Im 19. Jahrhundert unter Fürst Pückler und heute
Bodenverbesserung und Düngung im Branitzer Park
von: Dipl.-Ing. (FH) Katja PawlakDie örtlichen Gegebenheiten in Branitz
Der Gartenkünstler Fürst Hermann von Pückler-Muskau schuf mit seinen Gärtnern und unter Mitwirkung seiner Frau Lucie von 1846 bis 1871 den Branitzer Park. Das Porträt von Moritz Michael Daffinger zeigt Pückler im Jahr 1840 und somit vor dem Beginn der Arbeiten in Branitz. Das hiesige Schloss war seit der Errichtung durch den Großvater des Fürsten 1772 unverändert: es stellte sich als barockes, zweigeschossiges und unverputztes Gebäude mit Walmdächern auf hohem Sockelgeschoss dar.2
In Branitz fand Pückler ein Areal mit schwierigen Bodenbedingungen vor. Davon handeln Berichte, so auch jener vom Potsdamer Gartenoberinspektor Georg Potente über den „Ausflug nach Kottbus und Branitz am 19. Juli 1906“. Darin heißt es: „So begann er [Pückler] das Wagnis, eine Sandscholle in ein Wald- und Blumenparadies umzuwandeln. Branitz erschien ihm als eine neue Studie, ein Wunder, dessen Resultate der Natur nur im schwerem Kampfe abgerungen werden sollen.“ 3
Der Fürst selbst schrieb 1847: „Ich büffle unterdessen hier in Branitz, wie ehemals in Muskau, um wieder eine neue Oasis in der Wüste zu schaffen, was einmal meine Bestimmung hienieden zu sein scheint. (. . . ) Soviel ist gewiß, daß wenn es mir hier gelingt, eine ästhetische Natur hervorzuzaubern, dies mein Meisterstück sein wird, wie auch mein letztes Stück, welches zur Aufführung kommt.“4
Ab 1846 begannen die Arbeiten in den ersten Parkbereichen, dazu zählten der Pleasureground, die Schmiedewiese, der Schwarze See und die Schlosswiese. Ein 1846 gefertigter Plan stellt die Bereiche und die beabsichtigte Gestaltung mit Gehölzen dar. Zu den vorbereitenden Arbeiten gehörten damals Bodenverbesserung und Düngung. Nachweise für diese Tätigkeiten finden sich in den „Gärtnerbriefen“, der Korrespondenz Pücklers mit seinen Obergärtnern und Gärtnern.5
Auch die Briefe Pücklers an seinen Sekretär Albert Bidault, der ab 1849 in Branitz tätig war, bestätigen die Beschäftigung mit Bodenverbesserung und Düngung, ebenso der briefliche Austausch zwischen Pückler und Lucie. So legte der Fürst im Juli 1848 seiner Frau dar: „Der Boden ist hier, wie ich leider erfahre, doch noch ungünstiger, als ich mir schmeichelte (. . . ).“6 Daher wurde der Vorbereitung des Bodens für die Pflanzungen große Aufmerksamkeit gewidmet. „Zahlreiche Rechnungen geben Auskunft darüber, wie umfangreich rigolt, Klock gegraben, guter Boden angefahren, Gräben zum Entwässern der Flächen gezogen und Kadaver, insbesondere von Schafen und Pferden, unter den Bäumen vergraben wurden, um den Boden zu verbessern.“7
Die Baumschulen und „Baumuniversitäten“ als Grundlagen zur Bepflanzung des Parks
Dem Fürsten war es wichtig, als Basis der Pflanzungen eigene Baumschulen zu besitzen. Ein äußerst dürftiger Baumbestand war 1846 in Branitz vorhanden, innerhalb kürzester Zeit sollten aber raum- und bildwirksame Partien geschaffen werden. Mit der Anlage einer ersten Baumschule beauftragte Pückler im Jahr 1846 Oberförster Schrefeld.8
In der ab 1848 angelegten Gärtnerei – mit Gewächshäusern, Obst- und Küchengärten, Frühbeethof und Anzuchtflächen für Blumen und Stauden – entstand eine neue Baumschule sowie die „Baumuniversität“. Bei letzterer handelte es sich um spezielle Baumschulquartiere für die Aufschulung groß zu verpflanzender Bäume.9
Auf dem „Plan des Fürstlich Pückler-Muskauschen Parks zu Branitz“ von 1853 sind die neue und die alte Baumschule nordwestlich des neuen Wirtschaftshofes eingetragen. Um 1860 bis 1869 wurden drei weitere „Baumuniversitäten“ angelegt. Und auch weitere Baumschulen entwickelten sich bis 1895, angesiedelt im Innenparkrandbereich und im Außenpark.10 Der Plan „Fürstlicher Park zu Branitz“ von 1903 verzeichnet schließlich noch fünf Baumschulen. Vermutlich Anfang des 20. Jahrhunderts kam es zur Einstellung der „Baumuniversität“ in Branitz.11
Erst mit der 2011 erfolgten Wiederbelebung der „Baumuniversität“ durch die 1995 begründete Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz existiert wieder eine parkeigene Baumschule am Ort. Die hier angezogenen und am Standort erprobten Gehölze werden in der jeweiligen Herbst- und Wintersaison im Park ausgepflanzt. Seit 2021 produziert der Park mit dieser Eigenanzucht nahezu autark Nachwuchs und muss kaum auf Baumschulware am Markt zurückgreifen. Düngung und Bodenverbesserung waren im 19. Jahrhundert wichtige Themen im Branitzer Park, da sich die Bodenverhältnisse wie beschrieben schwierig gestalteten. Die Bandbreite der eingesetzten Dünger war groß und die Beschäftigung mit der Bodenverbesserung intensiv. Zur besseren Übersichtlichkeit sind die überlieferten Nachweise einzelnen Themen zugeordnet.
SUG-Stellenmarkt
Treibereien und Blumenbeete
Die Gewächshäuser in der Schlossgärtnerei dienten unter anderem zur Ananaszucht. Diese Kultur hatte Pückler schon in Muskau erfolgreich aufgebaut und ließ sie in Branitz fortsetzen. Über die Düngung der Ananas und Mistbeete berichtete Wilhelm Freschke, seit 1852 in Branitz als Obergärtner angestellt, im Dezember 1854: „Zum Frühjahr, wenn das Auspflanzen der Ananas in den Anzuchtkästen beginnt, bedarf ich einer großen Menge frischen Pferdedüngers mit einem Maale. Ebenso im Herbst beim Einpflanzen. (. . . ) Ohne Dünger Zuschuß läßt sich auch die Mistbeettreiberei gar nicht in dem Umfang fortsetzen, wie sie bisher betrieben wurde, denn diese Beete mußten im vergangenen Jahr mit Laub und Nadelstreu angelegt werden, das mit Dünger vermengt (. . . )“ wurde.12
Im Januar 1855 wurde Dünger aus den alten Mistbeeten auf die „Erdbeerländer“ gekarrt und der Pleasureground Rasen wurde gedüngt, wie Freschke mitteilte. Ob mit den „Erdbeerländern“ Beete in der Gärtnerei oder im Pleasureobstgarten gemeint waren, ist nicht geklärt. Südlich des Kavalierhauses war von 1852 bis 1858 der Pleasureobstgarten entstanden. Hierin befanden sich Erdbeerhügel und ein gemauertes Erdbeerhochbeet. Letzteres empfand man möglicherweise Humphry Reptons „Fragments on the Theory and Practice of Landscape Gardening“ nach. Pückler besaß das Buch seit 1820.13
Einen Nachweis über die Düngung der Erdbeerbeete im Pleasureobstgarten, der später Fruchtgarten hieß, gibt es jedoch für 1862. Im März des Jahres schrieb Freschke dem Fürsten über die Änderung eines Beetes im Fruchtgarten und dass „die übrigen Erdbeerbeete frisch gedüngt und umgepflanzt worden [sind].“14 Hinsichtlich des Düngers für den Blumen- und Fruchtgarten gab der auf Freschke nachfolgende Gärtner Carl Teltzrow im Dezember 1863 bekannt: „Die Gespanne haben daher nach den Blumen u Fruchtgarten Dünger gefahren, zur Düngung des Rasens.“15
Der Blumengarten am Schloss erfuhr stets eine besondere Pflege. Im gesamten Branitzer Pleasureground gab es einst rund 60 Blumenbeete, dazu schmückten Stauden und Gehölze wie Rhododendron den Bereich. Auch dem Rasen wurde große Aufmerksamkeit geschenkt. Dies besagt der Bericht von Wilhelm Kühnau, dem von 1856 bis 1858 in Branitz tätigen Blumengärtner. Rückblikkend schrieb W. Kühnau 1872, „dass die Rasenplätze (. . . ) durch fast alle vierzehn Tage wiederholtes Abmähen kurz und sammetartig fein gehalten werden“16. Dazu kam die entsprechende Düngung.
Parkwiesen und Parkbereiche
Zur Bodenverbesserung wurde Lehm auf die Parkwiesen aufgebracht und in einzelne Bereiche fuhr man „guten Boden“. Wilhelm Freschke berichtete im April 1859 dem Fürsten, dass die sandige Stelle an den Wolfshügeln durch „angefahrne Erde“ genügend verbessert wurde und schrieb: „Auch der im Winter mit Dünger überfahrne Teil der Fahnen Wiese, ist nachdem auch Lehm hinzugefügt worden, fertig gegraben und besäet.“17 Lehmausbringung auf die Fahnenwiese ist außerdem für die Jahre 1863 und 1864 belegt. 1864 wurden die Parkwiesen mit Kompost gedüngt. 1866 erfolgte das Düngen der Wiesen im Park mit Schlamm, der überwiegend aus dem Schwarzen See stammte.
Nachweislich wurde in dem Jahr auch die Schmiedewiese mit Schlamm gedüngt.18 Erwähnenswert ist die Aufarbeitung des Schlamms, worüber Gärtner Teltzrow im März 1866 aussagte: Magerer Schlamm würde mit Dünger und Lehm versetzt, fetterer Schlamm mit Kalkstaub vermischt. Der Schlamm habe den „ganzen Herbst auf einen ziemlich breiten Haufen gelegen, von allen scharfen Säuren befreit wie die Probe ergab, die ich nach einem sehr gediegenen Aufsatz in der Landwirtschaftlichen Zeitung stand gemacht.“19 Vom Gärtner erfolgte noch die Beschreibung eines Testes mit Lackmus-Papier.
Pflanzungen im Park
Der Fürst beschäftigte sich frühzeitig und theoretisch damit, wie Pflanzungen vorzubereiten sind. Er begründete in den von ihm verfassten, 1834 erschienenen „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ die Notwendigkeit einer Baumschule und einer Baumuniversität – letztere „für gross zu versetzende Bäume“.20 Hier heißt es zudem: „Weit wichtiger ist es dagegen für die zu verpflanzenden Bäume immer die ihnen zusagende Bodenart zu wählen, oder solche, wo sie nicht von Natur vorhanden ist, künstlich zu schaffen, und vor allen Dingen sie nie in schlechteren als ihren bisherigen Boden zu verpflanzen. (. . . ) Wo man Torf, Sand, Lehm nebst einigem Viehdünger und Streu hat, und sich zu mässigem Preis Kalk verschaffen kann, wird man durch gehörige Compost-Bereitung und noch ohne grosse Kosten alle Baumsorten die das Clima vertragen, zu freudigem Wachstum bringen können, es müsste denn in der ganzen Gegend ein feindlicher Untergrund von grobem Kies oder undurchdringlichem Thon vorhanden sein.“ Pückler empfiehlt „bei grösseren und geschlossenen jungen Pflanzungen“ den „dazu bestimmten Platz vorher, wenigstens 2 Fuß tief rigolen zu lassen, (. . . ).“21
Fachlich tauschte sich Pückler mit den Branitzer Gärtnern und darüber hinaus mit dem seit 1852 im Muskauer Park tätigen Eduard Petzold aus. Beide waren über einen lebenslangen Briefwechsel miteinander verbunden. Petzold besuchte auch Branitz, im August 1849 sowie 1854.22 Es verwundert daher nicht, dass er sich in seiner wichtigsten Publikation „Die Landschafts-Gärtnerei“ auf die Gärten des Fürsten und auf die in Branitz praktizierte Großbaumverpflanzung bezog.
„Fürst Pückler hatte sich zu diesem Zweck eine Anlage geschaffen, in welche er schon grössere Bäume aller Art in freier Lage und in genügender Entfernung von einander pflanzen liess, wo sie sich nach allen Seiten frei ausbilden und ein vortreffliches Wurzelvermögen erlangen konnten, um sie später je nach Bedarf, also gleich als grosse Bäume in seinen Anlagen zu verwenden. Diese Anlage nannte er, im Gegensatz zu den jüngeren Exemplaren der Baumschule, seine Baumuniversität.“23
Zur Unterstützung der Großbaumverpflanzung dienten „Baum-Maschinen“. Pückler hatte eine solche „Baum-Maschine“ in England kennengelernt. Dabei handelte es sich um einen zweirädrigen einachsigen Spezialkarren aus Holz. Für Branitz lassen sich zwei dieser Geräte nachweisen24, eine historische Fotografie bildet die auf dem Parkhof stehende Technik ab.
Für die Bodenverbesserung als Vorbereitung für eine Pflanzung sei folgendes Beispiel aus den Gärtnerbriefen genannt: 1863 war geplant, den Sockel der Seepyramide (Tumulus) mit wildem Wein zu bepflanzen. Gärtner C. Teltzrow berichtete an Pückler, dass die Erde zu schlecht sei und weiter: „Und zwar wird ein Graben von ziemlich 2 Fuß breit und 2 1/2 Fuß tief ausBodenverbesserung geworfen, der schlechte Boden wird gleich fortgekarrt und mit gute Düngererde und von den guten Oberboden vom See ersetzt. Wo der Wein gewiß sehr freudig wachsen wird.“25
Weitere historische Arten der Düngung
Außer den genannten Arten von Düngung und Bodenverbesserung gibt es Kenntnisse über weitere Düngerarten, die auf schriftlichen Quellen basieren. Pückler unterhielt während seiner Abwesenheit von Branitz mit seinem Sekretär A. Bidault regen Briefkontakt. So gab der Fürst Anweisungen für Schloss und Park, worin gartenpraktische Themen eingeschlossen waren. Im März 1851 berichtete er von einem „Rhododendron-Compost-Guanoversuch“26 und im Frühjahr 1853 ordnete er an, dass sich „Fleischmann (. . . ) die großen Torfstechereien ansehen [soll], um zu ermitteln ob nicht bei uns Verbesserungen zu machen.“27
In einem Brief, der nicht datiert ist, aber vermutlich aus dem Jahr 1853 stammt, fragte Pückler hinsichtlich der Torfdüngung nach. „Zerbröckelt der Torf noch so? In Muskau haben wir den Dünger auf die Wiesen und besonders auf die Grasplätze des pleasier pleasierground [sic] erst Mitte Februar gebracht. Nach Bender’s Meinung verflüchtigt sich die Kraft des Düngers, wenn er schon im Dezember oder Januar darauf kann. Fragen Sie dazu den Inspektor der Bescheid wissen muß ob dies geändert ist.“28
Die schon erwähnte große Bandbreite der im Park eingesetzten Dünger lässt sich anhand der folgenden Auflistung nachvollziehen: Gebrannte Ziegel, Klärgrubenschlamm, Urin, Organischer Dünger in Form von Pferdefleisch sowie Kuh- und Schaffleisch, Blut zur Pflanzendüngung, Kalk und Asche zur Parkwiesendüngung; Schwefelsäure zur Wiesendüngung, Ammoniakwasser von der städtischen Gasanstalt, Hornspäne zur Ananasdüngung, Lohe, Guano, „Chile-Salpeter-Dünger-Salz“, Knochenmehl, Heideerde aus dem Rossow, Moorerde, Torfasche/verbrannter Torf, „Berliner Dung Pulver“ oder „Künstlicher Guano“ (von der Firma Carl Lossow).29 Der Blick in die heutige Zeit wird Unterschiede bei der Anwendung von Düngern zeigen, aber auch gleiche Ansätze bei der Bodenverbesserung treten hervor.
Zur Betrachtung der Düngung in der heutigen Literatur
In der Literatur über Gartengeschichte sind die Düngung und die Bodenverbesserung wenig behandelte Aspekte, oft steht die Auseinandersetzung mit der Gestaltung der Gärten im Vordergrund. Ein Hinweis findet sich zum Beispiel in der „Geschichte der Gartenkultur. Von Blumisten, Kunstgärtnern, Mistbeeten und Pomologien“.30 Hierin widmet sich ein Kapitel dem Thema „Garten und Technik“ und speziell der Verwendung von Gartengeräten im Laufe der Zeit.
Düngung wird nur im Zusammenhang mit Mistbeettreiberei genannt: „Das Mistbeet ist ein Gartenbeet im Freien, bei dem die Heizung durch Mist erfolgt, der unterhalb der Vegetationsschicht eingebracht wird. (. . . ) im 20. Jahrhundert verschwand die Mistbeetkultur mehr und mehr, da Mist immer schwerer zu beschaffen war und es billiger wurde, Obst und Gemüse zu importieren als es arbeitsaufwendig zu treiben.“31
Außer kunstgeschichtlichen Themen wird in der Publikationsreihe „Orangeriekultur“ des Arbeitskreises Orangerien in Deutschland e. V. die Kultur der Orangeriepflanzen behandelt. Erfreulicherweise ist Düngung ein Thema, dem man sich angenommen hat.32 Aufgrund dessen, dass Düngung und Bodenverbesserung elementar für viele Bereiche im Park einschließlich der Orangeriepflanzen sind, ist eine größere Beachtung in der Gartenliteratur wünschenswert.
Bodenverbesserung im Branitzer Park heute – Mechanische Verfahren
Die heute angewandten Techniken zur Bodenverbesserung gründen auf den Erfahrungen der im Park tätigen Gartenmeister und Gärtner. Ab Sommer 2023 wurde damit begonnen, die aktuellen Erfahrungen zu Düngung und Bodenverbesserung mit entsprechenden Techniken und Ergebnissen aufzuschreiben.33
Eine mechanische Art der Bodenverbesserung ist die Lockerung der Wiesenflächen mit der Wiesenschleppe, um verfilzte Strukturen der Gräser aufzureißen. Gleichzeitig werden damit die Maulwurfshügel geglättet. Ein weiteres Verfahren zur Bodenverbesserung ist die Tiefenbelüftung mit Tiefendüngung im Bereich wichtiger bildprägender Solitärbäume. Weisen diese Bäume Schwächungen (z. B. Pilzbefall, fehlende Vitalität) auf und sind dennoch so lange wie möglich zu erhalten, wird in ihrem Umfeld das Verfahren durchgeführt. In den Bereichen der ausgewählten Bäume erfolgt mittels einer Lanze die Tiefenbelüftung, gleichzeitig wird Dünger in den Boden bis in 50 Zentimeter Tiefe eingearbeitet.
Verwendet wurde bislang das Produkt „Baumfutter“ der Firma Hauert. Der organisch-mineralische NKP-Dünger „Baumfutter“ enthält neben Stickstoff, Phosphat, Kalium auch Magnesium sowie die Spurenelemente Kupfer, Eisen, Bor und Mangan. Es wird unter anderem die alte Blutbuche (Fagus sylvatica f. purpurea) am Schloss Branitz, die aus der Pückler-Zeit stammt, mit der Methode behandelt. Insgesamt wurde im Jahr 2022 an 30 Bäumen die Tiefenbelüftung und Tiefendüngung durchgeführt.34
Als direkter Effekt soll die Nährstoffverfügbarkeit im Boden für den jeweilig behandelten Baum über einen Zeitraum von zirka neun Jahren erreicht werden.35 Außerdem wird eine verbesserte Vitalität des Baumes angestrebt, auch optisch. Der (indirekte) Effekt besteht in der besseren Versickerung des Wassers im Boden. Gerade vor dem Hintergrund langanhaltender Trockenheit oder hoher Niederschläge ist eine optimalere Wasseraufnahme positiv.36
Düngung und Bodenverbesserung in Branitz – weitere Maßnahmen
Die Gärtner der Stiftung bringen heute für Pflanzungen Bodenaktivator (= organischer Dünger) aus. So werden unter anderem die Flächen und Beete am Schloss für den Wechselflor vor der Bepflanzung mit Bodenaktivator gedüngt. Lehm wird zur Bodenverbesserung in Pflanzgruben eingebracht. Als Beispiel sei die Maßnahme in der Pücklerallee am Rande des Innenparks genannt: In dieser bildprägenden Allee im englischen Stil mussten 2021 viele Eichen aufgrund der Schädigung durch den Eichenprachtkäfer gefällt werden, somit standen Nachpflanzungen an. In Vorbereitung der Pflanzungen wurde im Dezember 2022 Lehm in die Pflanzgruben eingebracht. Zu Beginn des Jahres 2023 pflanzten die Gärtner an den Originalstandorten die Bäume nach.
Die Parkwiesen werden heute nicht mehr so bewirtschaftet, dass sie nährstoffreich sind. Wiesen, wie zum Beispiel die Schlosswiese, erhalten keine zusätzliche Düngung. Das Mahdgut der Wiesen wird zur Mulchung unter Bäumen verwendet und im Herbst ausgebracht. Dass die Wiesen früher im Gegensatz zu heute stark gedüngt wurden, ist sicher darin begründet, dass größere (Heu) Erträge generiert werden sollten.37
Kompost wird auf einer Fläche in der Gärtnerei gelagert. Dort wird er liegengelassen und umgesetzt; bis zu zwei Jahre dauert der Vorgang. Der Kompost setzt sich aus Schnittgut und Holzspänen zusammen, auch der Laubeintrag aus den Seen des Parks wird hier gelagert. Verteilt wird der Kompost beispielsweise auf Baumstandorte, zuvor wird Kalk zugesetzt. Nicht nur heute, auch historisch gesehen war die Gärtnerei ein Lagerort, zum Beispiel für Boden. In einem Beitrag von Siegfried Neumann heißt es, bezogen auf das Jahr 1856: „So wurden z. B. die besten Böden grundsätzlich zur Gärtnerei gebracht.“38
Ein weiterer, noch angewandter Dünger ist Torf. Für Rhododendron, beispielsweise für jene auf der Schlossterrasse, wird Torf verwendet. Es ist jedoch an eine Umstellung von Torf auf parkeigenen Kompost gedacht, denn insgesamt soll im Branitzer Park mehr mit natürlichen Materialien gedüngt werden.
Resümee
Das Bemühen der für den Branitzer Park verantwortlichen Akteure um den fortwährenden Erhalt dieses Gartens schloss selbstverständlich im 19. Jahrhundert die Praxis von Düngung und Bodenverbesserung mit ein.
Und auch heute widmet sich die Stiftung in Branitz diesen gartenpraktischen Themen, denn sie sind die elementare Grundlage für das Gedeihen und die Gesundheit von Pflanzen und Gehölzen. Der Beitrag versteht sich als Komplettierung bisheriger Erkenntnisse zum Park und zeigt zugleich, dass es sich um keine vollständige Darstellung handelt. Eine wichtige Aufgabe ist daher auch die Dokumentation der Gartenpraxis zur Nachvollziehbarkeit und Vergleichbarkeit und damit zum ganzheitlichen Verständnis.
ANMERKUNGEN
1 Der Beitrag basiert größtenteils auf meinem Vortrag „Da ich mit dem Guano erst Versuche anstellen will. . . “ – Bodenverbesserung und Düngung zur Zeit Pücklers und heute im Branitzer Park, Juni 2023, Garten Forum Glienicke.
2 Siehe: Ulf Jacob, Simone Neuhäuser, Gert Streidt (Hg.): Fürst Pückler. Ein Leben in Bildern, Berlin, edition branitz 15, 2020, S. 251.
3 Bericht abgedruckt in: Gartenflora, Berlin 1906, S. 427 ff.
4 Pückler an Carl Petzold. In: Ebd., S. 427 ff.
5 Die umfangreiche Auswertung der Gärtnerbriefe und deren Einordnung in den Kontext der Parkentwicklung ist erst in dieser 2023 erschienenen Publikation enthalten: Anne Schäfer, Alexander Niemann: „Liebster Herr College“ Fürst Pückler, seine Gärtner und die Entstehung des Branitzer Parks, edition branitz 17, Berlin 2023.
6 Pückler an Lucie, Branitz, 9.7.1848, SFPM, SV, V 167, CD23/F89/170-173, hier 173.
7 Schäfer, Niemann 2023, S. 102.
8 Claudius Wecke: Die Baumuniversität im Fürst-Pückler-Park Branitz. Vom historischen Gehölzeinschlag zur heutigen Gehölzvermehrungsfläche, in: Wiedergeburt von Baumgiganten, edition branitz 10, Berlin, 2014, S. 148.
9 Siehe: Christoph Haase, Katja Pawlak: Fürst-Pückler-Park in Branitz – Gartendenkmalpflege und Klima. Anforderungen zeitgemäßer Parkpflege und kultureller Vermittlung, in: Stadt + Grün 11/2022, S. 42.
10 Claudius Wecke: Von einer hochadligen Herrschaft zum öffentlichen Denkmal. Park und Schloss Branitz nach Fürst Pückler, Dissertation Technische Universität Dresden, Fakultät Architektur, Dresden/Cottbus 2021, S. 108 u. S. 109.
11 Wecke 2014, S. 153.
12 W. Freschke an Pückler, Branitz, 11.12.1854, SFPM, SV, CD 04/10/V154/144-147, hier 145–146.
13 Siehe auch: Schäfer, Niemann 2023, S. 241.
14 Schäfer, Niemann 2023, S. 241/242.
15 C. Teltzrow an Pückler, Branitz, 19.12.1863, SFPM, SV, CD 04/10/V154/411-413, hier 411.
16 Wilhelm Kühnau: Fürst Pückler-Muskau auf dem Gebiet der Blumengärtnerei mit besonderer Berücksichtigung von Schloss Branitz, in: Neunundvierzigster Jahres-Bericht der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur, Breslau 1872, S. 257.
17 W. Freschke an Pückler, Branitz, 24.4.1859, SFPM, SV, CD 04/10/V154/336-339, hier 338.
18 C. Teltzrow an Pückler, Branitz, 1.3.1866, SFPM, SV, CD 04/10/V154/542–546, hier 542.
19 C. Teltzrow an Pückler, Branitz, 18.3.1866, SFPM, SV, CD 04/10/V154/547-552, hier 548.
20 Hermann Fürst von Pückler-Muskau: Andeutungen über Landschaftsgärtnerei, verbunden mit der Beschreibung ihrer praktischen Anwendung in Muskau, 1834/Neuauflage 2014, Siebenter Abschnitt, S. 51.
21 Ebd., S. 52, S. 54.
22 Schäfer, Niemann 2023, S. 186, 192/193.
23 Eduard Petzold: Die Landschafts-Gärtnerei. Ein Handbuch für Gärtner, Architekten und Freunde der Gartenkunst, Leipzig 1888, S. 161 (Nachdruck).
24 Wecke 2014, S. 145.
25 C. Teltzrow an Pückler, Branitz, 22.11.1863, SFPM, SV, CD 04/10/V154/401-403, hier 402.
26 Pückler an A. Bidault, Dresden, 20.03.1851, Brandenburgisches Landeshauptarchiv (BLHA), Rep. 37, Akte Nr. 785, Blatt 15.
27 Pückler an A. Bidault, Berlin, 27.04.1853, BLHA, Rep. 37, Akte Nr. 785, Blatt 115.
28 Pückler an A. Bidault, ohne Ort, wohl 05.01.1853, BLHA, Rep. 37, Akte Nr. 785, Blatt 133.
29 SFPM, Bereich Park & Gartendenkmalpflege, Schriftstück „Bodenverbesserung, Düngung etc. unter Fürst Pückler in Branitz“, unveröffentlicht, 2012.
30 Clemens Alexander Wimmer: Geschichte der Gartenkultur. Von Blumisten, Kunstgärtnern, Mistbeeten und Pomologien, Berlin 2015.
31 Ebd., S. 143.
32 Unter anderem: Wolfgang Friebel: Die Pflege und Düngung der alten Pomeranzen in Pillnitz, in: Orangeriekultur in Sachsen. Die Tradition der Pflanzenkultivierung, Orangeriekultur Bd. 12, Berlin 2015, S. 124–128.
33 Aufzeichnungen von K. Pawlak, basierend auf dem Gespräch mit Parkmeisterin Karina Müller, Juni 2023.
34 Für 2024 ist das Verfahren an 15 Bäumen vorgesehen.
35 Die Zeitangabe basiert auf der Herstellerangabe.
36 Für das Forschungsprojekt der DBU „Handlungsstrategien zur Klimaanpassung: Erfahrungswissen der staatlichen Gartenverwaltungen“ wurde die in Branitz durchgeführte Maßnahme „Tiefenbelüftung und Tiefendüngung von Bäumen“ in Form eines Steckbriefes beschrieben.
37 Auch noch zu DDR-Zeiten wurden die Wiesen im Park gedüngt.
38 Siegfried Neumann: Die Begräbnisstätten im Branitzer Park, in: Pückler Pyramiden Panorama. Neue Beiträge zur Pücklerforschung, edition branitz 4, Berlin 1999, S. 11.
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