Mit Kraft und Mut die Folgen von Sturm Ela bewältigt
Goldener Ginkgo an Doris Törkel in Düsseldorf verliehen
von: Dipl.-Ing. Heiner BrunsDer "Goldene Ginkgo" der DGG wird an Personen verliehen, die sich durch ihr besonderes Engagement und herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Entwicklung und Gestaltung des öffentlichen Raumes und des öffentlichen Grüns ausgezeichnet haben.
Der Preis ist aber nicht nur eine Würdigung der Person - heute Doris Törkel - sondern auch der Stadt, in der die Ausgezeichneten wirken. Düsseldorf wird zu Recht als Gartenstadt bezeichnet. Das hat Tradition! Um den Oberbürgermeister Thomas Geisel viele Städte beneiden: der Düsseldorfer Hofgarten ist Deutschlands erster und damit ältester öffentlicher Park. Er ist zum festen Bestandteil des Düsseldorfer Bewusstseins geworden. Wie stark diese Bindung ist, wurde schon Anfang der 1960er-Jahre deutlich, als über 10.000 Bürgerinnen und Bürger gegen die Pläne zur Zerschneidung des Hofgartens durch eine Verkehrsachse demonstrierten und fast 60.000 Unterschriften sammelten. Die Aktion mündete in eine Satzung zum Schutz des Hofgartens.
Jede Zeit hat ihre Herausforderungen: heute ist das der Klimawandel
2013 hat Doris Törkel die Arbeit im Düsseldorfer Gartenamt aufgenommen. Die erste ganz große Herausforderung brachte der Sturm Ela im Juni 2014 mit sich, der unter anderem den Hofgarten völlig verwüstete. In der Katastrophe auch eine Chance zu sehen, braucht Selbstvertrauen, Kraft und Mut. Auf der Basis einer soliden Ausbildung und vielfältiger Berufserfahrungen hat Doris Törkel genau das mitgebracht. Das allein reicht aber nicht, es braucht eine gute und starke Mannschaft, die es im Düsseldorfer Grünflächenamt gibt, sowie die Unterstützung durch Politik und Bürgerschaft. Auch das ist hier in Düsseldorf gegeben.
In einer gemeinsamen Kraftanstrengung - es gab Spenden für Baumpflanzungen in Höhe von 2,7 Millionen Euro - aber auch Bürgeraktionen wie die Sturmbrettchen sowie zusätzliche Haushaltsmittel in Höhe von insgesamt 30 Millionen Euro, die durch den Rat bereitgestellt wurden - ist es gelungen, ein ganzheitliches Sanierungskonzept nicht nur für den Hofgarten sondern für das gesamte Stadtgebiet umzusetzen.
SUG-Stellenmarkt
Niederrhein
Düsseldorf ist die derzeitige Wirkungsstätte von Doris Törkel. Düsseldorf liegt am Niederrhein, Krefeld, die vormalige Wirkungsstätte, ebenfalls. Das merkt man daran, dass in beiden Städten vornehmlich Altbier getrunken wird.
Der Niederrhein ist eine besondere Landschaft, wie Hanns Dieter Hüsch es beschreibt. Der Niederrhein formt und bindet die Menschen, die dort geboren werden. Es ist eine Landschaft von der Hanns Dieter Hüsch sagte, dass sich hier in besonderen Momenten Himmel und Erde berühren.
Dinslaken liegt ebenfalls am Niederrhein. Dort kann man laut Hüsch Gott auf dem Fahrrad begegnen. Wir können Doris Törkel danach fragen, denn sie ist in Dinslaken geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen.
In einem Interview mit der Zeitung Express hat sie verraten, wie ihr Berufswunsch entstanden ist.
Frage des Express: Hatten Sie ein Schlüsselerlebnis, bei dem Sie sich für ihren Beruf entschieden? Doris Törkel: Das war für mich der Moment, als meine Mutter mir im Garten ein kleines Stück absteckte und sagte, dass ich damit machen kann, was ich will. Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass das der Moment war, bei dem ich mich in Gartenarbeit verliebt habe.
Gestaltung
Das Motiv "Gestaltung" zieht sich durch die gesamte berufliche Ausbildung und Laufbahn von Doris Törkel. Sie studierte an der TU Berlin erfolgreich Landschaftsplanung und darf seither - mit dem Segen der Architektenkammer - die Berufsbezeichnung Landschaftsarchitektin führen. Landschaftsplanung ist ein querschnittorientierter Studiengang, der neben den naturwissenschaftlichen, planerischen und rechtlichen Grundlagen auch die konkrete Planung und Umsetzung von "Grün"-Projekten vermittelt. Mit dieser Basis hat Doris Törkel unmittelbar nach Beendigung des Studiums 1987 ihre erste Anstellung bei der Planergruppe Oberhausen bekommen.
Oberhausen
Offensichtlich hat sie ihre persönlichen Talente und die Ausbildung gut einbringen können, denn sie ist innerhalb von zwei Jahren zur Gesellschafterin bestellt worden und hat 1991 die Geschäftsführung des Büros übernommen. Das ist sicher auch ein Resultat ihrer Einstellung: Ihren Beruf nicht nur als Broterwerb zu verstehen, sondern im wahrsten Sinne des Wortes als Berufung. Der Gang zur Planergruppe Oberhausen war vermutlich kein Zufall, denn dieses Büro steht für interdisziplinäre Zusammenarbeit schlecht hin: Architekten, Städteplaner, Landschaftplaner, Künstler und Journalisten arbeiten dort zusammen an Projekten unterschiedlichster Art.
Nach ihrer eigenen Aussage war insbesondere die Arbeit im Rahmen der IBA Emscher Park, die Ausgangspunkt für eine grundlegende Neuorientierung des Ruhrgebietes war, prägend.
Institut für Raumplanung
An der Universität Dortmund schlägt Doris Törkel 1998 ein neues Kapitel ihres Berufslebens auf. Sie wird gewissermaßen "Raumplanerin" und geht als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet Städtebau zu Prof. Peter Zlonicky, der wichtige Impulse für innovative Strategien des Städtebaus und der Raumplanung gab. Und der ganze Generationen von Städteplanern ausgebildet hat. Aber was sucht eine Landschaftsarchitektin beim Städtebau mag man sich fragen? Die Antwort ist einfach: Zolinicky dachte querschnittsorientiert. Planer sollten nach seiner Auffassung möglichst breit aufgestellt sein, alle Grundlagen des Städtebaus in ihr Denken und Planen einbeziehen. Das passte gut mit der beruflichen Ausrichtung von Doris Törkel zusammen.
Parallel zur wissenschaftlichen Arbeit hat Doris Törkel mit Markus Schürmann das Büro S.T. Freiraum aufgebaut und betrieben. Städtebauliche Projekte wurden in Kooperation mit R.W. Städteplaner und Architekten realisiert. Maria Wagener versteckt sich hinter dem W. Sie war schon seit der gemeinsamen Zeit bei der Planergruppe Oberhausen Wegbegleiterin von Doris Törkel. Unabhängig von einander befragt, nannten beide das Wettbewerbsverfahren und die Umsetzung der Planung zum Botanischen Garten Wuppertal als das herausragende Projekt aus dieser Zeit.
Maria Wagener - gefragt, was ihr spontan einfällt, wenn sie den Namen Doris Törkel hört, antwortet: souverän im Auftritt, sehr gut im sprachlichen Ausdruck, zielstrebig und großzügig.
Krefeld
2005 sucht Doris Törkel neue Herausforderungen. Sie bewirbt sich auf die Stelle der Leitung des Fachbereiches Grün der Stadt Krefeld. Sie wird ausgewählt und tritt in große Fußstapfen, denn dieser Fachbereich ist geprägt von den Vorgängern Blauärmel und Visser. Thomas Visser hatte die Stelle des Beigeordneten in Krefeld übernommen und den Weg für Doris Törkel frei gemacht.
Krefeld ist eine Stadt - was viele nicht wissen - die von historischen Gartenanlagen der ehemaligen "Seidenbarone" geprägt ist, weil ein weitsichtiger Oberbürgermeister, trotz der Wirtschaftskrise zwischen den beiden Weltkriegen, die Sicherung und die Öffnung der privaten Gärten für die Öffentlichkeit betrieben hat. Damit ist ein wesentlicher Arbeitsschwerpunkt in Krefeld beschrieben. Um die Qualitäten zu sichern, wurden die Gärten in den historischen Zustand zurückversetzt. Folgerichtig hat sich Doris Törkel auch über die Stadtgrenzen von Krefeld hinaus in Sachen Gartendenkmalpflege engagiert und die Leitung des bundesweit organisierten Arbeitskreises Gartendenkmalpflege übernommen.
Der Fachbereich Grün in Krefeld hat Doris Törkel die gesamte Bandbreite des Aufgabenbereiches kommunales Grün geboten. Von der Landschaftsplanung, über die Grünflächenunterhaltung und dem Forstbetrieb bis zu den Friedhöfen.
Thomas Visser hat mir verraten, dass sich Doris Törkel bewusst für Krefeld entschieden hat , weil Krefeld am Niederrhein liegt. Sie hat mit ihrem freiberuflichen Erfahrungshorizont neues Denken in die klassischen Verwaltungsstrukturen mitgebracht. Neu war zum Beispiel die ausgeprägte kontinuierliche Bürgerbeteiligung von der ersten Projektidee bis zur Realisierung eines Projektes. Eine Leitlinie, die Doris Törkel bei ihren Projekten schon seit ihrer Zeit bei der Planergruppe Oberhausen gelernt und eingeübt hat.
Thomas Visser habe ich ebenfalls gefragt, was ihm spontan einfällt, wenn er den Namen Doris Törkel hört: fachkundig, streitbar im positiven Sinn, authentisch, das waren seine Antworten.
Seit 2013 leitet Doris Törkel das Garten-, Friedhofs- und Forstamt der Landeshauptstadt Düsseldorf. Oder wie sie es in einem Interview mit dem Express selbst formuliert hat: "Ich bin für alles Grün in der Stadt zuständig."
Im Bewusstsein der Gesamtverantwortung für die Freiräume in der Stadt wurde 2015, der unter ihrer Regie erarbeite gesamtstädtische Grünordnungsplan 2025 "rheinverbunden", durch den Rat der Stadt Düsseldorf verabschiedet.
Mit der Zukunftsbaumliste hat sie früh auf den Klimawandel reagiert und die Grundlage für das Stadtbaumkonzept geschaffen. Dazu gehört auch der Aufbau eines Baumsachgebietes, um die sachgerechte Pflege und Entwicklung der Stadtbäume sicherzustellen.
Mit Leib und Seele setzt sich Doris Törkel - so hat es ihre Stellvertreterin Nicole Haas formuliert - für die Belange des Stadtgrüns ein. Mit dieser Leidenschaft holt sie auch die Kolleginnen und Kollegen, die Bürgerschaft und die Politik in Düsseldorf mit ins Boot. So arbeiten alle gemeinsam daran, dass Düsseldorf auch zukünftig dem Ruf als Gartenstadt gerecht werden kann.
"Berufung, Gestaltung, querschnittsorientiert denken, zielstrebig, fachkundig, mit Leib und Seele" all diese Attribute werden Doris Törkel zugeschrieben. Ich kann gut nachvollziehen, warum Doris Törkel für den Goldenen Ginkgo 2018 ausgewählt worden ist.
Falls Sie sich gefragt haben sollten, warum der Preis "Goldener Ginkgo" heißt, habe ich dafür hier eine mögliche Erklärung: Ein 400 Jahre alter Ginkgo in einem Tempelbezirk in Japan steht im goldenen Herbstlaub.
Der Text beruht auf der Laudatio von Heiner Bruns, die er bei der Preisübergabe am 5.11.2018 in Düsseldorf gehalten hat.