Liebe Leserin, lieber Leser

Der Gartentheoretiker Christian Cay Lorenz Hirschfeld schrieb 1785 in seiner "Theorie der Gartenkunst": "Eine ansehnliche Stadt muß in ihrem Umfang einen oder mehrere große offene Plätze haben, wo sich das Volk in gewissen Zeitpunkten der Freude oder der Noth versammeln und sich ausbreiten kann, wo eine freye und gesunde Luft athmet, und die Schönheit des Himmels und der Landschaft sich wieder zum Genuß eröffnet".

Gerade instandgesetzte Gartendenkmale sind heute beliebte Orte, an denen sich diese Forderung erfüllt. Seien es alte Villengärten, Schlossgärten oder Volksgärten – die besondere Atmosphäre in Verbindung von altem Baumbestand und anspruchsvoller Architektur übt eine große Faszination auf die Gäste aus. Sie bedürfen daher besonderer Pflege und besonderem Schutz.

Gedenkstätten sind hingegen explizite Orte der Erinnerungskultur und Trauer. Sie setzen eine aktive Auseinandersetzung mit Leid und Verbrechen voraus. Einige stellen wir in diesem Heft vor.

Zu nennen sind Gedenkstätten für die immensen Kriegsopfer etwa der Sowjetunion, für zehntausende Zwangsarbeiterinnen aus Osteuropa, denen beispielsweise in Bielefeld gedacht wird, oder die Ermordung von Menschen mit geistigen oder körperlichen Einschränkungen, die die Nazis als so genannte Euthanasie verharmlosten. Ursprünglich aus dem Altgriechischen stammend bedeutet es "guter Tod". Es stand für ein schmerzloses Sterben unheilbar Kranker.

Die Gestaltung von Gedenkstätten gehört daher mit zu den verantwortungsvollsten und sensibelsten Aufgaben, denen sich Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten stellen.

Freundliche Grüße,
Mechthild Klett