische Regierung die Absicht, Parque Expo SA zu schließen. Im Jahr 2012 mit dem Abtreten eines etwa 1,5 Quadratkilometer große Fläche der Gemeinde Loures an die Stadt Lissabon, wird ein neuer Stadtteil geschafft, der Freguesia Park der Nationen, der Neueste unter 24 bereits bestehenden Lissaboner Gemeinderäten, also Bezirke. Dieses brachte das ganze Gebiet unter das Management der Stadtverwaltung von Lissabon.
Das Gesamtkonzept sah das Entstehen eines neuen Stadtteils vor, in welchem Nutzungsmischung als Ziel proklamiert wurde. Die direkte Verfügbarkeit von 200 Hektar, die sich in öffentlicher Hand befanden, eine gute Verbindung nach Nordportugal und Spanien und die Nähe zum Flughafen waren Faktoren, die für die Wahl des Geländes und dessen Entwicklung entscheidend waren. Die für die Expo '98 neu einzurichtenden Bauten und Infrastrukturen sollten weitgehend auch nach deren Ende nutzbar sein. Die Expo '98 bot sich auch an für das Einrichten von bestimmten Anlagen, die der Stadt fehlten und sonst irgendwo in Lissabon hätten gebaut werden müssen, wie die Mehrzweck- und Ausstellungshallen. Große Infrastrukturprojekte sind umgesetzt worden, zum einen für die Erschließung des Expo '98-Geländes, zum anderen, um die Stadtentwicklung zu unterstützen, wie etwa durch den Bau einer neuen U-Bahn oder der zweiten Brücke über den Tejo. Diese Brücke, nach Vasco-da-Gama benannt und heute noch eine der längsten Brücken Europas, entwickelt Ausstrahlung in die Metropolregion Lissabon. Mit der Neuordnung der Bahngleise ist der neue Ostbahnhof (Gare do Oriente) entstanden. Entworfen von Santiago Calatrava, der Gewinner des internationalen Wettbewerbs aus dem Jahr 1994, ist er ein multimodales Terminal. Hier halten nationale und internationale Schnellzüge, Regional- und U-Bahn, lokale, regionale, nationale und internationale Busse und es gibt 2000 Parkplätze. Seitdem ist er einer der wichtigsten Bahnhöfe der Stadt geworden.
Die Nachnutzung der Expo '98-Bauten
Die erste Phase der Stadterneuerung war die Planung und Realisierung der Expo '98, zusammen mit dem ersten Wohnviertel und Gewerbegebiet. Für die Weltausstellung wurde der Zentralbereich mit einer fünf Kilometer langen Wasserfront ausgewählt, in direkter Nachbarschaft zum Olivais-Dock, das in den 1940er Jahren als Wasserflughafen gebaut wurde. Das Expo '98-Gelände bestand aus zwei Bereichen (Nord und Süd) mit fünf Hauptpavillons, drei Gebäudekomplexen für Ausstellungen und Konzerte, dem Aussichtsturm und verschiedenen Plätzen, Gärten und Boulevards.
Die architektonischen Ikonen sollten nach der Weltausstellung neu für gewerbliche, kulturelle oder sportliche Aktivitäten genutzt werden können und zählen als urbane Anker: der Portugal-Pavillon, die Arena Atlantik-Pavillon, das Ozeanarium, das Camões Theater, der Vasco-da-Gama-Turm und der bereits erwähnte Bahnhof Oriente.
Als erster neuer Nutzer zog Lissabons Internationale Messe in die vier im Nordbereich in modularer Struktur miteinander verbundenen Pavillons mit 1000 Quadratmeter Nutzfläche, Innenhöfen und Servicebereichen ein. In diesen Pavillons fand während der Expo '98 die Ausstellung der Länder statt. Es folgte die Wiedereröffnung des Atlantik-Pavillons, welcher nun in eine Mehrzweckhalle umgebaut worden ist. Sie wird für verschiedene Arten von Veranstaltungen, von sportlich bis kulturell, genutzt.
Das Haupteingangsgebäude der Expo '98, das gegenüber dem Bahnhof Oriente steht, ist bereits im April 1999 als Einkaufszentrum wieder eröffnet worden. Es bietet Platz für 164 Läden, 36 Restaurants und zehn Kinos. Das Besondere an der Gebäudearchitektur ist das viele Tageslicht, welches durch das Glasdach in das Gebäude fällt und über welches Wasser läuft. Diese moderne Einkaufsmeile wird als schönste in Portugal gepriesen.
Das Ozeanarium ist ein riesiges Aquarium mit 16 600 Quadratmetern von Peter Chermayeff zwischen 1994 und 1998 gebaut. Es verewigt die Verbindung Portugals mit den Ozeanen. Es ist seit dem Ende der Expo '98 Eigentum eines Staatsunternehmens innerhalb der Parque-Expo-Gruppe. Mit einem umfangreichen Bildungsprogramm mit zahlreichen pädagogischen Aktivitäten zieht das Ozeanarium rund eine Million Besucher pro Jahr an und wurde meistbesuchte Kulturstätte Portugals. Im Jahr 2011 wurde ein neues Nebengebäude mit 3300 Quadratmetern hinzu gebaut, das Platz für ein Auditorium, Räume für Wechselausstellungen und ein Restaurant bietet.
Der von Álvaro Siza 1995 entworfene portugiesische Pavillon ist immer noch eine der Hauptattraktion des Parks der Nationen. Siza bekam den Auftrag einen Bau zu entwerfen, in welchem die portugiesische Geschichte und die Verbindung der Portugiesen mit den Weltmeeren aufgezeigt werden. Dieser Bau sollte später von der Zentralregierung bezogen werden, welche Ämter dort einziehen werden, wurde vorher aber nicht festgelegt. Dem Pavillon wurde eine prominente Lage direkt am Haupteingang und am Olivais-Dock in unmittelbarer Nähe zum Wasser zugewiesen. Siza verkörpert in seinem dreiteiligen Pavillon die Auseinandersetzung zwischen empfindlichen Räumen für Ausstellungen und einer gewissen erforderlichen Monumentalität für Feierlichkeiten bei einer gewagten technischen Lösung: der Pavillon besteht in erster Linie aus zwei Bauten mit einer schwebenden Platte aus Stahlbeton zwischen ihnen (mittels Stahlseilen angehängt). Einem portugiesischen Schiffssegel nachempfunden, erklärt Siza seine Idee als ein zwischen zwei stehenden Klinkersteinen aufgehängtes Blatt Papier. Die Betonplatte deckt eine Fläche von 3900 Quadratmetern und schafft einen großen offenen Raum. Wie ein großes Fenster zum Meer ist dieser der eigentliche Platz für Zeremonien. Der Pavillon wurde das Symbolbild der Expo '98 und wird seit März 2010 als Bauwerk von öffentlichem Interesse eingestuft. Die Nachnutzung des Pavillons durch die Regierung hat bis jetzt nicht stattgefunden. Ohne eine bestimmte Funktion wird er häufig für Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen genutzt, zum Beispiel die Architekturbiennale von Lissabon. Trotz seiner nur sporadischen Nutzung wurde er zu eines des repräsentativsten Bauwerke Lissabons (IGESPAR) erkoren.
Ebenfalls in privilegierter Lage direkt an der Tejo-Promenade wurde das Camões Theater (nach Erweiterung und Umbau bereits 1999 Sitz des portugiesischen Symphonieorchesters und seit 2003 des National-Ballets) wieder eröffnet. Der "Pavillon des Wissens" wurde das Museum für Wissenschaft und Technik und in den "Pavillon der Zukunft" zog nach einer langen Phase des Leerstands 2006 das Casino de Lisboa ein. Mit verschiedenen Spielmöglichkeiten und Bars und Restaurants ist das Casino heute einer der größten Arbeitgeber im Park der Nationen.
Am nördlichsten Bereich des Ausstellungsgeländes steht der Vasco da Gama-Turm, dessen Struktur dem Segel eines Schiffes ähnelt und mit 150 Metern das höchste Gebäude Portugals ist. Während der Expo '98 wurde er von der Europäischen Kommission genutzt. Ein Panorama-Restaurant in der Turmspitze überdauerte bis drei Jahre nach der Expo '98. Das Gebäude selbst blieb bis 2008 fast unbenutzt, bis es in ein Luxus-Hotel umgebaut wurde. Die Seilbahn, die seit der Weltausstellung mit 1200 Metern Länge beide Enden des Expo '98-Geländes entlang der Tejo-Promenade verbindet, ist immer noch in Betrieb und erfreut sich großer Beliebtheit.
Die restlichen Ausstellungsflächen sind verkauft worden, sowohl für Büros- als auch für zur Wohnnutzung. Um das Parkplatzproblem, ein chronisches Problem Lissabons, nicht zu verschärfen, müssen alle Gebäude eigene Parkplätze nachweisen, eine Regelung, die später in nationales Gesetz gegossen wurde.
Grün- und Freiräume
Zu den grundlegenden Verbesserungen und Erben der Expo '98 gelten die Beseitigung von Umweltverschmutzungen wie die Bodensanierung in den einst von Ölgesellschaften benutzten Arealen, der Dekontamination des Grundwassers, der Versiegelung der Deponie und Abwasserentsorgung, die Sanierung und Regulierung der Einmündung des Baches Trancão in den Tejo und die Bereicherung der Stadt mit neuen Grün- und Freiflächen.
Das Freiraumnetz umfasst insgesamt 186,4 Hektar, davon sind 117,3 Hektar Straßen und Plätze und 33,5 Hektar Grünflächen, darüber hinaus die gleiche Fläche mit Straßenbegleitgrün (35,6 Hektar) und 11 500 Bäumen. Das Design der Freiräume trägt die Unterschrift von Manoel Salgado, der 1998 und 1999 zwei große portugiesische Designpreise dafür gewann.
Die gesamte Wasserfrontlänge wurde zu einer Promenade und mit Pinus pinea gesäumt. An dieser Promenade reihen sich die Frei- und Grünräume. Zu den wichtigsten Grünflächen zählen der Parque das Rolas am südöstlichen Rand und der Tejo- und-Trancão-Park am nördlichen Rand. Dieser steht auf einer verlassenen Deponie und an einer in Betrieb stehenden Abwasserbehandlungsanlage, somit nicht gerade die beste Nachbarschaft für einen Erholungsraum.
Im nördlichen Teil zählen die Gärten Garcia de Orta zu den interessanten Bereichen. Es handelt sich um sechs Gärten, die nach dem portugiesischen Arzt, Naturforscher und Pionier der Tropenmedizin Garcia de Orta (1501-1568) benannt wurden, der in Indien eine der ersten Aufzeichnungen über lokale Pflanzen und deren medizinische Anwendung verfasste. In diesen Gärten wurden die von den Entdeckern auf ihren Fernreisen gefundenen typischen Vegetationen pflanzlich und gestalterisch umgesetzt. Jeder Garten mit 10.000 Quadratmetern (400 Meter Länge und 25 Meter Breite) repräsentiert die Vegetationsformen der ehemaligen portugiesischen Kolonien in Asien, Südamerika und Afrika, und bietet eine exotische Grünumgebung zu den Restaurants in deren unmittelbarer Nähe. Die verwendeten Pflanzenarten sind sorgfältig aufgrund ihrer Anpassung an Bedingungen in Lissabon ausgesucht und von den jeweiligen Ländern gespendet worden.
Wasser ist das gestalterische Element der Freiräume im südlichen Bereich. In diesen verschiedenen Gärten (Jardins d'Água) wurde der Weg eines Wasserslaufes gestalterisch von der Quelle bis zu der Mündung veranschaulicht. Zu diesen Gärten gehören der Palm Garden, der Mittelmeer-Obstgarten, die Kaskade und der "Garten der Hydraulik". In Letzterem kann man physikalischen Eigenschaften des Wassers durch verschiedene interaktive Spiele nachgehen. An einem weiten und offenen Platz und als Eingang zum "Garten der Hydraulik" steht eine wunderbare Kaskade. Dieser Wasservorhang, den man von Weiten schon sehen und hören kann, ist die eigentliche Attraktion dieses Bereiches.
Wasser ist auch das prägende Element des Boulevards "Alameda dos Oceanos", die Nord-Südachse, in deren Mitte ein längliches Wasserbecken steht. Hier sprudelten während der Expo '98 alle 40 Sekunden "Vulkane" Wasser. Diese Wasser-Vulkane waren eine beliebte Attraktion für Kinder. Heutzutage werden sie nur sporadisch in Betrieb genommen.
Fazit
Ohne Zweifel war die Expo '98 der Motor für die Stadterneuerung Lissabons und für die Schaffung von hochqualitativem Raum für Wohn-, Gewerbe-, Kultur-, Sport- und Freizeitaktivitäten. Investitionen in die Infrastruktur (Verkehrsanbindungen, Gewerbeflächen und Modernisierung des Bahnverkehrs) kommt auch nach wie vor der Stadt und Region Lissabon zugute. Aber diese sind auch nur Bausteine eines Umdenkens über die Stadt und insbesondere über ihre Verflechtung mit dem Tejo. Die Ausrichtung der Expo'98 und die Stadterneuerung kulminieren somit in einem kulturellen und politischen Umdenken. Bei der Expo '98 war Planungsziel die Wiedernutzung der dafür errichteten Gebäude, auch um sicherzustellen, dass nach Schließung der Expo '98 Lissabon weder eine finanzielle Katastrophe erleben würde, noch das Gelände verlassen bleibt, wie es mit der vorhergehenden Expo '92 in Sevilla geschehen war. Ersteres ist schwer nachzuprüfen und Letzteres ist sicherlich nicht geschehen, denn der Parque das Nações ist ein lebendiger Stadtteil geworden.
Zu den Bausteinen, die noch fehlen, gehören unter anderem das Anlegen weiterer Grünflächen, die im Entwicklungsplan vorgesehen sind. Die Parque Expo SA argumentierte jedoch, dass mit der Anlage der großen Stadtparks genug Grünflächen zur Verfügung gestellt werden und diese in ihrer Gesamtheit für die Einhaltung der gesetzlichen Maßgaben ausreichen.
Über das Thema "Integration zwischen dem Parque das Nações und der ihn umgebenden Stadt" haben die Autoren ihre Bedenken, denn dieses wird unseres Erachtens noch vermisst. Bahngleise sind in der Tat ein schwieriges zu integrierendes Element. Im Gebiet schaffen sie eine 3,5 Kilometer lange Zäsur durch die Stadtstruktur. Insgesamt gibt es sechs Verbindungen zwischen der Stadt und dem Park der Nationen, von denen aber nur zwei fußgängerfreundlich sind, was die Autonutzung zur Bedingung macht. Einige Anzeichen eines mit der Nichtnutzung einhergehenden Verfalls können bereits beobachtet werden. Modulare Strukturen in drei Standorten bieten eine große Anzahl von Räumlichkeiten für Restaurants und Services nebeneinander. Diese Strukturen, die während Großveranstaltungen notwendig waren, zeigen sich aber für den "normalen" Alltag als überdimensioniert. Die zunehmende Anzahl von leer stehenden Räumen zeigen ein unattraktives Bild, trotz des attraktiven Standorts und den Sitzgelegenheiten im Freien. Von daher muss für diese Räume über Alternativen nachgedacht werden.
In Bezug auf den öffentlichen Raum können also bereits mögliche Indikatoren von Vernachlässigung beobachtet werden. Die Leitidee Wasser wurde in vielen verschiedenen Arten und Funktionen umgesetzt, es wurde dafür verwendet, um zu beobachten, zu unterhalten und zu bilden, wie etwa eine Vielzahl von interaktiven "Experimenten" über das Verhalten von Wasser in verschiedenen Situationen. Die Unterhaltung dieser Wasser- und Experimentanlagen verursacht sicherlich hohe Kosten. Derzeit werden viele der Anlagen nicht mehr in Betrieb genommen oder funktionsfähig gehalten, was dazu führt, dass sie nicht mehr sauber gehalten werden. Hier zeigt sich noch einmal die Tendenz zur Vermüllung solche Anlagen und außerdem verlieren Wasserspiele ohne Wasser ihren Sinn und sind Zeugnisse der Verarmung des öffentlichen Raumes.
Für die Verwaltung und Pflege der Frei- und Grünflächen wurde auch ein Staatsunternehmen unter der Expo-Gruppe, das "Parque das Nações-Urban Management SA" gegründet. Dieses Unternehmen hielt man auch in der Stadtverwaltung Lissabons für eine gute Lösung, denn die Stadt ist nicht in der Lage, solche intensiv gestalteten Grünflächen einwandfrei zu pflegen, denn sie hat weder die technischen Ausrüstungen noch die personellen und finanziellen Ressourcen dafür. Nach der bereits angekündigten Auflösung der Parque Expo SA, für die bisher noch kein Datum bekannt gegeben wurde, soll die Zuständigkeit für den öffentlichen Freiraum auf die Stadt Lissabon übergehen. Der Charakter der Grünflächen im Parque das Nações wird sich sicherlich ändern, wenn die Stadt und der neue Gemeinderat Parque das Nações, nicht die notwendigen Ressourcen erhalten. Die Expo '98 erweist sich jedoch als ein großes Vorhaben, ein strategisches Projekt für Lissabon und Portugal, denn es schließt zwei integrierte Konzepte mit ein: die Ausrichtung einer Weltausstellung und die Stadterneuerung.
Literatur und Quellen
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Valsassina Heitor, T. () Olivais E Chelas: Operações Urbanísticas de Grande Escala.