Mit Kontaktverzögerer oder Fotogravur Bilder in den Beton bringen

Beton mit Fotofinish

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Die Folie mit dem Kontaktverzögerer wird in die Schalung eingelegt. Foto: BetonBild

Bilder sagen bekanntlich mehr als Worte. Und so ist es nur konsequent, dass auch Betonoberflächen mittlerweile mit kontrastreichen Fotos und Grafiken versehen werden. Ob bei extravaganten Fassaden, helfenden Wegweisern, Abbildungen von Firmen-CIs oder im Rahmen des Garten- und Landschaftsbaus: die Einsatzmöglichkeiten für die grafische Gestaltung von Beton sind schier unbegrenzt. Doch wie kommt das Foto eigentlich auf den Beton?

Die wohl bekannteste Gestaltungsvariante ist das Fotolith-Verfahren beziehungsweise der Fotobeton: Ähnlich wie bei der Herstellung von Waschbeton kommt hier ein sogenannter Kontaktverzögerer, der auch als Oberflächen- beziehungsweise Abbindeverzögerer bezeichnet wird, zum Einsatz. Dieser besteht aus zucker- und säurehaltigen Wirkstoffen, welche auf den applizierten Stellen für eine verzögerte Aushärtung des Betons sorgen. Die Folge: Überall, wo der Kontaktverzögerer einwirkt, kann der Zement nicht abbinden. Zwischen der unbehandelten Oberfläche (heller Zementstein) und der anschließend ausgewaschenen Betonmatrix (dunkle Gesteinskörnung) entsteht so ein Hell-Dunkel-Unterschied, der schließlich das sichtbare Bild generiert - wobei generell selbstverständlich auch mit dunklem Zement und heller Gesteinskörnung gearbeitet werden kann.

Fotobeton - Design mit Motiv

Um Fotobeton herzustellen, ist zunächst Schwarz-Weiß-Denken angesagt. So muss das gewünschte Bildmotiv im ersten Schritt am Computer gerastert und auf deutlich weniger Bildpunkte reduziert werden - ähnlich einem pixelarmen Zeitungsfoto in Schwarz-Weiß. Im Anschluss gilt es, das Bild auf die entsprechende Größe zu bringen und es mithilfe des bereits erwähnten Kontaktverzögerers per speziellem Siebdruckverfahren auf eine Kunststofffolie zu übertragen.

Die fertigen Folien werden daraufhin in eine Fertigteilform eingelegt und der Beton in die Schalung gefüllt. Hat das Bauteil die erforderliche Festigkeit erreicht, kann man es aus der Schalung entnehmen. Nun geht es ans Auswaschen der oberflächennahen Schicht. In diesem finalen Schritt werden die Konturen des Bildes freigelegt: Wo viel Kontaktverzögerer wirkte, wird mehr ausgewaschen (stärkere Vertiefung = dunkler Bildpunkt), wo wenig oder kein Auftrag erfolgte, bleiben wiederum hellere Stellen. Fertig ist der Fotobeton - die wohl fotogetreuste Form des Concrete Designs.

Die Gravurmethode - für Bilder wie gestochen . . .

Aber auch die zweite Variante der grafischen Betonbearbeitung kommt alles andere als oberflächlich daher: Statt mit Kontaktverzögerer lassen sich nämlich ebenso via Vectogramm- beziehungsweise Fotogravur-Technik Bilder auf Beton übertragen. Dieses computergestützte Verfahren überträgt detaillierte Bildinformationen mithilfe einer CNC-Fräse in eine Trägerplatte. Hierfür wird die gewünschte Bildvorlage eingescannt, in 256 Graustufen umgewandelt und anschließend in eine Bearbeitungsdatei formatiert. Aus Letzterer erhält die Fräse die nötigen Informationen, um ein abbildgetreues Muster zu erstellen.

Dabei entstehen viele linienförmige Vertiefungen. Die tieferen Bereiche erzeugen einen dunklen Schatten, die oberflächennahen Linien wirken durch den dünneren Schatten etwas heller. Die Wirkung des Bildes hängt also stark vom Betrachtungswinkel und von den Lichtverhältnissen ab.

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Gefrästes Positivmodell, das als Vorlage für eine Matrize dient. Foto: BetonBild

Das Positivmodell dient dann als Vorlage für die sogenannten Matrizen. Diese elastischen Abformungen lassen sich generieren, indem Elastomere auf das Positivmodell gegossen werden. Sind die Matrizen einmal ausgehärtet, finden sie schließlich im Fertigteilwerk oder direkt auf der Baustelle ihren Einsatz. Hier werden sie vor dem Betonieren in die Schalung eingelegt, wo sie eine feine bis grobe reliefartige Oberflächenstruktur erzeugen. Dank ihrer Elastizität ist das anschließende Lösen der Matrizen vom Beton problemlos möglich. Weiterer Vorteil: Aufgrund der robusten Verarbeitung können sie mehrfach verwendet werden - was selbst ein so aufwendiges Verfahren wie die Fotogravur beziehungsweise die Vectogramm-Technik wirtschaftlich macht.

Betografie

Ein weiteres Bearbeitungsverfahren für Betondesigns ist die Betografie. Sie folgt einem bereits seit der Antike angewendetem Prinzip, der Terrazzotechnik: Durch das Ebenschleifen eines in Beton gegossenen Reliefs wird die grobe Gesteinskörnung unterschiedlich stark angeschliffen. Bei starkem Farbkontrast zwischen Zementmatrix und Gesteinskörnung entstehen infolgedessen unterschiedliche Farbschattierungen, die das finale Gesamtbild generieren. Wie plastisch dieses ausfällt, hängt bei der Betografie vom Grad des Abschleifens und der Beimischung farbiger Zusatzstoffe ab. Da diese Art der Betonbearbeitung sehr arbeitsaufwendig ist, eignet sie sich weniger für große Flächen, sondern eher für kleinere Wandausschnitte sowie für Stelen oder Denkmäler. Der Phantasie sind bei der Gestaltung keine Grenzen gesetzt - dank des technischen Fortschritts wird sie immer vielfältiger und zugleich wirtschaftlicher.

Fotobeton & Co. in der Anwendung

So finden sich zahlreiche Anwendungsbeispiele für die grafische Gestaltung von Beton. Den ersten Rang nimmt das Fotobeton-Verfahren ein. So hat etwa ein Berliner Hotel seiner Fassade den letzten Schliff mit Fotobeton verlieh: Das durch Kontaktverzögerer hervorgerufene Bild auf den äußeren Betonfassadenelementen zeigt sich als florales Muster, das dem sonst eher kühl wirkenden Beton einen ungewohnt verspielten Touch verleiht: Ändern sich die Perspektive des Betrachters oder der Einfall einer Lichtquelle wie der Sonne, erzeugt die Fotobetonplatte aufgrund ihrer winzigen, reliefartigen Vertiefungen immer wieder neue Eindrücke.

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Das fertige Fassadenelement des Berliner Hotels. Foto: BetonBild
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Fassade der Langenfelder Feuerwehr. Foto: BetonBild

Weniger Tapeten-Optik, dafür umso mehr Bild-Charakter birgt hingegen die abgebildete Feuerwehrwache in Langenfeld: Auf einer Fläche von 34 Quadratmetern wurde hier ein Porträt zweier Feuerwehrmänner im Einsatz realisiert, das die Bestimmung des Gebäudes auf besonders bildhafte Weise offenbart. Sogleich fühlt man sich in längst vergangene Zeiten von schwarz-weißen Dia-Projektionen zurückversetzt - mit dem Unterschied, dass das Abbild der Porträtierten in Nordrhein-Westfalen vermutlich noch die nächsten hundert Jahre zu sehen sein wird. Der Grund ist eine abschließende Imprägnierung, die die Abbildungen dauerhaft vor Schmutz und Ausblühen schützt.

Verwendung im GaLa-Bau

Auch im Bereich des GaLa-Baus Objekte aus Fotobeton gut vor der Witterung geschützt. So ist der "verzögerte Beton" dank seiner feuchtigkeits- und temperaturbeständigen Beschaffenheit ein häufiges Designelement für Grün- und Freianlagen. Zum Beispiel die im Offenbacher Raum befindliche Betonstele, die zwei junge Fußballer im Spiel zeigt. Nicht nur auf den ersten Blick mutet das monolithische Objekt wie ein klassisches Gemälde an, das sich ganz selbstverständlich in die bunte Alltagskulisse einfügt, von der es umgeben ist.

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Zwei Fußballspieler auf einer Betonstele im Offenbacher Raum. Foto: Fabrino

Fotobeton ist damit ein Mittel für die Landschaftsplanung - zumal man sich am Wechselspiel aus Hell-Dunkel sicherlich weniger schnell satt sieht als etwa an plakativen Farbfotos. Ein Umstand, der das Fotolith-Verfahren auch für Denk- und Mahnmäler interessant macht: Mit dem Logo- beziehungsweise Fotobetonverfahren ist es möglich, Motive oder Schriftzüge auf Betonfertigteile zu übertragen.

Etwa laden sogenannte "Gedenkbänke" zum Verweilen ein und erzählen zugleich eine Geschichte. Es geht aber auch direkter: Als 2014 in Deggendorf die dortige Landesgartenschau stattfand, wurden Besucher gleich am Eingang mit einem Logo aus Fotobeton empfangen. Der Schriftzug hob sich - nach vorheriger Behandlung mit Kontaktverzögerer und anschließender Auswaschung - in einem dunkleren Farbton von der unbehandelten, hellgrauen Oberfläche ab. Heraus kam ein Betonelement, das mit variierendem Logo überall Verwendung finden könnte - von Fußgängerzonen über Parkanlagen bis hin zu Wanderwegen.

Kein "Grau in Grau" . . .

Neben Fotobeton kann auch die Fotogravur Gestaltungsmittel für Sonderbauteile oder Fassadenelemente oder andere Gestaltungsobjekte im GaLaBau sein, wie das Anwendungsbeispiel in Heidelberg zeigt. Das Parkhaus am Friedrich-Ebert-Platz, heißt Besucher auf der Außenwand des Treppenaufgangs mit einem detailgetreuen Porträt des Namensgebers willkommen. Das Bild, das sich in einem Zusammenspiel verschiedener Grautöne manifestiert, wird von einem Schriftzug begleitet, der mittels Vectogramm-Technik in die Betonoberfläche graviert wurde. Im Gegensatz zum Foto von Friedrich Ebert ist der abgebildete Straßenname hier plastisch ausgearbeitet, wodurch sich ein Kontrast zwischen glatter Betonoberfläche und zurücktretendem Text bildet.

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Auf dem Friedrich-Ebert-Platz in Heidelberg in wurde das Portrait des Namensgebers in den Aufgang des Parkhauses mittels Fotogravur aufgebracht. Foto: BetonBild
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Kontraste verschiedener Grautöne wurden durch die Betografie-Technik graviert. Eine Beton-Stele auf der Landesgartenschau Neu-Ulm. Foto: BetonBild

Noch mehr "Oberflächen-Spannung" nimmt man nur auf der ehemaligen Landesgartenschau in Neu-Ulm wahr: Hier steht eine Betonstele, die mittels Betografie reliefartige Umrisse eines stehenden Mannes in Lebensgröße trägt. Während man dessen "Kleidung" vor dem unbearbeiteten Hintergrund gerade so viel anschliff, dass sie sich nur marginal von diesem abhebt, wurde im Gesichts- und Fußbereich der Beton in diesen Segmenten wesentlich mehr angeschliffen. Es entstand ein entsprechend stärkerer Farbkontrast zwischen Zementmatrix und Gesteinskörnung. Das Ergebnis: eine grobe, dunkelgrau-schwarze Textur, die das grau-grünlich schimmernde Kleiderwerk der Figur kontrastiert. Vor allem auf die Entfernung stellt sich so ein gewisser Pixelcharakter ein, der das Bild zwischen den Stauden- und Kräuterbeeten, Wasserspielen und Kleingärten unwirklich erscheinen lässt.

Design mit Zukunft

Wesentlich bodenständiger präsentiert sich der "kleine Griesheimer": Um für ABC-Schützen den täglichen Schulweg sicherer zu gestalten, stellte die Stadt Griesheim in Zusammenarbeit mit einem Betonfabrikanten ein spezielles Motiv-Pflaster vor. Die 40 x 40 Zentimeter große Platte, die auf der Idee des Darmstädter Professors Bernhard Meyer beruht, zeigt ein gelbes Männchen, das einer Mensch-ärgere-dich-nicht-Figur ähnelt. Wie Start- und Zielmarken wurden die Pflastersteine paarweise auf den gegenüberliegenden Straßenseiten in Höhe des Bordsteins in die Gehwegbefestigung eingelassen. Sie sollen den Schülern so den Weg über die Straße weisen, ohne dabei ein falsches Sicherheitsgefühl zu vermitteln. Ein Beitrag zur Verkehrserziehung und eine besondere Variante des Betondesigns, die zwar ohne die vorgestellten Verfahren auskommt, aber keineswegs weniger durchdacht ist. Es bleibt also spannend zu beobachten, welche Designs in den nächsten Jahren noch im Bereich der Fassaden- und vor allem im Rahmen des Garten- und Landschaftsbaus realisiert werden - an kreativen Techniken zur Umsetzung entsprechender Entwürfe mangelt es jedenfalls nicht.

Dr.-Ing. Diethelm Bosold
Autor

InformationsZentrum Beton

Dipl.-Ing. Markus Brunner
Autor

InformationsZentrum Beton

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