Kommentar

Wenn Kunst irritiert

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Landschaft und urbaner Raum bilden derzeit die Kulisse für die Skulpturen-Triennale in Bingen am Rhein. Sie findet bereits zum fünften Mal statt und stellt alle drei Jahre nationale und internationale Kunst aus. Unter dem Motto "Echt und Falsch" werden 20 künstlerische Positionen auf einem Parcours am Rheinkilometer 529 und in der Binger Innenstadt präsentiert.

Die Exponate widmen sich 2020 mit sehr unterschiedlichen Ansätzen den Fragen nach Original und Fälschung, möglicher Desinformation und Irreführung des Betrachters oder einfach dem Spiel von Erwartung zu Wirklichkeit. Das Ergebnis ist witzig, ironisch, im positiven Sinne irritierend und manchmal auch politisch.

Charlie Stein hat einen "Safe Playground", einen Spielplatz ohne Spielmöglichkeiten, angelegt und greift damit hochaktuelle Themen wie Sicherheit und Risiko auf.

Sich einmischen will auch der in Halle (Saale) lebende Künstler Moritz Götze. Gegenüber der monumentalen Germania, die das insgesamt 38 Meter hohe Denkmal in Rüdesheim bekrönt, hat er seine Germania inszeniert, liegend, völlig nackt und beraubt ihrer Insignien der Macht wie Krone und Lorbeerkranz. Mit den Tätowierungen, die ihren Körper bedecken, versetzt Götze die Aktfigur in unsere heutige Zeit.

Der Künstler Konstantin Bayer präsentiert in Bingen Flaggen mit chinesischen Schriftzeichen, die gestalterisch chinesischen Baustellenhinweisen zu Sicherheitsmaßnahmen nachempfunden sind. So stellt er eines der berühmten Zitate von Bertolt Brecht: "Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher!" denen des chinesischen Schriftstellers Lu Xun am Zollamt gegenüber.

Auch kommunale Bausünden und urbane Fehlentscheidungen werden thematisiert: Die ausgestellten Exponate werfen etwa Fragen auf und werden lebhaft diskutiert, wie das großformatige Plakat "Welterbe-Parkhaus" von Dorothea Nold gezeigt hat. Bei der Stadtverwaltung Bingen wurde nachgefragt, ob dies ernst gemeint sei und das Parkhaus tatsächlich gebaut würde. Derartige Irritationen von der Künstlerin sind beabsichtigt. Eine Skulptur der Erinnerung ist das Lehmhaus, das die Irakische Künstlerin Havin Al-Sindy in der Gartenlandschaft des Binger Rheinufers in der architektonischen Tradition ihres Heimatlandes aufgebaut hat. Vielen der Künstler*innen ist es wichtig, dass auch Menschen ihre Arbeiten zu sehen bekommen, die jetzt nicht unbedingt in ein Museum gehen wollen.

Die Skulpturen-Open-Air-Schau kann noch bis 4. Oktober 2020 ohne Eintritt besucht werden.

Christine Fuhrmann

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Dr. Christine Fuhrmann
Autorin

Professur an der Internationalen Hochschule/Fernstudium in Erfurt Landschaftsarchitektur

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